Anfänger Frage zum Spindeltisch...

Begonnen von chemist, Oktober 25, 2016, 18:55:58 NACHMITTAGS

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chemist

Guten Abend,

Nach langer Zeit doch mal wieder eine sehr spezielle (vmtl. Anfänger-) Frage. Ich hatte schon länger mal vor an meinem Polmikroskop den hier auch schon erwähnten Spindeltisch auszutesten. Das Teil funktioniert soweit auch ganz passabel, die Software ExcalibrW auch nur hab ich hier leider das Problem, dass ich bei den meisten meiner gemessenen Kristalle die Fehlermeldung "Error: The Problem can't be solved with this orientation" erhalte.
Grundsätzlich scheint die Methode sowie ich es mache zu funktionieren, im Falle von Kupfersulfat Pentahydrat konnte ich den Literaturwert des Achsenwinkels sehr passabel reproduzieren, bei meinen anderen bisherihen Testsubstanzen (Saccharose, Calcit, Na2WO4) kam dann allerdings besagte Meldung; teils trotz verschiedener Kristalle und auch anderer Orientierung auf dem Pin.
Da hier anscheinend ja einige mit dieser Methode sehr vertraut sind, wollte ich nun an dieser Stelle fragen wo hier mögliche Fehlerquellen stecken, ob mein try-and-error Picken des Kristalles schuld ist bzw. ich hier auf etwas besonders Acht geben muss?
Ich habe mir die verfügbare Literatur (Mickey Gunter) durchgelesen; da gab es auch Hinweise zur Orientierung des Kristalles aber da bin ich ehrlich gesagt nicht ganz schlau draus geworden. Ich muss quasi die Orientierung der optischen Achsen meiner Probe schon kennen/aus der Morphologie schließen, um hier einen Fehler zu vermeiden?

Grüße,
Robert

olaf.med

Lieber Robert,

welch' Freude endlich mal wieder einen "Spindeltischler" hier begrüßen zu können!

Grundsätzlich kann man mit dem Spindeltisch natürlich jeden Kristall vermessen, aber das Programm EXCALIBR steigt in einigen Fällen aus, z.B. wenn eine der optischen Achsen (bzw. die optische Achse) nahezu senkrecht zur Spindel orientiert ist. Das merkt man daran, dass die MS-Werte sich in einem kleinen Drehbereich von S drastisch verändern (>> 20° bei Drehung um S von 10°). Allerdings sollte dies statistisch höchstens bei 10% der willkürlich aufgekitteten Kristalle der Fall sein. Kommt die Fehlermeldung häufiger, hat es sicher einen anderen Grund. Ich persönlich bin ein großer Freund des manuellen Plottens, dabei sehe ich sofort wenn es Probleme mit dem Kristall gibt. Die neuere Version von EXCALIBR zeigt ja auch die Lage der Messwerte in der stereographischen Projektion, da sollte man es auch erkennen.

Gerne kann ich Dir weiterführende Literatur zur Verfügung stellen, z.B. das hervorragende Buch von Don Bloss: The spindle stage - principles & practice. Du kannst mir auch gerne einmal einen kritischen Datensatz zuschicken, dann sehe ich ihn mir an. Solltest Du in der Nähe des Ruhrgebiets leben, können wir uns auch einmal treffen und die Probleme direkt diskutieren.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

chemist

Lieber Olaf,

Ganz vielen Dank für deine Antwort! Das Problem der plötzlich stark ansteigenden Werte habe ich in der Tat einige Male beobachten können. Dein Angebot dir einen Datensatz zu schicken nehme ich sehr gerne an. Ich schicke dir gleich mal die Daten zu einem meiner Versuche mit Saccharose; hier habe ich zwei Kristalle in jeweils zwei leicht verschiedenen Orientierungen gemessen. Alle dieser vier Messungen waren nicht auswertbar. Meine Idee war eigentlich, dass durch leichtes Kippen des Kristalles sichergestellt wird dass zumindest bei einer der Messungen die optische Achse nicht mit der Spindelachse zusammenfällt.
Ist vermute diese Probleme dürften nicht dadurch bedingt sein, dass ich den Kristall bisher in Luft messe? Gunter hat in einer seiner Publikationen so zumindest pasable Werte erzielt...
Leider komme ich aus dem Süden Deutschlands wesshalb ein Treffen schwierig ist...Wenn du das Buch allerdings als pdf hast, würde ich mich sehr über die Lektüre freuen!

Beste Grüße und Vielen Dank,
Robert

chemist

Hallo,

Dank Olafs Hilfe habe ich meine Probleme weitestgehend gelöst und komme jetzt mit der Methode auch ganz gut zurecht. Anfangs habe ich den Spindel-Tisch aus Papier verwendet den ihr sicher auch schon gesehen habt. Da dieser allerdings nur eine Drehung um 180 Grad zulässt, habe ich mir aus Balsaholz und einer Kanüle eine verbesserte Version gebastelt in die sich zudem ein Objektträger versenken lässt. Hier noch zwei Bilder:






Viele Grüße,
Robert

Bernhard Lebeda

#4
Hallo Robert

sehr gute Idee! Wie ist der Spindeltisch denn auf dem Drehtisch befestigt?

Viele Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

chemist

Hallo Bernhard,

Das habe ich auf dem Foto der Ästhetik halber weggelassen ;)
Ich klebe das Konstrukt einfach mit einigen Streifen Klebeband fest.

Beste Grüße,
Robert

Bernhard Lebeda

Zitat von: chemist in November 01, 2016, 17:14:58 NACHMITTAGS

Ich klebe das Konstrukt einfach mit einigen Streifen Klebeband fest.

Beste Grüße,
Robert

...das sagst Du so locker flockig und das dachte ich mir fast. Ich finde das immer gar nicht so trivial, immerhin muss die Nadelspitze gut zentriert sein und das ganze Konstrukt darf beim Drehen der Spindel nicht aus der Zentrierung rutschen. Ich kenne aus meinem Bekanntenkreis ziemlich stabile Konstruktionen, daher wundert mich, dass Du so einfach klar kommst damit!

LG Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Peter V.

#7
Lieber Bernhard,

ein Spindeltisch kann so aussehen....





oder so!



Und beide erfüllen ihren Zweck  ;)

Olaf hatte ja mal diesen extrem einfachen Spindeltisch vorgestellt.

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=15673.0

Auch ich finde es erstaunlich, dass man mit so einfachen Konstruktionen ebenfalls zum Ziel kommen kann.

Auf dem "Spindeltischkurs" - den Du ja auch besucht hast - haben wie ja recht viele Eigenbau-Modelle unterschiedlicher "Komplexität" gesehen. Und alle funktionieren......





Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Bernhard Lebeda

Ja, ja lieber Peter

weiß ich alles und Du weißt, dass ich das weiß!  ;D

Meine Version hast Du übrigens unterschlagen! ::) ;)






Hast Du das mal probiert? in der Praxis zeigt sich, dass die entweder fest montierten bzw. einfach zu zentrierenden Versionen besser und fluchfreier funktionieren als die mal eben so festgeklebten Konstruktionen.

Viele Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

chemist

Hallo Peter und Bernhard,

Danke für das Teilen eurer Konstrukte!

Ja, ich gebe zu das Zentrieren ist bei meinem Konstrukt eine etwas fummelige Sache.
Aber aus meinen bisherien Messversuchen kann ich sagen, dass man damit zum Ziel kommt auch wenn die Präzession vermutlich nicht mit den professionellen Konstruktionen mithalten kann...
Ich denke auch, dass ich mir da noch was besseres bauen werde aber für ein paar erste Versuche und knapp 2 € Materialkosten bin ich damit ganz zufrieden.

Beste Grüße,
Robert

hugojun