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Pinus sylvestris

Begonnen von Erich T., Januar 13, 2017, 12:08:23 NACHMITTAGS

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Erich T.

Liebe Forumsmitglieder,
um meine Fertigkeiten zu verbessern, habe ich mich an den Nadeln der Waldkiefer versucht. Auch wenn dazu schon viele (und bessere) Bilder im Forum zu finden sind, stelle ich sie trotzdem ein, da ich einige Fragen dazu habe. Dabei hoffe ich auf die Unterstützung der Experten des Forums.

Alle Schnitte wurden mit einem Handmikrotom, dem SHK Klingenhalter, Leica 1xKlingen im Holundermark angefertigt, anschließend in AFE aufbewahrt bis zur Weiterverarbeitung ca 4 Wochen später. Dann, nach Protokoll mit WackerSim3 gefärbt und in Euparal eingeschlossen.

Ausrüstung: Phomi III, Nikon D90, Picolay Stacking Programm

Bild 1: Nadel Querschnitt, Neofluar 16x, Optovar 1,25x,  6 Bilder Stitch




Bild 2: Nadel Querschnitt, Neofluar40x, Optovar 1,25x





Bild 3: Nadel Querschnitt, offenes, kollaterales Leitbündel, Neofluar40x, Optovar 1,25x 9 Bilder Stack



Bild 4: Nadel Querschnitt, Atemöffnung, Neofluar40x, Optovar 1,25x, 13 Bilder Stack



Bild 5: Nadel Querschnitt, Tüpfel, Neofluar40x, Optovar 2x



Bild 6: Nadel längs, PlanApo 4x, Optovar 2,0x



Bild 7: Nadel längs, Neofluar 40x, Optovar 1,25x, 12 Bilder Stack




Bild 8: Nadel längs, Tracheen, Neofluar 40x, Optovar 1,25x



Bild 9: Nadel längs, Tracheiden mit Tüpfel, Neofluar 40x, Optovar 1,25x



Bild 10: Nadel längs, Endoderm, Neofluar 40x, Optovar 1,25x




Bei der Interpretation der Strukturen habe ich einige Probleme. Ich hoffe die Beschriftungen sind korrekt und bitte um kritische Durchsicht. Die in Bild 2 zu sehenden, rot gefärbten Wände zwischen den Endodermis Zellen interpretiere ich als lignifizierte Caspary Streifen (s. Strasburger). Im Ländsschnitt (Bild 10) erkennt man ein "rötliches Band". Nach meiner Vorstellung ist das ein Caspary Streifen. Allerdings wundere ich mich über die "Löcher" darin. Der Caspary Streifen hat ja die Funktion,das Assimilationsparenchym gegen das Leitgewebe abzudichten. Allerdings liegen sie in der "Längsebene ", d.h. ihre Schmalseite könnte Dichtungsfunktion ausüben, die Durchlässe stellen eine Verbindung zwischen den Endodermzellen her. Wären sie dann als Tüpfel, Poren, oder ähnlich zu bezeichnen? Oder handelt es sich nur um Artefakte?
Ich hoffe ihr habt Verständnis für die vielleicht trivialen Fragen eines Nichtbotanikers und fühlt euch nicht genervt.

Liebe Grüße
Erich

reblaus

Hallo Erich -

sehr schönes "Gesellenstück"!
Bei den Caspary-Streifen musst Du Dir das so vorstellen:
Das meiste Wasser wandert nicht quer durch die Zellen, sondern "apoplastisch", d.h. außerhalb des Protoplasten wobei die Faserschicht der Zellwand wie ein Docht wirkt. Dieser Docht wird nun durch Einlagerung von Lignin und fettigen Substanzen imprägniert und der Wassertransport dort blockiert und muss den gut kontrollierten Weg über die Protoplastenmembranen antreten.

Viele Grüße

Rolf

Detlef Kramer

Hallo Erich,

wunderbare Schnitte und Fotos. Du brauchst Dich nicht zu verstecken!

Rolf hat Dein Problem richtig erklärt, wenn auch m.M. etwas verklausuliert. Die Caspary-Streifen blockieren den apoplastischen Wasser/Mineralsalztransport zwischen Leitbündel und dem darum liegenden Parenchym. Aber natürlich muss trotzdem eine Stofftransport durch die Endodermis stattfinden. Aber eben symplastisch, Das geschieht durch die Tüpfel. Was man im LM nicht sehen kann und nur das EM zeigt: diese Tüpfel sind keine Löcher, sondern Bereiche in der Zellwand, die sehr dünn sind und von Plasmodesmata durchzogen sind. Die stellen die symplastische Verbindung benachbarter Zellen her, indem hier sowohl Plasmalemma (=Plasmamemebran) als auch das endoplasmatische Retikulum hindurch treten und so ein physiologisches Kontinuum des "Protoplasten", d.h. der Gesamtheit der lebenden Zellen bilden.

Ich hoffe, das war jetzt nicht zu theoretisch.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Erich T.

Danke für die sehr hilfreichen Erklärungen. Die Poren im Caspary Streifen betreffen also nur die Zellwand, nicht das Plasmalemm. Das gilt doch auch für die Tüpfel der Tracheiden.

Ich möchte noch ein Bild anfügen, indem ich eine Struktur in den Zellen des Assimilationsparenchyms gefunden habe, die mir neu ist. Sind das endozellulare Pilze? oder nur Artefakte der Färbung.



Es ist immer eine Freude zu erleben, wie gerne hier von Fachleuten auf alle möglichen Fragen geantwortet wir.

Liebe Grüße
Erich

Fahrenheit

Lieber Erich,

gut gemacht! Die Färbung kommt meines Erachtens noch klarer, wenn Du nach der Fixierung mit Eau de Javel bleichst. Stattdessen kannst Du auch Klorix (blaue Flasche) 1:4 mit Wasser verdünnen. Achtung, nur bis zu max. 2 Minuten unter Lupenkontrolle, sonst löst sich der Schnitt in einzellne Zellen auf, da die Mittellamellen zerstört werden.
Das Bleichen beseitigt auch die Artefakte in Deinem letzten Bild, sie rühren vom Harz aus den Sekretgängen her, das vom AFE nicht oder zumindest nicht vollständig gelöst wird.

Persönlich mag ich den Begriff Assimilationsparenchym lieber als Respirationsparenchym. Auch würde ich die Transfusionstracheiden nicht einfach als Tracheiden bezeichnen, da impliziert man normalerweise immer gleich die "Wasserleitungen" im Leitbündel. Ich bin nicht sicher, ob hier ggf. der Begriff "Strasburgerzellen" besser hin passt, da weiß Detlef sicher Rat.

Die Nebenzellen der Stomata liegen eigentlich immer in der Epidermis, ich denke, Du hast in Deiner Detailaufnahme Zellen der Hypodermis so bezeichnet.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Detlef Kramer

Hallo Erich,

ja wir diskutieren und helfen sehr gerne!
ZitatDas gilt doch auch für die Tüpfel der Tracheiden.
Das stimmt nicht. Die Tracheiden sind tote Zellen, die Wasser rein physikalisch transportieren. Die Tüpfel in lebenden Zellen sind, wie ausgeführt, keine Durchbrüche durch die Zellwand, sondern Bereiche in der Zellwand, die stark verdünnt sind und durch die dort konzentrierten Pasmodesmata durchgebrochen sind. Aber das sind plasmatische Verbindungen der Protoplasten. Ist ein wenig kompliziert und muss vielleicht einmal erklärt werden. Ich bin bereit dazu!

Alles Andere hat mein Freund Jörg perfekt erläutert.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Erich T.

Habe nun die Bilder korrigiert und hoffe, dass es so stimmig ist.

@ Jörg: den Tip mit dem Klorix werde ich bei nächster Gelegenheit anwenden. Habe deine Hinweise zu den Bezeichnungen eingearbeitet und hoffentlich korrekt angepasst.

@Detlef: Deine Erklärungen führten dazu, dass ich verschollenes Wissen im Strasburger aufzufrischen begann. Der symplastische Transortdurch durch die Tüpfel ist mir klar, ebenso deren Aufbau. Dass die Tracheiden tote Zellen (dem Xylem zugehörig sind ebenfalls. Unklar ist mir die Bedeutung der Strasburger Zellen. Sie sind Äquivalente  zu den Geleitzellen der Angiospermen und somit dem Phloem zugehörig. Ist das korrekt?

Liebe Grüße
Erich

Erich T.

Noch ein kleiner Nachsatz an die Zuständigen:

Das update der web Seite ist meiner Meinung nach bereits jetzt eine klare Verbesserung, alleine was die Geschwindigkeit angeht.

Danke für die, sicher nicht unerwähnenswerte Arbeit!

Liebe Grüße
Erich


Manfred Rath

Hallo Erich,

ich finde die Schnitte, Färbung sowie Erläuterungen, nicht zuletzt die Qualität der Fotos sehr gut.
Im besonderen Längsschnitte der Nadel sind mir noch nie gelungen.
Danke für diesen Beitrag.

Schönen Gruß
Manfred
Ich lebe in der Region "Steirisches Vulkanland" - bin aber kein Vulkanier sondern waschechter Steirer.

Fahrenheit

Lieber Erich,

ja, jetzt hast Du die Nebenzellen erwischt. :)

Denke beim Klorix daran: nicht zu lange einwirken lassen. Bei der ersten Anwendung kannst Du auch einen weniger gut gelugenen Schnitt als "Vorkoster" verwenden und schauen, was passiert.
Manche Gewebe sind härte im Nehmen, andere sehr empfindlich.

Herzliche Grüße
Jörg 
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