Moderne Schmiermittel für Mikrotome

Begonnen von art, September 28, 2015, 03:28:30 VORMITTAG

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art

Liebe Gemeinschaft,

auf der Suche nach einem alternativen Schlittenbahnenöl zum Typ 404 (was ohnehin wohl schwierig zu beziehen ist) für mein Hn40 bin ich auf einen interessanten Beitrag von Gerd Kauer im MIKROKOSMOS Heft 5 im September 2005 gestoßen. Hier ein Auszug:

"...Es  ist völlig  klar, dass solche Führungen (Schienen des Mikrotoms) eine entsprechende Schmierung verlangen, um zum einen ihre Präzision zu entfalten, zum anderen aber auch die entstehende Reibung zu kompen­sieren. Letzteres ermöglicht erst das ge­
wünschte  leichtgängige  Gleiten  des  Schlittens. Bis  noch  vor  kurzem  wurde  diese  notwendige Schmierung  mit  dem  handelsüblichen  Mikrotomöl  bewerkstelligt.  Seit  einiger  Zeit  wird  es in  meinem  Labor  durch  ein  modernes,  syntheti­sches  Schmiermittel  ersetzt.  Es  handelt  sich  um das   "Fin   Super   der   Firma   Interflon". Dieses beinhaltet  eine besondere  Mischung  mit  Teflon als   primäres   Gleitmittel   und   Additive   zum Schutz   und   Pflege   von   Blankmetallen.   Das Schmiermittel   enthält   keine   chlorierten   Lösungsmittel   und   keine   Silikone.   Es   wird   als Spray   vertrieben   und   entsprechend   auf   die Schlittenbahnen   des Mikrotoms aufgebracht. Der  Schlitten  bewegt  sich  nach  Aufträgen  des
Schmiermittels  überraschend  leichtgängig  über den   gesamten   Verfahrweg...Umso  erfreulicher  ist  die  Tatsache,  dass  sich dieses  Prozedere (neues Schlittenbahnenöl auf die Führungsschienen) offensichtlich  mit  der  Teflon­schmierung    völlig    erübrigt.    Ich    habe    die Schmierung  nun  seit  vier  Wochen  nicht  erneu­ert.  Dennoch  kann  mit  dem  Mikrotom   ohne weiteres  sofort  die  Arbeit  aufgenommen  wer­den.   Das   Schmiermittel   läuft   auch   während längerer  Standzeiten  nicht  ab.  Dies  kommt  ins­ besondere  meinem  Arbeitsrhythmus  entgegen: Meiner   schönsten   Freizeitbeschäftigung, der Mikrotomie,   kann   ich   nur   am   Wochenende
(dafür  aber  viele  Stunden)  frönen.  Unter  der Woche  wird  somit  der  Mikrotomschlitten  nicht bewegt.  Dies  führte  bei  der  üblichen  Naturöl­schmierung  sehr  rasch  zu  einem  festgefressenen Schlitten,   so   dass   ich   gezwungen war, den Schlitten regelmäßig vom  Grundkörper zu  tren­nen,  um  solch ein  Unglück  zu  vermeiden.

Damit   zeigt   sich   ein   weiterer   Vorteil    der Schmierung  mit  diesem  neuen  teflonbasierten Mittel.  Die  Gefahr,  dass sich  der Schlitten selbst während  längerer  Standzeiten  festfrisst,  dürfte nicht   mehr   gegeben   sein.   Mein Mikrotomschlitten  befindet  sich  nun  schon  seit  acht  Wo­chen  auf  dem  Grundkörper  und  gleitet  bei  der geringsten  Berührung  leicht  an.  In  dieser  Zeit habe  ich  die  Schmierung  nur  ein  einziges  Mal
(mit  einem  einzigen  kurzen  Sprühstoß  auf  die jeweilige  Gleitbahn)  erneuert.  Die metallpflegenden  Komponenten  scheinen  noch ihr Übri­ges beizutragen  (Oxidationsschutz)..."

Hat jemand Erfahrungen mit dem Schmiermittel "Fin   Super   der   Firma   Interflon" und - vor allem - ist es eine Alternative zum "alten" Typ 404 und empfehlenswert?


Beste Grüße

Artur

Eckhard

#1
Hallo,

Erfahrung mit dem Mittel habe ich nicht. Aber Balistol und Nähmaschinenöl, zu gleichen Teilen gemischt, funktioniert super.

Herzliche Grüsse,
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
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www.flickr.com/wunderkanone

M.Melzer

#2
Hallo Artur,
bevor du nun gleich losläufst zum Waffenhändler deines Vertrauens ( Ballistol = Waffenöl ), wollte ich nur Bescheid sagen dass sich in dem von mir mitgegebenen Fläschchen sich die von Eckhard propagierte Mischung befindet.

Der von dir angesprochene Schmierstoff scheint aber in den Eigenschaften ähnlich gut zu funktionieren.
Nur habe ich von derartigen Schmierstoffen Abstand genommen weil es Sprüh bzw. Kriechöl ist, das man bekannter Weise nicht einatmen sollte ( Schädigt die Lungenbläschen bzw. verhindert deren Gasaustausch, evl. Nannopartikel ?)

Laut Datenblatt nicht in geschlossenen Räumen verwenden bzw. Atemschutz tragen.

Ich habe die obengenannte Ölmischung immer mit einem weichen Pinsel aufgetragen, da kommt sie auch nur hin wo sie hin soll.

Bei unserem Gespräch hatte ich dir gegenüber ja bereits erwähnt das ich nur schwach geölt habe wegen des anstehenden Transports, deshalb kannst du ja noch mal nachölen ( Falls es nicht gut flutscht ).

Liebe Grüße aus dem sonnigen
Duisburg
Besser heimlich schlau, als unheimlich blöde

Wutsdorff Peter

Guten Tag Artur,
das Thema Schmierung wurde m. W. vor ca. einem Jahr hier behandelt.
Als Maschinenbauing. erlaube ich mir, meine Meinung kund zu tun:
Auch damals habe dazu das im Prinzip folgende geschrieben.
Gegen WD 40 habe ich schon oft hier gewettert. Es ist zum Konservieren von Metalloberflächen gut, am Anfang bewirkt es auch eine Schmierwirkung.
Dann trocknet alles ein und es ist nur noch die Konservierung wirksam.
          Ich habe von einem ehem. Kollegen, der bei Leitz/Leica arbeitete ein Spezialfett von Leica bekommen.
Davon könnte ich Dir einen Fingerhut voll schicken. Besorge Dir Pfeifenreiniger und trage das Fett hauchdünn, aber nur hauchdünn auf die Gleitflächen.
Eine etwas robustere Methode ist eine Mischung von normalem Schmierfett mit Graphit (Im Baumarkt).
Der Mercedes ist jedoch ein Fett von der Fa. Klüber Lubrication: Unimoly HTC Metallic 011055/536058.( sauteuer). Vielleicht geben sie Dir eine Probe.
Ich habe s. Zt. auch eine Probe von einem Kollegen bekommen.
Mit den Fetten von OSIM (EBay) habe ich keine Erfahrung. Sind aber nicht teuer, ausprobieren.
Gleitflächen, die keinen ständigen Schmierfilm aufbauen, sollten immer mit Fett geschmiert werden, da das ÖL schnell herausläuft.
Gruß Peter aus Lorsch

the_playstation

#4
Hallo.
Schmiermittel, Rostschutz, ... sind ja Themen in vielen Hobbybereichen.
Ob bei Fahrzeugen, Drehmaschinen, Schlittenmikrotomen, Stirlingmotoren, oder Schwertern. ;) Von Graphit über Silikon, Molybdänpasten bis zu div. Arten von Ölen (mineralisch bis pflanzlich) ist die Palette nahezu grenzenlos. Von Balistol bis Nelkenöl. Ich persönlich entscheide mich aufgrund der Erfordernisse. Ob. z.B. hohe Kräfte ausgehalten werden müssen (Getriebe) oder ob es auf max. Leichtgängigkeit ankommt (kleine Model-Stirling-Motoren). Eckhards Mischung und Teflonschmiermittel lassen auf eine Schmierung mit Wert auf eine geringe Reibung schließen.

Balistol gibt es nicht nur bei Waffenhändlern sondern wird universell auch von vielen anderen Händlern angeboten.

Peter hat einen zusätzlichen Punkt angesprochen. Die Benetzungsfähigkeit von Ölen. Ob ein Ölfilm, ... dauerhaft als Film erhalten bleibt.
Peter hat ja auch z.B. Graphit angesprochen. Peter ist halt vom Fach. :)

Beste Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Bernhard Lebeda

Hallo Mikrotomisten

dürfte ich als technischer Dummie mal fragen, warum nicht einfach sowas?

http://www.amazon.de/Bettbahn%C3%B6l-Gleitbahn%C3%B6l-Ihre-Drehmaschine-Fr%C3%A4smaschine/dp/B003ZJ204W

Läuft bei mir sehr gut.

LG Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

M.Melzer

Hallo Jorrit,
das mit dem Waffenhändler war natürlich nur Spaß, Ballistol gibt es in vielen Geschäften zu kaufen.

Wir haben es bei der Bundeswehr zum pflegen der historischen Waffen (K98) beim Wachbataillon BMVG eingesetzt.
Es ist als Hochleistungsöl nicht zu gebrauchen pflegt, reinigt und konserviert Stahlflächen aber optimal.
Außerdem ist es biologisch abbaubar und antibakteriell.
Die so behandelten Waffen sehen auch nach etlichen Jahrzehnten aus wie neu.

Falls es interessiert es gibt das Mittelchen schon über Hundert Jahre lang.
 
Nun zu der Zweiten Komponente dem säurefreien nicht verharzenden Öl mit Graphitanteil.

Da beides miteinander gemischt ist, sind beide Stärken vereint.

Gruß
Manfred
Besser heimlich schlau, als unheimlich blöde

art

Zitat von: Eckhard in September 28, 2015, 08:09:18 VORMITTAG
Hallo,

Erfahrung mit dem Mittel habe ich nicht. Aber Balistol und Nähmaschinenöl, zu gleichen Teilen gemischt, funktioniert super.

Herzliche Grüsse,
Eckhard

art

Zitat von: Eckhard in September 28, 2015, 08:09:18 VORMITTAG
Hallo,

Erfahrung mit dem Mittel habe ich nicht. Aber Balistol und Nähmaschinenöl, zu gleichen Teilen gemischt, funktioniert super.

Herzliche Grüsse,
Eckhard


Hallo Eckhard,

vielen Dank für den Hinweis mit dem Mischen von Ballistol und Nähmaschienenöl. Dein Vorschlag ist sehr interessant. Im Netz gibt es von den Firmen eine Menge Einsatzgebiete. Z.B. von Ballistol vom Waffenöl bis zur Körperpflege. Kannst Du mir bitte die genaue Bezeichnung von beiden Ölen geben?

Grüße
Artur

liftboy

Hallo Arthur,

bei der Hundestaffel der Polizei wird Ballistol bei den Hunden mit Erfolg gegen Ohrenzwang eingesetzt.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

the_playstation

Hallo Wolfgang.
Was ist den "Ohrenzwang"? In Norddeutschland noch nie gehört.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Rolf-Dieter Müller

Zitat von: Artur in September 28, 2015, 19:33:34 NACHMITTAGS
... Kannst Du mir bitte die genaue Bezeichnung von beiden Ölen geben? ...

Hallo Artur,

vor vielen Jahren bekam ich ebenfalls den Tipp von Eckhard, eine Mischung von Ballistol und Nähmaschinenöl als Gleitbahnöl für Schlittenmikrotomie zu verwenden. Der Tipp ist super!

Die genaue Bezeichnung für Ballistol ist "Ballistol Universalöl" und gibt es im Gebinde zu 50 ml im Waffengeschäft, Baumarkt.

Als Nähmaschinenöl kannst Du auch Feinmechaniköl nehmen, was es ebenfalls im Baumarkt, gut sortierter Tankstelle oder Fahrradgeschäft gibt.

Viele Grüße
Rolf-Dieter

Herbert Dietrich

Hallo Jorrit,

Die Otitis: Gehörgangsentzündung (auch Ohrenzwang genannt) kommt nur im Süden vor, weil....???
im Norden weniger geplappert wird

Herzliche Grüße
Herbert

Reimar W. F.

Bitte Ballistol nicht für Messing in der Verbindung mit Leder einsetzen z.B.Holster.

Grünspan bildet sich in dieser Verbindung mit der Gerbsäure und versaut alles.

Die  Fa. Ballistol hat seit einigen Monaten das ÖL geändert,man sieht es auch an der Farbe,es ist nun Glasklar.

Gruß Reimar

jochen53

Hallo,
sowohl an Leitz/Leica als auch an den Mitbewerber Microm wurde in der Vergangenheit ein Öl von Klüber geliefert. Beide waren unterschiedlich eingefärbt. Es handelte sich um ein sehr niedrig viskoses Esteröl, ISOFLEX PDP 10.