Diatomeen und „Immergieren“

Begonnen von Carlos, März 04, 2017, 09:35:09 VORMITTAG

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Carlos

Hallo Zusammen,
Als ,,Tümpler" unter den Mikroskopierenden verwende ich hauptsächlich ,,Trocken-Objektive und -Kondensoren" mit maximaler Apertur von < 1. Damit kann ich ohne Probleme Objektive mit einem Abbildungsmaßstab bis zum 63-fachen einsetzen. Das reicht auch für fast alles ,,Leben im Wassertropfen", eingezwängt in Wasser zwischen Deckglas und Objektträger. Mit ,,Dunkelfeld", ,,schiefer Beleuchtung" und ,,Phasenkontrast" kann ich zusätzlich auch Feinstrukturen in der Regel sichtbar machen.
Nur in ganz besonderen Fällen, in denen die Feinstruktur der Objekte damit nicht aufgelöst werden kann, wechsele ich hin und wieder zum 100-fach Öl-Objektiv und ,,Öl-kondensoren" mit höherer Apertur (1,32 Objektiv und 1,25 Kondensor). Als Immersionsöl verwende ich dabei eins mit einem Brechungsindex von ca. 1,51 (E. Merck), also dem gleichen wie das des Objektträgers und des Deck-Glases. Da allerdings das Deckglas beim Durchsuchen des Präparates oft verschoben wird und zudem bei längerer Beobachtung der Wasserfilm zwischen Deckglas und Objektträger ,,eintrocknet", verwende ich etwas Glycerin und z.B. Gelatine zur Erhöhung der Viskosität des Wasserfilms und zur Abdichtung des Deckglasrandes.  Das funktioniert auch recht gut. Welche Auflösung ich dabei erreiche bzw. welche Apertur des Objektivs ich dabei nutze, darüber habe ich bisher kaum nachgedacht. Ich ging davon aus, dass in etwa die kleinere/schwächere Apertur des Kondensors trotz der höheren Apertur des Objektivs genutzt wird. Probleme mit der mangelnden Sichtbarkeit der Objekte hatte ich dabei bisher nicht. 
Seit ich mich mit Kieselalgen, lebend oder fossil, intensiver beschäftige, sieht das anders aus.
Kieselalgen gehören m.E. zu den interessantesten Objekten, des ,,Lebens im Wassertropfen", vor allem der ,,Bauplan" ihres ,,Kieselsäure-Skeletts" und dessen Feinstruktur. Letztere lässt sich aber oft nur ,,mit immergiertem Objektiv und Kondensor" gut erkennen". Diese Kieselsäure-Skelette sind farblos-transparent (wie Glas) und haben, anders als andere ,,Wasser-Mikro-Organismen", einen Brechungsindex, der dem des Deckglases und des Objektträgers nahekommt.
Um die ,,Kieselsäure-Skelett- Präparate" zu erhalten, werden die Kieselalgen in mehreren Schritten ,,chemisch oder biochemisch gereinigt" und letztlich auf Deckgläser dünnverteilt aufgetragen und getrocknet. Üblicherweise werden dann mit ,,Eindeckmitteln", die einen deutlich höheren Brechungsindex als die Kieselsäure-Skelette (und damit des Deckglases und des Objektträgers) haben, Dauerpräparate hergestellt. Günstig sind dabei Eindeckmittel mit deutlich höherem Brechungsindex (> 1,60). Diese werden m.W. nicht mehr angeboten.
(Selbst, wenn man noch Kleinmengen dieser Eindeckmittel hat, scheitert deren Verwendung daran, dass man im Handel nicht entsprechende Kleinmengen von Toluol als Verdünnungsmittel erhält. Gleiches gilt auch für viele andere Hilfsstoffe für die Mikroskopie wie Kaliumpermanganat, 30%-iges Wasserstoff-Peroxid, 1-Bromnaphtalin etc. Aber das ist ein anderes Problem.)
Die Absicht, Dauerpräparate herzustellen, habe ich (derzeit) nicht.  Ich will lediglich die Auflösung durch ,,Immergieren" erhöhen, ohne die ,,Sichtbarkeit" der Kieselsäure-Skelette wesentlich zu vermindern. Bei Verwendung von Immersionsöl als Eindeckmittel (Brechungsindex =1,51) jedenfalls sind die Diatomeen kaum noch zu erkennen.
Was also tun? Hat schon mal jemand versucht, die ,,Sichtbarkeit" von Diatomeen-Schalen durch ,,Anfärben" des Eindeckmittels zu verbessern?
Gruß Carlos

anne

Hallo Carlos,
es gibt hier Pleurax , gelöst in IPA:
http://www.diatoms.eu/nl/node/53

und hier Naphrax:
http://www.brunelmicroscopessecure.co.uk/acatalog/Diatom_Mountants.html
http://www.biologie-bedarf.de/products/382371/

Bestimmt gibt es noch andere Quellen.
Beide Harze sind speziell für Diatomeen und haben eine Brechungsindex > 1,6.

lg
anne

peter-h

Hallo Carlos,

es geht sogar mit dem alten Caedax R.I. = 1,56 !


Zugegeben mit einem kleinen Tick. Aufnahme im UV-Bereich @365nm und Objektiv Apo 90/1,4.

Gruß
Peter

spectator

allo Carlos,
wie Du selbst schreibst, sollen die Einschlußmittel für Diaomeen ein möglichst hohen Brechungsindex (1,6...) haben, damit sich das Kieselsäure- Skelett der Diatomeen deutlich über die Differenz der Brechungsindices abbilden lässt.
Daher ist die Verwendung von Immersionsöl zum Einschluss der Diatomeen besonders kontraproduktiv: da dieses (fast) den gleichen Brechungsindex hat, werden die Diatomeen praktisch "optisch ausgelöscht". ;)
Du schreibst, daß Du (momentan noch ) keine Dauerpräpatate herstellen willst. Daher mußt Du auch nicht unbedingt auf die ebenso guten wie teuren Spezial- Einschlußmittel (Bezugsquellen von Anne angegeben) zurückgreifen, sondern kannst auf andere organische Stoffe mit ähnlich hohen Brechungsindices zurückgreifen. Davon gibt es eine ganze Menge, und die meisten davon sind ordentlich gesundheitsgefährdend und daher für Normalverbraucher aus gutem Grund auch nicht erhältlich. :-\
Ich nenne nur mal exemplarisch einige der "weniger gefährlichen" von diesen Substanzen:
Substanz                                Brechungsindex
Anilin                                         1,5863
Benzaldehyd                             1,5446    (künstl. Bittermandelroma)
Naphthalin                                1,5827   (Mottenkugel, schmilzt bei 80°C)
Zimtöl                                        1,602
Anisöl                                        1,560
(Das "weniger gefährlich" bedeutet aber nicht, daß man sie im Drogeriemarkt an der Ecke zu kaufen bekommt, also etwas Organisationstalent ist schon noch von Nöten...)  ::)
Daß man beim Umgang mit solchen Chemikalien auch in Kleinstmengen die nötige Sorgfalt walten lässt, dürfte selbverständlich sein.
All dies Substanzen haben aber einen weitern Nachteil: Unabhängig von der Gesundheitsgeährdung ist der" Duft" so penetrant, daß ich sie niemals in geschlossenen Räumen, geschweige denn in der Wohnung benutzen würde, höchstens auf dem Balkon !  :-\
Und auch Gummihandschuhe dürften Pflicht sein!
Auch andere ätherische Öle, die vielleicht etwas besser riechen,  ???könnten evtl. geeignet sein, ich habe aber keine Angaben über die Brechungsindices gefunden - vielleicht können da die Pharmazeuten Tipps geben.

Wie gesagt, das alles gilt für "Nicht- Dauerpräparate", für Dauerpräparate sind die von Anne angegebenen Einschlusmittel die erste Wahl. Dem Laboratoriumschemiker oder denjenigen, die zu Chemikalien Zugriff haben, stehen natürlich noch weitere Möglichkeiten offen....

Das angesprochene Einfärben des Einschlußmittels halte ich nicht für sinnvoll:
   - die Diatomee selbst ist farblos, d.h. es wird keine deutlichere Farb-Wahrnehmung durch Kontrastfarben zwischen Kieselskelett und Einschlussmitel erkennbar sein.
  - die Dicke der Schicht des Einschlussmittels zwischen OT und DG ist groß gegenüber der Dicke der filligranen Kiesel- Strukturen, d.h. es wird mit dem Auge auch kein Helligkeits- Unterschied zwischen der nur angefärten Schicht und der Schicht mit Diatomee zu erkennen sein.

Es ist natürlich wirlich so, daß bei der Betrachtung von Diatomeen die höchsten Anforderungn an das gesamte Beobachtungssystem gestellt werden, und oft werden dabei die "unbedeutenden" weil billigsten Glieder nur unzureichend beachtet.
Dies sind :
- das Immersionsöl
- das Einschlussmitel
- da Deckglas bzw. die Decklasdicke
Benutzt Du das angegeben Merck- Immersionsöl sowohl für Kondensor wie fürs Objektiv, so wird es daran nicht liegen.
Zum Einschlßmittel ist oben etwas gesagt
Die optisch wirksame Deckglas - Dicke dürfte bei Betrachtung von Frisch-Präparaten das Hauptproblem sein:
Zur Herstellung von Dauerpräparaten werden die Diatomeen mit einem Klebemittel zunächst auf dem Deckglas fixiert, und dieses dann mit einem Tropfen des aushärtenen Einschlußmittels auf dem Objekträger verklebt. Diese Präpatate sollen dann "hängend", d.h. mit dem Deckglas nach unten aufbewahrt werden. Dadurch wird erreicht, daß die Diatomeen tatsächlich in einem definierten Abstand von 0,17mm von der Deckglas- Oberseite betrachtet werden. Bei einem Flüssig- Präparat sind aber die Verhältnisse anders: Es liegt i.A. nicht eine einzelne Diatomee unter dem DG, sondern eine Vielzahl, oft unterschiedlicher Größe und Arten, in unterschiedlicher Ausrichtung, teils übereinander... Die Größe des größten Exemplars bzw. der höchsten Anhäufung bestimmt den Abstand zwische OT und DG, und alle kleineren Diatomeen sinken dann auf die Oberfläche des OT; dort sind sie aber suboptimal weit von der Oberfläche des DG entfernt - egal, wie genau man zuvor das Deckglas ausgemessen und ausgesucht hat.
Daraus lässt sich eigentlich nur eines schließen: maximale Auflösung der Einzelheiten von Diatomeen in Flüssig- Präparaten ist nicht möglich ( es sei denn mit einem Invers- Mikroskop : Deckglas unten - Betrachtung von unten - wirksame Deckglas-Dicke stimmt )

Zu den unterschiedlichen Aperturen Kondensor - Betrachtungsobjekiv : Bei optimal eingestellter Köher- Beleuchtung wird zur Betrachtung "normaler" Präparate, also Schnitte... empohlen, den Kondensor etwas weiter abzublenden, als es der n.A. des Beobachtungsobjektives entspricht, um damit (scheinbar) die Erkennbarkeit von Details zu erhöhen.  Dies ist in Deinem Fall eigentlich schon erfüllt: Kondensor mit B.A 1,25, Objektiv mit n.A. von 1,32.  Hier kommt es aber auf die maximale Auflösung an, so daß man wohl lieber nicht abblenden würde (Warum eigentlch? Was nützt es, wenn Details aufgelöst werden, die ich nicht erkenne?). Doch so ergibt sich die für die Auflösung wirksame Apertur des Gesamtsystems Kondensor - Objektiv als rechnerischer Mittelwert zu ca. 1,285 . Dies ist aber eben wirklich nur ein rechnerischer Wert - die exakte Abbildung ist durch die falsche Lage des Objektes gestört.

Mit anderen Worten: Die Erhöhung der Auflösung und damit der Sichtbarkeit von Einzelheiten ist in Flüssig- Präparaten auch mit allerlei Tricks nicht zu erreichen (s.o.).
Nicht umsonst nehmen die Diatomeen-Spezialisten von den "Altvorderen" bis in unsere Zeit die Mühen in Kauf, mit teils nach "alchemistischen"anmutenden  Rezepten gekochten Einschlußmitteln Dauerpräparate zu fertigen. :D
Das soll aber nun nicht heißen: Lass es sein! , sondern: Geh den anderen Weg!
( Wobei mir klar ist, dass die Herde nicht immer den optimalen / richigen Weg geht, und würde niemand neue Wege suchen, säßen wir noch heute in der Höhle ums Lagerfeuer  ;D   (Entschuldigung, das hätten wir dann auch noch nicht !)  :'(

mit freundichen Mikroskopiker- Grüßen

Helmut
Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, von dem goldnen Überfluß der Welt!

peter-h

#4
Hallo Carlos,

noch ein Nachtrag von mir. Was versucht man nicht alles. Also habe ich eine Probe auf einem Deckglas in einem Sputter schräg mit Gold besputtert. Es hat zwar funktioniert, aber mich nicht vom Hocker gerissen. Hier eine kleine Kostprobe.


Viele Grüße
Peter

anne

Hallo Carlos,
Helmut hat es wunderbar erklärt!

Michael geht im Augenblick auch einen neuen Weg, die Diatomeen ohne Deckglas in Luft mit den Auflichtobjektiven zu fotografieren.
Jedoch ist hierfür das richtige Händchen notwendig und das richtige Equipment. ( Und das hat er beides!)
Das von Peter gezeigte, hatte ich hier auch schon gezeigt, besputtern und dann im Auflicht betrachten.
Man sieht etwas, aber am Schluss ist das was man im geeigneten Harz sieht wesentlich besser und erfordert kein Auflicht.

Letzendlich ist es so, wer sich mit Diatomeen beschäftigen will und nicht nur Präparate kaufen will, muss sich einerseits mit der Reinigung auseinandersetzen und letzendlich mit der Einbettung in einem geeigneten Medium.
Wobei das Letztere wesentlich einfacher zu bewerkstelligen ist, als das Erste.

lg
anne


Carlos

Hallo Anne,
Nach Naphrax und Pleurax habe ich im IN vergeblich gesucht. Danke für die Links. Diese Anbieter kannte ich nicht (trotz Suche im IN).
Aber ,,stolzer" Preis in dem UK!
ZitatNaphrax Mountant UK: 15mls, Total Price: £35.00 / Euro 40.95 (Excluding VAT at 20%)
(Wird zudem, in Toluol gelöst, nicht in die EU geliefert. Geliefert wird es in die EU in einer Formulierung, die vor Gebrauch mit Toluol ,,umgelöst" werden muss. Toluol in Kleinmenge an Privatpersonen ... (,,Ein Loch ist im Eimer Karl-Otto, Karl-Otto ...")
Die beiden anderen, möglichen Lieferanten werde ich kontaktieren. (Vermutlich auch ,,stolze" Preise).
Pleurax scheint mir für meine Versuche am besten geeignet. (Isopropanol verwende ich auch für andere Zwecke. Da stört es mich nicht, auch größere Mengen im Haus zu haben. Gegen Toluol als Lösemittel habe ich im Prinzip nichts. Allerdings wäre mein Bedarf schon mit 100 ml auf Jahre gedeckt. Wenn nicht anders möglich, werde ich mir halt dennoch eine größere Menge an Toluol (1 bis 2,5l, weil einfacher erhältlich) besorgen, eine kleine Menge abfüllen, und den ,,Überschuss" via Auto-Tank entsorgen.
Übrigens: Die Warnungen, bezüglich Toxizität und Umweltgefährlichkeit von Toluol an ,,Mikroskopiker" halte ich für übertrieben und lächerlich. Jeder, der als Auto einen ,,Benziner" hat und den betankt, müsste dann konsequenterweise, trotz der heute üblichen ,,Tankluft-Absaugung und -Rückführung, beim Betanken eine ,,Atemschutzmaske" anlegen.)   

Hallo Helmut,
Danke für die ausführlichen Erklärungen zum angeschnittenen Thema. Was Du nicht wissen kannst, ich bin Chemiker und war in meinem Berufsleben den Umgang mit ,,gefährlichen Chemikalien" gewohnt. Viele durften nur mit höchster Vorsicht gehandhabt werden. (Abzug, Kittel, Schutzbrille und Handschuhe reichten da nicht.) Dennoch: Deine Warnung vor den Gefahren von gefährlichen Chemikalien sind sicher für Viele, die damit keine Erfahrungen haben, hilfreich und sehr nützlich.
Jetzt zu einigen Aussagen Deines Beitrages, Brechungsindizes, Apertur und Sichtbarkeit von Objekten betreffend:
Ich glaube, da habe ich mit nicht klar genug ausgedrückt. Deshalb etwas ausführlicher:
Zunächst zu den möglichen, unterschiedlichen Präparaten und meinen, erwarteten Ergebnissen:
Ausgangspunkt ist stets ein Deckglas mit anhaftenden, getrockneten Diatomeen-Skeletten.
1.   Auf das Deckglas lege ich einen Objektträger, drehe diesen dann bei fest angedrücktem Deckglas um. Dann habe ich ein Präparat mit Luft (Brechungsindex 1) als ,,Abdeckmittel". Ich immergiere jetzt den Kondensor (A=1,25) mit Immersionsöl (Brechungsindex 1,51) und das Objektiv (A=1,32) und betrachte das Objekt im Mikroskop. Mein erwartetes Ergebnis: Maximal habe ich eine Auflösung, die dem Brechungsindex der Luft (1) entspricht, Diatomeen sind extrem gut sichtbar, da der ,,Sichtbarkeitsindex" (Differenz der Brechungsindizes Diatomeen und Luft x 100) extrem hoch ist. (1,41 – 1) x 100 =41!
2.   Ich gebe einen Tropfen flüssiges ,,Pleurax mit Verdünner IPA" (Brechungsindex <1,7) auf das Deckglas, lege einen Objektträger darauf, drücke diesen gut an und lasse das Eindeckmittel unter Verflüchtigung des ,,Verdünners" aushärten (Das dauert, Brechungsindex jetzt etwas > 1,7). Dann betrachte ich das Präparat, wie oben, mit immergierten Kondensor und Objektiv. Mein erwartetes Ergebnis: Maximal habe ich eine Auflösung, die der Apertur des Kondensors (A=1,25) entspricht. Die hohe Apertur des Objektivs kann nicht voll genutzt werden. Die Sichtbarkeit der Diatomeen ist sehr gut. (Sichtbarkeitsindex ca. 30)
3.   Ich gebe einen Tropfen warme, flüssige Wasser/Glycerin/Gelatine Mischung (Brechungsindex etwas > 1,3) auf das Deckglas, lege einen Objektträger darauf, drücke diesen gut an und lasse das Eindeckmittel abkühlen und sich verfestigen. Ein Absinken der Diatomeen kann dann nicht mehr erfolgen. Dann betrachte ich das Präparat, wie oben, mit immergierten Kondensor und Objektiv. Mein erwartetes Ergebnis: Maximal habe ich eine Auflösung, die der Apertur des Kondensors (A=1,25) entspricht. Die hohe Apertur des Objektivs kann nicht voll genutzt werden. Die Sichtbarkeit der Diatomeen ist schlecht. (Sichtbarkeitsindex ca. 10)
4.   Wie 3. Jedoch ist die Wasser/Glycerin/Gelatine Mischung eingefärbt. Mein erwartetes Ergebnis: Maximal habe ich eine Auflösung, die der Apertur des Kondensors (A=1,25) entspricht. Die hohe Apertur des Objektivs kann nicht voll genutzt werden. Die Sichtbarkeit der Diatomeen sollte trotz sehr niedrigem Sichtbarkeitsindex von ca. 10 deutlich durch Erhöhung des (Farb-)Kontrastes verbessert sein.

ZitatDoch so ergibt sich die für die Auflösung wirksame Apertur des Gesamtsystems Kondensor - Objektiv als rechnerischer Mittelwert zu ca. 1,285.
Dies habe ich schon oft als Argument gehört, mir fehlt jedoch die physikalisch-mathematische Begründung.
Hieße das nicht, ein immergierter Kondensor und ein immergiertes Objektiv müssten auch bei Luft als ,,Eindeckmittel" die Auflösung deutlich erhöhen? Das geht wohl nicht.
Oder gilt das nur für ,,Eindeckmittel" mit höherem Brechungs-Index als Glas bzw. Diatomeen?
Wenn ja, warum?   
Hallo Peter,
Deine Bilder ,,mit optischen Tricks" sind für mich immer wieder ein Genuss. Sie regen mich dazu an, zu versuchen die theoretischen Grundlagen der Mikroskopie besser zu verstehen.
Gruß Carlos

anne

Hallo Carlos,

ja warum eigentlich nicht Luft?
ich habe zufällig gerade ein "no cover" Objektiv im Test.
Hierfür musst Du nicht mal eindecken, sondern kannst direkt die Trockenausschüttung unters Objektiv legen.
Ich habe hier mal ganz schnell und in niedriger Bildqualität Bilder gemacht.
Es ist nicht vergleichbar mit einer 1,4 er Ölimmersion in ZRAX aber so schlecht ist es auch nicht.







lg
anne


Detlef Kramer

Hallo Carlos,

wir haben die Probleme um das Immergieren des Kondensors und Die Abbe'sche Formel schon öfters dikutiert. Die Aussage
ZitatMaximal habe ich eine Auflösung, die der Apertur des Kondensors (A=1,25) entspricht.
ist schlichtweg falsch. Inwieweit die Kondensorapertur die Auflösung in der Praxis beeinflusst, ist m.M. nach mathematisch kaum zu erfassen, auf jeden Fall nicht so einfach wie in Deiner Aussage. Mache ein Experiment: nimm ein Präparat mit Pleurosigma angulatum und betrachte es mit einem guten 40 : 1 Objektiv. Die Struktur wird so gerade aufgelöst. Wenn Du nun den Kondensor leicht abblendest verschwindet die Porenstruktur. Nun wiederhole das gleiche mit einem Öl-Objektiv 1,25 oder 1,30 und nicht immergierten Kondensor, dann kannst Du die Aperturblende zuziehen so weit Du willst - die Poren siehst Du immer. Abbes Aussagan gelten für Kristalle. Das ist auf biologische Objekte nicht ohne weiteres übertragbar.

Genug Diskussionsstoff für unsere nächsten Treffen :)

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

peter-h

Hallo Carlos,

habe ich es richtig verstanden? Ein Präparat mit Diatomeen in Luft sieht dann im Aufbau so aus.


Nun kann der Kondensor aber eine NA von 1 - 1,5 haben, durch den Grenzwinkel an der Objektträger-Luft Grenze wird die Beleuchtungsapertur nie größer 1 sein können.
Habe ich das so richtig verstanden?

Gruß
Peter


Jürgen Boschert

Hallo zusammen,

@Detlef:

Zitat... Abbes Aussagan gelten für Kristalle. ...

Das kannte ich so nicht, wo hat er das geschrieben ? (Ist als ehrliche Frage gemeint)



@Carlos:  Nach Abbe berechnet sich die Gesamtapertur eines Durchlichtsystemes aus Objektiv und Kondensor wie folgt:

NAges = 1/2 x (NAKondensor + NAObjektiv)



Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

Bernd

Hallo Carlos,

vielleicht etwas "off-topic", aber wenn du sagst

ZitatIsopropanol verwende ich auch für andere Zwecke. Da stört es mich nicht, auch größere Mengen im Haus zu haben.

bedenke bitte, daß Isopropanol besonders bei unsachgemäßer Lagerung (Weißglasflasche, Tageslicht) durchaus erhebliche Mengen Peroxide bildet, mit denen nicht zu spaßen ist (Explosionsgefahr). In der Firma haben wir dewegen auch schon frisch vom Hersteller gelieferte Flaschen sofort entsorgen müssen.

Bernd

Carlos

Hallo zusammen,
hallo Detlef,
Zitat...Inwieweit die Kondensorapertur die Auflösung in der Praxis beeinflusst, ist m.M. nach mathematisch kaum zu erfassen, auf jeden Fall nicht so einfach wie in Deiner Aussage.
Der von Dir beschriebene Versuch ist überzeugend und bestätigt, dass ich (leider) mit einer zu einfachen Modellvorstellung arbeite. Genau nach so etwas hatte ich gesucht. Aber es muss doch eine bessere Modellvorstellung geben.
Hallo Peter,
In allen 4 Präparat-Typen sind Kondensor und Objektiv immergiert.
(Immersionsöl zwischen Deckglas und Objektivlinse fehlt in Deiner Zeichnung. Dennoch: Durch Deine Zeichnung wird mir klar, da habe ich unreflektiert eine Aussage übernommen.)
Bei meiner Suche nach Erklärungen, warum man überhaupt zu Eindeckmitteln mit sehr hohem Brechungsindex übergegangen ist, bin ich als Erklärung auf den ,,Sichtbarkeits-Index" gestoßen. In diesem Zusammenhang habe ich auch die Aussage gefunden, mit Luft zwischen Deckglas und Objektträger kann man maximal eine Apertur von 1 erreichen. (Zumindest habe ich das so verstanden. Die Suche nach Eindeckmitteln mit sehr hohem Brechungsindex gab für mich damit Sinn.) Das habe ich unkritisch übernommen.  Allerdings ist mir jetzt überhaupt nicht klar, welche Auflösung ich in diesem Fall erreiche und warum man zu Eindeckmitteln mit sehr hohem Brechungsindex übergegangen ist. 
Hallo JB,
ZitatNach Abbe berechnet sich die Gesamtapertur eines Durchlichtsystemes aus Objektiv und Kondensor wie folgt:

NAges = 1/2 x (NAKondensor + NAObjektiv)
Nach dieser Formel erreiche ich in meinen Präparat-Beispielen 1 bis 4 stets die gleiche Gesamtapertur. Damit müsste das Präparat mit Luft als Eindeckmittel das beste Beobachtungs-Ergebnis liefern. Interessant wäre zu wissen, welche ,,Rahmenbedingungen" Abbe für die Gültigkeit der Formel gesetzt hat.
Denkmodell zertrümmert und auf der Suche nach einem besseren
Mit freundlichem Gruß Carlos.

Jürgen Boschert

Hallo Carlos,

Zitat... Allerdings ist mir jetzt überhaupt nicht klar, welche Auflösung ich in diesem Fall erreiche und warum man zu Eindeckmitteln mit sehr hohem Brechungsindex übergegangen ist. ...

Aber genau dafür hatte doch Peter H. in seiner Graphik die Erklärung gegeben: Sobald Du irgendwo Luft in die Kette reinbringst, ist die maximal erreichbare Beleuchtungsapertur 1,0 und damit nicht mehr prickelnd. Das ist anders bei hochbrechenden Einschlussmedien, bei denen dann auch noch der Kontrast sehr gut ist..

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

peter-h

Hallo Carlos,

in einem älteren Artikel vom Mikrokosmos Band 74 1985 S. 55 - 60 von Prof. A. Meller, Titel:
Einschlußmittel mit hohem Brechungsindex für Diatomeen wird sehr ausführlich über die Medien berichtet. Selbst die Rezepturen für die Herstellung der Einschlußmittel incl. dem "beliebten" gelben Medium mit viel Arsen sind beschrieben.
An die Arbeit !  Gruß
Peter