Kosmos-Mikroskop "B" von R. Winkel

Begonnen von Dünnschliffbohrer, März 16, 2017, 16:01:59 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Dünnschliffbohrer

Liebe Liebhaber älterer Mikroskope,

vor nun schon recht langer Zeit hatte ich hier mal das Schulmikroskop ,,A"  und das Kosmos-Mikroskop ,,C" von R. Winkel in Göttingen vorgestellt. Das Interesse speziell für die alten Kosmos-Mikroskope rührt bei mir weniger aus technik- oder wissenschaftsgeschichtlichem Interesse, sondern eher wegen ihrer kulturhistorischen Bedeutung her. Die entsprechenden Modelle stammen noch aus einer Zeit, als ein naturwissenschaftliches Bildungsbedürfnis (neben anderen Wissensgebieten) in breiten Kreisen der Bevölkerung vorhanden und verwurzelt war. Heute sieht das ja bekanntlich anders aus. Man genießt den in der Menschheitsgeschichte noch nie so da gewesenen materiellen Luxus unserer Überflussgesellschaft, lässt sich ,,unterhalten" und bespaßen, und zur Kompensation für das eigene Gewissen wählt man dann alle vier Jahre politisch korrekt, anstatt wie vor hundert Jahren zu botanisieren, Insekten zu sammeln (selbst das sammeln von Mineralien und Fossilien ist heutzutage wohl nicht mehr so richtig ,,in"), oder sich eben Mikroskopie zu befassen.



Doch jetzt zum Mikroskop. An diesem wird sofort erkennbar, das es darum ging, eine möglichst hochwertige Optik möglichst preisgünstig für breitere, weniger gut verdienende Bevölkerungskreise – zu denen damals z.B. u.a. auch noch Lehrer zählten - zur Verfügung zu stellen. Gespart wurde deshalb hier an der Mechanik, die auf das Minimum reduziert wurde. Die Grobeinstellung erfolgte nur durch das Verschieben des Tubus in einer Klemmhülse. Immerhin, für den Feintrieb gibt es eine Mikrometerschraube. Selbst die Kippe fiel als zu aufwendig weg. Dafür gab es einen gusseisernen Untersatz, ,,Schrägsteller" genannt. Ein Schrägsteller aus Holz, und dafür mit 45° Neigung (man hätte das Mikroskop zusätzlich durch eine Stütze am Stativbügel gegen umkippen sichern können), wäre meinem Empfinden nach zweckmäßiger gewesen. Nun ist es dafür zu spät.



Der Tubus ist aber zur Anpassung von Fremdobjektiven und des nachrüstbaren Revolvers, und zur Deckglaskorrektur, ausziehbar. Zur ursprünglichen Ausrüstung gehörte zwar kein Revolver, aber durch die Verwendung von Normoptik ist dieser über das Objektivgewinde anschraubbar. Die optische Ausrüstung besteht aus zwei Objektiven und zwei Okularen. Unter dem Tisch sitzt , wie damals bei einfacheren Modellen üblich, eine Schiebehülse für zwei Trichterblenden. Ein Kondensor konnte nachträglich erworben und hier eingesteckt werden.



Zum Abschluss der kurzen Beschreibung hier noch ein in dem Schränkchen des Mikroskop beiliegender alter Zeitschriften-Ausschnitt (aus Mikrokosmos?). Darin wird eine offenbar spätere Modellvariante, die bereits einen Grobtrieb besitzt und sich kaum noch von dem Modell ,,C" in der alten Form des Statives unterscheidet, vorgestellt.







"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Holger x

Hallo Dünnschliffbohrer,

sehr schöne Dokumentation zu einem einfachen und dennoch handwerklich beeindruckend gearbeiteten Mikroskop. Kurios der Untersatz zum schräg stellen des Mikroskops - da hätte ich auch ein Teil auch Holz mit mehr Neigung erwartet.

Ich verstehe garnicht, warum das auf so wenig Interesse stößt. Wirklich schade ist auch, dass so selten ein Mikroskop vorgestellt wird. Danke fürs zeigen.

Viele Grüße

Holger

RainerTeubner

Hallo Dünnschliffbohrer,

vielen Dank fürs Zeigen des schönen Mikrsokops.

Die Beschreibung stammt meiner Meinung nach nicht aus dem MIKROKOSMOS, zum einen fehlen die Seitenzahlen, die es bei einem Zeitschriftenartikel wohl gegeben hätte und zum anderen ist mir nicht bekannt, daß es im MIKROKOSMOS einen Artikel über das KOSMOS-Mikroskop gegeben hätte. Es gab mal einen Artikel zum KOSMOS-Taschenmikroskop, dem sog. Algensucher.

Viele Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II