Leitz III. M Pol, jetzt mit Vorläufer-Modell IIIa M

Begonnen von Dünnschliffbohrer, April 26, 2017, 19:42:32 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Dünnschliffbohrer

Liebe Leute,

ich möchte hier endlich mal das Leitz III. M Pol vorstellen. Es schliesst sich thematisch etwas an den sehr schönen Beitrag von Wolfgang an, in dem er nur zum Vergleich exemplarisch als Hufeisen-Stativ das sehr ähnliche Leitz KM Pol zeigte. Soweit ich erkennen kann, unterscheidet es sich wohl nur durch die eckigere Form des Hufeisenfusses von jenem?





Es war, bevor es zu mir kam, bereits durch die Hände von 2 Sammlern gegangen. Trotzdem war der Kondensor noch von einer dicken eingetrockneten Suspension aus Schleifpulver und Schleifstaub überkrustet, die sich nach Anfeuchten sehr vorsichtig entfernen lies. Erstaunlicherweise konnte ich keinerlei Beschädigungen der Oberflächen erkennen. Das schöne Stück hatte also seine letzten Arbeitsjahre im Schleiflabor mit der Qualitätskontrolle bei der Dünnschliffpräparation verbracht.



Auffallend ist der Lack am Tubus. Zunächst sah es aus, als hätte das Mik einen Schuss aus einem Sandstrahlgerät abbekommen. Unter dem Stemi zeigte sich dann, dass der schwarze Lack winzige Blasen aufgeworfen hatte, die dann geplatzt waren. Offenbar hatte es in der Nachkriegszeit diesbezüglich Qualitätsprobleme gegeben. Wie man sieht wurde das Stativ aber trotzdem ausgeliefert. Ob es dafür einen Preisnachlass gab?



Die Kalkspatpolarisatoren eines mir unbekannten Typs zeigen keine Kratzer oder Delaminationen. Hier der Analysatorschieber:



Anstelle weiterer Beschreibungen hier noch ein Datenblatt und eine Anzeige:







"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

ortholux

Lieber DSB,

ich erlaube mir einige Ergänzungen.

Zunächst heißt das Mikroskop "III M" und nicht "M III". Das M steht für "Mineralogisch". Zur Messingzeit wurden die Staive mit Nummern versehen, später mit Buchstaben. Einige Nummern haben sich noch in die schwarze Ära hinübergerettet. Das waren III, VI und VII. III und VI als mineralogische Stative, VII war ein kleines Kursmikroskop, das wie das VI M nur mit einem Grobtrieb ausgestattet war.

III M und KM unterscheiden sich nur im Detail:



Von links nach rechts: IIIM (50er Jahre), IIIM (30er Jahre), KM (40er Jahre)

Die Hufeisenstative der 30er und 40er Jahre unterschieden sich nur im Profil der Triebknöpfe. 30er geschwungen, 40er zylindrisch.
Die 50er Jahre hatten ein sachlicheres Design, was deutlich am Fuß zu erkennen ist.

Man sieht auf dem Bild, daß sich die Ausstattung des III M von 30er zu 50er Jahren nicht änderte (sieht man vom größeren Tisch ab).
Das KM gab es in den 50ern nicht mehr. Aber zu Lebzeiten unterschied es vom III M durch ein größeres Stativ und den weiten Tubus, welcher 30mm-Okulare aufnahm.

Man hat sowieso den Eindruck, daß Leitz in den 30ern schon an seine Sammler in ferner Zukunft gedacht hat. Während es in den 50ern nur noch III M, CM und AM, sowie das SY mit synchron drehbaren Nicols gab, waren die 30er und 40er weitaus bunter. Jedes weggelassene Detail begründete eine neue Stativbezeichnung. AM. BM, CM, DM,....Aber das wäre allein einen neuen Beitrag wert.

Viele Grüße
Wolfgang

olaf.med

Lieber DSB,

ich bin ganz sicher, dass der Lack bei der Auslieferung, zumindest optisch, völlig in Ordnung war. Sonst hätte Leitz das Gerät nicht verkauft. Der Grund für die Blasenbildung ist mir nicht klar, aber er kann sowohl in der Vorbereitung des Untergrundes, als auch im Lack selbst liegen.

Herzliche Grüße,

Olaf 
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Dünnschliffbohrer

Lieber Wolfgang,
Vielen Dank für deinen schönene Ergänzungsbeitrag (insgeheim wollte ich so etwas herauskitzeln). Gegen eine ausführlichere Darstellung der schwarzen Hufeisenstative habe ich natürlich auch nicht einzuwenden! Und deine Buchveröffentlichung würde ich gerne gleich zum Subskriptionspreis erwerben, wie ich bescheiden anmerken möchte. Angesichts der traurigen, für so einen großen internationalen Konzern geradezu peinlich-dürftigen Ausstellung im Wetzlarer Rathaus wäre so ein Werk sehr, sehr wünschenswert! Von Traditionspflege halten die ja wohl nicht viel, sind ja auch inzwischen ein amerikanischer Konzern.

Den Dreher im Namen des Polmi´s habe ich jetzt auch korrigiert. Später werde ich noch ein Kleinteil aus dem Mikroskopkasten zeigen, von dem ich nicht weiss wofür es gut war.
In dem Leitz-Katalog "Polarisationsmikroskope" von 1924 ist ein III M übrigens nicht enthalten, nur SY, CM, GM, KM, VI M und VII M.

Lieber Olaf,
ja, das hatte ich mir eigentlich schon gedacht, dass die es so nicht hätten ausliefern wollen. Aber andererseits, wie um Himmels Willen kann denn ausgehärteter Lack später so ein Windpocken-Exanthem entwickeln? Es gibt doch hier im Forum auch Leute, die sich beruflich mit Farben und Lacken beschäftigt hatten. Vieleicht äussert sich von denen  noch einer dazu?
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Thomas M

Lieber DSB,

es kann sich dabei (Pusteln des Lacks) durchaus um Korrosionseffekte handeln, bedingt z.B. durch längere Verweilzeiten in feuchter Umgebung ggf. in zusätzlich chemikaliengeschwängter Luft, insbesondere wenn säurehaltige Komponenten anwesend sind. Jedenfalls sahen manche Phänomene auf lackierten Blechen nach diversen Alterungstests bei uns recht ähnlich aus. Genaueres kann man allerdings nur aufgrund der Bilder leider nicht sagen, z.B. ob das auf den Lack oder die Grundierung oder das Zusammenspiel beider zurückzuführen ist. Auch spielt da fast immer das (metallische) Substrat mit (Eisen verhält sich da ganz anders verzinkter Stahl oder Alu anders als  Kupfer oder Messing). Auf Aluminium beobachtet man zum Beispiel gelegentlich eine sogenannte Filiformkorrosion (wurmartiges Erscheinungsbild), auf verzinktem Stahl sieht das Bild dann wieder völlig anders aus (z.B. Unterwanderung mit Delamination). Besonders komplex wird das ganze wenn zwei verschiedenen Metalle galvanisch gekoppelt sind, zum Beispiel Alu und Stahl oder die Gefüge in gewissen Legierungen, wie zum Beispiel kupferreiche Alu-Legierungen. Das ist durchaus schon eine Wissenschaft für sich.

Herzliche Grüße
Thomas

Dünnschliffbohrer

Hallo Thomas, Olaf und all die anderen,

wie das Mik inder Zeit behandelt wurde, bevor es zu mir kam weiss ich natürlich nicht so genau. Dass es Säuredämpfen ausgesetzt war denke ich zwar nicht - das hätte wohl als erstes das Polarisationsprisma angegriffen. Aber gut wird es ihm im Schleiflabor nicht gegangen sein, dort gibt es immer Feuchtigkeit (Nassschleifen). Hier noch mal ein Ausschnitt mit den Lackschäden, gestapelt:




Zwischenzeitlich hat auch das Vorläufermodell den Weg hierher gefundenen, das Leitz IIIa M, welches nach BECK (S. 120  unten) zwischen 1906 und dem 1. Weltkrieg gebaut wurde. Leider ist es ein absoluter Sanierungsfall, selbst wenn es nur noch in der Vitrine seinen Dienst tun soll. Ihm wurde zwar nicht das Rückgrat gebrochen, aber es hat u.a. eine "instabile Spondylolisthesis" am Übergang von der unteren auf die oberere Stativsäule auf Höhe des Tisches, sowie einen absolute Insuffizienz des Feintriebes...

"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

peterko

Hallo,
ich hab jetzt auch ein III M für den Leitznummernachivar Nr 445422 mit Kondensor c mit Blende (keine Irisbl.) wo kommt da der Polarisator rein, wird der eingeschraubt? Der Analysator hat leider auch keinen Polfilter der wird wohl eingeschraubt wie sieht der aus ? daneben ist die Lupe für die Amici Bertrand Linse ? ist da auch irgend ein Polfilter mitdrin, beim Einschieben verschiebt sich die Farbe  normal ist das doch eine Lupe ? Ansonsten bin ich erstaunt, daß man selbst mit dem recht einfachen Kondensor eine recht gute Beleuchtung hinbekommt, momentan hab ich die Polfilter auf  Dichtungsringe geklebt und und eingeklemmt.
grüsse peter

ortholux

Lieber Peter,

dort sind die Komponenten zu finden.



Der Analysator war beim IIIM der 50er Jahre als Prisma oder Folienanalysator erhältlich.
Die Bertrandlinse ist natürlich eine Linse und kein Polarisator.

Wolfgang

peterko

Hallo
danke für die schnelle Antwort ich bin da wohl nicht so schnell, Polarisator ist klar im Kondensor im drehbaren Teil da habe ich jetzt einen Folienfilter drin sogar halbwegs auf 0, Schieber Analysator polfilter : waren die Filter für einen bestimmten spect,bereich? den oberen Schieber mit der B-linse habe ich als Analysator genommen(der freie Platz die B-linse ist auf der Westseite) ....ich muß da noch mal bisschen rumprobieren ich weiss auch nicht wie der richtige Analysator im Moment steht, woran erkennt man alte Folienpolfilter? meine sind grau und braun...der im Mikro. ist klar,
grüsse peter