Mineralogisches Demonstrationsmikroskop nach E. Kaiser, Leitz/Wetzlar, 1910.

Begonnen von olaf.med, Mai 30, 2016, 17:11:29 NACHMITTAGS

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Wutsdorff Peter

Guten Abend Olaf,
schade daß ich so eine "mineralogische Berühmtheit  ;)" nicht persönlich kennen lerne.
Da ich aber annehme, aufgrund Deiner hervorragenden Werkstatt, daß Du eine techn Zeichnung lesen kannst, schicke ich die anliegende Skizze,
in der es um einer Spielfreie Axialführung geht. Die Hülse und der Stab mit der Nut gleiten in einer  H7/h8 Führung. Bei der Fertigung der Nut kommt es darauf an, daß diese wirklich rein axial verläuft. Vor dem Fräsen wird der Stab in ein hor. aufgestelltes Futter gespannt.
Auf der Gegenseite wird der Stab, in den vorher eine Zentrierung gebohrt war, von einer Spitze, die in einem kleinen Reitstock gespannt ist, gehalten. Jetzt kann man vor dem Fräsen die Parallelität zur x-Achse der Fräsmaschine mit einer 1/100 mm Meßuhr einrichten. Erst dann wird die gewünschte Nut gefräst.
Die Feder ist bei mir einfach ein entsprechend vorn abgedrehte Schraube, die in die Nut greift. Jetzt hat das Ganze noch Verdrehspiel, denn er Stab kann von Flanke zu Flanke der Nut schlackern.
Der Hub des Stabes  beträgt hier ca. 10 mm.
Jetzt kommt der Trick: Um Hülse  und Stab windet sich um ca 90 ° eine kleine Spiralfeder, die sowohl einen Anschlag an der Flanke der Nut in Umfangsrichtung, als auch einen axialen Zug bewirkt. Man erkennt die Feder an den gezeichneten Kringeln.
Der Vorschub erfolgt mit einer  M3-Gewindestange, Steigung 0,5 mm.
Sicherlich gibt es noch elegantere Konstruktionen.



Gruß von Inschenör Lorsch-Peter


olaf.med

Lieber Peter,

Danke für Deinen Hinweis zu einer spielfreien Führung durch Federbelastung. Ähnliches kannte man bereits hier am Fuess Mikroskop Nr. VI (1895). Das Zahnradgetriebe zur Synchrondrehung ist gleichfalls durch Federbelastung spielfrei. Dazu besteht eines der Zahnräder aus zwei dünnen Scheiben, die durch eine außenliegende Feder gegeneinander verspannt sind, wodurch das Flankenspiel herausgenommen wird (zweite Bildreihe, rechtes Bild). Wenig später wurde die Feder in eine Nut nach innen gelegt und das Ganze als Patent angemeldet.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Wutsdorff Peter

Guten  Tag Olaf,
nun brauche ich das nicht zum Patent anzumelden!! ;).
Das Prinzip der verspannten Zahnräder wendet man heute noch im Prüfmaschinenbau an.
Es ist interessant in dem zitierten Link zu blättern. Auch habe ich dort ein Okulargoniometer entdeckt, ähnliches, welches ich vor kurzem bei ebay ersteigert habe. Denn zum Ausmessen von Winkeln in Dünnschl. ist der Drehtisch nur bedingt hilfreich, da manche Kanten beim Drehen des Tisches im Dunkeln verschwinden. Außerdem entfällt die Differenzbildung der Ablesung.
Gruß Peter

reblaus

Grüß Gott!

Auch beim (fakultativen) Motorantrieb für die Feinfokussierung beim Zeiss Axiovert (ca. 1990) kann man ein verspanntes Doppelzahnrad finden.

Gruß

Rolf

Werner

...Verspannte Zahnräder kann man auch in fast jedem Luft-Drehkondensator älterer Radios finden. Spielfreiheit ist wichtig, damit die Sender immer an der selben Skalenstelle erscheinen.

Gruß   -   Werner

carypt

Der Positionstrieb des Laserkopfes von CD/DVD-Laufwerken auch . Die Radios hatte ich vergessen , stimmt .

Reinhard

Hallo Olaf,

auch von mir noch herzlichen Glückwunsch zu dem tollen Gerät und der professionellen Vorstellung.
Obwohl ich eigentlich ein "Schwarzer" bin, gewinnen die Historischen (z.B. von Nachet) leider (!) immer mehr mein Interesse.
Zu meinem Glücke sind diese aber meist in einem wiederaufarbeitungswürdigen Zustand, sodaß meine diesbezüglich fehlenden Kenntnisse
und Fertigkeiten mich vor Schlimmerem bewahren.

viele Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



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