Messer/Klingen für Handmikrotom

Begonnen von zooey, März 14, 2017, 11:29:25 VORMITTAG

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zooey

Guten Tag ...

ich wollte mich langsam auf das  Gebiet des Pflanzen-Schnippelns und Färben wagen,
ein billiges aber solides Handmikrotom ist vorhanden.

Was würden mir die "Alten Hasen" der Schnippelkunst als Schneidklinge/Messer empfehlen?

Auch taucht hier in den Beiträgen wdh. der Begriff "Einmalklingenhalter 'SHK' " auf, wobei mir
die Suchfunktion des Forums und auch "googlen" keine Aufklärung darüber liefert.

Danke im voraus für zielführende Ratschläge!
Richard

knipser009

hallo Richard

unser Moderator Detlef Kramer kann Dir sicherlich behilflich sein
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

Klaus Herrmann

#2
Hallo Richard,

da das H in dem Kürzel auf meinen Namen hindeutet und ich sowohl den S als auch den K gut kenne kann ich auch erhellen. :D

Der Einmalklingenhalter ist im Prinzip eine Erfindung von Heinz Streble (dem Wassertropfen-Autor) Er hat ihn vor Jahrzehnten in der Uniwerkstatt in Hohenheim bauen lassen. Den Kunststoffgleitfuß haben wir damals mit doppelseitigem Teppichkleber angeklebt. Da das Probleme gab mit vorquellendem Kleber, der das sanfte Gleiten verhindert hat, habe ich mich mit der Suche nach einem Klebstoff beschäftigt der PP auf Messing (das war damals noch das Material aus dem er gefräst wurde) dauerhaft verklebt. Wasserfest und Lösemittelfest war die Forderung. Die Uni hat nur die Rohteile gemacht, zusammenbauen und kleben mussten wir selbst. Und das ist wie immer: Einer ist Keiner, ab 10 wirds nervig und 50 sind Arbeit. Deshalb hat Heinz das dann an mich abgegeben. Die Werkstatt hatte auch keine Kapazität für Stückzahlen und Heinz keine Lust. So habe ich es übernommen. Ich habe wechselnde Kleinbetriebe aufgetan, die leider nicht immer zuverlässig gearbeitet haben. Bei einem musste ich eine ganze Serie plan fräsen lassen, weil die Auflage kovex war... Da waren wir dann schon bei Aluminium eloxiert.
Und dann kam Detlef ins Spiel. Die entscheidende Innovation war die Teflongleitfläche, die natürlich nicht mehr geklebt wurde, sondern geschraubt. Die heutige Version ist im Grunde immer noch wie der Prototyp, aber natürlich auf hohem Niveau verbessert. Viel besser gehts wohl nicht mehr. Und dann hatten wir die eher lustige Idee ihn nach den Initialen der an der Entwicklung beteiligten zu benennen: SHK-Einmalklingenhalter Er ist so konzipiert, dass die breiten Klingen von Leica Typ 818 perfekt passen. Die schmalen Typ 819 sind nicht so gut.
Ich besorge die Klingen im 10er Pack bei Leica, damit wird der abschreckend hohe Kleinmengenzuschlag für Bestellungen unter 200.- vermieden. Sind immerhin 40.- Den SHK bekommt man von Detlef.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

zooey

Hallo Wolfgang:
Danke für den "Wegweiser"...

Lieber Klaus:
Herzlichen Dank für die ausführliche Genese des SHK-Klingenhalters.

Zum 'mal reinschnuppern` in die Schnippelwelt könnte es somit etwas teurer werden.
Mit welchen Kosten müsste ich `pi-mal-Daumen` für beides (1 Halter und 10 Klingen) rechnen ?

Grüße
Richard


Detlef Kramer

Hallo,

der Halter kostet aktuell 60 € inkl. Versand. Die Klingen (von Leica) bekommst Du allerdings nur im 100er Pack von Klaus Herrmann. Es funktionieren aber auch alle möglichen Alternativen, inkl. halbierten Rasierklingen (Wilkinson Classic)

Beste Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

koestlfr

Lieber Detlef,

kleine Ergänzung zum "nur", brauchbare Einwegklingen im gemütlichen 10er Pack gibt´s auch von AESCULAP im Friseur-/Medizinhandel.

Liebe Grüße
Franz

Liebe Grüße
Franz

Bob

#6
Hallo Richard,

klassisch wurden die Zylindermikrotome mit Rasiermessern benutzt. So eines bekommt man oft für ca. 3€ auf dem Flohmarkt. Dazu braucht man dann Werkzeug zum Schärfen. Mit einem Blatt 1200er Nassschleifpapier kommt man da schon recht weit. Dazu vielleicht noch feine Polierpaste und einen Ledergürtel oder ein Fichtenholzbrettchen. Die erreichbaren Ergebnisse dürften denen mit dem SHK-Halter nicht nachstehen, aber man braucht viel länger, bis man konstant brauchbare Ergebnisse bekommt. Der wesentliche Vorteil so einer durch einen Halter geführten Kinge ist, dass sie nur mit dem Schneidgut selbst in Kontakt kommt, nicht mit dem Mikrotomtisch, und so länger scharf bleibt.

Guck doch mal, was Du für erste Versuche benutzen kannst: Cuttermesser-Klinge, Hobeleisen, Klinge vom Ceranfeld-Kratzer, Küchenmesser... Dann siehst Du, ob Du Dich mit dem Schnippeln eingehender beschäftigen möchtest.

Viele Grüße,

Bob

Peter V.

Hall Bob,

jeder hat ja einen anderen Weg, sein Hobby zu entwickeln. Es gibt ja viele Menschen, die der Meinung sind, dass man alles "von der Pike auf" lernen und auch immer Täler der Tränen durchschreiten muss. Meine Ansicht ist das nicht. Wenn es moderne und gute Werkzeuge gibt, die gleich zu recht guten Ergebnissen führen, würde ich mich nicht mit den "arachaischen" Methoden herumschlagen wollen und zunächst eine Messerschleifkunst entwicken müssen, um zu einem halbwegs ordentlichen Schnitt zu kommen. Es sei denn, der Weg wäre das Ziel und genau DAS mache einem Spaß. Mir würde es definitiv keinen Spaß bereiten. Ok, wenn einem ein SHK-Halter und die Einmalklingen zu teuer sind - das wäre natürlich etwas anderes. Dann ist das Rasiermesser wohl eine Alternative.
Schnippeln hat sich zwar nicht zu meiner Leidenschaft entwickelt, aber ich habe direkt meine ersten Schnitte mit einem ordentlichen Handzylindermikrotom, einem SHK-Halter und Leica-Klingen gemacht und war begeistert, wie schnell es selbst einem manuell nur mäßig Geschickten gelingt, damit zu tollen Ergbenissen zu kommen.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Bob

Hallo Peter,

ich habe Richard so verstanden, dass er in das Thema erstmal nur reinschnuppern möchte, ohne viel zu investieren. Deshalb habe ich versucht, möglichst objektiv auf Alternativen, deren Aufwand und ihre Nachteile hinzuweisen. Von mir aus darf da jeder gerne glücklich werden, wie er will.
Ich habe meinen Kommentar noch mal ergänzt: "Geführt" ist die Klinge natürlich im Halter.

Viele Grüße,

Bob

Fahrenheit

Lieber Richard,

wenn es billig sein soll, besorg' Dir große, breite Cutter-Klingen im Voratspack aus dem Baumarkt. Die kannst Du direkt übers Glas führen und schmeisst sie halt weg, wenn die Ergebnisse nicht mehr stimmen. Dabei musst Du darauf achten, dass Du die Klinge leicht ankippst. Wieviel da richtig ist, hängt von der Geometrie der Schneide und dem Schnittgut ab, da musst Du experimentieren.

Am besten startest Du mit grünen Efeusprossen mit etwa 4 mm Durchmesser, die sind vom Material her leicht zu schneiden und überall und jederzeit zu haben.

Wenn du es nicht schon kennst, kannst Du auch mal hier vorbei schauen:
http://www.mikroskopie-bonn.de/themenseiten/erstellung_pflanzlicher_dauerpraeparate/index.php

Da findest Du alles, was man so braucht :)

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

güntherdorn

#10
hallo richard,
ich hab jahrelang mit dem weit verbreiteten standard-kosmos-handmikrotom (oben gezeigt)
und dem "klingenhalter von aldi" geschnitten. das war ein ceran-feld-schaber inkl. klingen (die man überall bekommt) für 4€.
der grosse metallgriff wurde abgesägt.
diese klingen sind ausreichend scharf und vor allem steif. schnitte bis 30µ hab´ich damit geschafft.
da passen auch standard-rasierklingen rein, damit mit glück 20µ.
nach ein paar schnitten, klinge wechseln (ggf. nur seite) und weiter geht´s.
ich hab den immer noch (zum klingenhalter SHK von detlef) im outdoor-köfferchen.
aufgeschraubt sieht er so aus:

ps.: jörgs cutter-klingen-idee geht auch gut.
- gerne per du -
günther dorn
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=444.0
www.mikroskopie-gruppe-bodensee.de
gildus-d@gmx.de

zooey


Liebe Forums-Kollegen,

vielen Dank für Eure Tips und Hinweise !!!!

Es stimmt, ich will mich zunächst an die Materie herantasten
und werde nicht primär mit dem  ,,SHK-Mercedes" loslegen.

Und ja, es ist eine Sache der Mentalität. Ich bin eher der Typ ,,neugieriger Bastler",
einer, der vor der Anwendung eines Mikroskops selbiges zunächst zerlegen und restaurieren möchte.

Oder hier auf das ,,Schnippeln" bezogen: Es reizt mich, dank Eurer guten Tips alles auszuprobieren...
denn der Weg ist für mich zwar nicht das Ziel, aber dennoch äußerst spannend und lehrreich.

Sollte mir das Schnippeln und Färben (ebenfalls eine interessante Herausforderung) gefallen,
dann werde ich vermutlich irgendwann beim SHK ankommen.

Nochmals herzlichen Dank an alle!
Richard

Reinhard

Hallo Richard,

nachdem Du Dich erst mal definitiv gegen den SHK-Mercedes entschieden hast, möchte ich Dir noch meine Technik für Märklin-Spätberufene zeigen.





Sie benutzen die Klingen von Klaus, es lassen sich aber auch einfache Rasierklingen einspannen.
Auch wenn es gegen die reine Lehre verstößt, ich als "Feinmotorik-Ataktiker" hatte immer ein gutes Gefühl, die Klinge direkt über die glasierte Oberfläche zu führen.

p.s.: eine umfangreiche Bauanleitung könnte ich ggf. nachliefern.  ;D ;D ;D

schnittige Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



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www.mikrochemie.net

zooey

#13
Hallo Reinhard,

ich muss schon sagen, ein interessantes, absolutes Hightech-Gerät das du mir da zeigst.

Puhh...aber o.k.!
Ja, ich will versuchen, diese unglaublich komplizierte Konstruktion ´step-by-step` nachzubauen.
Dabei ist mir absolut bewusst, dass ich mich damit einer Herausforderung ohnegleichen stellen werde.

Aber im Ernst: Gar nicht so übel die Idee!  ;)

Und irgendwo müsste ich auch noch Märklin-Teile bei den Spielsachen
meines mittlerweile längst erwachsenen Sohnes rumliegen haben.

Herzliche Grüße
Richard



Klaus Herrmann

Hallo Richard und von mir kannst du ein gebrauchte Klinge haben, die sind immer noch sehr scharf. Kostet dich nur .-70 Porto, das wird bei der ersten Bestellung verrechnet. ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken