Wartung von Zeiss Standard RA und 14 ff

Begonnen von reblaus, Dezember 08, 2017, 18:03:55 NACHMITTAGS

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reblaus

Hallo -

schon vor 3 Jahren hat Joachim (-JS-) einen verdienstvollen Zwirn zur Wartung des RA-Fein- und Grobtriebs beigetragen:

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=18915.0

und auch Klaus Herrmann hat einiges zur Wartung bei den neueren Standards (14 ff.) geschrieben, deren Trieb im Vergleich zum RA schon durch Wegrationalisierung einiger teurer Drehteile charakterisiert ist:

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=30213.0

Ein Kollege aus dem französischen Forum ist nun noch etwas weiter gegangen und erläutert neben der Demontage des Tischtriebs auch noch die von Triebachse und Planetenkugelgetriebe unter Beigabe von sehr ordentlichen Fotos aller Teile:

http://www.lenaturaliste.net/forum/viewtopic.php?f=57&t=20531

Um diese Servicearbeiten allen Interessenten gut zugänglich zu machen, habe ich die Bildlegenden des zweiten Teils mit Erlaubnis des Autors mal übersetzt. Aus eigener Erfahrung weiß ich zwar, dass es zur Demontage des Tischträgers auch andere Alternativen gibt, aber die Ausführungen sind trotzdem ausgesprochen nützlich falls mal ein Neuling ran muss - der französische Autor hat dies auch zum ersten Mal gemacht!

Die ersten Fotos sind selbsterklärend. Nach Abschrauben des Mikroskopfußes nun:

Foto 5:
Man kann dann den Kondensorträger entfernen. Dazu wird dieser auf der Zahnstange nach unten geschraubt bis das Ritzel ausrastet und der Knopf leerläuft, dann kann man ihn leicht ganz abziehen.

Foto 6:
Man kann dann die Zahnachse und die Zahnstange demontieren. Unten die verschiedenen Teile - Achtung auf die Anordnung der Unterlagscheiben auf der Knopfachse!

Foto 7:
Abschrauben des Tisches mit einem Torx-Schlüssel Nr. 20. Jetzt sind die inneren Schrauben besser zugänglich und man braucht keinen gebogenen Schlüssel.

Foto 8:
Abdeckhaube entfernen (2 Schrauben auf jeder Seite)

Fotos 9 und 10:
Kommen wir zum Tischträger. Zuerst muss man die Löcher im Träger über die Schrauben darunter fluchten lassen und diese aufschrauben. Ich habe mich damit ziemlich abgeplagt, den sie waren fest angeknallt und ich konnte mit einem normalen Schraubenzieher nicht genügend Kraft aufbringen, sodass ich ein Bit beschliffen habe um mit einem Ratschenschlüssel arbeiten zu können.

Foto 11:
Wie man auf dem Foto sehen kann, ist mit den 3 Schrauben die Schiene auf der linken Seite befestigt. Die Schraubenlöcher sind geschlitzt, sodass man die linke Schiene etwas verschieben kann. Da diese etwas etwas abgeschrägt ist, lässt sich so die Vorspannung des Walzenlagers regeln.
Ich hatte den Träger einfach herausgezogen, da ich nicht wusste wie es darunter aussieht.
Zum Wiedereinfädeln des Tischträgers in die Schienen muss der Grobtriebknopf bis zum Anschlag der Hubbegrenzung nach oben gedreht sein. Wenn man jetzt den Tisch mit den Triebknöpfen nach unten dreht, sollte er ganz unten ankommen bevor die Hubbegrenzung blockiert.
Ich weiß nicht ob das verständlich ist - es ist nicht leicht zu erklären...

Unter Foto 11:
Nach einigem Nachdenken glaube ich, dass es besser ist die 3 Schrauben stärker zu lockern und die linke Schiene ganz nach oben zu rücken, sodass die Vorspannung auf die Walzen gelockert wird. Man kann dann den Tischträger nach oben herausziehen. Dran denken, dass die Unterlagscheiben der 3 Schrauben welche die bewegliche Schiene halten oval sind - sie fallen leider leicht in die Schlitzlöcher. Also die Schiene als erstes platzieren (Anmerkungen reblaus: zuvor die Unterlagscheiben mit Fett einkleben).

Man versteht das Prinzip an Hand des nächsten Fotos besser: Foto 12.

Foto 13:
Der Tischträger mit seinen Walzenlagern (es fehlt eine Walze, sie ist aber nicht verloren gegangen). Man beachte die alternierende Stellung der Walzen im Walzenkäfig.

Foto 14:
Zusammenstellung aller Teile.

Foto 15:
Dann kann man an die Tischtriebe gehen. Zuerst muss man die beiden Feintriebknöpfe entfernen. Dazu die kleinen Inbus-Madenschrauben mit einem Mini-Inbusschlüssel lockern.

Foto 16:
Man beginnt auf einer Seite und lockert die Konterschraube, welche den Grobtriebknopf fixiert (14er Ringschlüssel). Achtung - die kleine Plastik-Unterlagscheibe davor nicht verlieren.  Man schraubt nun den Knopf einige Umdrehungen auf und die zieht die Konterschraube wieder fest. Das erlaubt die Achse festzuhalten um die andere Seite aufzuschrauben, dort kann man den Knopf komplett abschrauben. Dann kann man dies auch auf der Seite tun an der man begonnen hat (Anmerkung: Eine gepolsterter Rohrzange um den Grobtriebknopf festzuhalten ist angebracht!)

Fotos 17 und 18:
Auf der rechten Seite findet man folgende Schrauben:
1 Rot: Eine Madenschraube welche die Achse der Zahnstangenritzel fixiert
2 Gelb: Das sind die 3 Schrauben welche die Hauptachse festhalten
3 Blau: Das sind die 2 Schrauben für den Getriebedeckel
Auf der linken Seite kann man das Hubbegrenzungssystem auf der Hauptachse sehen, außerdem (Pfeil) ein Loch durch das man die Ritzelachse heraustreiben kann.

Zuerst schraubt man Schraube 1 heraus und kann dann von der anderen Seite z.B. mit einem Austreiber die Ritzelachse herausdrücken. Ich habe dazu einen abgestumpften Nagel genommen. Die Ritzel müssen entfernt werden, sonst kann man die Hauptachse nicht herausziehen.
Danach entfernt man die 3 Schrauben Nr. 3, dann kann man die Hauptachse herausziehen.
Jetzt entfernt man besser links alle die Unterlagscheiben aus denen das Hubbegrenzungssystem zusammengesetzt ist, damit man sie nicht verliert wenn man die Achse zerlegt.

Schließlich kann man die 2 Schrauben Nr. 3 des Deckels entfernen. Achtung, im Inneren ist eine stark zusammengedrückte Feder.
Bei der Montage muss man die Feder wieder stark zusammendrücken um den Deckel anschrauben zu können. Am besten ist man zu zweit oder hat drei Hände!

Foto 19

Foto 20:

Einzelheiten der Bauteile der Tischtriebachse.
Man beachte, dass bei den Scheiben der Hubbegrenzung keine Ordnung eingehalten werden muss - außer bei den beiden obersten auf dem folgenden Foto 20. Achtung - die oberste, glänzende, ist tatsächlich aus mehreren, sehr feinen Unterlagscheiben zusammengesetzt.


Vielleicht nützt das jemand ..

Viele Grüße

Klaus Herrmann

Lieber Rolf,

ich hab dir ja schon versprochen, dass man dir dafür den Nobelpreis der Hobbymikroskopie verleihen wird. Vielen Dank.

Noch wertvoller würde diese gute Tat, wenn die Bilder mit eingebunden würden. Ist das nicht auch noch machbar?

Die Bilder sind nämlich mindestens genauso vorbildlich wie die Beschreibung. Der französische Kollege kann nur deutsche Wurzeln haben! ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

reblaus

Lieber Klaus -

mit Nobelpreisen und rechtlichen Fragen der Bildernutzung möchte ich mich nun lieber nicht auseinandersetzen   ;).

Der mögliche Anwenderkreis ist ja doch nicht allzu hoch, manche sind auch des Französischen hinreichend mächtig und wenn jemand die Anleitung wirklich brauchen sollte, kann die Übersetzung ja leicht ausgedruckt und der Originalartikel dazu aufgerufen werden - dessen Autor freut sich sicher, wenn seine Mühe auf diese Weise anerkannt wird.

Viele Grüße

Rolf



Bob

Hallo Rolf,

vielen Dank für die Mühe, sie ist bestimmt sinnvoll investiert!

Ich habe vor einer Weile ein Zeiss Standard überholt und hatte dabei folgendes Problem: Das Kugel-Planetengetriebe steht unter Federspannung. Ich habe den Trieb in teilzerlegtem Zustand gedreht, und musste hinterher feststellen, dass die Zähne eines größeren Zahnrades einseitig vermurkelt worden waren, weil sie gegen den nicht mehr in voller Tiefe gefrästen Bereich des Ritzels gedrückt worden waren. Da hätte ich nicht mit gerechnet. Ich habe den vermurkelten Bereeich der Zähne weggedreht, und das Getiebe läuft jetzt mit 70% Zahnradbreite wunderbar. Das Kugel-Planetengetriebe ist eine klasse Erfindung, aber man muss aufpassen, dass man diesen Fehler nicht begeht.

Viele Grüße,

Bob