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AFE+H2O?

Begonnen von Wutsdorff Peter, Mai 18, 2017, 12:40:14 NACHMITTAGS

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Wutsdorff Peter

Liebe Experten

AFE besteht laut Jörg aus:
90% Ethanol   +  5% Formalin +5% Essigsäure

Ethanol  besteht aus 90%  Ethanol + Rst H2O   1)
Formalin besteht aus 30% Formol + Rest H2O   1)
Essigsäure besteht 30% Essigsäure + Rest H2O  1)

1) so habe ich es in der Apoth. gekauft

D.h. Wasserinhalt: 9% aus Ethanol + 3,5% aus Formol + 3,5% aus Essigs.
In Summa im AFE ist 16% H2O enthalten
Ich hoffe richtig gerechnet zu haben.
Wenn man AFE fertig kauft, ist dann kein H2O drin?

Laßt mich also nicht dumm sterben

Gruß  Peter


Klaus Herrmann

Hallo Peter,

du hast sicher richtig gerechnet. Es gibt verschiedene Rezepturen für AFE ich nehme nicht 90%iges Ethanol, sondern 70%iges. Da ist dann noch mehr Wasser drin.
Ethanol aus der Apotheke hört sich sehr edel an, war das rein und dadurch schweineteuer, oder war es ganz einfacher vergällter Alkohol?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Klaus Henkel

Zitat von: Wutsdorff Peter in Mai 18, 2017, 12:40:14 NACHMITTAGS
Liebe Experten

AFE besteht laut Jörg aus:
90% Ethanol   +  5% Formalin +5% Essigsäure

Ethanol  besteht aus 90%  Ethanol + Rst H2O   1)
Formalin besteht aus 30% Formol + Rest H2O   1)
Essigsäure besteht 30% Essigsäure + Rest H2O  1)

1) so habe ich es in der Apoth. gekauft

D.h. Wasserinhalt: 9% aus Ethanol + 3,5% aus Formol + 3,5% aus Essigs.
In Summa im AFE ist 16% H2O enthalten
Ich hoffe richtig gerechnet zu haben.
Wenn man AFE fertig kauft, ist dann kein H2O drin?

Laßt mich also nicht dumm sterben

Gruß  Peter

Hallo Herr Ingenieur Wutsdorff!

Weil Sie immer alles genau wissen möchten, hieb- und stichfest sozusagen, anworte ich etwas ausführlicher.

Das Originalrezept für 100 ml AFE lautet so:

- 90 ml Ethanol. Dabei ist vorausgesetzt, daß es sich um 100%iges Eth. handelt. Daß es den Apotheken so gut wie nie gelingt, das Eth. wasserfrei zu halten, d.h. daß sie das wegen der damit zusätzlichen Arbeit gar nicht erst versuchen, steht auf einem anderen Blatt. Bewirkt starke Schrumpfung im Cytoplasma.

- 5 ml Formol Formaldehyd solutus HCHO (= 40%ige Formalinlösung, Gehalt mindestens 35 % gasförmiger Formaldehyd, enthält immer "etwas" Methylalkohol). Ebenfalls auf einem anderen Blatt steht, daß man 40%ige Formalinlösung heute in kaum einer Apotheke kaufen kann, höchstens 30%ige oder gar nur 25%ige! Vorsicht: Starkes Zell-/Hautgift.

- 5 ml Eisessig Acidum aceticum glaciale CH3COOH. (Nicht Essigsäure). Eisessig ist 100%ige Essigsäure, reinst!
In den Originalrezepturen wird meist Eisessig genannt, weil Essigsäure seinerzeit nur mit hohem Aufwand reinst hergestellst werden konnte,  deshalb meist als "technisch" oder "crudum" roh, grob. E. wirkt auf das Cytoplasma stark quellend.


Diese AFE-Lösung ist beinahe universell verwendbar. Dabei können die drei Bestandteile untereinander verändert werden, je nach der Wirkung, welche mit der Fixierung erzielt werden soll. Deshalb sind sie auch bekannt unter den Namen derjenigen Autoren, die ein bestimmtes Mischungsverhältnis angegeben haben, z. B. Johansen, Langdon, Lavdowsky, Rawlins).
Lieber Herr Wutsdorff, Sie sollten das nachlesen in: Dieter Gerlach, Botanische Mikrotechnik, 2. Auflage 1977, Thieme, Stuttgart; und 3. unveränderte. Oder auch in: Franz Schömmer, Kryptogamen-Praktikum. Stuttgart 1949. Oder: Donald Alexander Johansen, Plant Microtechnique. 1st. Edition, McGraw-Hill, New-York and London 1940.

Die beiden letzten allerdings nicht in Bezug auf AFE (= FAE, EAF, FEA etc.), sondern auf die Wirkung der Komponenten in Bezug auf die pflanzlichen Zellbestandteile. Denn das AFE war damals noch nicht beschrieben. Trotz der starken Betonung des AFE für die Botanik. kann es ebenso gut auch für tierisches Material verwendet werden.

Beste Grüße
KH

Wutsdorff Peter

Guten Abend in die Runde,

Klaus: Deine Frage kann ich nicht beantworten. Auf der Flasche steht Ethanol 90%
Da ich den Sohn der Apothekerin durch die Prüfung in Mathe an der FH gebracht habe, bekomme ich vieles gratis bzw zu einem günstigen Preis.

Herr Henkel:
Vielen Dank für Ihre Mühen und die ausführlichenErläuterungen

Mit freundlichenGrüßen
                                              Peter

Klaus Herrmann

ZitatSie sollten das nachlesen in: Dieter Gerlach, Botanische Mikrotechnik, 2. Auflage 1977, Thieme, Stuttgart; und 3. unveränderte

und ebenda steht auf Seite 32 die Rezeptur (von 4 verschiedenen "Erfindern")

Äthanol (vergällt; 70%ig) 90 ml
Eisessig                              5 ml
Formol (40%ig)                  5 ml


Dabei ist völlig unerheblich, ob 96,5%iges Ethanol oder 99,254%iges  8) verwendet wurde um das 70%ige herzustellen. Bei der Formaldehydlösung mit 40% möchte ich nicht wissen, wie es mit den Prozenten aussieht!

Meine Meinung: so ungefähr ist in diesem Falle absolut exakt!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Klaus Henkel

Zitat von: Klaus Herrmann in Mai 18, 2017, 22:11:04 NACHMITTAGS
ZitatSie sollten das nachlesen in: Dieter Gerlach, Botanische Mikrotechnik, 2. Auflage 1977, Thieme, Stuttgart; und 3. unveränderte

und ebenda steht auf Seite 32 die Rezeptur (von 4 verschiedenen "Erfindern")

Äthanol (vergällt; 70%ig) 90 ml  Ja, so ist es korrekt.

Dabei ist völlig unerheblich, ob 96,5%iges Ethanol oder 99,254%iges  8) verwendet wurde um das 70%ige herzustellen. Bei der Formaldehydlösung mit 40% möchte ich nicht wissen, wie es mit den Prozenten aussieht!
Meine Meinung: so ungefähr ist in diesem Falle absolut exakt!

Du gewinnst hiermit den von mir im Stillen ausgesetzten Ehrenpreis: Eine Flasche unvergällten Cr ... naja, du weißt schon, 12,5 %ig, abzuholen auf einem Autobahn-Rastplatz nahe Abfahrt Ulm in der Woche meiner Wahl.
Daß die falsche Angabe sonst keiner bemerkt hat, glaube ich nicht.

Gruß
KH

reblaus

Hallo -

es gibt zwar Lösungen, bei denen die im Rezept angegebenen Werte bis auf die zweite Kommastelle eingehalten werden müssen (ich erinnere mich an die pH-Werten von Puffern für einen Aminosäure-Analysator) oder wo Spuren von Wasser o.ä. schädlich sind.
Meist ist das aber eher nicht der Fall - außerdem wird häufig nicht berücksichtigt, das in der Lösung nach der Mischung Reaktionen starten, die nicht weiter Erwähnung finden (z.B. die Essigsäureester-Bildung im AFE).

Wie können solche genauen Angabe zustande kommen ? Beispiel:

Der Jungexperimentator verwendet für die Untersuchungen zum Zwecke seiner Diplomarbeit äh bachelor thesis natürlich die Chemikalienflaschen, die über dem Labortisch seit Jahren vor sich hin rotten (z.B. einen Zitratpuffer mit der Aufschrift "pH 5,0"). Beim Verfassen von "Material und Methoden" kommen ihm (hoffentlich) Bedenken und er misst nochmals nach (natürlich mit dem pH-Meter das erst vor einem Jahr neu geeicht wurde). Es kommt heraus "pH 4,82" und so wird das Rezept auch veröffentlicht - es hat schließlich funktioniert.
Jetzt kommt jemand, der das nachkochen will - "Reproduzierbarkeit ist die Mutter der naturwissenschaftlichen Experimente" - und der hält sich natürlich genau an die vorhandenen Angaben.

Auf diese Weise entstehen mehrere Rezeptvarianten für ein und dieselbe Anwendung, die jedoch eine Gemeinsamkeit haben: Sehr unterschiedliche aber dafür umso genauere Konzentrationsangabe!

Viele Grüße

Rolf

Rolf-Dieter Müller

Zitat von: Klaus Henkel in Mai 19, 2017, 00:39:30 VORMITTAG
... Daß die falsche Angabe sonst keiner bemerkt hat, glaube ich nicht. ...

Da haben Sie recht, Herr Henkel.

Das hatte ich mit Jörg Fahrenheit am Rande unseres gestrigen MKB-Treffens diskutiert.

Viele Grüße,
Rolf-Dieter Müller