Wie fangt ihr eure Bärtierchen?

Begonnen von WinfriedK, April 18, 2016, 14:58:11 NACHMITTAGS

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WinfriedK

Seit 100 Jahren wird unter Mikroskopikern die Mär verbreitet, Bärtierchen könne man am besten im Moos vom Dach finden.

Mein Hausdach wurde neu gedeckt, aber in den vielen Kilo Moos fand sich kein einziges Bärtierchen.

Und wie genau drückt man das Moos aus, um die lieben Tierchen zum Verlassen zu bewegen?
Entweder gibt es eine wässrige Überschwemmung oder es tropft nix raus oder man sieht vor lauter Moosfetzen nichts.





Michael L.

Hallo Winfried,

das ist kein Märchen, Moos in ein Becherglas mit etwas Wasser (Volvic) mit den Blattspitzen nach unten eintauchen, vollsaugen lassen und danach wie ein Schwamm ausdrücken. Falls das Moos länger ausgetrocknet war zuerst einige Tage einweichen um die Dauerstadien zum Leben zu erwecken. Auch Rädertiete und Nematoden werden dabei ans Tageslicht kommen.

Viele Grüße,

Michael

Peter V.

Hallo,

ich habe mir nur einmal Bärtierchen angeschaut. Dazu habe ich die erstbeste feuchte Moosprobe vom Dach geholt, ausgedrückt und schon war ein Bärtierchen darin.
Dass sie sich dort finden, dürfte also keine Mär sein. Aber ob man sie auf JEDEM Dach findet, ist natürlich auch fraglich. Wie bei den meisten Organismen. Viele sind ja auch nur vorübergehend in ihrem Habitat. Eine Vogeltränke hat monatelang Hämatoccocus, plötzlich sind sie nicht mehr darin und auch nie wieder aufgetreten. Volvox, hier ohnehin ein Seltenheit, fand ich vor ca. 4 - 5 Jahren zwei Jahre lang massenhaft in einen "Mini-Plastikteich" mit vielleicht 100 l. Inhalt. Danach war Feierabend und sie sind nicht mehr auftaucht.
Wenn also nicht bei Dir - versuch es  mal auf Nachbars Dach. Vielleicht liegt es ja sogar am neu gedeckten Dach, denn das liefert sich eine andere Grundlage und damit andere Bedingungen im Moos als ein älteres Dach.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Osilu

Hallo!

Auch bei mir funktioniert es. Ich muss dazu nicht mal aufs Dach, sondern habe vor der Haustüre Katzenkopf gepflastert mit breiten Fugen, in dem sich an einer ziemlich unbesonnten und feuchten Ecke wunderschönes Moos wächst. Etwas rausgeholt, umgekehrt auf ein Uhrglas gelegt von oben etwas Wasser draufgetropst und nach einer Weile das Moos etwas ausdrücken. Optimalerweise dann unterm Stemi das Wasser durchmustern und bei Fund mit einer Pipette auf einen Objektträger übertragen. Ansonsten findet sich im Moos auch noch das ganze pralle Leben im Wassertropfen hochkonzentriert.

vg
oliver
Mikroskopie-Neuling und Optik-Freak

Für das Kleine: Zeiss Jena Lumiplan; Will Wetzlar BX-300, Leitz Stativ H
Für das Große: MEADE LX200-GPS 7" Maksutov-Cassegrain
Für das Normale: Canon 5D MKII, 50D, 70D
Für das Ferne:  Minox BD 10x58 BR ED, Nikon 10x50 Compass

Michael

Hallo Winfried,

Bärtierchen habe ich bis jetzt in praktisch jeder (feuchten) Moosprobe gefunden. Die obigen Methoden sollten also einige Tiere erbringen. Wenn es nötig ist, mehr Tiere zu gewinnen oder das Artenspektrum abzuklopfen kann man zu etwas rabiateren Methoden greifen. Eine Methode habe ich in http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=25366.msg191279#msg191279 dargestellt. So solltest Du auf alle Fälle Tardigraden finden.

Viele Grüße

Michael
Gerne per Du

Bernhard Lebeda

Zitat von: WinfriedK in April 18, 2016, 14:58:11 NACHMITTAGS
Seit 100 Jahren wird unter Mikroskopikern die Mär verbreitet, Bärtierchen könne man am besten im Moos vom Dach finden.





Hallo Winfried

wo genau wird denn diese Mär seit 100 Jahren verbreitet? Ich hör das zum ersten mal. Im Büchlein "Die Bärtierchen" von Greven stehen sehr genaue Habitatangaben, aber von Moosen explizit vom Dach steht da nichts.

Ich persönlich mache mich immer wieder gerne zum Affen für ´ne gute Wasserprobe, aber aufs Dach klettern würde ich nicht!  ;D


Viele Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Peter V.

Lieber Bernhard,

aber manche Leute müssen dazu nur aus dem *Fenster greifen.....

Herzliche Grüße
Karlsson (vom  Dach)

*Velux-
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WinfriedK

Danke für eure Hinweise.

Hab frisches Moos vom Stein vorm Haus genommen,
in eine Petrischale mit etwas Wasser getan,
diese dann in einem Ultraschallbad schwimmen lassen
und 30 Sekunden durchgerüttelt.
Anschließend das Moos ausgedrückt.
Drei Bärtierchen waren das Ergebnis.

Nur das Transferieren aus der Petrischale auf einen Objekträger hat - noch - nicht geklappt.
Da haben die Bärtierchen wieder geklammert - mit Unterstützung der Kapillarkräfte.

Carsten Wieczorrek

Hallo,

ZitatUltraschallbad schwimmen lassen und 30 Sekunden durchgerüttelt

Kavitationsfest sind die also auch noch...

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako