Zentrierung des Strahlengangs im Ortholux Tubus

Begonnen von Carlos, November 05, 2015, 17:38:21 NACHMITTAGS

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Carlos

Hallo Kenner des Leitz Ortholux,
Derzeit experimentiere ich am Ortholux mit ,,schiefer Beleuchtung" aus unterschiedlichen Richtungen und mit unterschiedlichen Objektiven (10- bis 100-fach, trocken und Öl). Die Objektive sind dabei jeweils an einem Objektivrevolver befestigt. Durch Wechsel der Objektivrevolver kann ich so einen ganzen Satz Objektive untersuchen.
Dabei habe ich festgestellt, dass (offensichtlich) der Strahlengang im  Ortholux Tubus nicht exakt zentriert ist. Das Zentrum des Strahlengangs liegt bei allen Revolvern und Objektiven im Sehfeldkreis sowohl beim Bino (Schrägeinblick)  wie auch im senkrechten Einblick zwar (nahezu) am gleichen Ort, jedoch vom Kreismittelpunkt stets leicht verschoben.
Meine Vermutung ist, dass die Objektivrevolver, möglicherweise durch häufigen Wechsel, in der Halterungsklemmschiene am Tubus nicht exakt justiert sind. 
Bei ,,normalem" Mikroskopieren (DL, DF, Phako) macht sich das nicht störend bemerkbar bzw. kann kompensiert werden, bei ,,schiefer Beleuchtung" aus unterschiedlichen Richtungen ergeben sich jedoch deutliche Unterschiede.
Hier nun meine Frage an die Experten:
Gibt es beim Ortholux eine Vorrichtung zur Zentrierung des Strahlengangs im Tubus?
Mit freundlichem Gruß Carlos
Ps. Ich hoffe, die Schilderung meines Problems ist hinreichend verständlich.

Jürgen Boschert

Hallo Carlos,

ob das "pathologisch" ist, hängt letztlich vom Ausmaß der Abweichung ab. Eine absolute und über die Zeit stabile Zentrierung gibt es letztlich nie. Deshalb sind ja auch für die quantitative Polarisationsmikroskopie die Objektive im Revolver (oder bei Zeiss / West die Objektive selbst) zentrierbar. Selbst wenn Du Objektiv, Revolver und Tubus möglichst exakt auf Linie gebracht hast, macht das bloße einmalige Lösen und wieder Anziehen einer Arretierungsschraube einer Komponente die Zentrierung zunichte, umso mehr natürlich der Wechsel einer Komponente. Wenn ich an meinen Zeissigen den Revolver wechsle, muss immer die Leuchtfeldzentrierung für die Köhler´sche Beleuchtung mit der Kondensor- oder Hilfslinsenzentrierung nachjustiert werden.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

Carsten Wieczorrek

Hallo,
das macht mein Amplival auch so. Daher habe ich mir einen Pol-Revolver besorgt. Damit geht es.
Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Carlos

Hallo JB, Hallo Carsten,
Danke für Eure Antworten. Das beruhigt mich schon ein bisschen.
Mein Leitz Ortholux hat ein Pol-Trino und einen zugehörigen 5-fach Objektivrevolver (vorgesehen für einen Filtereinschub).  Der  Revolver unterscheidet sich jedoch an sonsten nicht von den anderen Objektivrevolvern. Eine Justierung der einzelnen Objektive am Revolver kann ich nicht erkennen. Als Pol-Mikro sollte eine Zentrierungsmöglichkeit jedoch vorhanden sein.
Gruß Carlos 

Dypsis

#4
Hallo Carlos,

dann hast Du einfach keinen zentrierbaren Revolver. Bei diesem sind am Außenrand bei jeder Objektivfassung zwei kleine Vierkantköpfe zu sehen. Über die würde die Zentrierung vorgenommen, so man denn einen zentrierbaren Revolver hätte.  ;D


Grüße
Thomas

... und so sieht so ein Revolver am Rand aus:

Ich bevorzuge das forumsübliche Du!

Carlos

Hallo Thomas,
Danke für den Hinweis und das eingestellte Bild. Du hast recht. Meine Objektivrevolver haben diese Einstellschrauben nicht. Ich wusste garnicht, dass es derartige Revolver gibt. (Habe jetzt auch in einem alten Katalog einen entsprechenden Hinweis gefunden.)
Gruß Carlos

Carlos

Hallo,
Obwohl offensichtlich keine ,,pathologische" Abweichung des Strahlengangs im Tubus vorliegt, würde ich, jetzt wo ich weis, dass eine Abweichung vorliegt, diese gern etwas korrigieren.
Ich habe deshalb zunächst die Klemmvorrichtung des Revolvers am Stativ etwas gelockert, wobei ich den Revolver mit der Hand gegen den feststehenden Tubus drücke. Jetzt lässt sich der Revolver (bestückt mit 5 unterschiedlichen Objektiven) geringfügig in alle Richtungen ,,verkanten". (Die Auswirkung auf die Zentrierung des Strahlengangs beobachte ich durchs ,,Einstellfernrohr" für Phasenkontrast.)  Hier reichen schon Bruchteile eines Millimeters, um den Strahlengang zu zentrieren, wobei die Stellung ist für alle Objektive die gleiche ist. Es müsste also möglich sein, die Klemmvorrichtung des Revolvers entsprechend zu korrigieren.
(Auf gleiche Weise müsste sich auch bei am Stativ ,,festgeklemmtem" Revolver und ,,gelockertem" Tubus eine Zentrierung vornehmen lassen.)
Deshalb meine Frage:
Hat jemand ähnliches am Ortholux mal probiert?
Mit freundlichem Gruß,
Carlos   

Heino Lauer

Hallo Carlos,

in meiner Sammlung habe ich einen 5-fach Ortholux-Revolver, der ebenfalls nicht zentriert war. Zur Lösung des Problems habe ich einfach ein Stück Selbstklebefolie in einer Dicke von 80 oder 100 Mikron einseitig an den Schwalbenschwanz des Revolvers geklebt. Damit stimmte die Zentrierung dann.

Viele Grüße

Heino
Mikroskope:
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18
Leitz SM

Werner

...ich würde erstmal prüfen, ob der Beleuchtungs-Umlenkspiegel nicht dejustiert ist.

Nach Entfernen von Kondensor und Revolver müßte der Tubus von unten genau zentrisch ausgeleuchtet werden. Wenn das nicht stimmt, hilft auch Unterlegen nicht, es resultiert dann ein Zickzack-Strahlengang.
Leider habe ich kein Ortholux zum Nachschauen, aber der Umlenkspiegel sollte eine Justiermöglichkeit haben.

Gruß   -   Werner


Peter V.

Hallo Carlos,

um Gottes Willen: Lass ja den Umlenkspiegel in Ruhe! Ich habe das einmal an einem Jenamed gemacht und habe den Strahlengang nie wieder vernünftig justiert bekommen.

Ehrlich gesagt, verstehe ich aber das Problem immer noch nicht: Wieso musst Du an einem normalen Mikroskop (selbst für das Testen einer schiefen Beleuchtung) derart exakt zentrierte Objektive haben  ???  ???  ???

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Werner

Hallo Peter!

Wieso das denn nicht? Im Werk wird doch auch justiert - und nicht alle Mikroskope überstehen den heutigen rüden Pakettransport unbeschadet.

Etwas Bastelarbeit ist dabei. Man ersetzt die optische Achse, die ja genau mittig durch alle Bohrungen verläuft, durch einen Laserstrahl. Alle Linsen der Beleuchtung entfernen (die Irisblende kann drinbleiben, wird zum Loch zugezogen). Wenn das nicht geht, 2 Kartonscheiben genau in zwei Bohrungen einpassen, die möglichst weit auseinenanderliegen. Eine vor dem Umlenkspiegel, die anderen an der Lampe. In beide wird ein etwa 1-mm-Loch genau zentrisch eingestanzt (flachgefeilter Nagel und Holzunterlage). Nahe am Rand mit einem Aktenlocher zwei Löcher stanzen, die nur zum Handhaben der Blenden dienen.
Nun einen Laser hinten so einrichten, daß er genau durch die beiden Zentrallöcher schießt. Nun haben wir die optische Achse sichtbar gemacht. Das Licht soll nun auch genau zentrisch durch das Austrittsfenster, den Kondensorhalter und den Tubus fallen. Pergamentpapier hilft bei der Beurteilung. Der Tubus ist maßgebend, da er am weitesten weg ist.

Eventuelle Abweichungen können nur durch Spiegeljustage beseitigt werden. Ist der Strahl nicht zentrisch auf dem Austrittsfenster, den Spiegel passend verschieben. Fällt er nicht zentrisch durch den Tubus, passend verkippen (wenn keine Justierschrauben da sind, mit Alufolie unterlegen). Nun den Kondensorhalter prüfen, er ist eventuell justierbar. Dann den Objektivrevolver bzw. dessen Sitz ohne Objektive überprüfen, auch hier muß alles zentrisch sein.

Der Laserfleck ist hier etwa 2 mm groß, Eine Abweichung von der Mitte ist aber gut erkennbar. Die Präzision dieser Zentriermethode ist ausreichend, so ganz genau muß es nicht werden, da alle Linsen den Strahl wieder Richtung Achse hinlenken. Wenn aber eine Stelle zu weit abseits liegt, bekommt man es mit Linsen- oder Lampenjustage nicht hin.

Kondensor anbringen, in der OT-Ebene erscheint ein scharfer Fokus. Mit den Objektiven müssen die Okularrohre und Trinoaufsatz zentrisch ausgeleuchtet werden, die Augenlinse der Okulare auch. Gibt es hier Abweichungen, liegt es an den Prismen des Binos. Deren Justage ist je nach Bauart viel kniffliger, geht aber auch. Nun die Beleuchtungsoptik wieder anbringen - fertig.

(Ein Autokollimator ist ein Winkelmeßgerät und nur hilfreich, wenn z.B. der Tisch verbogen ist, sonst nicht)

Gruß   -   Werner





Carlos

Hallo zusammen,
Ähnlich wie von Heino beschrieben, lässt sich vermutlich der Strahlengang im Tubus besser justieren. (Als ,,Schwalbenschwanz" des Revolvers ist sicher dessen Klemmvorrichtung am Stativ gemeint.)
Am Umlenkspiegel werde ich sicher keine Änderungen vornehmen, zumal m.E. dieser nur für den Schrägeinblick wirksam ist, nicht jedoch auf den senkrechten Einblick wirkt. Beide zeigen jedoch die gleiche Abweichung im Strahlengang.
Hallo Peter,
Warum stört mich diese Abweichung bei ,,schiefer Beleuchtung"? Bei ,,Schieflicht" aus nur einer Richtung gibt es kein Problem, selbst bei Objektivwechsel, hier muss lediglich die Blendenöffnung korrigiert werden (z.B. bei der Verwendung des Phako-Kondensors als ,,Schieflichtquelle"). Das ,,Schieflicht" kommt dabei aber immer aus der selben Richtung zum Objekt.
Ich habe aber vor, das ,,Schieflicht" aus unterschiedlichen Richtungen, (z.B. 0, 3, 6, 9 Uhr im Sehfeld) in gleicher Stärke und Form  kommen zu lassen. Bekanntlich ist die ,,Wirkung" der schiefen Beleuchtung auf ein betrachtetes Objekt abhängig von der Einstrahlrichtung der schiefen Beleuchtung.
Ideal hierfür wäre  ein Drehtisch, bei dem ja das Objekt ohne jeglichen Einfluss auf den Strahlengang gedreht wird, den habe ich aber nicht.
Deshalb habe ich zunächst mit einer entsprechenden, drehbaren Hilfsblende vor dem Kondensor experimentiert. Hierbei ist mir die geringfügige ,,Dejustierung" des Strahlengangs aufgefallen, was mich zunächst erschreckt hat (Die ,,Lichtquelle" für die schiefe Beleuchtung wandert bei Drehung der Blende nicht auf einem Kreis um das Objekt, zudem ändert sich ihre Form und Intensität, deshalb meine Frage. ) Nach den Antworten auf meine Frage hier im Forum bin ich aber wieder beruhigt.
So beruhigt erscheint mir der einfachste Weg für mein Vorhaben, einen Drehtisch zu simulieren. Ich drehe einfach den Objektträger samt Objekt auf dem Kreuztisch (per Hand), ohne den ,,Schieflichtstrahlengang" zu verändern. Das Objekt kann ich dann, falls nötig, mit dem Kreuztisch zentrieren. Die hierzu notwendigen ,,Basteleien" sind sehr einfach.
Ich bin mal gespannt, was sich daraus ergibt.
Danke für die Hilfe und
freundliche Grüße Carlos