Fossiler Beifang bei „Pelose-Diatomeen“

Begonnen von Carlos, März 17, 2017, 09:12:00 VORMITTAG

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Carlos

Hallo,
Da Pelose sehr reich an fossilen Diatomeen unterschiedlichster Art, insbesondere kleiner Diatomeen, ist, eignet sie sich hervorragend für mikroskopische Untersuchungen. Von einem freundlichen Mitglied des Forums habe ich u. A. auch eine Probe ,,Schollener Pelose", offensichtlich ,,wie frisch gewonnen", feucht und ohne Luftzutritt verpackt, erhalten.  (Pelose wird als ,,Heilschlamm" verwendet und wird m.W. in ,,Schollene" hierzu frisch gewonnen.) Aufgrund der besonderen Art der ,,Pelose-Lagerstätte", unter Wasser und vom Luftsauerstoff abgeschlossen, sind auch interessante, fossile, organische Bestandteile in der Pelose enthalten. Diese werden aber durch die übliche ,,Diatomeen-Reinigung" völlig zerstört.
(Üblicherweise werden Diatomeen-Proben in mehreren Schritten ,,gereinigt", z.B. Salzsäurebehandlung zur Lösung von ,,Kalk", Behandlung mit konz. Schwefelsäure, H2O2 und Kalium-Permanganat zur Zerstörung und Oxidation von organischen Stoffen, ,,Sieben" zur Abtrennung feinerer Partikel, Waschen mit dest. Wasser und ,,Trocknen". Diese ,,Reinigung" überstehen nur die Schalen (Kieselsäure-Skelett) der Diatomeen und (wenige) unlösliche Mineral-Partikel.)
Wird die Pelose nur einfach vor der Reinigung in Wasser aufgeschlämmt und verdünnt, kann man die Art der darin enthaltenen, fossilen organischen Bestandteile kaum erkennen, da sie in Feinmaterial eingeschlossen bzw. ,,verbacken" sind. ,,Kitt" scheint hier vor allem Calcium-Carbonat zu sein. Mit verdünnter Essig-Säure kann man das Calcium-Carbonat aber auflösen, ohne die Struktur der fossilen, organischen Bestandteile zu zerstören.
(Vorgehensweise: ca. 100 mg, ,,eine Messerspitze voll", feuchte Pelose in ca. 2 ccm 5%iger Essigsäure in einem 12 ml fassendem ,,Zentrifugenglas" mehrfach aufschwämmen und warten, bis die Gasentwicklung beendet ist. Jetzt zentrifugieren und den Überstand vom Niederschlag abgießen. Den Niederschlag in ca. 8ccm dest. Wasser aufschwämmen und zentrifugieren. Diesen ,,Waschvorgang" ein- bis zweimal wiederholen. Anschließend noch einmal in ca.8 ccm dest. Wasser aufschwämmen und die Feststoffe ca. 1 h Sedimentieren lassen. Dabei trennen sich die sedimentierenden Feststoffe entsprechend der Unterschiede in der ,,Sinkgeschwindigkeit".  Von Zeit zu Zeit mit einer Pipette einen Tropfen aus unterschiedlicher Höhe der Flüssigkeitssäule entnehmen, auf einen Objektträger geben und ohne Deckglas mit 10-fach Objektiv und Dunkelfeld im Mikroskop bemustern. Sind interessante Objekte zu sehen, legt man ein Deckglas auf und betrachtet die Objekte auch mit stärkeren Objektiven.)
Hier einige Bilder vom ,,Beifang", alle Dunkelfeld-Aufnahmen mit Deckglas und Wasser als ,,Eindeckmittel":
Bild 1 fossile Pediastrum Alge, kleine Diatomeen und Agglomerate (Tonmineralien?), 10-fach Objektiv

Bild 2 fossile Pediastrum Alge, 25-fach Objektiv

Bild 3 fossiles Zellgerüst (Blatt?), 25-fach Objektiv

Bild 4 fossile Pollen (Nadelbaum, Haselnuss?) 25-fach Objektiv

Gruß Carlos

anne

Lieber Carlos,
wunderbar!
Die Pediastren hatten mich an der Pelose auch besonders fasziniert.
Aufgrund Deines Beitrages habe ich mein Pelose Präparate mal wieder aus der Schublade geholt.
Ich war wieder völlig fasziniert von der Artenvielfalt dieser wunderschönen Probe.

Das Material eignet sich hervorragend für den Einstieg in die Bearbeitung fossiler Proben und ist zudem für jedermann einfach zugänglich da man es in der Apotheke erhält.
lg
Anne

Carlos

Hallo Anne,
ZitatDas Material eignet sich hervorragend für den Einstieg in die Bearbeitung fossiler Proben ...
Als ,,Anfänger" auf diesem Gebiet kann ich das nur bestätigen.
Zitat... für jedermann einfach zugänglich da man es in der Apotheke erhält.
Ich hatte leider Schwierigkeiten, original Pelose (Hauptbestanteil Diatomeen) über ,,meine" Apotheke zu beziehen. Dort kannte man das Produkt nicht. Nach Recherchen bei ihren Zulieferern hatte ich dann die Auswahl zwischen mehreren, unterschiedlich vorbehandelten ,,Pelose-Produkten" für unterschiedliche Anwendungen. Umso erfreuter war ich über die offensichtlich unbehandelte Probe.
Außer den oben gezeigten, fossilen, von mir halbwegs bestimmbaren, organischen Objekten  sind viele weitere erkennbar. Für mich sieht es so aus, als ob auch chitinhaltiges Material (von z.B. Insekten, Kerbtieren) in Pelose ,,konserviert" wurde. (Ein Fachmann erkennt da sicher mehr.)
Gruß Carlos