Polarisations-prisma nach Ahrens am Leitz Opak Illuminator

Begonnen von Ronald Schulte, August 08, 2016, 22:10:55 NACHMITTAGS

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Ronald Schulte

Einige zeit her hätte ich das Problem das mein POL (Löffel)Filter unmittelbar vor mein Opak, ein riesiges Wärme-problem zeigte. Peter Voigt hat es eine Bratpfanne genannt.
Hier das Filter.




Olaf Medenbach jedoch meinte das für quantitative und qualitative Arbeiten wie Reflektionsmessungen, ein einfaches POL Filter nicht ausreicht und es besser wäre um ein Polarisations-Prisma ein zu bauen.

Zitat von: Lexikon der Optik
 
Polarisationsprisma

Polarisationsprisma, ein Prisma, das unpolarisiertes Licht in zwei senkrecht zueinander schwingende, linear polarisierte Wellen zerlegt (Polarisation 1)). Bei den Prismen unterscheidet man
1) solche, die im ganzen Gesichtsfeld linear polarisiertes Licht durchlassen, und
2) solche, die in getrennten Teilen des Gesichtsfeldes jeweils linear polarisiertes Licht mit senkrecht zueinander stehenden Schwingungsrichtungen durchlassen.

........................
d) Das Ahrenssche Prisma ist ein aus optischem Doppelspat hergestellter Polarisator, der vorwiegend in Polarisationsmikroskopen verwendet wird. Er ist aus drei Teilprismen, wie in Abb. 8 angedeutet, zusammengekittet. Er besitzt bei großer Eintrittsfläche eine verhältnismäßig geringe Länge. Das Verhältnis von Länge zu Breite ist etwa 2:1. Die Lichteintrittsfläche wird bei diesem Prisma so gewählt, daß die Basis des mittleren Prismas den Beleuchtungsstrahlen bzw. den Abbildungsstrahlen zugekehrt ist.
...........................


Polarisationsprisma: 1 Nicolsches Prisma, Hauptschnitt parallel zu seinen Längskanten; 2 Glan-Thompson-Prisma; 3 Rochon-Prisma; 4 Sénarmont-Prisma; 5 Wollaston-Prisma; 6 Dove-Prisma; 7 Abbe-Prisma, K Kalkspat, Gl Glas; 8 Polarisationsprima nach Ahrens. o ordentlicher und ao außerordentlicher Strahl. Richtung der optischen Achse: ↔ parallel









Zwischen mein Opak Illuminator und das Stativ-Loch am Leitz Orthoplan war noch genug Platz um ein Zusätzliches Prisma ein zu bauen.


Ein besonders freundlichen Forum Mitglied hat für mich dann ein solches Prisma gebaut. Ich brauchte es nur an zu schrauben und zu Justieren. Einfach tolle arbeit.















Hier ein Bild von mein erstes hergestelltes Erzanschliff. In diese Aufnahme wurde den Polarisator ungefähr vier bis fünf Grad dejustiert.
In die mitte ist das sehr anisotrope Nickeline zu sehen, Links und rechts davon zeigt sich Rammelsbergite mit ganz rechtsunten ein teil Quarz.




Gruße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

olaf.med

#1
Lieber Ronald,

ZitatOlaf Medenbach jedoch meinte das für quantitative und qualitative Arbeiten wie Reflektionsmessungen, ein einfaches POL Filter nicht ausreicht und es besser wäre um ein Polarisations-Prisma ein zu bauen.

Das Polarisationsfilter im Pol-Opak ist sicher für die meisten Bereiche der qualitativen und quantitativen Untersuchungen ausreichend, aber für die einfache "Bratpfanne" bezweifele ich das sehr. In jedem Fall hat aber ein Prismenpolarisator nur Vorteile:


  • im Prisma wird die Polarisation durch Totalreflektion erzeugt und nicht durch Absorption wie bei der Folie. Dadurch entsteht keine Wärme, die das Filter bei hochenergetischen Lampen ohne weitere Hilfsmittel mit Sicherheit zerstört (siehe Ronalds Bratpfanne);
  • die Lichtausbeute ist höher, da der Calcit völlig farblos ist, im sichtbaren Bereich also nichts absorbiert wird;
  • die Qualität der Polarisation ist in jedem Fall perfekt.

Beim Gebrauch für exaktes quantitatives Arbeiten ist nur darauf zu achten, dass die Schwingungsrichtung des Polarisators genau Ost-West oder Nord-Süd steht, sonst entsteht am Strahlenteiler aus dem streng linear polarisierten Licht ein Teil elliptisch polarisiertes Licht.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

TPL

Tolle Arbeit!

Sowohl der Polarisator-Ansatz auls auch das schöne Anschliff-Bild! Meine Hochachtung beiden Könnern!

Glückauf! Thomas

micropol


Hallo Olaf!

Ich habe mit diesem Pol.prisma noch nichts zu tun gehabt,deshalb ein paar simple Fragen:
Wozu wird es haupsächlich verwandt ? Geht es auch für Durchlichtpolarisation und mit welcher speziellen Einrichtung ? Welche Mikroskophersteller bieten das und zu welchen Modellen
an?
Danke im Voraus.

Grüße Hermann.

Peter V.

Hallo Hermann,

ja, es gibt auch Arens-Prismen in Durchlichtkondensoren. Zum Beispiel konnte man für das Orthoplan Polkondensoren mit Folien- oder Prismenpolarisatoren bestellen. Die Prismenpolarisatoren sind halt erheblich(!) teurer und für "normale" Anwendungen nicht notwendig. Prismenpolarisatoren wurden z.B. dort eingesetzt, wo Folienpolarisatoren (wie Ronald bestens gezeigt hat) "verschmurgelt" wären. bei normalen Durchlichtanwendungen (auch bei polpoptischen Messungen) ist das nicht der Fall, da werden so hohe Lichtleistungen nicht benötigt. Aber dort, wo man z.B. mit Xenonbrenner etc. gearbeitet hat, war der Einsatz von Prismenpolaroisatoren sinnvoll bzw. notwendig.

Prismenpolarisatoren sind insgesamt eher selten anzutreffen (und ohne da Wissen, dass ein solcher verbaut wurde, auch in der Regel nicht am Äußeren des Polkondensors erkennbar).

Herzliche Grüße
Peter


Herzliche Grüße
Peter
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olaf.med

Hallo Hermann,

das Ahrens-Prisma ist unter den Kristallpolarisatoren, die alle sehr schwierig zu fertigen sind, das mit Abstand komplizierteste, da es dreiteilig ist. Es bietet aber den größten Polarisationswinkel (Apertur des polarisierten Lichtbündels) bei geringstem Materialverbrauch des in geeigneter Qualität äußerst teuren und seltenen Calcits.

Verwendet wurde es hochwertigen Polarisationsmikroskopen sowohl als Polarisator als auch als Analysator bis zur Einführung guter Foilenpolarisatoren und danach nur noch für Sonderanwendungen z.B. mit intensiven Lichtquellen. Am häufigsten findet man sie sicher bei den Leitz-Stativen zwische ca. 1920 und 1960, bei anderen Herstellern kenne ich mich nicht so aus. Man erkennt es daran, dass man beim Durchschauen unter einem bestimmten Winkel die Keilschneide sieht. Nach meiner Kenntnis kann man heute keine Ahrens-Prismen mehr kaufen, allenfalls die viel einfacheren zweiteiligen Glan-Thompsen-Prismen, z.B. hier.

Mehr Information findet man auch in den Beiträgen zu diesem Thread.

Herzliche Grüße,

Olaf

Gerne per Du!

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Ronald Schulte

Ich denke das ich also Gans zufrieden sein kann mit mein Prisma.

Hier noch zwei POL Bilder (mit Ahrens Prisma) die wunderschöne Zwillingslamellen von das Erz: Nickeline zeigen.
Zukünftig werde ich noch ein Bild-Beitrag machen wie 'ich' die Anschliffe herstelle. Weil es mehrere Wege nach Rom gibt sage ich hier 'ich'! Stefan_O, Gerhard, Thomas und anderen machen es bestimmt etwas anders.

Auf diese Website kann Mann fast alle Erze finden und auch die, für mich wichtige Reflektionsdaten, herunterladen.

Grusse Ronald



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Bernhard Lebeda

Lieber Ronald

herzlichen Glückwunsch zu Deinen tollen Anschliffergebnissen.

Sehr beeindruckend!!

Viele geschliffene Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Peter V.

Hallo,

lieber Ronald, lieber Olaf,

die ganz feinen hellen Linien sind doch Polierkratzer, oder?

Herzliche Grüße
Peter
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olaf.med

Nee, lieber Peter, das sind die Zwillingslamellen. Ronald sollte mal Bilder nach Tischdrehung um 90° machen. dann sieht man das anisotrope Verhalten dieser Lamellen. Vielleicht macht er uns ja auch einmal ein GIF mit den Bildern alle 5° oder 10°. Das sollte bei diesem Mineral ziemlich eindrucksvoll sein!

Herzliche Grüße,

Olaf
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Peter V.

Lieber Olaf, lieber Ronald,

wenn es keine Polierkratzer sind, ist meine Bewunderung nochmal gesteigert! Tolle Arbeit. Aber mir war schon klar: Was Ronald anfasst, wird immer zur Perfektion getrieben.

Herzliche Grüße
Peter
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Bernhard Lebeda

Zitat von: Peter V. in August 10, 2016, 14:12:01 NACHMITTAGS
Hallo,

lieber Ronald, lieber Olaf,

die ganz feinen hellen Linien sind doch Polierkratzer, oder?

Herzliche Grüße
Peter



...ja Du hast ja vielleicht Nerven.  ;D  Meinst Du dann wär ich hier so auf die Knie gegangen vor Ronald? Polierkratzer sind allein meine Kernkompetenz, aber ich verkneife mir hier welche zu zeigen.  ;D ;D

LG Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Ronald Schulte


Polierkratzen sind auch hier zu sehen obwohl es nur im POL zu sehen ist und am Mikroskop kaum wahrnehmbar. Die Moticam sieht aber fast alles.
Jeder kann das Mann muss nur nicht aufgeben weil es ab und zu etwas deprimierend ist wenn es wieder nicht gelingt und man ab und zu denkt das es richtig geht und dann ist es am Mikroskop dramatisch geworden und nicht weniger kratzen sondern mehr kratzen wie die stufe davor. Wenn das richtige Rezept gefunden ist geht es aber leichter.
Problem 1 ist: sauber arbeiten, sonst geht es überhaupt nicht.

Grusse Ronald


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olaf.med

Lieber Ronald,

aus Deiner Gerätezusammenstellung sehe ich, dass Du zum Orthoplan auch den Interferenzkontrst-R (AL-DIC) hast. Damit könntest Du doch auch einmal ein Bild machen, um Peter Schleifkratzer zu zeigen (die übrigens manchmal auch hilfreich sein können, da sie die "Schleifhärte" abschätzen helfen und damit ein diagnostisches Hilfsmittel sind).

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

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Ronald Schulte

@Bernhard, Thomas und Peter; Danke für die Blumen!

@Olaf; AL DIC habe ich aber noch nie genutzt. Dazu muss das Ahrens Prisma aber wieder abgebaut werden weil ich für AL DIC ein Lambda Filter im Strahlengang stecken muss und die muss dann wieder vor ein POL Filter kommen habe ich mal bei ein Kollegen gehört! Dann muss mit was Verschiebungen das typische DIC Bild entstehen. Vielleicht nicht so toll Deutsch erklärt aber es geht nicht besser.

Ein gif Bild von verschiedene POL Positionen kommt aber das möchte ich gerne bei die Introduktion von den Beitrag: 'Erzanschliffen herstellen' und das Erz 'Nickeline' machen.

Hier was Bilder wo hoffentlich klar wird wie sich die Zwillingslamellen anisotrop Verhalten.



Zuerst ein Linear Poliertes Bild mit das 10x NPL Fluotar Unendlich Objektiv.
Die Zwillingslamellen sind hier nicht zu erkennen, am Mikroskop nur bei längere Betrachtung.





Das gleiche Bild in Polarisiertes Licht wo den Polarisator um fünf Grad dejustiert ist. Die Zwillingsamellen sind hier dunkel. Zur Orientierung kann das kleine Teil Rammelsbergite genommen werden.





Das gleiche Bild in Polarisiertes Licht wo den Polarisator um fünf Grad dejustiert ist und den Tisch 90 Grad verdreht. Die Zwillingsamellen sind hier Hell.






Linear Poliertes Bild mit das 20x NPL Fluotar Unendlich Objektiv.
Die Zwillingslamellen sind hier nur schwer zu erkennen aber sind wohl da. Am Mikroskop sind die etwas besser zu sehen aber nur bei längere betrachtung.





Polarisator und Analysator gekreuzt und Polarisator um fünf Grad dejustiert.





Polarisator und Analysator gekreuzt und Polarisator um fünf Grad dejustiert. Tisch 90 Grad verdreht.






Polarisator und Analysator gekreuzt und Polarisator um fünf Grad dejustiert. Objektiv Leitz NPL Fluotar 20x unendlich.






Polarisator und Analysator gekreuzt und Polarisator um fünf Grad dejustiert. Tisch 90 Grad verdreht. Objektiv Leitz NPL Fluotar 20x unendlich.




Den Anschliff ist so besonders schön und hat viele stellen zum Fotografieren!

Grusse Ronald
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