Schlittenmikrotom der Firma Jung - Suche nach schwarzem Emaillack

Begonnen von Holger x, Oktober 27, 2016, 12:22:11 NACHMITTAGS

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Holger x

Hallo,

mir ist ein altes Schlittenmikrotom der Firma Jung (Heidelberg, Nr. 1644) zugeflogen. Das Gerät ist überraschend klein, so dass ich beim Auspacken für einen Moment beinahe enttäuscht war. Bei nähere Betrachtung wurde ich jedoch durch die unglaublich präzise gefertigte Mechanik mehr als entschädigt.

Zum Beispiel das vorletzte Foto von dem leider verbogenen Stellknopf der Höhenverstellung des Objekthalters. Um in der aufschiebbaren Hohlachse des Stellknopfs einen Eingriff auszubilden, wurde aus der Achse eine Prismenführung ausgefräst und anschließen ein kleines Prisma wieder eingelötet. Sichtbar wird das Ganze nur weil das eingesetzte Prisma aus Eisen statt aus Messing ist und deshalb etwas Rost angesetzt hat. Für mich als ehemaligen Werkzeugmacher ist diese Liebe zum Detail schon faszinierend. Auf dem Rändelrad wurde übrigens eine 5 eingeschlagen, die vermutlich für die Nummer innerhalb der Fertigungsserie steht. Der Wahrscheinlichkeit nach wurden immer 10 Stück als Kleinserie gefertigt. Die nachfolgenden Fotos zeigen das noch unrestaurierte Gerät (zum Größenvergleich eine 1 L Packung Milch).


Bild 1


Bild 2


Bild 3


Bild 4


Bild 5


Bild 6


Bild 7

Leider hat sich der Lack über die Jahrzehnte verflüchtigt. Ich möchte jetzt den vermutlich für das Mikrotom typischen schwarzen Emaillack - nach Möglichkeit in einer Schichtdicke von ca. 0,5 mm (zum Füllen der Oberflächenrauigkeit der Gußteile) erneuern. Weiß jemand eine Quelle für einen geeigneten (hochviskosen) Emaillack.

Und zur zweiten Frage: hat jemand zufällig irgendwelche schriftlichen Unterlagen (insbesondere Bedienungsanleitung) zu dem Mikrotom und kann mir da eventuell eine Kopie oder ein PDF zukommen lassen. Ich bin gern breit, mich mit Kopien aus meiner kleinen Sammlung von Leitz-Prospekten zu revangieren. Das letzte Bild zeigt den Auszug aus einem älteren Leitz-Prospekt (vermutlich aus dem Jahr 1913, so zumindest eine handschriftliche Notiz im Katalog), in dem das Modell des großen Bruders (Modell I) mit 40 statt 27 cm Bahnlänge abgebildet wurde.

HG
Holger

liftboy

Hallo Holger,

versuch mal in einem alten Haushaltswarengeschäft schwarzen Ofenlack zu bekommen. Der wäre für Deine Zwecke ideal!

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Jürgen H.

Lieber Holger,

Herzlichen Glückwunsch zu dem soliden Mikrotom!

Konkret zu dem Modell kann ich nicht mit einer Anleitung helfen, aber vielleicht nützt diese Link ein wenig:

http://www.science-info.net/docs/leitz/Leitz-Microtome-II.pdf

Wobei das Mikrotom eigentlich fast selbsterklärend ist. Ich besitze so ein Ähnliches der Fa Leitz. Gutes aber nicht zu reichliches Ölen der Schlittenbahn ist fast schon Alles. Bei konkreten Fragen kann ich wahrscheinlich helfen.

Schöne Grüße

Jürgen

Holger x

#3
Hallo Wolfgang,

Danke für den Tipp. Ofenlacke sind insbesondere für höhere Temperaturen ausgelegt. Ich hab aber noch keinen gesehen der auch gut füllend war und mit dem man hohen Schichtdicken erreicht. Für die alten schwarzen Mikroskoplacke hat man sogenannte Emaillacke verwendet die besonders verschleißfest und gegen viele Lösungsmittel wie Benzin, Alkohol ... unempfindlich waren. Gleichzeitig waren diese Lacke auch besonders standfest/hochviskos (in flüssiger Form) wie immer man das auch bezeichnen will, um bei der Verarbeitung hohe Schichtdicken zu erreichen. Ich habe noch eine alte Ständerbohrmaschine aus der Gründerzeit, deren Lack wurde bis zu 2 mm dick aufgetragen, um die typische Oberflächenstruktur von Gusseisen (Sandguss) zu verstecken. Der Lack war nicht nur relativ hart sondern auch gut schleifbar, was zu perfekt glatten Oberflächen geführt hat.

Vielleicht ist das was ich suche am ehesten mit den früher verwendeten Schleiflacken zu vergleichen. Bei Wiki gab es hierzu folgendes zu lesen: ,,Man trug zunächst eine dicke Schicht Lack auf. Diese schliff man so lange, bis die Oberfläche homogen war. Dabei war es (beim ersten Auftragen) möglich, dass man ,,durch den Lack brach" und der Untergrund sichtbar wurde oder dass der Lack unregelmäßig abgeschliffen wurde. Daher musste nun eine zweite Schicht aufgetragen werden. Bei dieser zweiten Schicht erhöhte man die Verdünnung, um eine gute Verbindung mit der ersten Lackschicht und eine glattere Oberfläche zu erreichen. Diese zweite Schicht wurde wiederum geschliffen. Hatte man auf diesem Wege genügend Schichten aufgetragen, begann das ,,Finishen": Man schliff den Lack mit verschiedenen Schleifpapieren oder Pasten mit steigender Feinheit, bis man keine Rauheit mehr erkennen konnte (800er-Körnung). Schliff man nun weiter, so wurde die Oberfläche zuerst matt, dann seidenmatt und zum Schluss (beim Schleifen mit Kreide als Schleifpaste) hochglanz-glatt geschliffen und mit dem Ballen farbabtragend (abrasiv) oder mit Schellack farbauftragend poliert."
Meine Vorstellung wäre, dass es noch irgend so einen Nischenanbieter z.B. mit der Zielgruppe Restoratoren gibt, wo man so einen alten Speziallack beziehen kann, da mein Ziel eine möglichst originale wirkende Oberfläche wäre.
Ähnlich Eigenschaften haben heute vermutlich die Acryl-Polyurethan-Emulsionen. Aber mit denen hab ich keine konkreten Erfahrungen. Bei den Bootsbauern finden Polyesterklarlacke Verwendung, die auch besonders verschleißfeste und glatte Oberflächen ausbilden – bezüglich dieser Lacke hab ich natürlich auch keinerlei Erfahrungen. Also wenn jemand etwas weiß würde ich mich freuen.



Hallo Jürgen,

Besten Dank für die Anleitung von Leitz. Was ich im speziellen in einer Bedienungsanleitung für das Jung-Mikrotom suche, ist wie die Stelltrommel mit den eingefrästen Nuten (Rastung) bedient wird. Wie auf Bild 4 zu sehen, kann man in diese Trommel auch einen kleinen Stift einstecken, der unterhalb in dem Grundkörper der Mikrometerverstellung verwahrt wird. Die Rastung der Trommel ist unregelmäßig und die Bedienung erfordert extrem viel Feingefühl. Ich kann mir noch nicht vorstellen wie der Gebrauch gemeint war. Ich schätze, dazu findet man nur etwas in einer Originalanleitung von Jung.


Schöne Grüße

Holger


Klaus Schloter

Hallo Holger,
das hast Du Dir aber einiges vorgenommen,den alten Oberflächenglanz wiederherzustellen.
Um die Struktur des Graugusses zu füllen,würde ich Dir einen 2K Grundierfüller aus der Autobranche empfehlen,ggf.auch in einem doppelten Auftrag.Wie der Name schon sagt dient er als füllende Grundierung und kann nach Aushärten beliebig geschliffen werden und wäre der Ersatz für einen hochviskosen Lack.
Danach könntest Du dann mit dem schwarzen Lack und der Oberflächenbehandlung weiter machen.
viel Spass
Klaus

Jürgen H.

Lieber Holger,
leider kenne ich nur die Verfahrensweise mit der Schlittenverstellung nach Fig 824 in Deinem Katalogbild. Dort siehst Du ganz oben eine Anschlagstange, auf die der Ratschenhebel H zubewegt wird. Diese Anschlagstange lässt sich verstellen, z.B. auf den Ratschenhebel zu, was dann zu einem dünneren Schnitt führen würde, weil der Ratschenhebel früher durch die Anschlagstange gestoppt würde und der Ratschenhebel die Gewindestange somit nur geringfügiger drehen  und vorwärtsbewegen  kann.
,,Mikrometerschraube mit Einschnappvorrichtung" steht im Text Deines Katalogbildes. Kann es vielleicht sein, dass ein dünnes Metallblätchen fehlt? Das Blättchen könnte mit der Schraube befestigt worden sein, die in Deinem dritten Bild vorhanden ist und im vierten fehlt . Es könnte jeweils in die gefrästen Nuten der Trommel einratschen. Dann wäre die Gewindestange schlicht an ihrem äußeren Griff zu drehen. Merkwürdig ist allerdings, dass die Nuten im unterschiedlichen Abstand in die Trommel gefräst sind und dass es auch zwei Trommel gibt.  Bei der linken Trommel meine ich allerdings zu sehen, dass der Abstand der Nuten voneinander doch im Wesentlichen regelmäßig ist. Eventuell ist tritt eine Doppelnut nur im regelmäßigem Abstand, z.B. nach allen 5 Nuten auf? Das würde dann erleicherten, die µ Zahl zu kontrollieren, ohne wie ein Maikäfer zählen zu müssen.
Nur Vermutungen...

Schöne Grüße

Jürgen

Peter Reil

Hallo Holger,

ein schönes Teil!
Ich würde die Lackierung so lassen wie sie ist. Es schadet nicht, wenn man dem Gerät sein Alter ansieht.

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Bob

Hallo Holger,

ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Instrument Dein Werkzeugmacher-Herz höher schlagen lässt. Es hat so ziemlich alles, was heute wegrationalisiert wird: Viel Handarbeit, Präzision reichlich, nicht ausreichend, liebevolle Gestaltung.

Wenn das Mirkrotom immer gut geölt wurde, wird es nicht so leicht zu lackieren sein, da Guss das Öl ein Bisschen aufnimmt.
Für Werkzeugmaschinen mit dem selben Problem gibt es spezielle 2K-Lacke.

Von Werkzeugmaschinen kenne ich es, dass der Guss erst gespachtelt und dann lackiert wurde. Die Spachtelschicht kann da schon mal über 5mm dick sein.

Ich würde die Gussoberfläche erst mit Füller in der nötigen Anzahl Durchgänge glatt machen, und dann mit (zum Untergrund kompatiblem) Lack einen schönen Anstrich vornehmen.
Natürlich kann man einfach entsprechend viele Schichten Lack auftragen, aber das dauert länger.

Viele Grüße,

Bob

Rawfoto

Hallo Holger

An die Drehmaschine musst auch, die Achse der Schraube schaut ja arg aus. Das bekommt man gar nicht leicht hin, schaut nach großer Gewalt aus ...

Hoffentlich ist das kein Sturz gewesen und die Gleitbahnen haben etwas abbekommen.

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

beamish

Hallo Holger,

ich sehe das wie Peter. Ein altes Messingmikroskop putzt man auch nicht auf den Grund, damit es "schöner" aussieht. Man sollte dem Gerät seine Geschichte ansehen. Die Restaurierung würde ich auf die Funktionalität (z. B. Richten der verbogenen Achse des Stellknopfs) beschränken.

Herzlich
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Holger x

Hallo Jürgen

manchmal muss man sich nur die Mühe machen die Teile etwas genauer anzusehen und schon erklärt sich das Rätsel um die beiden Messingwalzen wie von selbst. Ich hatte auf Bild 5 schon den Stift aus dem Grundkörper des Vorschubes in die Walze gesteckt. Da schien er mir zumindest hinzugehören. Hält man mit dem Stift die eine Walze auf Position und dreht am Vorschub, so verdrehen sich die beiden Messingwalzen mit den Rastungen zueinander. Auf dem zurückgesetzten Rand der Walzen findet man jeweils neben einer Kerbe die arabischen Zahlen 1, 2, 5 und 15 (Bild 8). Werden die Kerben mit gleicher Bezifferung der beiden Walzen in eine Flucht gebracht, so bilden sich auf den Walzen jeweils eine, zwei, drei oder 15 durchgehende Kerben. In diese durchgehende Kerben kann nun die entsicherte Ratsche/Sperklinke (Bild 9, hinterer Metalwinkel mit Ausschnitt: von der Bildmitte schräg nach unten rechts verlaufend) eingreifen und man erhält bei einer Umdrehung: 15, 3, 2 oder eine Teilung. Zur Orientierung kommen auf den messingfarbenen Feldern zwischen den Kerben noch die Hälften der römisch Ziffern V, X und XV zur Deckung, wenn die fünfzehner Teilung eingestellt wurde. Ich bin wirklich beeindruckt wie detailreich da in Uhrmacherakribie gearbeitet wurde.


Bild 8


Bild 9

Die Vorschubspindel hat eine Steigung von 0,25 mm (Vorschub pro Umdrehung). Die Steigung der schiefen Führungsschiene beträgt 13 mm auf 310 mm Länge; also 13 mm : 310 mm = 0,0402 oder ca. 4% Steigung. Bei einem Vorschub von einer vollen Spindelumdrehung wird der Objekthalter um 0,25 mm verschoben, was bei 4 % Steigung: 0,25 mm x 0,04 = 0,01 mm oder 10 μm Höhengewinn für den Objekthalter ergibt. Diese 10 μm Hub kann man nun noch über die Rastung in 0,7 μm, 3,3 μm und 5 μm Schritte differenzieren. Ohne dass ich da der Experte wäre, Schnitte zwischen 35 bis 20 μ halte ich bei einem gelegentlichen Hobbyschnippler schon für ein ziemlich gutes Ergebnis, das man ohne erheblichen zusätzlichen Aufwand und Erfahrung kaum übertrifft. Es würde mich ehrlich interessieren ob vor 100 Jahren bereits derart dünne Schnitte von minimal 0,0007 mm mit dem ziehendem Schnitt eines Mikrotommessers ausgeführt wurden. Ist das überhaupt möglich? Vielleicht kann einer der Experten hier im Forum dazu Aufklärung geben.




Hallo Gerhard,

Die Achse sieht wirklich nicht gut aus. Unterm Stereomikroskop hab ich mir mal die Oberfläche in der Zone angesehen wo das Material gestreckt wurde und dort sind noch keine Risse entstanden. Auch im Bereich der Stauchung sind noch keine Faltungen sichtbar. Das lässt mich in der Hoffnung, die Achse mit einer kleinen Kniehebelpresse und den passenden Hartholzmatrizen wieder halbwegs in Form bringen zu können. Mit angesetzter Messuhr kann man sich langsam bis zum Optimum vorarbeiten. Wenn's misslingt heißt es wirklich an die Drehbank aber die Rändelung des Rads ist abgerundet und nicht spitz zulaufend ausgeführt und da muss ich dann passen. Da ist mir eine Stellschraube mit Schlag dann lieber.




Hallo in der Runde,

nochmal zum Lack: Die Gußteile wurden vernickelt also wird es voraussichtlich kein Problem mit dem Öl geben. Grundsätzlich bin ich auch nicht dafür einer technischen Antiquität die Patina bzw. die historischen Spuren ihrer Benutzung zu nehmen. Solange der äußerliche Eindruck bzw. die Funktion durch Korrosion, Abnutzung und Materialalterung nicht wirklich leidet, bin ich immer für den altersbedingten Originalzustand. Insbesondere abgenutzte Kanten an denen das Metall durch den Lack scheint, der Lack bereichsweise regelrecht auf- bzw. abpoliert wurde oder die meist irgendwie einseitig ausgebildeten Abnutzungsspuren an dem Mikroskoptischen zeugen von der Art des Gebrauches und das ist ja auch ein interessantes und wichtiges Zeugnis.

Wenn aber der Charakter des Gerätes dadurch verfälscht wird, dass der Lack durch die Einwirkung von z.B. ungeeigneten Lösungsmittel - oder was auch immer- vollständig zerstört wurde, dann halte ich es für legitim das Äußere auch wieder Instand zu setzen. Vermutlich hat da jeder so seine eigenen Vorstellungen. In diesem Fall würde mir das Mikrotom mit Lack aber irgendwie authentischer erscheinen – auch wenn die Lackierung neu sein wird.

Mich stört eher die Verwendung von Materialien, die bei einer erneuten Nutzung und damit Abnutzung das Erscheinungsbild des Gerätes störend beeinflussen. Und da sind die meist sehr hellen 2K-Spachtelmassen und Fülllacke nicht optimal – selbst wenn man ein paar Pigmente zusetzt (das findet schnell technische Grenzen). Jeder Kratzer wurde unter der schwarzen Oberfläche den helleren Untergrund durchscheinen lassen. Und das würde mich stören – daher meine Bemühen, einen schwarz durchgefärbten, gut füllenden Lack zu finden.

Schöne Grüße
Holger

Jürgen H.

Lieber Holger, wie schön, dass sich das so geklärt hat, vielen Dank für Deine Erläuterungen!

Bist Du sicher, dass die Steigung der Objekthalterbahn nur 4 % gegenüber der Waagerechten beträgt? Paraffinschnitte sind mit einem Schlittenmikrotom bis etwa 2 µ möglich. Meine Insektenschnitte mache ich mit einem ganz ähnlichen Schlittenmikrotom und quer gestelltem Messer öfter mit 3 bis 4 µ.

Viel Freude an dem schönen Mikrotom! Um den Messerhalter mit doppelter Feststellschraube beneide ich Dich.  Der ist bestimmt sehr stabil und lässt kaum zu, dass das Messer vibriert, selbst wenn es durch etwas Hartes geht.

Und: Ich würd es auch nicht neu lackieren.....aber nach jedem Gebrauch sorgfältig reinigen und bei längerem Nichtgebrauch darauf achten, dass sich auf den Schlittenbahnen kein Flugrost bilden kann.

Schöne Grüße

Jürgen


Hugo Halfmann

#12
Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen und von einer wie auch immer gearteten Neulackierung abraten. Ich habe 2 dieser Mikrotome, das große und das kleine Modell, und die schwarze Lackierung ist dünn und spärlich ab Werk. Da ist nichts weggegammelt. Wenn ich mich recht entsinne, ist bis auf die Gusseiserne Fußplatte an diesen Mikrotomen alles aus Messing / Rotguß, so daß sich bei Nichtbenutzung allenfalls eine Staubschicht bildet....
Die Nickelschicht hat im Laufe der Jahrzehnte gelitten bzw. ist abgenutzt, aber auch hier würde ich nichts machen, denn gerade das macht ja das Erscheinungsbild dieses doch schon antiken Gerätes aus.
Ein Lackierung der wannenartig ausgebildeten Grundplatte mit Emaillelack wäre m.E. völlig falsch, da der Lack an dieser Stelle nie geglänzt hat wie ´n neu lackierter Oldtimer. Wenn man die Wanne von Öl- und Paraffinrückständen befreit und schonend reinigt, erzielt man wahrscheinlich das ansprechendste Ergebnis.
Wenn´s denn unbedingt lackiert werden soll, dann würde ich hier allenfalls einen dünn eingestellten, schwarzen Alkydharzlack nehmen. Die Platte ist in der Mitte nun einmal gussrauh und das war auch immer zu sehen und sollte auch weiterhin zu sehen sein.

Abstauben, reinigen, neu fetten reicht hier eigentlich aus. Denn genau das macht doch diese Geräte aus: Diese unverwüstliche Qualität und Präzision.

Läuft der Messerschlitten denn noch auf Elfenbein- oder schon auf Messingkufen?

PS: Nach dem "Preis-Verzeichnis der Instrumente & Apparate von R. Jung, Mechaniker & Optiker in Heidelberg" handelt es sich bei o.g. Mikrotom um das "Schlittenmicrotom No. II, ausgestattet nach den Angaben der zoolog. Station in Neapel" und hat um 1893 die Summe von 221.- Goldmark gekostet.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Bob

Hallo Holger,

falls das Richten nicht klappt, kannst Du auch das Rändelrad erhalten und auf eine neue Welle löten oder kleben. Diese runden Mehrfach-Rändelungen sicht einfach charmant. Das wäre direkt mal ein Projekt, sich solche Rändelräder herzustellen.

Viele Grüße,

Bob

Holger x

#14
Hallo Hugo,

die Gleitbahnen wurden schon lange nicht mehr gefettet und es hat sich an den offen liegenden Bereichen ein leichter Flugrost gebildet. Dementsprechend muss mein Grundgestell vollständig aus Eisenguss sein. An den ursprünglich vernickelten Flächen werde ich in keinem Fall etwas ändern. Die werden mit Chrompolish etwas von Schmutz und eventuellem Flugrost gereinigt und dann is gut.

Bei den Führungen werde ich den Rost mit Phosphorsäure entfernen und dann mit Petroleum und 1000 Schleifpapier etwas nacharbeiten, dass dürfte am schonendsten sein. Die mikroskopisch kleinen Rostlöcher sind vermutlich nicht sonderlich schädlich, da in ihnen der Schmierstoff steht und ein sicheres Reservoir bildet. Bei alten Werkzeugmaschinen sollen geschabte Führungen angeblich besonders dauerhaft gewesen, da sich in der Oberflächenrauigkeit immer etwas Öl zum schmieren hielt – so zumindest die Legende. Das von Bob bereits erwähnte Phänomen, das in Gusseisen Öl einwandert, hat vermutlich auch etwas damit zu tun.

Weder der Objekthalter noch der Messerschlitten laufen auf Elfenbein, dafür sind an den Kontaktpunkten in die Messinggrundkörper kleine Bronzezylinder eingesetzt. Bei dem Objekthalter wurden die Kontaktpunkt zusätzlich noch leicht erhaben ausgeführt, um die Reibung zu vermindern (Bild 10).






Hallo Bob,

die Rändellungen find ich auch einfach nett - hab sie mir gestern mal genauer unter dem Semi angesehen. Wie man die so perfekt gefertigt hat ist mir noch nicht ganz klar. Wenn`s mit dem Richten schief geht, werde ich zu mindestens den Rändelknopf auf eine neue Achshülze setzen.

Die alten Stellschrauben gefallen mir irgendwie besser als die irgendwann in den 40iger Jahren eingeführten glatten Stellschrauben - fühlen sich auch besser an (siehe auch: "https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=12472.msg93236#msg93236" Beitrag von Wolfgang zu den B-Stativen).




Hallo Jürgen,

besten Dank für die Info zu den Paraffinschnitten. Ich hab bis jetzt nur Holz und Pflanzen geschnitten und da ist bei mir die Grenze bei den genannten 35 bis 20 μm. Wieder was dazugelernt.


Schöne Grüße
Holger