Auch ´ne Kriebelmücke, oder etwas anderes?

Begonnen von Dünnschliffbohrer, Dezember 17, 2016, 21:19:20 NACHMITTAGS

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Dünnschliffbohrer

Liebe Entomologen im Forum,

eigentlich wollte ich die Bilder an den anderen Faden zur Histologie der Simuliden-Augen im Mikrofoto-Unterforum anhängen, aber es ist vieleicht thematisch doch zu weit weg:
Zu den ganz wenigen selbst gefundenen Insekten gehört dieses ca. 4-5 mm große Exemplar aus dem Eozän von Colorado. Flügelgeäder zeigt der Winzling fast gar nicht, was Bestimungsprobleme verursacht. Wegen dem Buckel und der Größe dachte ich an eine Kriebelmücke. Kann das jemand verlässlich bestätigen oder widerlegen?



Ich habe die meisten fotos mit Wasserimmersion und aufgelegtem Deckglas gemacht, um den Kontrast zu erhöhen. Dabei gab es Luftbläschen, die Flecken auf den Bildern verursachten. Anisöl oder Alkohol hatte ich nicht zur Hand.

Pfui, die hat sich noch nicht mal die Beine rasiert, war damals wohl noch nicht üblich:



Auch das Abdomen ist behaart:



Man sieht, dass die Erhaltung selbst in solchen sehr dünnplattigen Gesteinen bei weitem nicht an diejenige im Bernstein heranreicht. Es gibt deshalb (Paläo-) Entomologen, die deswegen die Bearbeitung von solchem Material grundsätzlich ablehnen, bzw. die daran gemachten Befunde nur mit größter Zurückhaltung aufnehmen. Andererseits ginge bei einer Nichtberücksichtigung davon der allergrößte Teil der Fossilgeschichte der Insekten verloren...

PS.: Der Photoeimer dreht die Bilder mal wieder wie er will.

"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Alfons Renz

Hallo Dünnschliffbohrer,

Ein sehr schön erhaltenes Fossil, aber vermutlich keine Kriebelmücke!

=> Um Genaueres sagen zu können, bräuchte man eine Detailaufnahme des Kopfes (Antennen und Mundwerkzeuge) sowie der Flügel (Äderung).

Soweit erkennbar, vermisse ich die typischen blutsaugenden Mundwerkzeuge der Simuliiden. Und auch die Antennen scheinen keine von Nematoceren (=> fadenförmig mit +/- gleichgeformten Gliedern) sondern vom Typ der cyclorrhaphen Musciden (=> mit stark verdicktem 3. Grundglied und einer daraus entspringenden, feinen Arista, 'Feder') zu sein.

Zu klären wäre, ob es sich um ein Weibchen oder Männchen handelt. Bei Simuliiden wären die Dorsalaugen charakteristisch (siehe den Beitrag von Jürgen) sowie die Geschlechtsanhänge am Hinterleib.

Entsprechende Detailaufnahmen wären hilfreich!

Mit herzlichen Sonntagsgrüßen,

Alfons Renz

Dünnschliffbohrer

Hallo Alfons,

das was du aufzählst, sind alles Merkmale die an dem Stück erhaltungsbedingt leider gerade nicht beurteilbar sind. Ich weiss, Insekten nur nach dem Habitus zu bestimmen, ist problematisch. Aber vieleicht lässt es sich doch auf eine Familie einengen? Welche Fliegen sind denn so klein, buckelig, und habe ein stark reduziertes Flügelgeäder?
Immerhin ist deine "Aussschlussdiagnose", d.h. keine Kriebelmücke, schon sehr hilfreich. Vielen Dank!
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

güntherdorn

hallo "DSB" (öfter mal was neues...),
beachtlich, welche winzigen details nach so langer zeit erkennbar sind!
ich hab´ in solnhofen einst mit der ganzen familie, auch kleine sachen "rausgeklopft".
werde sie mir mal im auflicht unterm mikro mal ansehen.
praktisch ist, dass der solnhofer plattenkalk meist schön dünn ist (1-10mm).
- gerne per du -
günther dorn
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=444.0
www.mikroskopie-gruppe-bodensee.de
gildus-d@gmx.de

JB

Hallo DSB,

Ich würde es mal im Diptera-Forum versuchen. Eingefleischte Dipteristen können das Tier vielleicht auch nach Habitus zuordnen.

Beste Grüße,

Jon