Zeiss Wechselkondenser zerlegen: Step-by-Step

Begonnen von zooey, Januar 12, 2017, 01:02:17 VORMITTAG

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zooey

Hallo in die Runde!

Vor dem Problem bei meinen 1.4er Zeiss Wechselkondenser die "festgefressene" Irisblende wieder gängig zu machen,
bekam ich hier im Forum vor einigen Tagen viele hilfreiche Tips und weiterführende Hinweise.

Als Ermutigung für Forianer die ebenfalls vor einem solchen Problem stehen, will ich, nach erfolgreicher Reparatur,
hier eine Step-by-Step Dokumentation dazu nachliefern.

Zur Bedienung des Kondensors:

Über 1 und 2 werden die  Ringblenden zentriert,

3 öffnet bzw. schließt die Aperturblende (Ring und Blende waren bei mir völlig fest verharzt)
Hebelchen Nr. 4 wird beim Drehen des 3er Rings mitgenommen und bedient dabei die Irisblende

X ist der Wechselring für die einzelnen Anwendungen








Zunächst entfernte ich die beiden Schrauben für den Träger der Optik.

Beim Schritt, diesen über die beiden Führungsstifte vom Kondensier wegzuschieben zeigt sich schnell, dass die Hülse der Optik sperrt.
Also zunächst die Optik entfernen!





Eine Möglichkeit , und so hab ich es gemacht, wäre die 3 Madenschrauben an der Schwalbenschwanzhalterung
des Trägers zu lösen, um dann die Optik im Block nach oben zu entfernen.





Alternativ könnten auch die Linsen separat entfernt werden (s. Abb.8 )



In beiden Fällen lässt sich anschließend der Träger der Optik vorsichtig über die Führungsstifte entfernen (Bild 9)



Das Ergebnis sieht dann so aus (Bild 10)



Anschließend werden die mittigen Schrauben von Deckel und Boden entfernt.

Und spätestens hier wird klar, warum der Eingriff in einer Auffangwanne gemacht werden sollte.

Stichwort: Rasterkugel





Jetzt versteht man auch den Mechanismus der Zentrierung der Ringblenden.
Schön zu sehen sind die dazu notwendigen Zapfen und die zugehörigen Zapfenlöcher.





Abb. 15 zeigt die kleine Rasterkugel in richtiger Position



Im Kugelloch steckt noch eine kleine Ringfeder, diese sollte man möglichst dort belassen , -)



Bei wie in meinem Fall fest verharztem Edelstahl-Führungsring 1 und verharzter Irisblende,
sollte man gewaltsame Dreh-Lösungsbewegungen von 1 gegen Grundträger 2 vermeiden.
Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Irisblenden-Stellstift (3) beschädigt wird.

Stattdessen mit einem benzingetränkten Q-Tip zwischen Stahlring 1 und dessen Grundkörper-Führungslager anfeuchten,
einwirken lassen und mit Messer oder schmalem Schraubenzieher den Stahlring abhebeln.



Abb. 18 zeigt das Resultat.




Jetzt kann, wenn die Irisblende verharzt ist, diese beidseitig vorsichtig mit benzingetränktem Watteträger von Außen nach Innen wischend gesäubert werden.
Dabei nach und nach die Irisblende  schließen um so die Lamellen auf größtmöglicher Länge zu erreichen.
Cave: Ringblenden



Nach Säuberung der Lamellen können diese mit Öl oder Fett betupft werden (bei mir kam WD 40 zum Einsatz)




Führungsring und Lager werden nach Säuberung gefettet



Apropos Säuberung:
Ring, Grundkörper und Abdeckungen einschließlich Lack lassen sich prima mit Metallpolierpaste reinigen.



An schwierigen Stellen (hier die Schwalbenschwanzführung) kommt ein kleiner Schraubenzieher zum Einsatz.




Hier das geputzte, geölt und gefettete Ergebnis vor dem Zusammenbau.






Und schließlich der reparierte Wechsel-Kondenser.

Alles funktioniert wieder butterweich.






Fazit: Alles halb so wild.

Grüße
Richard



Herbert Dietrich

#1
Hallo Richard,

meine Gratulation zu der erfolgreichen Instandsetzung und der schönen Dokumentation.
Vielen Dank für Deine Mühe den Vorgang so schön zu dokumentieren. Den habe ich schon bei meinen "Bastelanleitungen abgespeichert.

Zur Ergänzung: Soweit ich mich erinnere, wurde hier im Forum von Bernd (Nomarski) auch schon mal die Zerlegung und Reinigung der Aperturblende
des Universall-Kondensors gezeigt, oder war es doch nur die Leuchtfeldblende?  http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9565.0

Herzliche Grüße
Herbert


Michael L.

Hallo Richard,

Vielen Dank für die vorbildliche Dokumentation! Jetz noch hauchdünn Balistol oä. auf ein wenig fuselndes Baumwolltuch autragen und die Lackierung reinigen und etwas vom alten Glanz zurückgeben dann sieht es auch noch äußerlich schöner aus. Nur hauchdünn ohne Überstände und natürlich im Sicherheitsabstand zur Optik. Da werden die alten schwarzen wieder richtig schön.

Viele Grüße,

Michael

reblaus

Hallo -

Danke für die ausführliche Beschreibung, das könnte künftige Beratungstätigkeit vereinfachen!

Aber noch ein Hinweis: Das Schmieren/Fetten der Irislamellen ist zwar in diesem Fall o.k., weil sie vermutlich eh schon fettig waren und man so um das Zerlegen herumkommt.
Falls aber die Iris doch mal zerlegt werden muss, sollten die Lamellen nach der Pflege korrekterweise trocken eingebaut werden, weil das Fett einen Anziehungspunkt für Staub bietet und ein Hauptgrund für das Verkleben der Lamellen bei älteren Kondensoren ist der Staub, der von einem verirrten Ölbelag festgehalten wird. Eine Schmierung erfolgt dann nur gaaaanz vorsichtig am Steuerring der Irisblende.

Viele Grüße

Rolf

Klaus Schloter

Hallo Richard,
gut gemacht!
Aber wie hier in Forum schon öfter diskutiert,WD 40 ist bei optischen Geräten wegen des ausgeprägten Kriechefektes nicht optimal,es besteht die Gefahr,dass es irgandwann mal auf den Glasflächen landet, und dann viel Spass.
Zum Auffrischen der schwarzen Zeiss Mikroskope verwende ich Auto Lackreiniger,ist nicht fettig zieht keinen Schmutz an, und kriecht nicht .
Alles Gute
Klaus

zooey



Danke Euch für die zusätzlichen Folgetips und Ergänzungen.

Und klar:
Ich war sowas von heilfroh, dass ich die Irisblende nicht in die einzelnen Lamellen zerlegen musste  ;D  ;D  ;D

Ansonsten:
Das Auftragen des Fetts und vor allem des WD-40 erfolgte nur in homöopathischer Dosierung und bei leiser klassischer Musik!

Beste Grüße
Richard


Jürgen Boschert

Hallo Richard,

wunderbar fotografisch festgehalten. Noch ein Tip:Wenn man die obere Deckplatte als erstes löst, alsodie obere zentrale Schraube entfernt, kann der verstiftete Optikblock nach Herausdrehen der beiden Fixierungsschrauben problemlos nach hinten abgezogen werden. Die Optik muss dann nicht entfernt werden !

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

zooey



Guten Abend Jürgen...

genau das hatte ich auch zunächst versucht!

Allerdings verklemmte/verkantete sich dabei die obere Platte an der Unterkante der Optik-Hülse 
und der "Deckel" ließ sich deshalb nicht entfernen.

Vielleicht waren ja die Hülsen in dieser Modellreihe unterschiedlich lang, weshalb es bei dir klappte.

Mir blieb also nichts übrig, als den beschriebenen Weg zu gehen.

Dir noch einen schönen Abend!
Richard