Krüpers Weissling, Pieris krueperi STAUDINGER 1860, HF, AF und REM

Begonnen von anne, April 07, 2016, 20:08:34 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

anne

Hallo Foristen,

hier nun der nächste Beitrag zum Thema Schmetterlingsschuppen.
Da wohl  die Schuppen des Kohlweisslings auch als Testobjekt für Objektive genutzt werden, habe ich eine Weisslingsart am Lichtmikroskop betrachtet.
Wilfried hat das Ganze wieder durch Aufnahmen am REM perfekt abgerundet.
In Ermangelung eines Kohlweisslings habe ich den Krüpers Weissling Artogeia krueperi Pieris krueperi STAUDINGER 1860 male verwendet.

Im Durchlicht zeige ich nur ein Bild - der Rest ist nicht sehenswert.
Ein Bild im Hellfeld, aufgenommen mit dem 100er DPlanApo.
Im Auflicht habe ich die weissen Schuppen jeweils zusammen mit den vorhandenen braunen Schuppen aufgenommen um das Bild etwas zu beleben.
Hier mit dem 10, 20 und 50 NeoSPlan im Dunkelfeld.
Ich hoffe man verzeiht mir die Stackingfehler insbesonder beim Bild mit dem 50er Objektiv. Der Schmetterling lag im Ganzen unterm Objektiv, die kleinste Vibration oder ein kleiner Lufthauch bringt schon diese Fehler.
Die Bilder von Wilfried bringen dann die wahren Geheimnisse ans Licht.

Zuerst der Schmetterling (man verzeihe die schlechte Qualität)





10 er Auflicht Dunkelfeld



20er Auflicht Dunkelfeld



50er Auflicht Dunkelfeld



100er DPlanApo Durchlicht Hellfeld



Und nun die unfassbaren REM Bilder:


















Meinen besonderen Dank an Wilfried, der diese Einblicke möglich macht.

lg
anne

Gunther Chmela

#1
Hallo Anne,

ich bitte um Verzeihung, daß ich schon wieder dazwischenfunke, die Nomenklatur betreffend.
So viel ich weiß, ist der gültige Name der Schmetterlingsart Pieris krueperi STAUDINGER 1860. Der Gattungsname Artogeia wurde in die Synonymie verwiesen.

Die schönen Bilder will ich weiter gar nicht kommentieren. Auch die REM-Aufnahmen sind fantastisch!

Grüße
Gunther

Edit: Rechtschreibfehler korrigiert

peter-h

Wunderbar Anne und Wilfried,

herrliche Aufnahmen. Es freut mich auch, dass ich mit nur UV-Beleuchtung nicht so ganz falsch lag.
http://www.mikroskopie-ph.de/Kohlweissling-Schuppe-4.jpg

Zwischen den Rippen und Stegen sind also noch sehr kleine Partikel gelagert, welche bei den bisher gezeigten Aufnahmen von Schuppen nicht zu sehen waren. Gibt es hierfür eine Erklärung?

Nächtliche Grüße
Peter



the_playstation

Hallo Peter.

Deine UV-Aufnahmen sind hervorragend und mit Sicherheit zeigen Sie etwas von den echten Strukturen. Ich weis nicht, ob verschiedene Stege, Partikel, ... sich auf die Färbung auswirken. Aber die von Uns untersuchten Schuppen sind recht verschieden und vielfältig geformt. Sowohl von der groben Form / Umriß wie auch von der Feinstruktur. Ich glaube nicht, daß dieses einen besonderen Grund hat, ausser vieleicht der Färbung. Manche haben auch feinste "Häärchen" in den Zwischenräumen. Auch die Stege, ... selbst sind sehr variantenreich, wie Wilfrieds Aufnahmen beweisen. Interessant wäre auch, die Flügel makroskopisch mit verschiedenem Licht zu fotografieren.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

reblaus

Hallo -

zumindest bei der Mehlmotte (Ephestia kuehniella ZELLER) spielt die Pigmentierung eine Rolle bei der Schuppenstruktur. Vor gefühlten 100 Jahren hatte ich anlässlich meiner Diss. die Aufgabe eine Mutante mit verändertem Flügelmuster zu untersuchen, auch mit dem TEM (damals gab's leider noch kein REM). Dabei zeigte es sich, dass die Trabekel u.ä. bei schwarzen Schuppen wesentlich kräftiger ausgebildet waren als bei hellen, woraus ich kühn schloss, dass wohl das Melanin nicht nur einen Farbstoff sondern auch Baumaterial darstellte - vielleicht könnte man beim nächsten Schmetterling mal einen Blick drauf werfen  ;) ?

Glückwunsch zu dem überzeugenden Resultat einer idealen Zusammenarbeit!

Rolf

the_playstation

Hallo Rolf.

Vieleicht auch nicht nur die Pigmentierung. Durch die Oberflächenstruktur könnte das Licht z.B. auch mehr absorbiert werden. Dadurch würde Schwarz z.B. noch dunkler und matter erscheinen.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

reblaus

Bei Transmissions-EM handelte sich ja nicht um sichtbares Licht und Reflektion sondern hauptsächlich um Elektronendurchlässigkeit. Es ging auch nicht nur darum , sondern um die Tatsache, dass die Schuppenstrukturen bei schwarzen Schuppen dicker waren. Leider habe ich kein Bild mehr davon weil die letzten Exemplare meiner Arbeit bei diversen Umzügen verschütt gegangen sind und ich zu faul bin die Zeitschrift per Fernleihe kommen zu lassen.

Gruß

Rolf

anne

Hallo Gunther,
den Namen habe ich korrigiert, herzlichen Dank, hier hat mir das www leider nicht weitergeholfen dafür aber Du!

Hallo Peter,
vielen Dank, an Deine UV Bilder kam ich leider mit meinem System nicht ran, allerdings handelt es sich auch um eine andere Art, somit könnten die Schuppen des Kohlweisslings auch etwas anders gebaut sein.
Dies werde ich versuchen noch zu klären - die Kohlweisslinge fliegen ja bald.

Hallo Jorrit,
leider kann ich zu Deinen Fragen keine Antworten geben zw. zu den Anmerkungen nichts weiter beitragen. Dazu fehlt mir die Fachkenntnis.

Hallo Rolf,
die braunen Schuppen kommen beim nächsten Exemplar, zudem noch sehr interessante türkisfarbene Schuppen.
Ich hoffe Wilfried wird noch einige Exemplare zusammen mit mir unter die Lupe nehmen, es macht riesig Spass und die Zusammenarbeit ist perfekt.

lg
anne

wilfried48

Zitat von: reblaus in April 08, 2016, 10:25:48 VORMITTAG
Bei Transmissions-EM handelte sich ja nicht um sichtbares Licht und Reflektion sondern hauptsächlich um Elektronendurchlässigkeit. Es ging auch nicht nur darum , sondern um die Tatsache, dass die Schuppenstrukturen bei schwarzen Schuppen dicker waren. Leider habe ich kein Bild mehr davon weil die letzten Exemplare meiner Arbeit bei diversen Umzügen verschütt gegangen sind und ich zu faul bin die Zeitschrift per Fernleihe kommen zu lassen.

Hallo Rolf,

das ist ja interessant, was in unserem forum so alles an Wissen schlummert. Kannst du dich noch dran erinnern wie das fürs TEM präpariert wurde. Anne wollte mir nämlich ein paar Schuppen zur Aufklärung des dünnen Häutchens auf einer Schuppenseite zuschicken, wo man im REM ja nur auf die Oberfläche schauen kann. Wurden die Schuppen damals bei euch trocken auf ein TEM Trägernetzechen oder aus einer Flüssigkeit aufgebracht ? Und wurde dann noch mit Kohlenstoff bedampft und wie wurde kontrastiert ? Durch Schwermetallbedampfung oder irgendeines dieser giftigen Kontrastmittel (Uranylacetat, Osmiumtetroxid ?).

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

reblaus

Hallo Wilfried -

ist jetzt ziemlich genau 50 Jahre her, aber daran kann ich mich wenigstens noch erinnern:

Weil es aus bestimmten Gründen schnell gehen musste, wurden die Schuppen einfach trocken auf ein Netzchen gestreut (hieß das Zeug vielleicht "Formvar" mit dem das Netzchen bespannt war?) und ohne weitere Feinheiten bei relativ geringer Vergrößerung und Spannung betrachtet. Ich denke es waren eher weniger Feinstrukturen aufgelöst als bei deinen REM-Aufnahmen, aber der Unterschied zwischen schwarzen und hellen Schuppen war gut zu sehen. Weiteren Aufwand hätten meine Fähigkeiten und das Ziel der Arbeit nicht gerechtfertigt. Da ging es u.a. um Tyrosinstoffwechsel etc. bei Mutanten - mein Dr.Vater war Kühn-"Schüler".


Viele Grüße

Rolf

JB

Hallo Anne,

Sehr schoen. Anzudenken waere vielleicht noch, dass bei der Verwendung als Testobjekte seinerzeit immer mit schiefer Beleuchtung gearbeitet wurde. Mit einer guten schiefen Beleuchtung (achromatischer Kondenser NA 1.4, Oelimmersion der Frontlinse; eingedeckte Schuppen) laesst sich vielleicht noch was rausholen.

Beste Gruesse,

Jon

anne

#11
Hallo Jon,
ich habe mir die Schuppen nochmals vorgenommen.
Diesmal mit geöltem Kondensor und meiner besten Optik.
Das Ergebnis war nicht wirklich besser.
Ich vermute, daß speziell weiße Schuppen durch Ihre spezielle Geometrie besonders schwer sind aufzulösen.
Im Vergleich habe ich blaue Schuppen aufgenommen die wesentlich besser aufgelöst sind.
Es liegt wohl an den kugelartigen Gebilden die für die Streuung des Lichts verantwortlich sind um den Farbeindruck weiß zu erzeugen.
Evtl. ist aber der Kohlweissling tatsächlich etwas anders im Aufbau der Schuppen. Sobald dieser endlose Winter vorbei ist, habe ich hoffentlich die Gelegenheit dies zu vergleichen.
lg
Anne