Standard WL: Hilfslinse rein oder raus?

Begonnen von JB, Juli 19, 2016, 12:14:34 NACHMITTAGS

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Lupus

#15
Hallo Jon,

leider kenne ich den Beleuchtungsstrahlengang des Phomi nicht genau, aber er ist doch etwas anders als beim GFL oder WL. Man sieht in den Tabellen, dass bei größer vergrößernden Objektiven (ab 25x) und ausgeschalteter Hilfslinse die Abbildung der Leuchtfeldblende durch den Kondensor auf die hintere Blende bezogen ist! Also auf einen größeren Abstand zum Kondensor mit evtl. Zwischenoptik), daher muss auch die Hilfslinse eine andere Brennweite haben oder entfallen.

Grundsätzlich geht es bei allen Mikroskopen immer darum, die Leuchtfeldblende bzw. das dort bestehende Bild der Lichtquelle in die Objektebene abzubilden. Und wenn wie anscheinend beim Phomi, eine günstigere Leuchtfeldblendenlage für den Kondensor für hohe numerische Beleuchtungsaperturen zur Verfügung steht, dann muss man den jeweiligen Beleuchtungsstrahlengang anpassen. Wenn es bei den Standards auch ohne dreifaches Verändern des Beleuchtungsstrahlenganges möglich war eine gute Ausleuchtung zu erzielen, frage ich mich, warum es beim Phomi anders ist - vielleicht weil man damals gedacht hat, dass die Fotografie noch kritischer hinsichtlich der optimalen Einstellung ist. Warum man das so gewählt hat wissen nur die Entwickler oder vielleicht ein "Zeissianer" hier im Forum.

Hubert

reblaus

Hallo -

das liegt letzten Endes daran, dass man versucht hat das Phomi über Phomi II und IIIzu einer eierlegende Wollmilchsau weiterzuentwickeln indem an um die Fotoeinrichtung herumkonstruierte.
Im Beleuchtungsstrahlengang waren Zug um Zug Einrichtungen unterzubringen für die das Gerät eigentlich wenig geeignet war - ich brauche da nur an die Auflichteinrichtung und an den Rucksack zu zu erinnern. Dadurch sind viele Teile nicht mehr austauschbar obwohl sie äußerlich gleich aussehen, z.B. die Leuchtfeldblendenoptik und eben die diversen variablen und festen Hilfslinsen.
Diese Teile wurden dann z.T. im Lauf der Jahrzehnte bei Reparaturen oder Aufrüstung des Gerätes  in Unkenntnis der Sachlage ausgetauscht, sodass hier ein ziemliches Chaos herrscht und man um Versuch und Irrtum nicht herumkommt - auch wenn man im Besitz der diversen Broschüren ist.

Viele Grüße

Rolf

Jürgen Boschert

Hallo zusammen,

die Phomis und WLs sind letztlich -zumindest was die Sache mit der Leuchtfeldblende und den Kondensoren anbelangt- zu den kleineren Standard-Modellen nicht prinzipiell verschieden. Lediglich die Entfernungen Leuchtfeldblende Kondensor-Eintrittspupille fallen unterschiedlich aus, was dann natürlich andere Brennweiten für die Hilfslinsen bedingt. Zudem ist die Fassung für diese Linsen über die Zeit geändert worden: Die älteren für die größeren Geräte sind am bodenseitigen Ende eines relativ hohen Zylinders angebracht, die neueren in einer Fassung, die nicht dicker ist als ein normaler Filterhalter; das heißt, hier sind natürlich die axialen Verhältnisse im Strahlengang rein geometrisch unterschiedlich. Auch die kleinen Standards brauchen übrigens bei Verwendung einer Einbauleuchte streng genommen eine Hilfslinse.

Ich denke das Problem ist bei den Zeiss-West-Geräten ein grundlegend anderes, historisch gewachsenes: Man hat lange an der Möglichkeit der Benutzung einer externen Leuchte festgehalten, die ja weiter weg aufgestellt ist; damit erscheint die Lage der Leuchtfeldblende näher an dem Ideal "unendlich entfernt " zu liegen. Die Kondensoren wurden dann mit zunehmender Verbreitung der Einbauleuchten nicht neu berechnet, sondern dann halt mit Brille versehen. Ich könnte mir vorstellen, dass dies andere Hersteller nicht so gemacht haben, sondern halt neu berechnete Kondensoren herausbrachten oder, wie ich das bei den Leitz-Instrumenten gesehen zu haben glaube, die Leuchtfeldblende eben nicht unmittelbar am Lichtaustritt, sondern in größerer Entfernung zum Kondensor weiter hinten im Stativfuß positionierten.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

rhamvossen

#18
Hallo,

Ich habe bei 3 verschiedene Stative die Hilfslinse ausgeschwenkt und eingeschwenkt. Die Auswirkung ist bei diese 3 Stative dasselbe, das heisst, mit eingeschwenkte Hilfslinse ist die Ausleuchtung der Apertur besser.  Ich habe ein Apl achr 1.4 Kondensor gebraucht, trocken und Wasser immergiert. Das Objektiv war ein Achromat 100/1.25 am Stativ RA, Standard 16 und GFL. Die Leuchtfeldblende wurde bis zum Rand  das Sehefelds geöffnet. Die bilder wurde gemacht am Stativ RA.



Beste Grüsse,

Rolf




JB

Hallo Rolf,

Danke für den Test. Bilder 3 und 4 sehen aber so aus, als wenn nicht wieder neu geköhlert wurde (ansonsten wäre die Kondensorblende ja scharf abgebildet). Ist das der Fall?

Thank you for the test. Did you set up Köhler illumination again after you removed the auxiliary lens (figures 3 and 4)? It looks like the illumination wasn't set up properly (this has to be re-done after removing the auxiliary lens).

Kind regards,

Jon

rhamvossen

#20
Hallo Jon,

ZitatBilder 3 und 4 sehen aber so aus, als wenn nicht wieder neu geköhlert wurde

Natürlich, das hätte ich machen sollen. Ist auch viel zu warm ;). Ich hab noch zwei neue Bilder gemacht, also neu geköhlert mit ausgeschwenkte Hilfslinse. Sehe das angepasste Bild oben. Beste Grüsse,

Rolf

Lupus

Hallo,

ich habe auch mal aus Neugierde die Ausleuchtung getestet, aber mit 3 unterschiedlich alten Kondensoren 0,9 Z mit erkennbaren baulichen Unterschieden (Zeiss-Winkel, Zeiss mit graviertem Logo und mit weißer Schrift) am GFL. Auch hier hat der Kondensor immer mit eingeschwenkter Linse die richtige, höchste Stellung und damit die maximale NA. Ich war nur etwas erstaunt, weil ich einen Kondensor für den Test geliehen hatte, der am dortigen Mikroskop nicht optimal zu arbeiten scheint. Aber die Hilfslinse ist da offensichtlich falsch oder selbst ergänzt. Es empfiehlt sich also immer die Komponenten zu testen....

Hubert

JB

Zitat von: rhamvossen in Juli 20, 2016, 00:07:21 VORMITTAG
Ich hab noch zwei neue Bilder gemacht, also neu geköhlert mit ausgeschwenkte Hilfslinse. Sehe das angepasste Bild oben.

Hallo Rolf,

Vielen Dank, das ist wirklich eindeutig.

Beste Grüße,

Jon

Jürgen Boschert

Hallo Rolf,

herzlichen Dank. Ich denke dank Deiner Aufnahmen ist nun dieses Thema endgültig "durch".

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

Michael L.

Hallo in die Runde,

trotzdem habe ich noch eine vielleich unqualifizierte Frage? Wofür ist diese Hilfslinse denn überhaupt auschwenkbar? Die obere Hilfslinse auszuschalten bedeutet größere Bildfelder bei schwacher Vergrößerung auszuleuchten das ist klar aber warum die untere?

Viele Grüße,

Michael

Ulf Titze

Moin,

Zitat von: Michael L. in Juli 20, 2016, 14:12:38 NACHMITTAGS
Hallo in die Runde,

trotzdem habe ich noch eine vielleich unqualifizierte Frage? Wofür ist diese Hilfslinse denn überhaupt auschwenkbar? Die obere Hilfslinse auszuschalten bedeutet größere Bildfelder bei schwacher Vergrößerung auszuleuchten das ist klar aber warum die untere?

Viele Grüße,

Michael

Ich verstehe nicht, warum Du zwei Hilfslinsen hast - meinst Du vielleicht die klappbare Kondensorfrontlinse als "obere Hilfslinse"?

Bezüglich der unteren, eigentlichen Hilfslinse gibt es einen Abschnitt mit Abbildung in der Mikrofibel, S. 111.


Gruß

Ulf
"Do not worry about your problems with mathematics, I assure you mine are far greater." (A. Einstein)

"Komm wir essen Opi!" - Satzzeichen können Leben retten!!!

Michael L.

Hallo Ulf,

Ja ich meinte die Frontlinse, danke für den Hinweis.

Gruß,

Michael

Lupus

Hallo Michael,

ZitatWofür ist diese Hilfslinse denn überhaupt auschwenkbar? Die obere Hilfslinse auszuschalten bedeutet größere Bildfelder bei schwacher Vergrößerung auszuleuchten das ist klar aber warum die untere?
wenn die Frontlinse weggeklappt ist verliert die Aperturblende des Kondensors großteils ihre Funktion (sie liegt dann nicht mehr in der optisch richtigen Lage). Aber man kann das verbleibende System aus hinterer Kondensorlinse + Hilfslinse noch so in der Höhe justieren, dass zumindest die Leuchtfeldblende in der Objektebene abgebildet wird (kann man durch eine Mattscheibe statt des Objektträgers leicht überprüfen). Trotzdem wird dann das Bildfeld der meisten schwach vergrößernden Objektive ungleichmäßig ausgeleuchtet, der ganze Köhler-Strahlengang ist nicht mehr abgestimmt und die Objektiveintrittspupille kann nicht mehr ausgeleuchtet werden. Wenn man auf die Leuchtfeldblende eine Mattscheibe legt ist das Objektiv wieder ausgeleuchtet.

Die Alternative ist das in den Anleitungen empfohlene Ausschwenken der Hilfslinse, dann weicht zwar der Beleuchtungsstrahlengang aufgrund der großen hinteren Kondensorlinsen-Brennweite von etwa 35 mm (statt ca. 16 mm bzw. 11 mm für die kompletten Kondensoren 0,9 Z und 1,3 Z) noch mehr vom Köhler-Strahlengang ab. Aber die Beleuchtung ist so stark "defokussiert" dass wieder eine homogene Beleuchtung entsteht, die Blenden verlieren allerdings großteils ihre Wirkung. Im Prinzip ist nach Ausschwenken der Frontlinse improvisieren angesagt, alles ist erlaubt was zu einer homogenen Ausleuchtung führt.

Hubert

Michael L.

Hallo Hubert,

vielen Dank für Deine Erläuterungen jetzt ist meine Frage beantwortet.

Freundliche Grüße,

Michael

Ulf Titze

Hallo Übersichtsmikroskopiker,

Zitat von: Lupus in Juli 21, 2016, 10:12:30 VORMITTAG
Im Prinzip ist nach Ausschwenken der Frontlinse improvisieren angesagt, alles ist erlaubt was zu einer homogenen Ausleuchtung führt.

Am Standard 14/16/18 gibt es zwei Möglichkeiten, selbst das 2,5er-Objektiv mit dem 0,9er Klappkondensorsystem sauber auszuleuchten:

1. Man legt eine +10 pdt Nahlinse auf die Lichtaustrittsöffnung (Der Tipp stammt ursprünglich von einem anderen Forenmitglied, ich finde die Stelle aber nicht mehr) und den Beleuchtungsstrahlengang aufzuweiten.

2. an meinem Standard 18 funktioniert auch, eine Hilfslinse von einem alten Klappkondensor 0,9 in das Fenster des Spiegelkastens auf der Unterseite des Statives einzusetzen. Diese Linse passt zufälligerweise genau und weitet den Strahlengang sehr schön auf, damit das 2,5er sauber ausgeleuchtet werden kann.

Ich weiß aber nicht, ob das auch am RA, WL oder GFL funktioniert.

Grüße

Ulf
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