Benetzung von Deckgläser mit Wasser

Begonnen von anne, März 17, 2017, 08:41:19 VORMITTAG

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

anne

Hallo Foristen,
für verschiedene Dinge benötigt man, die Proben auf dem Deckglas aufzubringen.
Nun habe ich das Problem, dass die Deckgläser von Menzel eine derart hydrophobe Oberfläche haben, dass Wasser nahezu max. perlt und die Fläche nicht benetzt.
Hat hier jemand eine Idee, wie die Benetzbarkeit der Deckgläser erhöht werden kann, jedoch ohne Fremdstoffe einzubrunden die evtl. später im Präparat auskristallisieren?


lg
anne

Alfons Renz

Hallo Anne,

Mein Vorschlag wäre, erst ein Detergens - z.B. wie man es zum Wässern der alten SW-Filme verwendet hat - zu verwenden.

Dazu die Deckgläser mittels einer Pinzette in die Lösung tauchen und dann gründlich in destilliertem Wasser schwenken. So sollten keine Rückstände bleiben, die auskristallisiern könnten.

Einen Versuch wäre es wert.

Viel Erfolg,

Alfons

koestlfr

Hallo Anne!

Ich verwende einen Spray mit Methanol und putze sie dann blank - auf der Oberfläche sind meist noch Rückstände aus der Fertigung.

Liebe Grüße
Franz
Liebe Grüße
Franz

peter-h

Hallo Anne,

meine Methode funktioniert sehr einfach.
Die Deckgläser werden vor dem Aufbringen einer Probe für ca. 5 s in 1 - 2 cm Abstand über einem kleinen Brenner gut erhitzt. Mit feiner Pinzette am Rand gehalten und etwas bewegt. Lieber die Zeit verlängern als verkürzen. Ein Wassertropfen breitet sich ganz sauber auf den ganzen Glas aus. Damit verunreinige ich auch nicht die Oberfläche.  Den kleinen Brenner betreibe ich mit 99,9% Isopropylalkohol und habe so auch keine Rußprobleme.


Viel Glück
Peter

Bob

Hallo Anne,

ich habe ja Deckgläser von Dir und kann das also nachvollziehen. Die sehen sehr sauber aus, und ich habe den ersten Test ohne vorherige Reinigung gemacht. Ergebnis ähnlich wie bei Dir - Diatomeen in Ethanol verlaufen nicht gut. Dann meine übliche Methode (Mit Ethanol und Papiertaschentuch putzen) und es klappte wie am Schnürchen.
Unsere Mikrogruppe Hamburg hat im November Blut-Dauerpräparate hergestellt. Dabei fiel auf, dass diese gut gelangen, wenn man die neuen Mädchen-Objektträger (rosa Streifen, Kanten geschliffen) von Ole verwendete, nicht jedoch bei gebrauchten Objektträgern aus der Spülmaschine.

Zwischen "Sauber" und "Sauber" gibt es offenbar viele feingestufte Unterschiede.

Hier:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=27790.0

wurde das variantenreich diskutiert. Ich finde es erstaunlich, wie viel komplizierter das Thema "Saubere Glasoberfläche" ist, als es scheint.

Viele Grüße,

Bob

Alfons Renz

Hallo Anne,

Das Problem mit schlecht benetzbaren Objektträgern hatten wir im Labor mal mit gewissen Objektträgern, auf denen sich kein guter Blutausstrich herstellen lies. Die TA war verzeifelt. Ich habe dann einen der 'guten Objektträger' gründlich mit dem frisch gewaschenen Laborhandtuch abgerieben. Worauf dieser plötzlich ebenfalls wasserabweisend wurde.

Ob es die Appretur oder das Waschmittel des Handtuchs war, oder eine elektrostatische Aufladung, konnte ich nicht klären. Jedenfalls haben wir auf das Putzen mit dem Handtuch verzichtet und die bewährten Objekträger frisch aus der Packung verwendet.

Herzliche Mikro-Grüße,

Alfons

anne

Hallo Alfons,
ja es ist ein Rätsel, aber es spielen wohl wirklich sehr viele Faktoren eine Rolle.
Es gibt auch extra  hydrophile Objektträger um die Benetzbarkeit zu verbessern, somit scheint es ein "Glasproblem" zu sein.
Das Problem mit den Deckgläser ist wohl sicherlich nicht von Wichtigkeit für die Hersteller.
Ich putze natürlich mit Ethanol, das verbessert es aber nicht. Habe dann schon als nächsten Schritt ein sehr reines Tensid genommen, dann wirds besser aber nicht richtig gut.
Bob: Du tropfts ethanolische Lösung auf, das verläuft bei mir auch gut, es geht wirklich um rein wässrige Lösungen.

Peters Lösung hat mich direkt an meine Arbeit früher im Labor erinnert.
Hier wurden die unpolaren Kunststoffteile vor dem Lackieren mit dem polaren Wasserlack auch beflammt um polare Gruppen in die Oberfläche einzubauen und somit die Benetzung zu verbessern.
Ob das bei Glas auch so ist, werde ich nachher testen.
Danke für die Anregungen!

lg
anne

RainerTeubner

Hallo,

ich reinige meine Deckgläser (15 mm und 18 mm Durchmesser) für Diatommeen-Streupräparate folgendermaßen:

Sie liegen in einem Wägegläschen (mit eingeschliffenem Deckel) in Brennspiritus, wobei der Brennspiritus ab und zu mal gewechselt werden sollte.
Vor der Verwendung werden sie entnommen, abgetrocknet und ca. 15 Minuten auf einer Glaskeramikkochplatte (Stufe 9) erhitzt. Da verläuft die vorsichtig aufgetropfte Diatomeen-Suspension ordentlich bis zu Rand.

Viele Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

peter-h

Liebe Glasputzer / innen,

für meine Versilberung von Deckgläser (Testobjekte) mußte ich die Gläser mit extrem sauber Oberfläche haben. Einzige wirklich brauchbare Lösung was das Kochen der Deckgläser in einer Sodalösung und danch spülen in Aqua bi-dest.
Glasoberflächen besitzen eine permanente Wasserhaut und eine temporäre Wasserhaut. Die temporäre Wasserhaut wird bei ca. 200°C entfern, die permanente Wasserhaut erst bei > 400°C. Vermutlich wird bei der starken Erhitzung eine Wasserhaut entfernt und so die "Reinigung" vollzogen.

Viel Putzglück
Peter

anne

Hallo Glasputzer,
nochmals zurück zum Thema - sauber sind meine Deckgläser - es geht um Benetzbarkeit mit Wasser!
Z.B. um einen Schnitt aufzuziehen, dafür muss die Oberflächenenrgie der Deckgläser verändert werden.

Rainer: Tropfst Du aus wässriger Lösung auf oder enthält diese noch Alkohol?
Schon kleinste Mengen Alkohol verändern das Verhalten.

lg
anne


RainerTeubner

Hallo Anne,

meine Diatomeen-Suspensionen sind rein wäßrig.

Viele Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Eckhard F. H.

ZitatNun habe ich das Problem, dass die Deckgläser von Menzel eine derart hydrophobe Oberfläche haben, dass Wasser nahezu max. perlt und die Fläche nicht benetzt.
Hallo Anne,
danke, daß Du diese Sache ansprichst. Ich wundere/ärgere mich auch oft über störende Lufteinschlüsse beim Absenken des Deckglases bzw. beim Einsaugen lassen des Wassers. Meist verschwinden diese auch durch wiederholtes Anheben und Absenken des Gläschens nur sehr widerwillig. Kennt jemand die Ursache bzw. ein Mittel dagegen?
Gruß - EFH

anne

Hallo Foristen,
Versuch macht gluch...
Deckgläser durch eine Flamme zu ziehen verändert das Verhalten eines Wassertropfen auf der Oberfläche deutlich.
Das Wasser spreitet dann.
Deckgläser die nur mit Alkohol gereinigt sind zeigen dieses Spreitverhalten nicht, hier bildet der Wassertropfen eine Kugel.
Rainer erzeugt durch das Erwärmen auf der Keramikplatte vermutlich den gleichen Effekt.
Erklären kann ich es nicht, freue mich aber mein Problem gelöst zu haben.
Vielen Dank!

lg
anne

mikromeister

Das Abflämmen von Oberflächen ist eine etwas robuste Plasmabehandlung und hinterlässt für eine gewisse Weile eine chemisch sehr aktive Oberfläche.
Man verwendet das Verfahren in der Technik z.B. um die Kleber- oder Lackhaftung zu verbessern oder zur Vorbereitung für Bedampfungsprozesse.
Ich nehme einen Campinggaz Handbrenner.
Selbst mit dem Finger spürt man den Unterschied zu einer nur klassisch gesäuberten Oberfläche.
Der Randwinkeltest mit einem Wassertropfen zeigt das Ergebnis in messbarer Weise.

Nicht nur in der Mikroskopie sondern auch im täglichen Leben lässt sich das Verfahren allenthalben gut verwenden.
Vielen Dank und freundliche Grüße

Markus


.

plaenerdd

Hallo,
ich bin sehr dankbar, diesen wertvollen Tip bekommen zu haben. Seit dem gelingen mir richtige Ausstriche von Blut, Bakterien u.a. Und weil ein Bild mehr sagt als 100 Worte: Links abgeflammt, rechts nur mit Ethanol geputzt.


Beide OT waren kalt und wurden mit der etwa gleichen Menge Aqua dest. betropft.

LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph