Anfrage für Beobachtung des Bodenlebens

Begonnen von Gässler Marie, November 14, 2016, 14:53:49 NACHMITTAGS

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Gässler Marie

Hallo !

Wir sind Landwirt und Berater in DirektSaat, Zwischenfrüchte und Bodenbiologie (für Landwirt!). Wir versuchen heute unseren Boden, und den von unseren Kunden, wieder Biologisch auf zu bauen, was nicht so einfach ist, da es schwierig ist die Entwicklung der Boden biologie zu beobachten. Wir haben schon gelernt chromatographie vom Boden zu machen, suchen aber heute noch eine schnellere Methode die Bakterien und Pilze unseres Bodens zu sehen. Das Ziel ist die Entwicklung zu beobachten von den Mikroorganismen die in unserem Boden oder im Compost sind. Das heisst, wir wollen sie nicht unbedingt identifizieren aber sie zählen können.
Deshalb die Fragen, was für ein Mikroskop wäre dafür geeignet, um eventuell auch Bilder zu machen? mit welchem objektiv? Kennt sich vielleicht auch jemand aus für ein Protokoll (bodenlösung, Auszählung, Anfärbbarkeit...)?

Im Voraus Danke!

Klaus Herrmann

Hallo Marie,

http://www.bodenkunde-online.de/neu/index.php?option=com_content&view=article&id=60&Itemid=59

Ich denke um einen schnelle Übersicht zu bekommen reicht ein Berlese-Trichter und ein gutes Stereomikroskop. Bestimmung - alleine bei Milben - setzt viel Erfahrung voraus.
Ob man mehr als eine quantitative Aussage bekommt wage ich zu bezweifeln. Aber es sollte schon Unterschiede geben zwischen einem chemieverseuchten und einem naturbelassenen Boden.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Gässler Marie

Danke für die schnelle Antwort, leider habe ich mich vielleicht falsch ausgedrückt, es sind  die Bakterien und die Pilze im Boden die uns interessieren, ich glaube nicht dass es dafür funktioniert

liftboy

Hallo Marie,

da hast Du, glaub ich, gelitten!
Die Bestimmung von Bakterien und Bodenpilzen ist äußerst schwierig; da haben sogar Spezialisten ihre Probleme.
Ein gebrauchtes Laboval sollte für diesen Zweck gut geignet sein; da werden sich aber noch diverse Kenner zu Wort melden (hoff ich).
Eine Wassserbestimmung über BSB und CSB sowie Saprobienindex ist da wesentlich einfacher.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Klaus Herrmann

Ich dachte allerdings schon, dass die Bodenqualität nicht nur von Pilzen und Bakterien abhängig ist, sondern die gesamte Fauna wichtig ist. Z. B. die Regenwürmer tragen zur Bodenverbesserung schon auch bei.

Wie Wolfgang schon sagte: Pilze und Bakterien sind nicht einfach zu bestimmen - auch nur quantiativ zu erfassen. Weder ein Stereomikroskop noch ein Durchlichtmikroskop werden dafür sehr hilfreich sein. Ich kenne nur einen hier im Forum, der sich intensiv mit biodynamischen Böden befasst. Er meldet sich vielleicht. Suchbegriff Francé  https://de.wikipedia.org/wiki/Raoul_Heinrich_Franc%C3%A9
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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piu58

Ich habe ein mikrobiologisches Labor mit Software versorgt, kenne mich also ein wenig aus. Hier geht es zwar nicht um Bodenbakterien, sondern um Krankheitserreger, aber das nimmt sich wenig.
Mikroskopisch werden meines Wissens nach nur Bakterienuntersucht. Ausstrich, Gramfärbung und dann in Immersion die Typen bestimmen (Kokken, Bazillen, Spirillen usw).
Die Hauptanalyse geht immer über Anzüchtung auf Agarplatten. Wenn man den Boden standardmäßig aufbereitet und gleichmäßig verdünnt, kann man etwas über die Bakteriendichte und  die Arten aussagen. Die Identifikation kann man "Zu Hause" nur à la Robert Koch machen, also über das Aussehen der Kolonien und ggf. über die Wechselwirkungen mit dem Nährboden.

Als problematisch sehe ich, dass man durchaus pathogene Erreger dabei haben kann, und diese dann in ziemlich hoher Konzentration erzeugt hat. Die industriellen Platten halten die Bakterien zwar fest, die Kontaminationsgefahr ist gering. Einzige Ausnahme: Brucellose, und gerade diese Gefahr besteht durchaus: das man Brucellien anzüchtet, die man über Urin oder Kot erkrankter Tiere als Dünger einträgt. Eine Brucellose ist nicht lustig, ich da einen Kollegen ...

Letztes Problem: Was macht man mit den Platten? Die muss man ordentlich entsorgen.
Bleibt dran, am Okular.
--
Uwe

limno

Hallo Marie, hallo Klaus,
Bodenbiologie ist ein hochinteressantes,aber leider  etwas vernachlässigtes Gebiet der Ökologie.Im Moment bin ich noch mit technischen Problemen beschäftigt. Im Frühjahr aber hoffe ich doch einige Versuche zum Thema machen zu können. Was Bodenkunde angeht, bin ich in der Theorie denke ich einigermaßen beschlagen.Aber Experte  auf dem Gebiet der Bodenbiologie bin ich eigentlich nicht. Als Einstiegslektüre kann ich Gisi: Bodenökologie, erschienen bei Thieme empfehlen
@Klaus:
ZitatAber es sollte schon Unterschiede geben zwischen einem chemieverseuchten und einem naturbelassenen Boden.
Bodentypen gibt's ja nun einige und wohl ebenso viele verschiedene Lebensgemeinschaften.
Es ist doch eigentlich jammerschade, dass es zumindest für die kleineren Bodenorganismen kein Übersichtswerk gibt, wie es der Streble/Krauter für die Hydrobiologie ist. Aber einschlägige Literatur, wenn sie zudem noch erschwinglich sein soll, ist rar. Danach suche ich schon lange.
Übrigens, lebt die weit überwiegende Zahl der Pflanzen(extreme Standorte wahrscheinlich ausgenommen) mit Pilzen in Symbiose (Mykorrhiza!).
Bodenständige Grüße von
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

liftboy

Hallo Klaus,

ja jal,  Francé.
Das "Edaphon" hab ich auch hier zu stehen; ein hervorragendes Werk. Eventuell lässt es sich über die Stiftung herunterladen.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Niels Bohr

Klaus Henkel

Zitat von: limno in November 14, 2016, 18:35:44 NACHMITTAGS

Es ist doch eigentlich jammerschade, dass es zumindest für die kleineren Bodenorganismen kein Übersichtswerk gibt, wie es der Streble/Krauter für die Hydrobiologie ist. Aber einschlägige Literatur, wenn sie zudem noch erschwinglich sein soll, ist rar. Danach suche ich schon lange.
Übrigens, lebt die weit überwiegende Zahl der Pflanzen(extreme Standorte wahrscheinlich ausgenommen) mit Pilzen in Symbiose (Mykorrhiza!).
Bodenständige Grüße von
Heinrich

Aber es gibt ja Literatur. Siehe zB Lit.-Verzeichnis in der Mikrofibel, Kapitel 6.4, S. 203. Da muß man sich, wie immer, von einem Lit.verzeichnis zum nächsten Buch durchkämpfen.
Viel Erfolg dabei!
KH

piu58

Ich habe "Das Leben im Ackerboden" von Raoul Francé als pdf hier, 1922er Auflage, knapp 6 MByte. Wenn es jemand benötigt: Ich brauche dann eine E-Post-Anschrift.
Bleibt dran, am Okular.
--
Uwe

Gässler Marie

Hallo an alle!

Erst mal vielen Dank an alle für die Antworten !

Zuerst zu der bodenqualität, es ist klar das Insekten eine sehr wichtige Rolle spielen, das ist keine Frage
Zunächst, identifizieren möchten wir die Bakterien und Pilze nicht, da gehen wir davon aus das es zu schwierig ist und dass wir zu wenig wissen haben.
Wir möchten einfach die Möglichkeit haben zu sehen wieviel microorganismen in unserem Boden leben (vielleicht mit so einem hämacytometer?) oder zum Beispiel nachschauen wie lange die Bakterien brauchen um sich zu vermehren in einem compost Tee, damit wir ein optimales Ergebnis bekommen. Es wäre also mehr die Frage eine flüssige Boden Solution zu beobachten und sagen zu können ob die eine oder andere Aktion ein negativen oder positiven Einfluss hat.

Danke für weitere Information,

Grüße,

Marie

Michael L.

Hallo Marie,

besorge Dir das Buch von Alef, Methodenhandbuch der Bodenmikrobiologie, Ecomed Verlag. Da sind einige Methoden beschrieben, derzeit gebraucht für 10€ bei Amazon.

Gruß Michael

JoHa

#12
Hallo Marie,

in der bodenkundlichen wie auch agrarwissenschaftlichen Praxis wird bzgl. quantitativer Aussagen zur Bodenflora der Cmic-Wert genutzt. Dies ist der Anteil mikrobiologisch (also keine Unterscheidung zwischen Bakterien oder Pilzen) gebundenen Kohlenstoffs im Boden. Für weitere Details werden auch Stickstoff und Phosphor (Nmic, Pmic) herangezogen.

Die zwei heute gebräuchlichsten Messmethoden für den Cmic-Wert sind die Chloroform-Fumigations-Exktraktion (CFE) sowie die Substrat-Induzierte-Respiration (SIR). Beide erfordern jedoch Laborausstattung im 5-stelligen Bereich.

Soll zusätzlich noch eine Unterscheidung zwischen Bakterien und Pilzen in der Mikroflora vorgenommen werden, wird es aufwändig. Hier kann man Phospholipid Fettsäuren (PLFA) analysieren.

Ein preiswerterer Weg um quantitative Abschätzung der Bakterien und Pilzen im Boden zu erhalten ginge über Bioindikatoren als Proxydatenträger wie z.B. Nematoden. Diese liefern sogar noch mehr Informationen über die Bodengüte als oben genannte Methoden, da z.B. verschiedenste trophische Stufen des Boden-Nahrungs-Netzes abgedeckt werden oder auch explizite bakterien- oder pilzfressene Gattungen unterschieden werden können.


Viele Grüße
Johannes Mathias