Fotografieren durch Leitz-Stereo-Objektive

Begonnen von Carlos, August 31, 2016, 11:38:54 VORMITTAG

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Carlos

Hallo zusammen,
Mehrfach habe ich hier im Forum gelesen, dass das Fotografieren mit Stereo-Mikroskopen nur unbefriedigende Ergebnisse liefert.
Meine Erfahrungen mit einer, bisher nur provisorisch angeschlossenen Digital-Okular-Kamera an ein Leitz-Stereo-Mikroskope (Greenough Typ) sind eigentlich nicht schlecht. Der, im Vergleich zum ,,Normal-Mikroskop" deutlich größere, freie Arbeitsabstand ermöglicht recht problemlos Auflicht-Beleuchtung und bei allen Objektiven das ,,Mikroskopieren ohne Deckglas".
Dabei fotografiere ich durch eines der beiden Objektive des Stereo-Objektivs, das zuvor so eingestellt wird, dass es genau senkrecht über dem Objekt steht. (Die Aufnahmen in meinem Beitrag "Schwanheimer-Wald Fossilien" hier im Forum wurden auf diese Weise gemacht. Am ,,normalen" Mikroskop hätte ich allein aufgrund des nur begrenzt einstellbaren Abstands von Objekttisch zum Objektiv entsprechende Aufnahmen nicht machen können.)
Da ich meine Okularkameras auf die Verwendung von Plössl-Okularen als Kamera-Objektiv umgestellt habe, will ich sie auch für meine Stereo-Mikroskope verwenden. Die Pläne für einen einfachen ,,Umsteck-Adapter", bei dem ich, wie am Mikroskop, Okulare und Kamera mit Plössl-Objektiv durch ,,Umstecken" wechseln kann, sind soweit fertig. Aber jetzt kommen mir einige Fragen:
Bei allen meiner Leitz-Mikroskop-Objektiven ist stets die NA angegeben (eingraviert). Bei den (wechselbaren) Leitz-Stereo-Objektiven meiner Leitz-Stereo-Mikroskope (Greenough Typ) jedoch nicht. Hier wird nur der Abbildungsmaßstab angegeben (2x,4x,8x,12x). Was ist der Grund?  Welche Auflösung kann man mit den jeweiligen Objektiven erreichen?
Im Vergleich zu ,,klassischen" Mikroskop-Objektiven erscheinen mir die Stereo-Objektive wesentlich einfacher aufgebaut. Ein gut korrigiertes Zwischenbild liefern die vermutlich nicht. M.E. ist das bei Verwendung des Gerätes als Stereo-Mikroskop auch nicht nötig. Die Okulare sind vermutlich deshalb auch keine ,,Kompensationsokulare". Mit dem Plössl-Ojektiv fotografiere ich aber durch das Okular und nicht, wie bisher, durch die mitgelieferte ,,Zwischenoptik".
Nachteile durch die Verwendung von Plössl-Objektiven an der Okular-Kamera entstehen dadurch m.E. aber nicht. Das Kamera-Bild sollte zumindest gleich gut sein, wie bei Verwendung der mitgelieferten ,,Zwischen-Optik" der Okular-Kamera.  Liege ich hier richtig?
Gruß Carlos

JB

Zitat von: Carlos in August 31, 2016, 11:38:54 VORMITTAG
Bei allen meiner Leitz-Mikroskop-Objektiven ist stets die NA angegeben (eingraviert). Bei den (wechselbaren) Leitz-Stereo-Objektiven meiner Leitz-Stereo-Mikroskope (Greenough Typ) jedoch nicht. Hier wird nur der Abbildungsmaßstab angegeben (2x,4x,8x,12x). Was ist der Grund?  Welche Auflösung kann man mit den jeweiligen Objektiven erreichen?

Hallo,

Die NA wird wahrscheinlich in den Katalogen zu finden sein. Alle anderen Fragen sind kaum zu beantworten, ohne das Leitz-Modell zu kennen (zumindest mit Photo). Bei Stereomikroskopen wird die NA auch durch die Zwischenoptik (wenn vorhanden) beeinflusst. Bei Zoommikroskopen z.B. wird die volle NA des Objektivs erst in der Mitte des Zoombereiches erreicht.

Zitat von: Carlos in August 31, 2016, 11:38:54 VORMITTAG
Im Vergleich zu ,,klassischen" Mikroskop-Objektiven erscheinen mir die Stereo-Objektive wesentlich einfacher aufgebaut. Ein gut korrigiertes Zwischenbild liefern die vermutlich nicht. M.E. ist das bei Verwendung des Gerätes als Stereo-Mikroskop auch nicht nötig. Die Okulare sind vermutlich deshalb auch keine ,,Kompensationsokulare". Mit dem Plössl-Ojektiv fotografiere ich aber durch das Okular und nicht, wie bisher, durch die mitgelieferte ,,Zwischenoptik".

Achromatische Objektive mit geringer Vergroesserung benoetigten in den damaligen Mitteln bis ca. 20:1 keine Kompensationsokulare. Die Objektive der Stereomikroskope mit ihrer geringen Vergroesserung konnten dementsprechend ohne die Notwendigkeit von Kompensationsokularen gebaut werden.

Zitat von: Carlos in August 31, 2016, 11:38:54 VORMITTAG
Mehrfach habe ich hier im Forum gelesen, dass das Fotografieren mit Stereo-Mikroskopen nur unbefriedigende Ergebnisse liefert.

weil

Zitat von: Carlos in August 31, 2016, 11:38:54 VORMITTAG
Dabei fotografiere ich durch eines der beiden Objektive des Stereo-Objektivs, das zuvor so eingestellt wird, dass es genau senkrecht über dem Objekt steht.

die meisten einfachen Stereomikroskope das entweder nicht koennen oder zumindest nicht gleichzeitig mit der Beobachtung  ;) Wie machen Sie das an Ihrem Leitz?

Beste Gruesse,

Jon


Carlos

Hallo Jon,
Danke für die schnelle Antwort. Einen entsprechenden Katalog mit der Beschreibung der Mikroskope habe ich nicht, ich hatte gehofft, dass einige Forumsmitglieder mir hier helfen können.
Leider kann ich derzeit kein Bild der Mikroskope einstellen. Bei den Leitz-Stereo-Mikroskopen handelt es sich um zwei ,,Binos", die, - wie für den ,,Greenough-Prinzip" üblich -, zwei unabhängige Strahlengänge (Objektiv Prisma, Okular) ohne zusätzliche Zwischenoptik (Zusatzlinsen oder Zoom) haben.  Um den Stereo-effekt zu erzielen, weisen die Strahlengänge gegeneinander in einem definierten Winkel, -wie alle Stereo-Mikroskope -, auf. 
Zum Fotografieren muss ich also einen Strahlengang senkrecht zum Objekt stellen und entweder ein Okular entfernen, durch die Kamera mit einer entsprechenden Zwischenoptik ersetzen oder eine auf ,,Unendlich" gestellte Kamera mit Objektiv mit dem Okular im richtigen Abstand (zentriert) verbinden. Hierfür ist der geplante Adapter.  Das Bild wird dann am Monitor, wenn nötig, durch Veränderung des Abstands Objekt-Objektiv ,,scharf gestellt".  Wie versuche gezeigt haben, ist der letzte Punkt, anders als bei der zur Kamera gehörenden, Kamera-Objektiv und Okular ersetzenden Zwischenoptik, mit einem Plössl-Objektiv an der Okular-Kamera und dem Adapter nicht mehr nötig.
Gruß Carlos

JB

Hallo Carlos,

OK. Dann verstehe ich, was Sie meinen. Bei Olympus gab es dazu uebrigens einen speziellen Aufsatz fuer den Objekttisch, mit dem das Objekt immer im richtigen Winkel fuer den Kamerastrahlengang gehalten wurde  :) (inclined stage mount) http://www.alanwood.net/downloads/olympus-x-tr-brochure.pdf

Beste Gruesse,

Jon

reblaus

Hallo Carlos -

von Zeiss habe ich eine ganze Reihe älterer Stemis besessen, teil vom Greenough- teils vom Teleskop-Typ.
Die Greenough-Typen haben deutlich bessere Fotos geliefert - falls man ebene Objekte entsprechend schräg gestellt hat, wie Du das ja auch gemacht hast. Bei räumlichen Objekten ist das natürlich wurscht.

Das liegt daran, dass beim Teleskoptyp nur die linke bzw. rechte Zone des Hauptobjektivs benutzt wird, was einseitige Farbränder hervorruft. Bei stereoskopischen Sehen (dessen ich leider nicht mächtig bin) soll das nicht auffallen, da die Bildfehler sich im rechten bzw. linken Auge aufheben, d.h. das Hirn rechnet sie raus.
Wohl aber werden die Fehler beim Fotografieren deutlich, weil da ja nur ein Tubus benutzt wird und dieser nur bei teuren Geräten dann zentrisch über das Hauptobjektiv versetzt werden kann.

Dafür kann man mit dem Greenough-Tubus nur schlecht stacken, denn das schräg gestellte Objekt wandert aus, wenn man den Fokus ändert. Ein kleiner Nachteil ist auch, dass das Bild das man vielleicht im linken Tubus einäugig betrachtet nicht ganz identisch ist mit dem Bild, das man durch den rechten Tubus fotografiert. Aber im Zeitalter von live view ist das auch nicht mehr so wichtig.

Viele Grüße

Rolf

Carlos

Hallo Rolf,
Danke für Deine Antwort. So wie Du sehe ich es auch. Allerdings ist es m.E. ein Unterschied, ob das Objekt schräg gestellt wird, wie bei Zeiss, oder der Tubus senkrecht gestellt wird. Bei Zeiss "wandert das Objekt in der Tat aus", weil Anheben und Absenken des Tubus nicht entlang der Optischen Achse erfolgen, bei Leitz dagegen sehr wohl. Deshalb kann man mit Leitz auch "Stacken"! So jedenfalls meine Überlegung, die durch erste Experimente sich zu bestätigen scheinen.
Gruß Carlos 

JB

Zitat von: Carlos in August 31, 2016, 23:46:12 NACHMITTAGS
weil Anheben und Absenken des Tubus nicht entlang der Optischen Achse erfolgen, bei Leitz dagegen sehr wohl.

Hallo Carlos,

Wenn Sie kein Bild des Mikroskops einstellen koennen, waere es moeglich ein Bild aus dem Internet zu verlinken? Leitz hat vielleicht 100 Jahre lang (?) Stereolupen hergestellt, eine Identifikation waere nuetzlich fuer die weitere Diskussion hier.

Beste Gruesse, Jon


reblaus

Hallo Carlos,

ja ich weiß, dass einige Stereomikroskoptypen existieren, bei denen entlang der optischen Achse parallel zur Fokussierrichtung fotografiert werden kann, neulich habe ich sogar ein preiswertes sino-amerikanisches Modell gesehen.

Anlässlich der altersbedingten Reduktion meiner Ausrüstung habe ich mal mit meiner EOS 5D Vergleichsfotos eines hochkontrastigen Objekts mit dem Zeiss Stemi 2000 C (Greenough, relativ jung) und dem Zeiss Tessovar (uraltes Makroskop) gemacht. Ich weiß, dass hier ein korrekter Vergleich eigentlich nicht möglich ist (Tessovar mit Direktprojektion und kleinem Zoombereich, 2000 C mit 2,5x Zwischenoptik und großem Zoombereich) aber es ging mir nur darum, ob ich für meine Zwecke (Dokufotos) auf das Makroskop verzichten könne.
Nun gehört das 2000 nicht gerade zur Billigklasse, aber die Fotos mit dem dem Tessovar waren diesem ebenbürtig - auch wenn man bedenkt, dass der Bildkreis des Tessovar fürs Kleinbildformat bestimmt war, während der Fototubus beim Stemi nachvergrößern muss um das "Vollformat" auszuleuchten. In puncto Farbrändern war das Tessovar deutlich überlegen, die Brillianz der Bilder mit dem 2000 war hingegen besser, was natürlich auch die Farbränder an S/W-Kontrasten verstärkt.
Da die Farbränder aber bei meinen üblichen Objekten nicht auffallen, habe ich das Tessovar dann doch abgegeben, zumal ich beim Stemi keine Stack-Ambitionen habe.

Viele Grüße

Rolf


Carlos

Hallo zusammen,
Sorry, aber ich bin sicher etwas zu langsam, um auf Eure Beiträge zu antworten. Ich muss mich leider auf einen neuen Computer umstellen. Ich werde morgen mal versuchen, Bilder vom Stereo-Mikroskop und den Objektiven von meinem alten Computer aus hier einzustellen. Ich bitte daher um etwas Geduld.
Gruß Carlos

Carlos

Hallo zusammen,
Hier nun zwei Bilder zum Leitz-Stereo-Mikroskop (Greenough-Typ)
Bild 1 Mikroskop mit Objektiven, Okularen, Zubehörteil, um einen Tubus senkrecht zu stellen.

Bild 2 Objektive und Zubehörteil

Gruß Carlos