Stark vermorschtes, braunfaules Holz

Begonnen von Bernd Miggel, Februar 08, 2017, 13:20:37 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

Liebe Forumsmitglieder,

seit Anfang Januar habe ich die Möglichkeit, in einem Naturschutzgebiet (Wacholderheide mit umgebendem Baumgürtel) Pilze zu kartieren. Bei an Holz wachsenden Pilzen ist neben der Pilzart auch das Substrat zu bestimmen.
Beim hier vorgestellten Fund handelt es sich um die Schmetterlingstramete Trametes versicolor, einem Saprobionten bis Schwächeparasiten, die hier an einem stark vermorschten Baumstumpf wächst (Braun- oder Würfelfäule):






Schnitte von derart stark vermorschtem, braunfaulem Holz zerbrechen leicht, deshalb darf man nicht zu fein schmeiden. Am besten schneidet man trocken, ohne Gleitmittel. Anfärben muss man braunfaules Holz nicht unbedingt. Es sei denn, man möchte die Pilzhyphen hervorheben (siehe letztes Bild). Bei porösem Holz sind manchmal Luftblasen nicht zu vermeiden (siehe Tangentialschnitt).

Es wurden zuerst vom Querschnitt mehrere Mikrotomschnitte angefertigt (Schlittenmikrotom Reichert-Jung, geschnitten: trocken, ohne Gleitmittel, Schnittdicke 40-50 µm, mikroskopiert in Wasser).
Ergebnis: Zerstreutporiges Laubholz; die Frühholzgefäße (FG) haben einen tangentialen Durchmesser von 50-80 µm, die Spätholzgefäße (SG) sind etwa halb so dick. Die Porendichte im Frühholz liegt um die 100 Poren/mm2. Die Jahresringgrenze (JG) ist relativ deutlich. Vertikal verlaufend etliche, ca. 1-10 Zellen breite Holzstrahlen (HS). Die ganz feinen Poren stellen das aus Libriformfasern und Fasertracheiden bestehende Grundgewebe (GG) dar:



Nun wurden noch mehrere Tangentialschnitte gefertigt und in Baumwollblau gefärbt. In vertikaler Richtung verlaufen etliche 1-reihige sowie ein etwa 20-reihiger Holzstrahl (HS). Außerdem ist vertikal noch ein Gefäß (G) mit einfachen Durchbrechungen (EDB) zu erkennen:




Die Bestimmung ist einfach: Zerstreutporiges Laubholz mit Holzstrahlen von 1-20 Zellen Breite führt unweigerlich zu Rotbuche.


Pilzhyphen lassen sich mit 40x-Objektiven gut sichtbar machen. Hier ein Tangentialschnitt vom selben Holzwürfel, in Etzold-FCA gefärbt. Im Bild vertikal ein Gefäß, das etwa ein Drittel Bildbreite einnimmt mit an der Gefäßwandung verlaufenden Pilzhyphen:



Übrigens: Die Schmetterlingstramete ist ein Weißfäuleerreger, sie ist also nicht für die Braunfäule des Baumstumpfs verantwortlich.


Herzliche Grüße

Bernd


KlausB

Hallo Bernd,

sehr schöne Doku.
Machst du von den Schnitten auch Dauerpräparate?

Viele Grüße
Klaus
Zeiss Phomi III im Einsatz
Zeiss OPMI als Stereo

Web-Seite:
https://www.freizeit2012undmehr.com/

Bernd Miggel

Hallo Klaus,
von frischem Holz immer, dann färbe ich auch immer mit Etzold-FCA ein.
Von morschem Holz kann man natürlich auch Dauerpräparate anfertigen. Dabei muss man allerdings sehr vorsichtig vorgehen, dass sie beim Entwässern nicht auseinanderfallen.
lg
Bernd

Schorsch

Hallo Bernd,
mal auf diesem Wege. Rentiert sich ein Mikrotom auch für Mykologen? Wenn ja, muss es ein Schlittenmikrotom Reichert-Jung sein oder gibt es sinnvolle Alternativen?
Kann man z.B. Lammellen / Huthaut von Russula (Täublinge) in Paraffin einbetten? Wenn ja, gibt es einen Link auf die Vorgehensweise?
LG Schorsch

Bernd Miggel

Hallo Schorsch,

ein guter Handschnitt mit scharfer Rasierklinge ist allemal einem mittelmäßigen Mikrotomschnitt vorzuziehen. Das Schlittenmikrotom habe ich eigentlich nur für das Buch gebraucht, wo man gleichmäßige Schnitte braucht. Schlitten- oder auch Rotations-Mikrotome sind ziemlich teuer, da muss man auf ein Schnäppchen für ein gebrauchtes warten.
Dauerpräparate von Pilzstrukturen mache bis jetzt nicht. Aber mir ist bekannt, dass man in Toluidinblau anfärben kann. Danach gründlich wässern, mit Iso in drei Stufen entwässern und schließlich z.B. mit Euparal eindecken.
Das dürfte für Huthaut-Quetschpräparate ziemlich einfach sein.

lg
Bernd

KlausB

Hallo Schorsch,
das einbetten in Paraffin wird schwierig werden, da dieses nicht wasserlöslich ist. Was jedoch sehr gut
geht ist das einbetten in PEG. Das habe ich schon mehrfach gemacht, und auch gute Ergebnisse erzielt.

Geschnitten habe ich dann mit einem Handmikrotom. Dabei sind Schnittdicken von ca. 30-80µ gut zu erreichen.
Nach dem Schneiden wird das Pilzfragment gewässert um das PEG zu entfernen, anschließend gefärbt mit
Kongo oder Baumwollblau oder ....
Danach bette ich das feuchte Fragment direkt in Hoyers Reagenz oder Micro Matrix ein. Beide Einbettmittel
erlauben Wasser im Präparat, allerdings nicht zu viel. So habe ich schon einige Dauerpräparate hergestellt.

Hier ein Beispiel des Querschnitts durch einen Fruchtkörper von Gymnopus brassicolens:



Viele Grüße
Klaus
Zeiss Phomi III im Einsatz
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Bernd Miggel

#6
Hallo Klaus,

sieht gut aus. Werde meine Bilder auch größer einstellen - schon geschehen.

lg - Bernd

Schorsch

Danke! Das sieht ja spitzenmäßig aus! Muss mich mal schlau machen welches PEG man verwendet, wo man es bekommt und wie genau das Ein- und Ausbetten geht.
Ein Servus aus München
Schorsch

Klaus Herrmann

Hallo Klaus,

schöner Schnitt! Die Färbung mit Methylenblau ist bei Pilzen nicht so gut geeignet, viel besser ist Methylblau auch unter dem Namen Baumwollblau, und auch Anilinblau bekannt. Chemisch was völlig anderes und färbetechnisch ebenfalls. Nicht ohne Grund lieben Chemiker die Formeln, da weiß man was man meint! ;)

Im Lactophenolblau von mir ist es enthalten.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

KlausB

Hallo Klaus,

danke dir für deinen Hinweis. Beim Färben habe ich im vorliegenden Fall mal ein bisschen herumprobiert.
Manchmal kommt man auch mit Trial and Error weiter  ;D - oder auch nicht.

Das mit dem Baumwollblau ist mir klar, und das nutze ich auch meistens, wenn ich nicht mit
Kongo arbeite.

Viele Grüße
Klaus
Zeiss Phomi III im Einsatz
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