Carl Zeiss Jena NU2 Mikroskop

Begonnen von micropol, November 07, 2016, 12:18:02 NACHMITTAGS

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micropol

 Hallo Zusammen!

Wer kennt das Riesenmikroskop von Zeiss Jena Typ NU2 ? (ca.1974 unendl. Optik?). Kommemtare ?

Danke Euch.

Grüße Hermann.

Kay Hoerster

Hallo Hermann,

ich habe zwar keins (den Platz habe ich nicht...) und kenne es daher auch nicht, aber vielleicht stellst Du etwas konkretere Fragen, die in den Anleitungen und Unterlagen nicht erwähnt werden...
http://www.mikroskop-online.de/Mikroskop%20Druckschriften.htm

Vielleicht meldet sich dann noch jemand.
Viele Grüße

Kay
Mit freundlichen Grüßen
Kay

micropol


Hallo Kay !

Die Druckschriften bei mikroskop-online sind mir bekannt. Konkret: Wer hat schon mal mit dem NU/NU2 gearbeitet ? Erfahrungen postiv und negativ ?

Grüße Hermann.

l'œil armé

#3
Moin,

ich habe mal vor langer Zeit - in den 1990er Jahren an zwei Tagen mit dem Gerät mikroskopieren können. Ein langjähriger Freund besitzt ein NU1 in der zweiten Version mit dem etwas runderen Rücken und hat mir das Gerät ausgiebig vorgeführt. Die Verarbeitung ist traumhaft und auch die technischen Möglichkeiten, wenn man vom Stand der damaligen Mikroskopie-Technik aus geht sind ausgezeichnet. Das Gerät ist in etwa in die Zeit der Nf/Ng und frühen Amplival Stative einzuordnen, mit deren Zubehörprogramm das NU/NU2 auch recht weitgehend kompatibel ist. DIC war damals noch nicht im Programm, die Fluoreszenz-Mikroskopie noch wenig verbreitet und man muss leider sagen, dass die zum Gerät gelieferten M19 Planachromate nicht ganz an die Göttinger/Oberkochener Pendants heranreichen, was aber nicht heißen soll dass man damit nicht mikroskopieren kann. Nur sind die Farbfehler noch ein gutes Stück deutlicher zu sehen als bei Planachromaten von CZG. Die Apochromaten dazu sind dagegen in der bekannt sehr hohen Güte wie wir sie auch von der 160mm Optik zum Nf beispielsweise kennen. Ich bin mir nicht sicher, ob es zum Gerät Planapochromate gab, es ist aber anzunehmen.

Der für die meisten Amateure hinderliche Grund sich so etwas zuzulegen, dürfte die Tatsache sein dass die Beleuchtung an den Tisch gebunden ist. Zwar ist das NU1 schwingungsgedämpft im Tisch gelagert und auch aus dieser Bettung herausnehmbar, aber die 3 großen Lampenhäuser sind hinten an den Tisch bzw. die Tischplatte angesetzt und nicht an das Mikroskop direkt. Das führt dazu, dass dem entnommenen Stativ die Beleuchtung fehlt und diese ist auch nicht ohne Weiteres direkt ansetzbar, man müsste bauen. Wer allerdings den Platz hat, der wird beim NU1 mit einem traumhaft verarbeiteten, schweren eichenhölzernen Arbeitstisch belohnt, der mit seinen zubehörgerecht unterteilten Schubladen und Rolltüren schon als Tischlerarbeit ein Gedicht ist. Sowas würde heute wohl preislich teurer kommen als ein schwingungsgedämpfter Tisch von Newport und wäre ein Schmuck für jedes Amateurlabor.

Ich hatte damals den Eindruck, als sei das NU so etwas wie der Vorgänger vom Axiomaten: Groß, präzise, massiv und unverwüstlich in seiner Fertigungsqualität, Unendlich-Optik, pankratisches Okular, pankratischer Beleuchtungsstrahlengang, für das Mikroskop optimierte Lichtwege und Lichtquellen. Was beim NU vielversprechende Neuerungen waren hat man im Westen beim Axiomaten auf die Spitze ge- und übertrieben. Aber vielleicht war das NU auch nur der Anfang einer Reihe von groß dimensionierten Mikroskopen, die als Reichert UNIVAR, Olympus VANOX, als Zeiss ULTRAPHOT, UEM und AXIOMAT; Leitz ERGOPLAN usw. in den 1960er und 70er Jahren bei Verkauf und Kundschaft auf viel Liebe stießen.

Das NU2 kenne ich allerdings nur aus technischen Unterlagen, die mir zugänglich sind. Davorgesessen und damit irgendwie mikroskopiert habe ich nicht, nur davor gestanden. Es befindet sich ein solches Mikroskop als Schaustück im Optischen Museum in Jena. Der Holztisch ist einem Stahlunterbau gewichen, ähnlich den Tischen, wie sie aus westlicher Fertigung von Mauser für Phomi II und Ultraphot II/III geliefert wurde. Außerdem meine ich, dass das Mikroskop-Stativ NU2 direkt mit der metallenen Tischplatte verbunden ist, sich also nicht so ohne weiteres entnehmen lässt wie der Vorgänger aus seiner Tischbettung.

Weiter reichen meine Kenntnisse nicht. Vielleicht findet sich ja noch ein anderer Forent mit besserer Einsicht in die technischen Zusammenhänge und mehr Erfahrung im Umgang damit.

MfG  Wolfgang
"Du" fänd' ich absolut in Ordnung

das schönste: Zeiss Lumipan
das liebste: Leitz Ortholux/Panphot
das beste: Zeiss Axiomat

Ich bin übrigens keineswegs mit meinem Umfang an Intelligenz zufrieden; ich bin lediglich froh, mit meiner Dummheit so weit gekommen zu sein.

olaf.med

Hallo Hermann,

den euphorischen Ausführungen von Wolfgang kann ich mich leider nicht anschließen. Vor vielen Jahren bekam ich ein NU2 geschenkt und habe mir einen Transporter geliehen, um es von seinem Standort ca. 200 km entfernt abzuholen. Über das Gerät und vor allem seine reichhaltige Pol-Ausstattung war ich zunächst begeistert. Das änderte sich schnell als ich damit arbeiten wollte. Alles, aber auch wirklich alles, war so verharzt, dass ich viele Tage gearbeitet habe, um die mechanischen Grundvoraussetzungen zu schaffen. Das war aber garnichts im Vergleich zu den optischen Bedingungen. Ich habe eine gewisse Erfahrung mit optischen Geräten und schmeichelte mir zuvor, dass ich irgendwie alle Probleme gelöst hatte. Das änderte sich mt diesem Monstrum. Auch nach vielen weiteren Tagen ist es mir nicht gelungen einen Lichtstrahl befriedigend durch diese Labyrinth im Fuß hindurchzufädeln. Schließlich habe ich völlig entnervt aufgegeben und das Teil abgestoßen.

Für mich sind alle Geräte dieser Art eine Perversion der mikroskopischen Grundidee - (siehe auch diesen Beitrag).

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0