Immersionsöl sofort von Immersionsobjektiv entfernen?

Begonnen von Wilhelm, September 11, 2016, 20:17:09 NACHMITTAGS

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Wilhelm


Hallo zusammen,

muss man Immersionsöl sofort nach jeder "Sitzung" vom Immersionsobjektiv entfernen oder
kann das auch ein, zwei Tage drauf bleiben?

Und womit? Taschentuch?
Brillenputztücher saugen das Öl nicht gut auf, finde ich.

Wenn ich versehentlich ein falsches Objektiv mit dem Öl benetze, kann ich das mit Isopropanol
oder verdünntem Ethylalkohol entfernen?

Schöne Grüße, Wilhelm

limno

#1
Wilhelm, tu's nicht! :'( :'( :'( :'( ??? ??? ??? ???
Irgendwelche Alkohole haben an Objektiven nichts zu suchen, die Gefahr, dass der Linsenkitt angegriffen wird, ist groß!!!!!!!!!!
Geh' auf Nummer sicher! Nimm langfaserige sterile Augenwatte (z.B. Kerma) und Wundbenzin (beides in Apothekerqualität) Stopf' die Watte mit Einmalhandschuhen (wegen des Hautfetts) in die Öffnung einer 3ml Plastik-Pasteurpipette oder wickle die Watte um ein Schaschlikstäbchen. Dann tränke die Watte mit Wundbenzin, und putze einmal sanft kreisend auf der Linse. dann neue Watte verwenden!
Du  kannst das Öl (sofern es nicht verharzt), einfach dranlassen. Taschentuch ist beim Abtupfen vor der Reinigung nicht schlecht
Rettende Grüße von
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Peter V.

#2
Hallo,

in der Hämatologie erleben solche Objektive keine ölfreie Minute.  :D Es macht also nichts, das Öl dort zu belassen.  Zum Entfernen. des Öls eigente sich Wundbenzin aus der Apotheke. Im Gegensatz zu z.B. Ethanol gibt es keine bekannte Unverträglichkeiten zwischen Wundbenzin und irgendeiner Mikroskopoptik.

Herzliche Grüsse
Peter

EDIT: Ich lese gerade Heirnrichs Post. Heinrich, sei mir nicht böse, aber die Augenwattengeschichte halte ich für überholt und übertrieben. Ich habe noch nie gehört oder selbst die Erfahrung gemacht, dass normale Wattestäbchen irgendwelche Spuren hinterlassen oder sonstwie schädlich sind. Das kommt mir fast so vor wie der angeblich hohe Eisengehalt von Spinat. Irgendwer meinte mal, dass die ungeeignet seien (und dAs vermutlich ohne einen stichhaltigen Beweis) und seitdem wird es immer wieder überliefert und weitergetragen. Ich halte das - ehrlich gesagt - für Unsinn.
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

JB

#3
Hallo Wilhelm,

Die Reinigungsanweisungen von Zeiss finden Sie hier http://zeiss-campus.magnet.fsu.edu/articles/basics/care.html und hier  http://www.mikroskopie.de/pdf/zeiss/Mikroskopreinigung.pdf

Zum entfernen des Oel bleiben Ihnen demnach entweder medizinische Augenwatte (sehr preiswert; 100g fuer 2,50 Euro) oder Whatman Linsenpapier (praktisch, aber teuer). Alle anderen Papiere und Tuecher werden nicht empfohlen. Die Anweisungen sind etwas widerspruechlich dahingehend, ob das Papier zum entfernen des Oels mit etwas Loesungsmittel angefeuchtet werden soll oder nicht.

Ich wuerde Augenwatte, leicht angefeuchtet mit Zeiss Optik-Putzmischung L, empfehlen. 1x ohne Druck darueberziehen und wegschmeissen. Wiederholen, bis keine Oelstriemen mehr zu sehen sind.

Nie Aceton verwenden. Bei alten Objektiven (vor 1990) auch nie Ethanol verwenden. Moderne Immersionsoele verharzen nicht mehr. Deshalb koennen Spuren von Oel auch auf dem Objektiv verbleiben (nicht "totputzen"). Objektiv immer mit der Frontlinse nach unten lagern, damit kein Oel ins Innere fliesst.

Man kann auch das Oel auf dem Objektiv lassen und darauf vertrauen, dass moderne Objektive gut gegen eindringendes Oel abgedichtet sind*. Das Oel sammelt aber Staub, der bei der naechsten Reinigung Kratzer erzeugen kann.

Wird ein Trockenobjektiv mit Oel benetzt, dann gruendliche Reinigung mit Optik-Putzmischung L, Isopropanol oder Xylol. Im Prinzip wie oben, nur dass die Frontlinse bei Trockenobjektiven oft konkav und damit schwerer zu reinigen ist. Trockenobjektive sind weniger gut abgedichtet, deshalb sparsam mit dem Loesungsmittel umgehen. Feucht wischen, nicht nass. Kein baden in Loesungsmittel. Loesungsmittel immer auf die Watte, nie direkt auf das Objektiv.

Viel Erfolg,

Jon

Peter Reil

Hallo Wilhelm,

vergiss die alten Geschichten.

Das Öl kann am Objektiv verbleiben, solange du willst. Moderne Öle verharzen nicht und Öl-Objektive brauchen auch keine ständige Wischerei.

Sollte wirklich mal eine Reinigung notwendig werden (bei mir ca. 1-2 mal im Jahr) so hilft nach Trockenwischen (Tempo o. ä.) eine Mischung von Äther/Alkohol im Verhältnis 4:1 (wird z.B. von OLYMPUS empfohlen).

Freundliche Grüße
Peter

PS: Augenwatte war vielleicht früher mal das Mittel der Wahl, aber sogar die Einmal-Brillenputztüchlein (aus Papier) sind besser geeignet.
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

JB

*Ebay ist uebrigens voll von Objektiven, insbesondere "Haematologieobjektiven" wie dem Olympus DPlan 50/0.90 und Leitz Fl Oel 54/0.95, mit Oel im Inneren. Die Objektive wurden, nach Jahren des Badens in Immersionsoel, undicht.

Eine weitere Methode der Reinigung habe ich kuerzlich gesehen: Ein Stueck Zellstoff einfach nachdem Arbeiten zwischen Objektisch und Objektiv 100 legen, Objektiv leicht absenken und stehen lassen. So wird das Objektiv "passiv" gereinigt und das Oel abgesaugt, ganz ohne wischen. Vielleicht ein Kompromiss?

Beste Gruesse,

Jon 

the_playstation

Hallo.

Wenn man das Objektiv öfters benutzt, würde ich das Öl dranlassen. Wenn man es längere Zeit nicht benutzt, putzen. Weil sonst z.B. eher Staub am Öl haften bleibt, ...

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

reblaus

Hallo -

was Jon gesehen hat ist zweifellos die Methode der Wahl für fleißige Mikroskopiker!

Auch ich habe schon einige ersoffene Immersionsobjektive in der Hand gehabt und denke, dass zumindest der größte Teil freiflüssigen Öls bis zum nächsten Gebrauch "inaktiviert" werden sollte! Schließlich ist die Frontlinse oft recht heftigen mechanischen Angriffen ausgeliefert, welche dem Linsenkitt Risse verpassen konnten in welche das Öl eindringen kann. Das hat nichts mit dessen Löslichkeit zu tun!

Der Vorteile des "Wundbenzins" (= Petroläther) liegt hauptsächlich darin, dass es so schnell verdunstet, dass es fast keine Chance hat in solche Risse einzudringen.
Aber Immersionsobjektive haben einen essentiellen Vorteil: Selbst grässliche Kratzer o.ä. in der Frontlinse machen sich im Einsatz oft nicht bemerkbar weil sie vom Immersionsöl ausgefüllt werden. Wenn das Öl hingegen mal oberhalb der Frontlinse sitzt ist es aus!

Viele Grüße

Rolf

Wilhelm

Hallo zusammen,

Danke für die vielen hilfreichen Tipps und Ratschläge, jetzt kenne ich mich aus!

Und meine Objektive haben (hoffentlich) ohne Kratzer oder Öleintritt überlebt. :-)

Schöne Grüße, Wilhelm