Leeuwenhoek Mikroskop; the history of the microscope in mud

Begonnen von hotte, Mai 29, 2015, 12:00:04 NACHMITTAGS

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hotte

Liebe Freunde historischer Mikroskope,
Im Dezember 2014 wurde bei Arbeiten in einem Kanal in Delft im Schlamm des Kanals ein Mikroskop vermutlich von Antonie van Leeuwenhoek (1632-1723) gefunden.
Für einige Stunden stand es als schwer erkennbares Fragment bei ebay, wurde dann aber wieder entfernt. Lange Zeit war es nicht mehr aufzufinden.
Ein ausländischer Sammlerfreund hat mir nun geschrieben, dass es in seinem Besitz ist.
Herzlichen Glückwunsch zu dem sensationellen Fund und Besitz.
Es sind nur ca. 10 Stück dieses Mikroskop Typs weltweit vorhanden
Das "Journal Nature" hat in seiner neuen Ausgabe ( Nature 521, 423, 28.may 2015) einen Bericht von Brian J. Ford darüber veröffentlicht.
Hier der Bericht
http://www.readcube.com/articles/10.1038/521423a
Es gibt sie also noch....... die Träume
Mit Sammlergrüßen
Horst

www.kuhn-scientificinstruments.de

Florian Stellmacher

Hallo Horst,

Wahnsinn! Das Mikroskop ist aber dann nicht über Ebay ersteigert worden, oder?

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Bob

Ich beschäftige mich gerade mit Herrn Leeuwenhoek, da ich im Juni einen Vortrag über ihn beim Treffen unserer Mikrogruppe Hamburg halten möchte. Dieser Fund ist da natürlich interessant.
Leeuwenhoek hat wohl insgesamt ca. 300 Mikroskope hergestellt, von denen ca. 270 nach dem Tod seiner Tochter an Niederländer versteigert wurden. Da von so vielen Mikroskopen nur noch zwei Hände voll übrig sind, dürften wohl eine ganze Menge irgendwo herumliegen/-modern. Die ersten Kopien sind aber auch schon früh entstanden und wären heute nach Aufenthalt im Kanal nur schwer vom Original zu unterscheiden. Gibt es Hinweise zur Echtheit dieses Mikroskops? Vielleicht ist es Leeuwenhoek beim Tümpeln in den Kanal gefallen ;D

Kannst Du mir evtl. ein Foto von dem gefundenen Exemplar schicken?

Viele Grüße,

Bob

Klaus

Hallo Bob,

ich kann Dir den Artikel in nature schicken, wenn Du mir Deine Mail Adresse zukommen lässt.

Gruß  Klaus

hotte

Guten Tag
@ Florian,
ich muss den spanischen Sammlerfreund mal fragen, wo und wie er dieses Instrument bekommen hat. Sicherlich nicht über ebay.
@ Bob,
gerne werde ich Dir noch Bilder etc. über Leeuwenhoek zu Deinem Vortrag schicken. Sende mir Deine email Adresse.
Vermutlich ist das Instrument echt. Es wird darüber aber noch diskutiert.
Mehr Info über existierende Instrumente findest Du auch
museumboerhaave.nl/object/enkelvoudige-microscoop-v0717

beste Grüße

Horst

Bob

@Klaus

Vielen Dank - der Artikel ist angekommen!

@Horst

Vielen Dank für Deine Unterstützung! Ich schicke Dir die e-Mail-Adresse per PN



Bob

hotte

Guten Morgen
Hier gibt es einen weiteren Bericht über den sensationellen Fund  des Leeuwenhoek Mikroskops.
Dr. Timo Mappes machte mich darauf aufmerksam.
Die Diskussion darüber bleibt spannend!

http://www.labnews.co.uk/features/deepening-mystery-of-disappearing-microscope/


Liebe Grüße
Horst

Oecoprotonucli

#7
Hallo zusammen,

ich bin ja gerade gefangen von der Mikroskop-Kamera-Adaption und habe ein bißchen gegoogelt. Die Extremform wäre ist die "Kamera-Adaption" an ein Leeuwenhoek-Mikroskop!

In alten Beiträgen geht es bereits um dessen Leistungsfähigkeit:

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=8804.0
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=7139.0

Zitat von: Detlef Kramer link=topic=7139.msg48784
Es gibt ja immer Vermutungen, dass Leeuwenhoek tatsächlich auch schon ein zusammengesetztes Mikroskop besessen hat, dies aber für sich behalten hat. Jedenfalls sind seine Beobachtungen, (immerhin u.a. Bakterien) sensationell, falls er sie wirklich mit einem einfachen Lupen-Mikroskop gemacht hat.

Zitat von: Alfons Renz link=topic=7139.msg48806
Die Frage, ob Leeuwenhoek alle die von ihm gemachten Beobachtung mit den von ihm publizierten Techniken/Geräten gemacht hat, ist weiterhin offen und wird auch von den Beiträgen der drei Mikroskopiker im Internet weder aufgeworfen noch beantwortet.

Zitat von: Florian Stellmacher link=topic=7139.msg48790
Die einlinsigen Mikroskope hatten - grob gesprochen - bis zur Entwicklung achromatisch korrigierter Linsensysteme gegenüber den durchaus bereits bekannten zusammengesetzten Mikroskopen den Vorteil, dass die Abbildungsfehler nur einmal auftraten und nicht durch ein zusätzliches Okular weiter verschlimmert wurden.

Ich wollte bei meiner Suche vor allem Fotos durch alte Mikroskope (und natürlich die Kameraadaptionen dafür) finden. Ich war nicht sehr fündig - außer tatsächlich beim Leeuwenhoek-Mikroskop! Der anscheinend renommierteste Leeuwenhoek-Forscher Brian J Ford, der in den Fäden hier schon öfter zitiert wurde, hat Fotos mit solchen oder vergleichbaren Linsen gemacht, siehe hier:

Celebrating Leeuwenhoek's 375th birthday - What could his microscopes reveal?
http://www.rms.org.uk/Resources/Royal%20Microscopical%20Society/infocus/Images/Brian%20Ford.pdf

http://www.brianjford.com/

In den Berichten sind Fotos von Präparaten zum Vergleich.

Und wie Florian bereits andeutete, hat Leeuwenhoek nicht mit zusammengesetzten Mikroskopen "geschummelt", sondern die Einlinser (= Lupen) haben ihm - im Gegenteil und im Gegensatz zu den damaligen zusammengesetzten Mikroskopen - die starke Vergrößerung und Auflösung überhaupt erst ermöglicht! Brian J Ford argumentiert sogar umgekehrt: Robert Hooke habe seine detaillierten Zeichnungen nicht mit dem typschen, zusammengesetzten Hooke-Mikroskop, sondern einem Einlinser gemacht, weil er nur so die Details habe erkennen können!

Viele Grüße

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

Lupus

Hallo Sebastian,

die Kameraadaption eines Leeuwenhoek-Mikroskopes (d.h. einer Kugellinse) ist mittlerweile schon zigfach als Schülerexperiment, als DIY-Mikroskop oder sogar von Universitätsinstituten als kostengünstige Mikroskopalternative veröffentlicht worden, da musst Du nur unter "Smartphone-Mikroskop" o.ä. suchen. Wurde hier im Forum auch schon zweimal angesprochen, aber (laienhaft) als Spielerei abgetan.   ;)

Hubert

limno

Hallo Sebastian!
Vielen Dank für das sehr aufschlußreiche pdf-Dokument! :)
Liebe Grüße
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Oecoprotonucli

@Heinrich: Gerne!
@Hubert: Danke, passt in der Tat gut!

Gruß

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

hotte

Guten Morgen ,
hier sind weitere aktuelle Informationen über Leeuwenhoek Mikroskope.
Im Museum Boerhaave ist ein silbernes Mikroskop mit 248-facher Vergrößerung wieder " entdeckt " worden
siehe Berichte

http://lensonleeuwenhoek.net/content/constructing-microscopes
http://planetariumzuylenburgh.com/uncategorized/museum-boerhaave-identifies-new-leeuwenhoek-microscope/

Liebe Sammlergrüße

Horst

Oecoprotonucli

#12
Hallo Horst,

Vielen Dank!

Auf der zweiten Webseite wird ja gesagt, dass dieses Silber-Mikroskop wohl bei einem alten Puppenhaus gefunden wurde. Also lohnt es sich, altes Spielzeug zu sammeln!

Die erste von Dir genannte Webseite ist wirklich sehr interessant! Jetzt habe ich auch zum ersten Mal gelesen, wie er in Kapillaren flüssige (Wasser-, Blut-) Proben untersuchen konnte.

Zur Auflösung folgendes Zitat von der Webseite:

Zitat
"Of Leeuwenhoek's dozen surviving lenses, nine were measured by J. van Zuylen in the early 1980's. Their resolving power range from 1.16 to 4 microns."

Zitat
"...he created an aperture by mounting the sphere behind a slightly smaller hole in a metal plate. With an aperture smaller than the lens, the microscope had fewer problems with spherical aberrations. And with the eye so close to the lens, the chromatically aberrant edges were off to the periphery of his vision."

Zur Bequemlichkeit bzw. Unbequemlichkeit des Arbeitens mit diesen Mini-Mikroskopen:
Zitat
"On the close inspection of 3 or 4 drops, I may indeed expend so much labor that the sweat breaks out on me."

Beleuchtung:
Zitat
"Above all things you must have a care, not to make your view in the Sunshine, for if you do so, the Circumference of each Animal, will have almost as many Colours, as we see in the Rainbow"

Färbung:
Zitat
"To increase the contrast, he manipulated it against a dark background; later in his career, he once tried a saffron stain."

Interessant auch, wie er sich selbst das Schmieden/Metallbearbeitung beigebracht hat und keine schönen Mikroskope machen konnte, jedoch auch kein richtiger Schmied es schaffte, ihn nachzuahmen.

Und er machte anscheinend für jede Art von Präparat ein speziell geeignetes Mikroskop und hielt möglicherweise seine absolut besten Methoden geheim, obwohl er andererseits auch sehr viel veröffentlichte. Möglicherweise konnten bei manchen seiner Mikroskope auch die Linsen ausgewechselt werden.

Weiterhin interessant, wie weit er seiner Zeit voraus war, was wenige erkannten, allerdings war Robert Hooke einer seiner Befürworter. Er erkannte auch an, dass diese Mikroskope besser und deutlicher vergrößerten, als die zusammengesetzten Mikroskope. Aber er und alle Anderen außer Leeuwenhoek fanden es zu schwer, solche Mikroskope herzustellen und zu benutzen (es war auch für die Augen sehr anstrengend).

Alle Zitate von der folgenden Webseitensammlung (wo genauere Angaben nachzulesen sind):

http://lensonleeuwenhoek.net/

Viele Grüße

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)