Unbekannte Zeiss Testplatte

Begonnen von JB, August 04, 2015, 01:13:18 VORMITTAG

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JB

Hallo Forum,

Ich habe ein von Zeiss hergestelltes Testpraeparat erworben, das der "Höbelschen Testplatte" aehnelt: 4 Gruppen von in Silberfilm eingravierten Linien. Es handelt sich nicht um eine Abbe'sche Testplatte (unterschiedliche Deckglasdicken), sondern muss eine andere Funktion haben.

Eingraviert ist ausserdem "K5". Weiss jemand, was das bedeuten koennte?

Beste Gruesse, Jon

Alfons Renz

Hallo Jon,

Ein Bild wäre hilfreich, speziell der Gravur "K5".

Herzliche Grüße,

Alfons

JB

Hallo Alfons,

Ich habe mal einen Scan gemacht; die Groesse ist die eines normalen Objekttraegers.


-JS-

Hallo Jon,

ich muss schon sagen, Du verstehst es, einen Spannungsbogen aufzubauen....
Wie wäre es, wenn Du uns nun auch noch mit einem mikroskopischen Bild der in Silberfilm eingravierten Linien beglücken könntest, evtl. sogar mit einem passend eingefügten Maßstab?

Viele Grüße
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

JB

Hallo Joachim,

war nicht als Raetzel gedacht  ;D , ich dachte nur nicht, dass es bei der Bestimmung hilft. Nun aber ein Bild; die Gitterkonstante ist 50 um.



Beste Gruesse, Jon

Klaus Herrmann

Hallo Jon,

sieht sehr unordentlich aus! ;D
Das K habe ich schon mehrfach auf Mikroskopzubehör, das aus Tübingen kommt, gesehen. Alfons Renz kann da sicher präzisieren.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Alfons Renz

Hallo Jon,

Die Zackenstruktur der Linien ist typisch für Testplatten der chromatischen Aberration. Die Grenzlinie variiert je nach Korrektur von grünlich zu bläulich, wobei der jeweilige Farbsaum eine 'Unter'- oder 'Überkorrektur' indiziert. Dabei spielt die Deckglasdicke eine wichtige Rolle. Deshalb iträgt die Abbe'schen Testplatte ein langes, keilförmiges Deckglas mit Markierung der Dicke.

Bei der vorliegenden Testplatte liegt die angeritze Versilberung vermutlich direkt auf dem Deckglas mit exakt 0,170 mm Dicke: Für Durchlicht auf der Unterseite, für Auflicht auf der Oberseite, wobei in diesem Fall die Dicke keine Rolle spielen würde und die Versilberung direkt auf dem Objektträger liegen könnte.

Die wichtige Frage ist: Ist die Versilberung und Gravur auf der Oberseite? Dann hätte man das K5 zu jedem späteren Zeitpunkt einritzen können.

Eine solche Platte könnte zur Einstellung der Deckglasdicke bei Objektiven mit entsprechender Korrekturfassung dienen. Oder als Testobjekt bei der Produktion und Justierung von Objektiven verwendet worden sein. Das Logo scheint auf ein Produktionsjahr um 1960 zu deuten.

Die Signatur K5, meist in Farbe, findet sich auf Mikroskopen und Optiken des Tübinger Instituts für Wissenschaftliche Mikroskopie, wobei Rot für Leitz und Grün für Zeiss stand. K5 wäre demnach die Ausstattung des Kursmikroskops No 5. Die Schrifttype würde sogar passen. Der Direktor, Prof. Haselmann, war vor seiner Berufung nach Tübingen bei Zeiss in Göttingen und hat in enger Zusammenarbeit Kurt Michel einige Spezialoptiken und Teile anfertigen lassen. Ich kann mir aber dennoch kaum vorstellen, dass ihm die Firma Zeiss zu jedem Kurssatz eine eigens unter dem Deckglas angebrachte Nummerierung 'spendiert' hat. Zumal dann auch noch für die Leitz-Nummern...  Auf den mir bekannten Diffraktionsplatten des Instituts findet sich die Nummer eingraviert in die Metallfasssungen, damals vom Institutsmechaniker. Nach der Auflösung des Instituts wurde die Ausstattung in alle Winde verteilt. Insofern ist es nicht abwegig, an die ca. 25 Kurssätze und andere 'Spezialanfertigungen' zu denken. Vielleicht weiss der Besitzer Näheres zur Provenienz der Platte?

Auf jeden Fall ein interessantes Objekt!

Herzliche Grüße,

Alfons

JB

Hallo Forum,

Die Versilberung liegt auf der Unterseite eines duennen Deckglases (also ist das Testpraeparat vermutlich fuer Durchlicht gedacht).

Die Beschriftung "K5" ist ebenfalls auf der Unterseite, in der selben Ebene wie das Gitter. "K5" ist SEHR sauber ausgefuehrt, ohne Zacken und Fehler auch bei hoher Vergroesserung; die Zacken des Gitters sind also absichtlich so hergestellt.

Ich vermute auch eine Testplatte fuer chromatische Aberration, aber "K5"?

Beste Gruesse, Jon

Alfons Renz

Lieber Jon,

Die Zacken sind 'Teil des Spiels', da mit schiefer Beleuchtung gearbeitet wird. Den Gebrauch der ABBEschen Testplatte habe ich gerade in einem separaten Faden erläutert. Allerdings hat diese Testplatte ein keilförmiges Deckglas, wohingegen Deine Platte vermutlich ein Deckglas definierter Dicke besitzt und wahrscheinlich eher in der Fertigung zur Justierung zum Einsatz kam. K5 könnte daher 'Kontrolle 5' stehen. Aber dies ist nur eine blinde Vermutung.

Herzliche Grüße,
Alfons

ImperatorRex

#9
Hallo,
ich verfolge auch diesen Faden - ich nenne nämlich gleich 3 dieser Carl Zeiss Testplatten mein eigen.
Eine Frage aus dem Kontext dieses Fadens: Für welche Zwecke wurden denn die "Höbelschen Testplatten" angefertigt?

viele Grüße
Jochen

JB

Hallo Alfons,

Ja, das mit den Zacken kenne ich so auch aus dem Michel. Ich habe auch vor die Platte fuer Tests von neuerworbenen Objektiven zu nutzen; dazu muss ich nur noch sicherstellen, dass das Deckglas auch 0.17 mm dick ist  ;D


Hallo Joachim,

Gibt es bei Ihren 3 Platten auch eine Beschriftung "K5"? Die Höbelsche Testplatte http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=12378.0 dient genau diesem Zweck, dem Nachweis von chromatischen Fehlern.

Beste Gruesse, Jon

ImperatorRex

Hallo Jon,
vielen Dank für den Link zu dem Beitrag!
Ja die Testplatten sehen absolut identisch aus und tragen auch die Bezeichnung "K5" an der besagten Stelle.


viele Grüße
Jochen