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Wimperntiere

Begonnen von Walter E., Dezember 14, 2016, 17:03:55 NACHMITTAGS

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Walter E.

Aus der letzten Tümpelprobe sind mir 2 Tierchen besonders aufgefallen. Was die Bestimmung der Mikroorganismen angeht bin ich noch absoluter Laie und würde Beide grob den Wimperntierchen zuordnen. Ich hoffe, mit den Bildern kann man etwas anfangen.



hier evt. ein Stentor?



Der Tümpel war zu der Zeit etwas zugefrohren und ich mußte die dünne Eisschicht durchbrechen, umso überraschter war ich, dass bei den Temperaturen noch so viel Leben in den Proben war.

rekuwi

Lieber Walter,

Du hast ein grünes und ein graues Wimpertier (Stentor polymorphus und Stentor roeseli) gefunden. Macht Spaß die zu beobachten!

Herzliche Grüße
Regi

Walter E.


the_playstation

Hallo Walther.

Sehr schöne Aufnahmen von beiden Stentorenartenn. Normalerweise sitzen Sie an größeren Algen, ... fest. Sieht dann aus wie eine Trompete am Stiel. Deine waren warscheinlich auf der Suche nach einem neuen "Rastplatz". Können aber auch längere Zet frei herumschwimmen. Man kann Sie auch "kultivieren" (züchten finde ich unpassend).

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Walter E.

Danke für die Infos.
Der "Grüne" schwamm frei umher. Der "Graue" hatte sich am Objektträger verankert. Ich hatte schon mal Stentoren, die halb versteckt am Tümpelschlamm saßen.
Um nicht zuviel Schlamm auf dem Objektträger zu haben, "wirbel" ich die Probe nocheinmal kurz vorher auf und ziehe dann einige ml. mit einer Einwegspritze raus - evt. waren sie deswegen frei. Ist das Vorgehen falsch?

LG Walter

the_playstation

Hallo Walther.

Nein. Das ist völlig ok. Ich versuche bei normalen Tümpelproben, die Organismen so natürlich wie möglich zu betrachten, zu filmen und zu fotografieren. Dadurch hat man aber z.B. eine sehr hohe Schichtdicke (´Wasserschicht) und die Bilder können daher nicht so perfekt sein, wie wenn man die Schichtdicke reduziert.

Bei Schlammproben muß man ohnehin einen Teil des Erdreiches, ... reduzieren.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Bernhard Lebeda

Hallo Walter

sehr schöne Aufnahmen!

Ich halte Bild 1 eher für St. coeruleus, der ein paar Grünalgen gefressen hat.

Viele Mikrgrüße

Bernhard

Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

limno

Hallo Walter!
@Bernhard: So ist es!
Betrachtet man Stentor coeruleus mit unbewaffnetem Auge, so erscheint er himmelblau. Name:coeruleus = himmelblau
Viele Mikrogrüße
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Bernhard Lebeda

...und der andere ist wohl auch eher St.muelleri wegen des perlschnurartigen Makronukleus.

LG Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Walter E.

Dank euch

Was heißt in dem Fall "unbewaffnet"  ;D - ohne Kamera? - Also nur Beobachtung? Ohne Mikroskop würd man ihn ja nicht sehen  ;D
Filter oder Ähnliches habe ich nicht verwendet.

limno

#10
Guten Abend Walter,
als "unbewaffnet" wird das bloße Auge  bezeichnet; das heißt ohne  Lupe oder Mikroskop. Brillenträger sind da wohl eher nicht gemeint!  ;D
l'œil armé (also "das bewaffnete Auge" ist der Nicknamen eines sehr kundigen Forenmitglieds, der mit bürgerlichem Namen Wolfgang heißt.
Übrigens, Stentor coeruleus zeigt seine himmelblaue Farbe nur im kontrahiertem Zustand deutlich. Stentor coeruleus ist mit seinen 2-3mm ein Riese im Mikrokosmos und auch aufgrund der Farbe  mit bloßem Auge bestimmbar!
Gutenachtgrüße von
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Walter E.

ah - ok
Mein "Kleiner" war wohl dann noch nicht ausgewachsen. Ohne Hilfmittel hätte ich den vermutlich nicht gesehen. Allerdings 2 - 3 mm müßten mit Lesebrille zu schaffen sein.
Ich hoffe, ich habe mich mit der Größenangabe nicht vertan. Ich habe zum Zweck der Größenberechnung der Objekte in µm ein Lineal unterm Mikroskop unter verschiedenen Vergrößerungen fotografiert und dann versucht die zu sehenden Millimeter als µm in Pixel umzurechnen. Das zu sehende Feld im Mikroskop unter 40x war etwas mehr wie 4 mm und bei 100x war es fast genau 2mm. Das Bild vom St. Coeruleus ist ein Ausschitt bei 100 fach und der Ausschnitt wurde dann noch auf 800 Pixelbreite verkleinert - den Messbalken hatte ich allerdings schon in der Orignalbildgröße eingezeichnet und dann mit ausgeschnitten und verkleinert.

Carlos

Hallo Walter E.,
Zitat... Das zu sehende Feld im Mikroskop unter 40x war etwas mehr wie 4 mm und bei 100x war es fast genau 2mm. ...
Offensichtlich ein Rechen/Denk-Fehler. 40X bzw. 100X gibt an, um wieviel das Objekt im Zwischenbild (ohne andere Optik im Strahlengang) vergrößert abgebildet wird.
Übliche Durchmesser von Zwischenbildern sind zwischen 18mm bis knapp über 20mm. Rechnet man für ein 18-zehner Zwischenbild ,,zurück" auf die Ebene des Objekts ergibt das 18/40 mm bzw. 18/100 mm, also 0,45mm bzw. 0,18 mm. (Ein Objekt dieser Länge/Größe passt also ,,so grade noch" in das Sehfeld.)
Das Sehfeld ist das, durch das Okular vergrößerte Zwischenbild. Bei einem 10X Okular und bei einem 18 mm Zwischenbild hat das Sehfeld einen Durchmesser von 18 cm.
Gruß Carlos

limno

#13
Hallo Walter,
ZitatMein "Kleiner" war wohl dann noch nicht ausgewachsen
Ausgewachsen schon, aber eben etwas kontrahiert und nicht  völlig ausgestreckt. Z.B. dann, wenn sich nicht genügend Wasser unter dem Deckglas befindet.
Bei unbekannten Mikroorganismen ist es überhaupt ratsam, diese mit schwach vergrößernden Objektiven (4:1 oder 10:1) zunächst ohne Deckglas zu betrachten, um ihre Gestalt und ihre Bewegungen ungestört studieren zu können.
3 Tipps noch:
Studiere Klaus Henkels Mikrofibel (oben in der Kopfleiste ganz rechts)
Besorge Dir das Bestimmungsbuch "Das Leben im Wassertropfen" von Heinz Streble und Dieter Krauter. Der "Streble/Krauter" ist das Standardwerk für die häufigsten Kleinlebewesen im Wasser. Ein Muss für jeden "Tümpler", der ernsthaft die Mikrowelt im Wassertropfen kennenlernen möchte.
Kauf' ein Objektmikrometer z.B. hier (kein USB) oder leih' Dir eines.
Fotografiere dann das mikroskopische Bild des Objektmikrometers für die jeweilige Objektiv/Okularkombination ab. So erhältst Du deine Maßstäbe.
Weiterhin viel Freude wünscht
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Walter E.

@ Carlos
Vermutlich habe ich als Laie die Aussage wie "was im Feld zu sehen war" falsch beschrieben. Ich habe so in etwa (glaube ich) verstanden was du meinst. Ich fotografiere allerdings direkt (ohne Zwischenoptik und Okular) mit Zwischenringen und Adapter durch die Mikroskopobjektive.



Von daher ist meine Angabe 40 fach auch irreführend gewesen. Hätte schreiben sollen beim 4x, 10x ... Objektiv.

Dann als ,,Vollbild" (keine Vignettierung und kein Bildschnitt) zu sehen war beim Lineal folgendes

bei 4x



bei 10x



bei 40x



Da die Bildmaße bei der EOS 60 d ca. 5184 x 3456 Pixel betragen kann man dann die mm und µm mit einem Grafikprogramm mit eingeblendeten Seitenlinealen umrechnen. Dazu habe ich dann eine Tabelle erstellt, die wie folgt aussieht:

4x Objektiv

1200 Pixel ~ 1000 µm = 1mm
600 Pixel ~ 500 µm
300 Pixel ~ 250 µm
150 Pixel ~ 125 µm
50 Pixel ~ 40 µm

10x Objektiv

3000 Pixel ~ 1000 µm = 1mm
1500 Pixel ~ 500 µm
750 Pixel ~ 250 µm
350 Pixel ~ 125 µm
100 Pixel ~  30 µm

40xObjektiv

4600 Pixel ~ 340µm ca. 1/3mm
2000 Pixel ~ 150µm
1000 Pixel ~ 75 µm
500 Pixel ~ 40 µm
250 Pixel ~ 20 µm

Der Einfachheit halber habe ich einzelne Werte auf oder abgerundet und es handelt sich um ,,grobe Werte".
Vorm verkleinern der Bilder kann man jetzt einen Maßstabsbalken ziehen – orientiert an den Seitenlinealen des Grafikprogramms und so müsste man eigentlich die Größe des Objektes haben. Ich hoffe, ich liege da überhaupt richtig... Sollte ich einen Denkfehler bei der Sache machen – bitte korrigiert mich.

Sorry, dass ich versuche meine bisherige Vorgehensweise so zu erklären – ich würde aber gerne zukünftige Fehler dabei ausschließen.

@ limno
Das ohne dem Deckglas ist ein weiterer wertvoller Hinweis für mich.
Die Mikrofibel hatte ich schon heruntergeladen – aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich sie zwar gelesen aber nicht wirklich studiert habe. Ich werde mich damit noch einmal genauer auseinander setzen. Das von dir erwähnte Buch habe ich (unter anderem) auch schon :-) Allerdings ist die Bestimmung auch damit so eine Sache – hunderte von  s/w Zeichnungen ect. verwirrt am Anfang als Laie mehr als das sie zunächst Einsicht bringen und ich denke, dass kommt erst mit der Zeit. Ich beschäftige mich zwar noch nicht so lange und ausführlich mit der Mikroskopie bin aber ansonsten im Naturfotobereich unterwegs und auch in anderen Bereichen (Vögel, Schmetterlinge ect) ist die Bestimmung trotz solcher Bücher manchmal recht schwierig. So ein Objektmikrometer steht dann auf der Liste für zukünftige Anschaffungen :-)