Leitz Wetzlar ..... Einordnung ?

Begonnen von obifipskenobi, März 19, 2017, 21:13:22 NACHMITTAGS

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obifipskenobi

Hallo

Habe heute ein E. Leitz Wetzlar erstanden mit der Nr. 28565 ich glaube das Baujahr ist 1892 - 94 lieg ich da in etwa richtig ... ???
Ich wollte mal fragen wie ich das Mikroskop so schonend wie möglich  den alten Glanz zurückgeben kann ... bzw. würdet ihr dran was machen oder eher so lassen wie es ist ????

Für Tipps bin ich immer offen ....

Diesbezüglich ein par Fotos von meinem Leitz Wetzlar ...

https://drive.google.com/file/d/0B3yRltKn2acBM2QxR0lTeTZJckU/view?usp=sharing
https://drive.google.com/file/d/0B3yRltKn2acBN0RuendQajlVMWs/view?usp=sharing
https://drive.google.com/file/d/0B3yRltKn2acBUjhfZm16MTM2Wmc/view?usp=sharing
https://drive.google.com/file/d/0B3yRltKn2acBWkJDTDV3dW10b0k/view?usp=sharing
https://drive.google.com/file/d/0B3yRltKn2acBYl9QQ2FrdWxlTFE/view?usp=sharing

VG Helmut Steidl


Piper

#1
Hallo,

soweit man es auf den Fotos sehen kann, hat das Mikroskop offenbar die alte, also originale Zaponierung (Messing-Lackierung), natürlich auch ein wenig "Patina". Das sollte man auf keinen Fall (!) entfernen und durch ein "Polieren" dem Gerät den "alten Glanz" zurückgeben; denn den "Glanz" einer Politur hatte es nie.

Das Aufpolieren eines alten Messingmikroskops ist nicht nur eine Verschlimmbesserung, sondern reduziert auch dessen Sammlerwert massiv. Auch Gebrauchsspuren im Lack, z.B. kleine Flecken, gehören dazu und sollten belassen werden, weil sie sich m.W. nicht rückstands- und spurenfrei entfernen lassen.

Ich würde lediglich mit destilliertem oder zumindest weichem Wasser zart und vorsichtig die Glasflächen säubern, sofern erforderlich, eventuell, falls nötig, die Triebe mit der Spur eines feinen, nicht verharzenden Öls gängig machen und ggf. frei liegende Metallteile (nicht Messing!) mit einer Spur Augenvaseline überziehen, falls das Mikroskop nur auf Dauer in einer Vitrine stehen soll. Die Augenvaseline schützt unbehandelte Metallflächen vor Korrosion , die über die Jahre durch Einwirkung der Luftfeuchtigkeit ansonsten entstehen könnte.

Natürlich sollte man dann auch probieren, ob das Mikroskop funktioniert, ob die optischen Komponenten ein der Zeit enstprechendes Bild ergeben.

Soweit erkennbar, sind 2 Objektive vorhanden, wohl ein 10er und ein 45er. Man könnte noch schauen, ob man mal durch einen glücklichen Zufall ein Leitz Messing-Lupenobjektiv bekommt, so dass man den Objektivrevolver komplettieren könnte. Manchmal gibt es solche Einzelteile bei Ebay oder im optischen / antiquarischen Gebrauchthandel.

Zu den Leitz-Seriennummen finden sich im Forum mehrere Threads.
Hier ein Link:
http://earth2geologists.net/Microscopes/documents/ErnstLeitzMicroscopeSerialNumbers.pdf

Demnach müsste es 1893 sein.

Viel Freude mit dem alten Schätzchen

Jörg Piper

obifipskenobi

#2
Hallo

@PIPER

Danke für ihre sehr informative Antwort ....

@ALLE
Jetzt noch eine Frage ist das das Stativ I oder II ???

Und warum ist die Lackierung so Dunkel .... war die so Dunkel von Anfang an oder ist diese im Laufe der Jahre dunkler geworden ?
Alle Bilder die ich mir im Internet von diesem oder ähnlichen Geräten vom ca. selben Jahrgang (Leitz) angeschaut habe kommen mir um einiges heller (goldfarbener) vor ...

Ich weis sind wirklich blöde Fragen .... Danke schon mal vorab an die Profis für die Beantwortung der Fragen .... :-)

VG Helmut Steidl

obifipskenobi

Hallo

Weis keiner was zu meiner Frage .... (Stativ I oder II u. Lackierung)  :'(

VG Helmut Steidl

Klaus Herrmann

#4
Hallo Helmut,

ZitatAlle Bilder die ich mir im Internet von diesem oder ähnlichen Geräten vom ca. selben Jahrgang (Leitz) angeschaut habe kommen mir um einiges heller (goldfarbener) vor ...

Das könnte daran liegen, dass sie poliert sind oder, wenn es sorgfältig von einem Fachmann gemacht wurde entlackt, strichpoliert und neu lackiert, dann sind sie wie neu und natürlich hell.
Ich habe das mal machen lassen bei einem das ein Barbar grün lackiert hatte, da lohnte sich der Aufwand. Der umfangreiche Bericht ist hier im Forum eingestellt. Eventuell unter Leitz I a.

Habs gefunden: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=11596.0
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

obifipskenobi

Hallo Klaus

Dein Leitz Wetzlar sieht ja sehr gut aus .... Wow wie neu aus dem Regal .... :-)
Was war das für ein Aufwand es so hinzubekommen ? Ich glaube ein Immenser oder ....`?

Wie habt ihr das lackiert mit Pinsel od. Gespritzt bzw. Airbursh, weil mit Pinsel stell ich mir das bei einem extrem flüssigen Spiritus bzw. Zaponlack extrem schwierig vor (Gleichmäßigkeit bzw. Rinner im Lack).

Ich hab jetzt eins gefunden 400 Nummern unter meinem ... das hat auch die selbe dunkle Lackierung, dürfte also normal gewesen sein.

Aufpolieren bzw. neu Lackieren werde ich tunlichst vermeiden, würde den Wert total vermindern glaube ich ....
Aber bei deinem mit dem hässlichen Grünen Fuß würde ich mir das auch überlegen solche Maßnahmen zu ergreifen, besonders wenn es dann so aussieht wie deines ..... :-)

VG Helmut


Dypsis

Hallo Helmut,

Du hast so weit ich das sehen kann ein Stativ Ia. Das IIer sieht total anders aus.
Es ist allerdings auf Fotos nur sehr schwer vom Stativ I zu unterscheiden, da dieses einfach nur ein bisschen größer in den Dimensionen war.
Vorher (mit rechteckigem Tisch) war es um die optische Achse drehbar (man konnte den oberen Teil des Stativs verdrehn) ob das dann später, also um 1890 noch so war weiß ich jetzt nicht.

Zum Lack:
Der Schelllack wurde und wird mit dem Pinsel aufgetragen. Das ist echt eine Kunst.
Das Messing wurde vor dem Lackauftrag je nach Zeitgeschmack mehr oder weniger dunkel gebeizt, doch auch die Schelllacke gab und gibt es in unterschiedlichen Tönungen. Du musst Dir also keine Sorgen mache, dass Deines nicht original wäre, das hat mit 100% Sicherheit keiner überarbeitet. Um noch sicherer zu sein, kannst Du ja mal schaun, ob die Oberfläche noch ihren "Strich" hat. Das sind sehr feine parallele Striche in der Oberfläche des Messings. Denn es wurde nicht einfach nur poliert.

Grüße
Thomas
Ich bevorzuge das forumsübliche Du!

Dypsis

... und noch was zur Pflege:
Ich hab ja auch das eine oder andere Messinggerät. Ich reibe meine, wenn ich sie bekomme mit ETWAS Leinölfirnis ab. Das bringt den Lack wirklich wieder sehr schön zum glänzen, beseitigt Fingerdapper und ähnliches zuverlässig. Man darf nur gaaaaanz wenig auf einen Baumwolllappen geben. Auf keinen Fall darf was auf der Oberfläche stehen bleiben, das gäbe einen hässlich klebenden Film.
Die Methode eignet sich auch hervorragend für den schwarzen Emaillack, sogar bis zum Ortholux.

Viel Freude an Deinem schönen Mikroskop
Thomas
Ich bevorzuge das forumsübliche Du!

obifipskenobi

#8
Hallo

@ Danke Dypsis für den Tipp ..... war echt hilfreich und aufschlussreich ...

Ich glaube aber trotzdem das die nicht mit dem Pinsel lackierten ....

Ich habe jetzt mal in einem Buch von Leitz Wetzlar (Firmengeschichte) gesucht, und dort sind einige Fotos abgebildet, die Lackierer bei der Arbeit zeigen und die haben schon mit Druckluft lackiert ..... weis natürlich nicht wann die Fotos gemacht wurden, hier der Link:

https://books.google.at/books?id=11AlzWP7FboC&pg=PA33&lpg=PA33&dq=Leitz+Wetzlar+lackieren&source=bl&ots=wn_RAd54US&sig=JmVTWTEoCAO-L9QPtOuEklkkHFw&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjf9pW7nezSAhXHvhQKHSGqC4MQ6AEIJjAB#v=onepage&q=Leitz%20Wetzlar%20lackieren&f=false

Ob sie das von Anfang an so gemacht haben weis ich natürlich auch nicht .... Aber auf jeden Fall sehr dokumentarisches Buch

VG Helmut


Dypsis

@ Helmut

hast Du die Bildbeschreibung gelesen? Es werden Großteile (Anm.: schwarz) lackiert.
Schlau wäre Spritzen sicher gewesen. Ich weiß nur nicht, ob das mit Schelllack technisch überhaupt geht. Ich bezweifle es.
Der Schelllack wurde gepinselt.

Grüße
Thomas
Ich bevorzuge das forumsübliche Du!

obifipskenobi

Hallo

@Dypsis

Ein Foto weiter steht das auch Kleinteile im Sitzen lackiert worden sind (z.B. Standfüße), und wenn du rechts am Foto bei den Zwei Lackieren schaust, stehen da Mikroskop Messingteile am Stuhl ...

Und ja Spirituslack lässt sich hervorragend mit der Spritzpistole bzw. mit der Airbrush gleichmäßig auftragen, viel besser als mit dem Pinsel, so meine Erfahrung.

Die Rotationsteile gehen ja noch mit dem Pinsel (Drehmaschine), aber knifflig wird`s bei den Flächen wie dem Fuß, da läuft dir das Zeugs überall hin, und du bekommst hässliche gelbe Rinner und graue Haare :-) weil der Lack so schnell trocknet, ein nochmaliges drüber pinseln hilft nix da die erste Lackschicht sich wieder löst.

Nach langem Haare raufen, und kurz vor der Verzweiflung hab ich den "Messinglack von Kremer 1892" in die Airbrush eingefüllt und Messingteile damit lackiert, geht echt super, man kann dann sogar mehr Schichten auftragen, und zwischendurch anschleifen und polieren.

Ich hab damit ein komplett verputztes Wasserlein wieder ansehnlich (für mich ...) gemacht .... zumindest für die Vitrine, Sammlerwert ist natürlich dahin .... :-(

https://drive.google.com/open?id=0B3yRltKn2acBaVNtUlNCUHllMWs
https://drive.google.com/open?id=0B3yRltKn2acBRlc2NGIxWVBZYms
https://drive.google.com/open?id=0B3yRltKn2acBSXhYR0JOR0dQU28

Bin natürlich kein Profi hab das das erste mal so gemacht nicht wie z.B. Olaf hier im Forum der hat`s echt drauf ....

VG Helmut








Dypsis

Hallo Helmut,

also guuuuuuuhut. Dann halt mit Luft. Danke für Deine Überzeugungsarbeit.


Grüße
Thomas
Ich bevorzuge das forumsübliche Du!