Malinol und Euparal: womit verdünnen ?

Begonnen von Christian3000, Januar 27, 2017, 17:13:53 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Christian3000

Liebe Mikroskopiker,

in meinem Fundus habe ich noch je eine Flasche Malinol und Euparal aus den frühen 90ern entdeckt, noch gekauft bei der guten alten Chroma-Gesellschaft. (Die haben auf Anfragen und Bestellungen damals ja noch geantwortet.)
Die Flaschen sind seit damals verschlossen und noch unbenutzt, sind nach der langen Zeit aber jeweils die Hälfte des Volumens eingedickt. Werden die beiden Eindeckmittel durch Verdünnen wieder ohne Verschlechterung benutzbar, und womit verdünnt man sie am besten ?
Für Malinol würde ich nach dem was ich nachlesen konnte Xylol oder Toluol verwenden. Aber für Euparal gibt es eine recht teure "Verdünnungsessenz". Kann man da nicht Ethanol, Isopropanol oder ein anderes "normales" Lösungsmittel verwenden ?

Vielen Dank schonmal für jeden Hinweis und beste Grüße aus München,
Christian
Vorstellung: click

liftboy

Hallo Christian,

wenn mir mein Euparal zu dick wird, mach ich es mit 100%Optal (2-n Propanol) länger; müsste auch mit normalem Isoprop funktionieren.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Klaus Herrmann

Hallo Christian,

Xylol für Malinol ist richtig und Isopropanol fürs Euparal auch (Kein Ethanol!).. Wenn es wirklich noch ungeöffnete Originalgebinde sind und fast die Hälfte fehlt standen sie wohl warm und sehr lange!

Dann nicht ganz auffüllen sondern ca 20% weniger und gut verschließen und warten, das dauert jetzt. Immer wieder mal umschütteln. Nach ein paar Tagen hast du Sirup, den du weiter verdünnen kannst. Beim Schnaps würde man sagen: bis zur gewünschten Trinkstärke! ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

JB

Zitat von: Christian3000 in Januar 27, 2017, 17:13:53 NACHMITTAGS
Aber für Euparal gibt es eine recht teure "Verdünnungsessenz". Kann man da nicht Ethanol, Isopropanol oder ein anderes "normales" Lösungsmittel verwenden ?

Hallo Christian,

Euparalessenz ist ein Gemisch von Eucalyptol (1,8-Cineol) und Paraldehyd (2,4,6-Trimethyl-1,3,5-trioxan), 75:25. Mit diesen Loesungsmitteln wird Euparal auch angesetzt; es sind die einzigen Komponenten die beim Aushaerten verdunsten.

Da man Paraldehyd i.d.R. nicht so einfach bekommt, muss man mit nur Eucalyptol vorlieb nehmen. Wenn man den Reinstoff nicht hat, dann "echtes" Eukalyptusoel, Eucalyptus globulus, das ca. 80% Eucalyptol enthaelt. Das kostet ca. 5 Euro pro 100 ml.

Eukalyptusoel ist, obwohl teuer, auch ein ideales Intermedium zwischen dem letzten Alkoholschritt und dem Euparal!

Beste Gruesse,

Jon

liftboy

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Klaus Herrmann

Hallo Jon,

Zitates sind die einzigen Komponenten die beim Aushaerten verdunsten.

Aber Isopropanol als Verdünnungsmitel für Euparal kenne ich nun seit sicher über 30 Jahren. Krauter hatte uns das schon empfohlen und es funktioniert  und verdampft auch ganz ordentlich und ist deutlich billiger!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Christian3000

Liebe Mikroskopiker,

vielen Dank schonmal für die hilfreichen Antworten! Klaus hat recht, die Flaschen standen bei Zimmertemperatur seit 1993 (ich habe soeben den Lieferschein gefunden).
Ich habe festgestellt, daß auch ein Fläschchen Styrax sowie eine Flasche Deckglaslack das selbe Verdunstungsschicksal ereilt hat, was nehme ich da zur Verdünnung?

Viele Grüße,
Christian
Vorstellung: click

Klaus Herrmann

Beim Deckglaslack Lackverdünner aus dem Baumarkt Und dann lange schütteln um die Pigmente wieder zu homogenisieren. In der Lackindustrie gibt es dafür extra Maschinen.
Styrax weiß ich nicht sicher auch Xylol?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

JB

Zitat von: Klaus Herrmann in Januar 27, 2017, 22:13:12 NACHMITTAGS
Aber Isopropanol als Verdünnungsmitel für Euparal kenne ich nun seit sicher über 30 Jahren. Krauter hatte uns das schon empfohlen und es funktioniert  und verdampft auch ganz ordentlich und ist deutlich billiger!

Hallo Klaus,

Isopropanol ist natuerlich billiger; gut das es funktioniert. Eucalyptol:Paraldehyd ist das originale Loesungsmittel, es wird beim Ansetzen des Euparals selbst verwendet. Schon seit 111 Jahren (Gilson, 1906)  8)

Hallo Christian,

Ein geeignetes Loesungsmittel fuer Styrax ist Toluol: http://montanadiatoms.tripod.com/

Beste Gruesse,

Jon

Christian3000

Hallo, Wolfgang, Klaus und Jon,

vielen Dank für Eure Tips! Ich werde die Verdünnungen entsprechend ausprobieren. Beim Euparal versuche ich wohl Isopropanol statt der Essenz,  zur Not muss ich halt neues besorgen, die Essenz kostet ja fast das selbe wie Euparal selbst.

Ein interessanter Artikel zur Zusammensetzung und Herstellung eines dem Euparal wohl sehr sehr ähnlichen Mediums (unten rechts auf PDF clicken):
https://archive.org/details/jstor-3222004

Dort wird sehr nett gesagt: "Under present circumstances it will perhaps not be a breach of etiquette to submit a method which yields a medium with similar index and properties."

Viele Grüße und noch einen schönen Sonntag,
Christian
Vorstellung: click

JB

Zitat von: Christian3000 in Januar 28, 2017, 23:44:17 NACHMITTAGS
Ein interessanter Artikel zur Zusammensetzung und Herstellung eines dem Euparal wohl sehr sehr ähnlichen Mediums (unten rechts auf PDF clicken):
https://archive.org/details/jstor-3222004

Hallo Christian,

Das ist in der Tat das Rezept, das ich verwende  ;)  Einzige Unsicherheit ist die Mischung des Camsal (3 Teile: 2 Teile), wobei man nicht weiss, ob bei dieser Angabe Volumina oder Gewicht gemient sind. Es ist wohl so, dass Volumenteile der fein geriebenen Pulver gemeint sind. Dabei sind Salol und Kampfer Feststoffe und werden beim Mischen zu einer Fluessigkeit. Somit ist fuer mich das Rezept an dieser Stelle schwer nachvollziehbar  :-\

Beste Gruesse,

Jon

Klaus Herrmann

ZitatDabei sind Salol und Kampfer Feststoffe und werden beim Mischen zu einer Fluessigkeit.

Hallo John,

das ist ja interessant! Salol (Salicylsäurephenylester) hat einen Fp. von 41,5° der Campher aber 175°. Wenn man nun eine Schmelzpunkterniedrigung annimmt könnte das Salol sich verflüssigen und diese Flüssigkeit könnte dann den Campher lösen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Christian3000

Hallo, Jon,

Du stellst den "Euparal-Nachbau" tatsächlich selbst her? Hätte ich auch direkt mal Lust dazu, nur sind die Zutaten anscheinend z.T. exotisch.

Ich kämpfe seit Wochen mit mir einen kleinen Dimrothkühler anzuschaffen um Karminessigsäure und Orceinessigsäure zu kochen, lohnt sich (in meinem Fall als Kleinverbraucher) vielleicht auch nicht, aber einmal ausprobieren...

Viele Grüße,
Christian
Vorstellung: click

Klaus Herrmann

Hallo Christian,

ZitatIch kämpfe seit Wochen mit mir einen kleinen Dimrothkühler anzuschaffen um Karminessigsäure und Orceinessigsäure zu kochen, lohnt sich (in meinem Fall als Kleinverbraucher) vielleicht auch nicht, aber einmal ausprobieren...

Die beiden Lösungen kaufst du bei mir billiger. Ich hab den Dimroth schon! ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

JB

Hallo Christian,

Der Rueckflusskuehler ist nicht notwendig bzw. schaedlich. Das Acetokarmin sollte ohnehin nicht gekocht werden.

- Karmin, Wasser und Essigsauere mischen und in ein Becherglas geben. Mit Alufolie abdecken.

- Das Becherglas in ein kochendes Wasserbad stellen und warten, bis sich der Inhalt des Becherglases auf 95C erwaermt hat. Magnetruehrer benutzen oder gelegendlich umruehren.

- Ueber Nacht abkuehlen lassen und dann filtrieren.

Viel Erfolg,

Jon