Botanik: Chinesischer Guttapercha Baum Eucommia ulmoides *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Januar 04, 2017, 09:22:06 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Eucommia ulmoides, auch Guttaperchabaum oder Gummiulme genannt, ist die einzige Pflanzenart der monotypischen Gattung Eucommia, der einzigen Gattung der Familie Eucommiaceae aus der Ordnung der Garryales.

Fossil ist Eucommia seit dem Paläozoikum nachgewiesen.
Das Paläozoikum, auch Erdaltertum oder Erdaltzeit, ist das älteste der drei Erdzeitalter (Ären), in die das Äon Phanerozoikum innerhalb der geologischen Zeitskala geteilt wird. Es umfasst den Zeitraum von ca. 541 Millionen Jahre bis ca. 252,2 Millionen Jahre vor heute.
Fossilfunde der Gattung Eucommia wurden in 10 bis 35 Millionen Jahren alten Braunkohle-Ablagerungen in Mitteleuropa und weitverbreitet in Nordamerika gefunden, dies zeigt, dass diese Gattung in der Vergangenheit eine viel größere Verbreitung auf der Nordhalbkugel hatte.
Das Holz verwendet man zur Möbelherstellung und als Brennholz. Der Milchsaft wird vielseitig verwendet. Junge Blätter werden gegessen. Die Pflanzenteile sind jedoch schwach giftig.

Die Heimat von Eucommia ulmoides sind die hügeligen Gebiete der südchinesischen Provinzen Gansu, Guizhou, Henan, Hubei, Hunan, Shaanxi, Sichuan, Yunnan, Zhejiang.

Bild 01 Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides

Quelle: Own photo, taken at Århus Botanical Garden, Jutland.
Urheber: Sten Porse

Diese Art ist wild wachsend selten, sie wird aber in China schon lange Zeit kultiviert und ist auch verwildert. Sie wächst in Höhenlagen zwischen 100 und 2000 Meter.
Der botanische Name Eucommia ist aus dem Griechischen abgeleitet: eu = schön; kómmi = Gummi und ulmoides = ulmenähnlich (Früchte).
Eucommia ulmoides ist an den Urprungsorten gefährdet und ist in die Rote Liste gefährdeter Arten der IUCN 2009 aufgenommen.

Systematik:
Ordnung: Garryales
Familie: Eucommiaceae
Gattung: Eucommia
Art: Eucommia ulmoides
Wissenschaftlicher Name der Art: Eucommia ulmoides
Volkstümliche Bezeichnung: Gummiulme
Englischer Name: Hardy Rubber tree und Gutta-percha tree.

Bild 02 Illustration, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides

Dieses Werk ist gemeinfrei.

Der kräftige, meist schlanke, bis 20 Meter hohe, laubabwerfende Baum, dessen lockere Krone im Alter zunehmend breiter und runder wird, ist als Zierpflanze wenig verbreitet. Seine glänzenden Blätter sind schmal und spitz.
Die Laubblätter stehen wechselständig und spiralig an den Zweigen. Die anfangs behaarte und braune, später hellgrüne Blattspreite ist einfach, meist mehr oder weniger elliptisch und 5 bis 15 Zentimeter lang und etwa 2,5 bis 7 Zentimeter breit. Der Blattstiel ist 1 bis 2,5 Zentimeter lang. Der Blattrand ist gesägt oder gezähnt. Die Blüten erscheinen von März bis Mai.
Wenn das Blatt gebrochen wird, wird eine gummiartige Substanz freigesetzt. Die beiden Blatthälften bleiben durch diese 'Fäden' miteinander verbunden.

Bild 03 Blatt, zerrissen, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides


Die an unterschiedlichen Bäumen wachsenden männlichen und weiblichen Blüten sind unscheinbar.
Eucommia ulmoides ist zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch).
Die geflügelten Früchte ähneln denen von Eschen und sind in Kulturen nur selten zu sehen.

Der in seinen Blättern und der Rinde enthaltene Milchsaft (Latex) galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als möglicher Rohstoff zur Gummiherstellung.
In China wird er fast ausschließlich als Heilpflanze betrachtet; die getrocknete Rinde findet in der Kräuterheilkunde Verwendung. Die Borke ist graubraun. Die Rinde junger Zweige ist zuerst gelblich-braun und behaart. Eucommia Rinde wird seit mehr als 3000 Jahren in der traditionellen chinesischen Kräuterkunde verwendet. Die Rinde enthält Aucubin und wird medizinisch genutzt. Eucommia Rinde hat auch die Fähigkeit, den Blutdruck zu senken. Diese Eigenschaft wurde erst seit 1974 wissenschaftlich untersucht. In Korea wird die geröstete/verkohlte Rinde zur Zubereitung von Tee verwendet.
Die Früchte sind geflügelte Samara (Flügelnüsse), sie sehen denen von Ulmen ähnlich. Die Samen sind etwa zwei bis drei Zentimeter lang und einen bis zwei Zentimeter breit. Die Früchte reifen ab Juni bis November.
 
Zweijähriger Spross, Querschnitt 25 µm

Bild 04 Übersicht, ungefärbter Schnitt, Dunkelfeld, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides


Bild 05 Vergrößerung,  ungefärbter Schnitt, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides


Bild 06 Rindenparenchym, Periderm, ungefärbter Schnitt, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides


Bild 07 ungefärbter Schnitt, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides


Bild 08 ungefärbter Schnitt, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides


W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Arbeitsablauf :
1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung  8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.    15 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis  2 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in Entellan

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5500

Bild 09 Übersicht, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides


Bild 10 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides

MP = Markparenchym, ST = Strahl, XY = Xylem, T = Trachee, PE = Periderm, CU = Cuticula

Bild 11 Vergrößerung, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides


Bild 12 Vergrößerung aus der Übersicht, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides


Bild 13 Vergrößerung, Chinesischer Guttapercha Baum Eucommia ulmoides



W3Asim II – eine Simultanfärbung mit den Farben Acridinrot, Acriflavin, Alcianblau von Jörg Weiß

Reagenzien:
Wasser entmin.,70% Ethanol, 50% Ethanol, 30% Ethanol, 100% Isopropylalkohol, Euparal.
Farbstammlösungen:
1%ige Acridinrotlösung in 50% Ethanol,
1%ige Acriflavinlösung in Aqua dest.
0,1%ige Alcianblaulösung in Aqua dest.

Alcianblau, Acriflavin und Acridinrot im Verhältnis 4:1:1, also für 60ml Gemisch 40ml Alcianblau, 10ml Acriflavin und 10ml Acridinrot. Das Alcianblau führt zu einer dezenten Grünfärbung (entstehend aus der Farbwirkung von Alcianblau und Acriflavin) der unverholzten Gewebe, die einzelne Details feiner differenziert, wobei z.B. Phloem typischerweise Blau gefärbt wird.

Für frische Pflanzenschnitte hat sich auch ein Farbgemisch mit zurück- haltendem Zusatz von Acriflavin und Acridinrot bewährt: Ansatz für 1 Liter = 900 ml 0,1%ige Alcianblaulösung + 35 ml 1%ige Acriflavinlösung + 50 ml 1% ige alkoholische Acridinrotlösung + 10 ml Essigsäure.
Bei Bedarf können die so erstellten Farbgemische durch Zugabe von 2 bis 3 Körnchen Thymol stabilisiert werden. Aber auch ohne Thymolzugabe sind die Lösungen bei dunkler und kühler Lagerung mehrere Monate haltbar.

Literatur:
Wacker, Robin: Eine neue und einfache Methode zur polychromatischen Anfärbung von Paraffinschnitten pflanzlicher Gewebe für Durchlicht- und Fluoreszenzmikroskopie.
Mikrokosmos Heft 4/2006, Seite 210-212
Henkel, Klaus: Die Mikrofibel. Ausgabe 14. Juni 2003. Seite 183-188.

             
W3Asim II – eine Simultanfärbung mit den Farben Acridinrot, Acriflavin, Alcianblau

Schnittfixierung liegen in AFE - Fixiergemisch
Fixiermittel auswaschen in:
70% Ethanol, 5 Minuten.
50% Ethanol, 3 Minuten.
30% Ethanol, 3 Minuten.
Wasser entmin., 3x wechseln je 1 Minute.
Färben: Farbgemisch 1:5 mit Wasser verdünnen, während des Färbevorgangs auf ca. 60° C erwärmen, 5 Minuten.
In Wasser auswaschen, mind. 2x wechseln, je 1 Minute.
In 100% Isopropylalokohol sorgfältig entwässern, 2x wechseln
1.Stufe = 30 Sekunden,
2.Stufe = 3 Minuten,
3.Stufe = 5 Minuten.
Einschließen in Euparal

Fotos: Nikon D5500, die Übersichtsaufnahmen wurden mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 14 Übersicht, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides


Bild 15 Vergrößerung aus der Übersicht, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides


Bild 16 Dunkelfeld, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides


Bild 17 Dunkelfeld, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides


Bild 18 Vergrößerung, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides


Bild 19 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 20 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Chinesischer Guttapercha Baum  Eucommia ulmoides

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Quellen und weiterführende Informationen:
Wikipedia; Freie Enzyklopädie
,,Botanika", ISBN: 3-8290-0868-6
Kosmos Baumführer Europa, ISBN: 978-3-440-11741-5
Lexikon der Baum- und Straucharten, ISBN: 978-3-86820-123-9
Peter A. Schmidt, ,,Taschenbuch der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Dünnschliffbohrer

ZitatFossil ist Eucommia seit dem Paläozoikum nachgewiesen.
Das Paläozoikum, auch Erdaltertum oder Erdaltzeit, ist das älteste der drei Erdzeitalter (Ären), in die das Äon Phanerozoikum innerhalb der geologischen Zeitskala geteilt wird. Es umfasst den Zeitraum von ca. 541 Millionen Jahre bis ca. 252,2 Millionen Jahre vor heute.

Nein, nein, nein!

Lieber Hans-Jürgen,
ich weiss nicht, wer das ursprünglich in die Welt gesetzt hatte, aber im Paläozoikum (oder im Paläophytikum, die zeitlichen Grenzen sind ähnlich, aber nicht gleich!) gab es noch keinerlei Bedecktsamer. Die Floren des Tertiärs sind aber sehr ähnlich der heutigen nordamerikanischen und ostasiatischen Flora, weil dort die Gebirgsketten Nord/Süd verlaufen, und die Pflanzengesellschaften in den Eiszeiten einfach nach Süden ausweichen und hinterher wieder zurückkommen konnten. Aber das Tertiär ist für mich als eingefleichtem Paläozoiker sowieso = Jetztzeit.

Ansonsten wieder ein sehr schöner Beitrag, Vielen Dank!
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Hans-Jürgen Koch

Guten Morgen,

danke für dir Korrektur zum Paläozoikum.
In der Bibliothek habe ich folgendes gefunden:
Jura: 205 Mio. – 135 Mio. (= 70 Mio.)
Die Cycadales und Ginkgo-Gewächse dominieren. Die ersten Angiospermen (Bedecktsamer) treten auf.

Tertiär: 65 Mio. – 2 Mio. (= 63 Mio.)
Die Angiospermen entwickeln sich weiter und formen Wälder und Wiesen.

Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Dünnschliffbohrer

#3
ZitatIn der Bibliothek habe ich folgendes gefunden:
Jura: 205 Mio. – 135 Mio. (= 70 Mio.)
Die Cycadales und Ginkgo-Gewächse dominieren. Die ersten Angiospermen (Bedecktsamer) treten auf.

Tertiär: 65 Mio. – 2 Mio. (= 63 Mio.)
Die Angiospermen entwickeln sich weiter und formen Wälder und Wiesen.

Hallo Hans-Jürgen,
da liegt offenbar ein Missverständnis vor. Der Jura gehört ins mittlere Mesozoikum, nicht ins Paläozoikum. Legt man die Pflanzenwelt für die Zeiteinteilung zugrunde, verschieben sich die Grenzen entsprechend dem Diagramm rechts oben in dem Wikipedia-Beitrag, wie schon vorher erwähnt. Und das die ersten Bedecktsamer im Mesophytikum erschienen, heisst noch ganz lange nicht, dass Eucommia auch schon mit dabei war. Die heutigen Gattungen erscheinen eigentlich alle erst im Tertiär, aber das ist ja schon Känozoikum/Känophytikum.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

danke für den schönenund informativen Beitrag, den ich gerne verlinkt habe.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM