Botanik: Die Jack-Frucht *

Begonnen von Carsten Wieczorrek, Oktober 20, 2016, 23:20:39 NACHMITTAGS

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Carsten Wieczorrek

Hallo, hier kommt der zweite tropische Schnitt aus meinem Urlaub.

Der Jackfruchtbaum
Der Jackfruchtbaum Artocarpus heterophyllus gehört zu der Familie der Maulbeergewächse (Moraceae). Er wächst als immergrüner Baum und kann Höhen von etwa 20 m erreichen. Die Rinde des Jackfruchtbaum sondert bei Verletzung eine Milch ab. Bein Schneiden von Ästen tritt diese reichlich aus. Die Blütenstände und entsprechend die Früchte werden an Stamm, Ästen oder Zweigen gebildet (Kauliflorie). Die Frucht des Jackfruchtbaum kann bis zu einem Meter lang werden und über 15 kg schwer. Sie ist ein Fruchtverband aus vielen Streinfrüchten. Die Frucht ist essbar. In der ursprünglichen Heimat (Indien, Südostasien) wird die unreife Frucht gekocht als Gemüse verwendet, die reife Frucht ist sehr süß und saftig. Sie wird als Obst, Trockenobst, Saft, Chips (trocken wie Apfelchips) und Süssigkeit verwendet. Die hier gezeigte Frucht ist noch nicht reif (die ist ja auch viel zu klein :-) ). Reife Früchte oder Einblicke ins Innere kann ich hier leider nicht liefern.

Kultiviert wird der Jackfruchtbaum in allen tropischen Gebieten der Welt. In Brasilien gilt er als invasiver Neophyt und wird von den Forstbehörden bekämpft. Jedenfalls in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Olympia-Spielstätten: Rund um die Copacabana sind Informationstafel aufgestellt, die in portugiesischer und englischer Sprache über die Gefahren schnell wachsender Neophyten informieren. Mitarbeiter der Forstverwaltung entrinden dort alle Jackfruchtbäume in etwa 30 cm Höhe auf etwa 50 cm Breite (siehe Bild 5). So soll der Baum vor Ort eingehen und verrotten. Das funktioniert auch ganz gut, aber schon 5 km vom Zuckerhut entfernt habe ich keine Schälungen mehr gesehen, die Bäume gedeihen dort prächtig.

Bild 1 zeigt einen Jackfruchtbaum Baum, Bild 2 die Blätter im Detail. Eine Frucht ist in Bild 3 zu sehen. Ich habe auch mal die Neophyten-Infotafel abfotographiert, die in Bild 4 zu sehen ist. Bild 5 zeigt einen geschälten Jackfrucht-Baum.

Bild 1 : der Baum


Bild 2 : die Blätter


Bild 3 : die Fruch


Bild 4 : Infotafel


Bild 5 : geschälter Baum



Präparation und Färbung
Die Jackfrucht gehört zu den Proben, bei denen mir das AFE ausgegangen ist. Möglicherweise hat das Ästchen etwas gelitten, da es ca. 4 Stunden trocken in meinem Rucksack zubringen musste. Im Hotel wurde es sofort in Cachaca gelagert. Erst 4 Tage später konnte es in AFE eingelegt werden. Dort hat es jetzt etwa 2 Wochen verbracht. Geschnitten habe ich auf dem Handmikrotom mit Leica-Einmalklingen im SHK-Klingenhalter. Die Schnittdicke beträgt rund 30 µm. Das Material ließ sich gut schneiden.

Die Schnitte wurden aus AFE heraus einmal mit 50% Ethanol gespült und dann 3 mal mit dest. Wasser ausgespült. Gefärbt wurde mit Wacker ASIM II bei 60°C für etwa 6 Minuten. Nach der Färbung wurde mehrmals mit Wasser gespült, bis keine sichtbare Farbe mehr abging. Anschließend wurden die Schnitte mehrfach mit 100% Isopropanol gespült/entwässert. Eingedeckt sind die Schnitte in Euparal, die Deckgläschen wurden 2 Tage beschwert.


Aufnahmen
Die Aufnahmen wurden mit CZJ Apochromaten und dem Projektiv PK 2,5 mit meiner Samsung aufgenommen. Das Übersichtsbild und die Übersichts-Fluoreszenzaufnahme sind gestitched aus 32 Kacheln. Jede Kachel ist in voller Kameraauflösung und besteht aus 10 bis 20 Einzelaufnahmen, die mit PICOLAY gestackt wurden. Die gestackten Bilder wurden mit Helicon Filter optimiert (geputz, weißabgleich). Zum Stitchen habe ich Image Composit Editor im automatik-Modus verwendet.


Fluoreszenz
Für die Fluoreszenzaufnahmen wurde Auflicht einer 3 Watt 430 nm LED verwendet. Gefiltert wurde mit dem CZJ-Filterwürfel 450-3 (enthält Anregungs- und Sperrfilter). Zusätzliche Anregungs- und Sperrfilter wurden nicht verwendet.


Übersicht
Bild 6 zeigt die gestitchte Übersichtaufnahme in 900 Pixel Breite. Das Originalbild ist 24935 x 25161 Pixel groß und kann hier herunter geladen werden (180 MB):

http://www.rheinflut1995.de/Fotos/Mikroskop/Jackfruit/Jackfruit_sitch_gross.jpg

Bild 6 : Übersicht über den Astquerschnitt


An einer zoombaren Ansicht arbeite ich noch.

Bild 7 zeigt die Übersicht in Auflicht-Fluoreszenz. Auch dieses Bild in 900 Pixel Breite. Das Originalbild ist 22908 x 24665 Pixel groß und kann hier herunter geladen werden (69 MB):

http://www.rheinflut1995.de/Fotos/Mikroskop/Jackfruit/Jackfruit_uv_sitch_gross.jpg

Bild 7 : Übersicht über der Astquerschnitt


Legende
Was sieht man auf den Bilder? Ich versuche mal, einige Details zu bennenen, siehe Bild8.

Bild 8 : Legende



Details
Jetzt kommen einige Detailaufnahmen. Mit dem Beschreiben warte ich erst mal (und auch mit weiteren Beiträgen), bis ich Jörgs Kommentare zu meiner Cashew verstanden und in die Bilder eingearbeitet habe (das werde ich dann auch hier nachholen).

Bild 9



Bild 10



Bild 11



Bild 12



Bild 13




Viel Spaß beim Betrachten,

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

liftboy

Hallo Carsten,

herrliche Schnitte!
Vielleicht sollte ich mich auch in Cachacha einlegen :-)

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

KlausB

Hallo Carsten,

sehr schöne Schitte, Färbung und Aufnahmen.

Das Übersichtsbild besteht aus ca. 450 Einzelbildern???? Ist das richtig?

Wenn ja, wie lange hast du daran gesessen?

Danke dir für die Bilder

Herzliche Grüße

Klaus
Zeiss Phomi III im Einsatz
Zeiss OPMI als Stereo

Web-Seite:
https://www.freizeit2012undmehr.com/

Carsten Wieczorrek

#3
@Wolfgang
Dürfen wir Dich dann schneiden und mit Wacker färben, wenn Du durchgezogen bist?

@Klaus
27 x (10-20 sind im Mittel 15) sind über den Daumen 405. Kommt  schon hin. Fotographieren ist einfach, dauert so etwa 40 min.

Aber das stacken, das nervt. Oder ich bin zu dumm, PICOLAY zu bedienen. Ich würde mir folgende Funktion von Herrn Cypionka wünschen (ist ja bald Weihnachten):

Ich sortiere meine 405 Einzelbilder in 27 Unterverzeichnisse, für jedes Teilbild des Stitches eines. Ich stacke die Bilder eines Verzeichnisses so lange, bis mir das Ergebnis gefällt (incl. des Speicherns des Ergebnisses). Und dann sage ich PICOLAY: mit genau diesen Einstellungen  bitte die anderen 26 Verzeichnisse. Und wenn ich aus der Sauna komme, ist alles fertig  :D.

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Heribert Cypionka

ZitatAber das stacken, das nervt. Oder ich bin zu dumm, PICOLAY zu bedienen. Ich würde mir folgende Funktion von Herrn Cypionka wünschen (ist ja bald Weihnachten)

Tja, ich kann dazu nur sagen, Weihnachten war schon im Juni 2013, als PICOLAY lernte, mehrere Verzeichnisse mit einem Klick zu stacken ;)



ZitatIch sortiere meine 405 Einzelbilder in 27 Unterverzeichnisse, für jedes Teilbild des Stitches eines. Ich stacke die Bilder eines Verzeichnisses so lange, bis mir das Ergebnis gefällt (incl. des Speicherns des Ergebnisses). Und dann sage ich PICOLAY: mit genau diesen Einstellungen  bitte die anderen 26 Verzeichnisse. Und wenn ich aus der Sauna komme, ist alles fertig

Das Unterprogramm folgt genau dem Vorschlag, nur die Sauna habe ich heute hinzugefügt...



Man könnte sogar schlafen gehen ('Turn off computer when done [X]')  ;D

Viel Spaß damit

Heribert Cypionka

Carsten Wieczorrek

Hallo Herr Cypionka,

das war ja meine Hoffnung, dass ich einfach nur den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe.

Ich werde mich bei der Mango an Ihre Anleitung halten.

Und dann 40 min 80°  ;D

Vielen Dank,

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Fahrenheit

Lieber Carsten,

ein schöner Beitrag zu einer Pflanze, die man hier selten zu sehen bekommt! Ich habe ihn in die Liste aufgenommen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM