Strukturierte Gallertbildung bei Asterionella?

Begonnen von WinfriedK, April 05, 2017, 21:11:50 NACHMITTAGS

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WinfriedK

Mal wieder eine Frage an die Wissensgemeinde:

In einer Zeichnung von Raoul Francé (in dem ihm eigenen "Federstich") aus dem Jahr 1923 sind u.a. "Coenobien von Kieselalgen aus der Gattung Asterionella" dargestellt.
Zwischen den einzelnen sternförmig miteinander verbundenen Individuen ist auf den ersten Blick eine Art "Spinnennetz" dargestellt.
Aus dem zugehörigen Text ist zu entnehmen, daß es wohl Gallerte ("Gallertschleier") sein soll, die eine gewisse Struktur hat ("biologisches Plasma" in der Vorstellung von Francé), also nicht gleichförmig ist, zur Ausbildung einer gewissen Funktion. Eine solche Gallerte soll eine gewisse Schwebefähigkeit ermöglichen.

Ich selbst konnte bei meinen bescheidenen Mikroskopierfähigkeiten keine Gallerte entdecken, wiewohl die Bildung einer solchen - nicht nur bei Algen - ja allgemein üblich ist.
Eine Bildrecherche in Internet brachte keinen Belege für eine schleierartige Struktur, auch Hinweise darauf in der Literatur konnte ich nicht finden.

Lichtbrechung, Beleuchtungsvarianten und div. Kontrastverfahren können einem ja mal Struktur vorgaukeln wo garkeine ist.



3. Bild Biotechnische Einrichtungen des Plasmas (um im Plankton zu schweben)

Auf dem Bilde sind Plasmawesen vereinigt, welche im Plankton der heimischen Seen schweben.
Das strahlige Wesen ist ein Sonnentierchen aus der Gattung  R a p h i d i o p h r y s. Es streckt lange Fäden aus, die durch eine ausgeschiedene Skelettnadel gestützt sind und erhält sich mit Hilfe dieser Balanzierstangen schwebend.
Dahinter sieht man zwei Coenobien von Kieselalgen aus der Gattung Asterionella. Je sechs Protoplasten setzen sich zu einem Stern zusammen und scheiden zwischen sich einen Gallertschleier aus, der sie schwebend erhält.
Rechts oben in der Ecke schwebt eine Gesellschaft von Kammalgen (die Gattung F r a g i l a r i a). Das Schweben wird hier durch den Zusammenschluss zu einem Band und durch die langen Ausleger (Prinzip der Gewichtserleichterung durch Wasserverdrängung) erreicht.
Das Sternchen darunter ist der Einzeller Mallomonas, die Pelzmonade. Sie wendet biotechnisch das gleiche Prinzip an.
Unten sind links in verschiedenen Schwebestellungen drei Genossenschaften des Zackenrädchens (P e d i a s t r u m) sichtbar;
rechts eine Kolonie des Wirbelbäumchens (Dinobryon). Auch die toten und von ihren Bewohnern verlassenen Gehäuse dienen noch zur Erhöhung der Schwebefähigkeit, die außerdem noch durch aktives Schwimmen mit Hilfe der Geißel etwas gefördert wird.

Das Bild stellt also verschiedene Mittel zur Erreichung desselben technischen Zweckes dar.

Aus: Raoul Francé; Plasmatik, 1923


Frage:

* Gibt es Bilder mit solch einen sichtbaren Gallertschleier?

* Wie kann man den mikrokopiertechnisch hervorzaubern?


Winfried

PS.
Warum er bei seinen Zeichnungen immer so einen dunklen federgestrichelten Hintergrund wählt ist mir nicht ersichtlich.

WinfriedK

Die beste Antwort ist die, die man sich selber gibt, wenn es sonst keine gibt.

Hätte ich mal "Gel" bei Wikipedia angesehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gel
Jetzt weiß ich mehr - aber verstehe nichts wirklich.
Jedenfalls hat Gel/Gallerte eine Struktur: ein festes "Netz" in dem ein "Flüssiges" gefangen ist.
Wie dem mikroskopisch beizukommen ist weiß ich allerdings noch nicht (vielleicht Röntgenstreuung?).

wilfried48

Hallo Winfried,

eine Gallerthülle gibt es bei Asterionella schon

siehe z.B.:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=17306.msg132468#msg132468

und im Phasenkontrast müsste sie auch sichtbar sein (wird dort allerdings vom Halo überlagert).

ein Netz habe ich allerdings noch nie gesehen.

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

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https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

WinfriedK

Hallo Wilfried,

danke für Deinen Link!

Ja, das Bild ist mit etwas eingeschlossener Luft zustandegekommen.
Das gibt natürlich Gelegenheit für Lichtstreuung,
besonders da ja jetzt eine gekrümmte Wasseroberfläche vorliegt.
Unter solchen Umständen kann man da Ahnungen von der 3D-Struktur bekommen.

Ich habe oft ohne Deckglas bei langsamer Wasserverdunstung mikroskopiert,
was manchmal neue Einblicke ermöglicht.

Winfried