Zeiss Brillen Reinigungstücher.

Begonnen von Safari, Juli 20, 2017, 23:09:16 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

JB

Hallo Peter,

Wie die Anleitung erstellt wurde weiss es auch nicht. Die Erklaerungen in der Anleitung finde ich nachvollziehbar. Die empfohlenen Materialien sind frei von mineralischen Partikeln und so grobfaserig, dass auf dem Glas liegende Verunreinigungen beim Putzen zwischen den Fasern aufgenommen werden, statt zu schleifen.

Marketing ist es jedenfalls nicht. Zeiss verkauft sowohl Reinigungstuecher (Papier und Mikrofaser) als auch Reinigungsloesung fuer Optik. Trotzdem erfiehlt die Mikroskopabteilung die billigste Strategie, Augenwatte (3 Euro pro 100g; billiger als Ohrenstaebchen) und Isopropanol/Wundbenzin (> 1 Euro pro 100 ml).

Zu den Tests; wenn Zeiss in 150 Jahren Firmengeschichte dazu keine Tests gemacht hat, dann gab es vielleicht woanders Tests, wo empfindliche polierte Oberflaechen geputzt werden muessen. Vielleicht bei Teleskopen? Wenn jemand einen Link dazu hat wuerde mich das sehr interessieren.

Beste Gruesse,

Jon

Lupus

Hallo,

das Problem ist dass es keine pauschale Antwort gibt sondern die Reinigungsmethode von der Art der Verschmutzung abhängt. Und von den gestellten Ansprüchen. Die Frontlinse eines Immersionsobjektives ist natürlich unproblematischer als ein hochaperturiges Trockenobjektiv. Wer zufrieden ohne Leuchtfeldblende arbeitet sieht das Ganze auch anders als ein Forscher der subtile Strukturen im Dunkelfeld sucht.  ;)

ZitatZu den Tests; wenn Zeiss in 150 Jahren Firmengeschichte dazu keine Tests gemacht hat, dann gab es vielleicht woanders Tests, wo empfindliche polierte Oberflaechen geputzt werden muessen. Vielleicht bei Teleskopen? Wenn jemand einen Link dazu hat wuerde mich das sehr interessieren.
Tipps für Astrooptik helfen oft auch nicht weiter weil z.B. ein Spiegel ausbaubar und leicht zu spülen ist, während bei gefasster Optik ein Teil des Problems die Fassung darstellt (eindringen von Flüssigkeit, übertragen von Verunreinigungen vom Fassungsrand). Und weil ein Fussel auf einigen Quadratdezimeter Fläche sich anders auswirkt als auf einer winzigen Linse im Mikroskop. Wichtig ist auf jeden Fall zu verstehen was das Verfahren bewirkt, wenn Staub zu entfernen ist sollte man nicht gleich mit einem feuchten Brillenputztuch über die ganze Fläche gehen.  :)

Hier ist eine ganz informative und sehr umfassende Aufzählung von diversen Verfahren mit ihren Vor und Nachteilen (von Atemluft bis Zahnbürste  ;D ), die sich zwar auf Fotooptik bezieht, aber auch auf Mikroskope übertragbar sein dürfte:
http://www.foto-schuhmacher.de/artikel/hardware/objektive-reinigen.html

Hubert

ortholux

#17
Kollegen,

auch wenn ich jetzt Haue bekomme - ich oute mich mal.

Zunächst bleibt die Frage, warum muß man ständig an den Objektiven herumwienern? Ein Mikro-Objektiv schaut in der Regel nach unten und wird ohnehin kaum von Staub kontaminiert. Taucht man ein Trockenobjektiv versehentlich in die Ölpfütze, ist das natürlich etwas anderes.

Aber mal im ernst - anhauchen, mit dem Daumen im T-Shirt eine Beule drücken und das Objektiv mir sanftem Druck auf die Beule drehen.
Das soll man natürlich nicht machen, wenn man mit Sonnencreme und Sand frisch paniert vom Baden kommt uns sich mal eben ein T-Schirt übergeworfen hat. Aber dafür hat der liebe Gott einem jeden von uns eine gewisse Portion gesunden Menschenverstand mitgegeben.

Ich schwöre: ich hab so noch nie eine Frontlinse zerkratzt. (auch nicht von Foto-Objektiven)
Hartnäckige Partikel gehen unter dem Bino mit einem Zahnstocher wunderbar ab. (mit dem entsprechenden Feingefühl geht das sogar mit einem Uhrmacherschraubendreher)

Zur Diskussion der verschiedenen Reinigungsflüssigeiten: die eine löst die Verkittung, die andere die Vergütung und die dritte frisst den Dackel des Nachbarn.....
Lassen wir mal die Kirche im Dorf! Wir baden doch unsere wertvollen Objektive nicht stundenlang in irgendwelchen organischen Substanzen. Bis die Flüssigkeit überhaupt an die Verkittung kommt, ist sie doch längst verdunstet.

Das Gesagte bezieht sich nicht auf Zeiss-Objektive. Damit habe ich keine Erfahrung, glaube aber nicht, daß die oft auftretenden Delaminierungen durch falsches Reinigen entstehen.


Noch ein Wort zum Groben - wenn ich mal ein total verschmutztes Stativ bekomme, dann gehe ich nicht vorsichtig mit Wattestäbchen und organischen Lösungen ran. Nein, warmes Wasser ins Spülbecken, Spülmittel auf den Schwamm und wie früher Samstag abends beim Bade: schrubben.

Viel Erfolg!
Wolfgang

Peter V.

#18
Nun, Wolfgang, das hast Du Dir jetzt selbst zuzuschreiben:

Es wurde soeben eine Eilsitzung der Administratoren und Moderatoren einberufen. Einzige Tagesordnungspunkt: Ausschluß des Kollegen "ortholux". Ich kann mir nicht vorstellen, dass das für Dich gut ausgeht.
(Ich mache es zwar zumeist auch so, habe mich aber noch nicht getraut, das in dieser Radikalität offen zu äußern).

Und was das Schrubben der Stative betrifft: Das kann man mit "den" Mikroskopen, die Du sammelst, auch problemlos machen. Ein Ortholux oder Orthoplan steckt so etwas klaglos weg, wenn man die Triebe nicht gerade flutet. Das würde ich jedoch nicht uneingeschränkt für alle - vor allem neuere - Stative empfehlen.

Also, warten wir mal den Entschluß der Forenleitung ab.....

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Jürgen Boschert

Hallo Peter,

ihr könnt gleich ein Sammeltribunal abhalten.  ;D

Hallo Wolfgang,

endlich spricht´s mal jemand aus !!!

Übrigens, apropo Optikreinigungsflüssigkeit: Eine hervoragende solche ist ...  Spucke !  Habe damit schon manches, verloren gelaubte Schätzchen gerettet, ohne die Optik zu verkratzen oder auch nur die Vergütung zu beschädigen. Natürlich sollte man necht gerade vorher Stwchelbeeren gekaut haben.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

Werner

#20
Ich habe schon viele Reinigungsmethoden praktiziert, allerdings meist bei Spiegeln. Besonders kritisch sind Spiegel im UV, dort absorbiert auch eine nur einmolekulare Schicht schon (dann muß man nochmal reinigen). Andererseits wird die Strahlensymmetrie bei Zweistrahlgeräten auch durch gezielte Verunreinigung hergestellt. Dazu verreibt man einen Fingerabdruck auf der Innenseite des passenden Quarzfenster im Probenraum und wischt den "Breitbandabsorber" trocken soweit dünner, bis Symmetrie besteht. Den Rest erledigt der Regelkreis und der Kunde kann wieder messen. Reinigungstuch ist ein 86x gewaschenes Taschentuch (wer erinnert sich?).

Reinigungsmethoden: Im Chemielabordunst sind wasserlösliche und unlösliche Substanzen vorhanden, die sich anscheinend gezielt alle auf den Optiken niederschlagen. Also genügt Alkohol oder Benzin alleine nicht, man muß auch wässrig arbeiten.
Gut bewährt hat sich bei Spiegeln eingedickte Kollodiumlösung, die aufgepinselt wird und nach leichtem Antrocknen als Film wieder abgezogen wird. Wenn die Spiegelschicht mit ab geht, ist sie schon geschädigt und ohne Spiegeltausch irreparabel. Ein fehlerfreier Spiegel kann damit ohne Probleme dutzende Male abgezogen werden. Funktioniert auch bei Interferenzgittern tadellos.
Bei gefaßten Linsen ist das UNGEEIGNET, da man die Reste vom Rand nicht wegbekommt.

Die Universalmethode ist Aqua dest. mit sehr wenig Spülmittel. Statt Watte (fusselt!)  nimmt man weiches, mehrlagiges Klopapier (keine Recyclingware!), von dem ein Streifen um eine Pinzette gewickelt wird. Man läßt im Wasser etwas anquellen und wischt gleichmäßig über die Optik-Oberfläche. Anschließend wird die Oberfläche mit Wasser aus der Spritzflasche abgespült. Bei einer tadellosen Optik läuft das Wasser in dünnen Rinnsalen komplett ab, die wenigen verbleibenden kleinen Tropfen werden mit einem Klistier (Gummiball) abgeblasen.
Hierbei kann man schon an verbleibenden Benetzungsstellen deutlich erkennen, wo die Optik geschädigt ist
Die oberste Schicht einer Vergütung besteht entweder aus Quarz oder MgF2. Letzteres hat doch einige Poren, an denen die Optik korrodieren kann. Deshalb kann in diesem Fall auch das Wischen mehrfach nötig sein, um die Korrosionsprodukte mechanisch zu entfernen. Der gequollene Klopapierpad schmiegt sich gut an die Oberfläche an und ist weicher als Polierpech.
Ohne diese Prozedur ist die Linse/Prisma sowieso verdorben und es gibt in jedem Fall eine Verbesserung.
Bei gefaßten Linsen muß man aufpassen, daß nicht zuviel Wasser in die Fassung gelangt. Ein Nachspülen mit reinem Alkohol und evtl. Äther und trochnen im Luftstrom kann nötig sein.
Bleiben Schlieren hartnäckig zurück, muß der Alkohol durch Destillation gereinigt werden.

Leider gab es früher die Mikrofasertücher noch nicht.
Die beste Erfindung seit dem sämisch gegerbten Leder.
Meine Erfahrung mit häufigem Brillenputzen ergaben, daß die Vergütung auch nach Jahren nicht geschädigt wird.
Die Mikrofasertücher nehmen glücklicherweise auch fettige Schichten gut auf und verschmutzen somit allmählich.
Aber die Optik ist dann fettfrei.
Zum Reinigen werden sie in warmen Aqua dest. mit Spülmittel durchgeknetet und anschließend mehrfach mit Aqua dest. ausgespült. Trochnen an Luft kann Schwebstoffe (Pollen) aufnehmen, deshalb trockne ich in einem verschlossenen Pappkarton, in dem die Tücher aufgehängt werden. Zur Unterstützung Zeitung auf dem Boden einlegen. (Trockenmittel ist mir dafür zu schade).

Gruß   -  Werner



reblaus

Hallo  Werner -

viele Altexperten haben ja vor den Mikrofasern eindringlich gewarnt!

Nachdem nun aber jemand sie endlich aus berufener Warte freigesprochen hat, darf ich gestehen, dass ich seit einigen Jahren für die Optik nur solche benutze.
Sie bewähren sich in unterschiedlichster Form, überwiegend als Läppchen 40 x 40 mm, von denen für jede Reinigungsstufen lediglich eines einmal benutzt wird um dann in ein kleines Wäschenetz zu wandern, in dem es dann seiner gefühlt 999sten Waschung entgegengeht. Für kreisende Tiefenarbeiten kann man sie stramm um einen Zahnstocher wickeln und den Wickel am Ende mit einer Rasierklinge eben abschneiden.
Außer den besprochenen Lösungsmittelkombinationen hat sich auch oft ein Mucin- und Amylase haltiges Naturprodukt als Zwischenschritt bestens bewährt.

Viele Grüße

Rolf

ortholux

Zitat von: Werner in Juli 23, 2017, 12:19:03 NACHMITTAGS
Meine Erfahrung mit häufigem Brillenputzen ergaben, daß die Vergütung auch nach Jahren nicht geschädigt wird.

Das ist genau das richtige Stichwort. Brillengläser bestehen in der Regel aus Kunststoff, das einzig Harte an ihnen ist die Vergütung.
Hand auf's Herz: wer macht seine Brille nciht regelmäßig am T-Shirt (Geschirrtuch, Pulli, Laborkittel...) sauber? Und eine Brille putzt man mehrmals täglich.

Und? Irgendwelche Kratzer auf der Linse?

Die Glasflächen meiner Brillen sehen jedenfalls noch völlig in Ordnung aus. Ich steck sie soger auch mal ohne Etui in die Tasche der Fleece-Jacke. Natürlich nicht mit dem Hausschlüssel zusammen. Aber da sind wir wieder beim Thema "Gesunder Menschenverstand".

Ein Nachtrag vielleicht: das oben gesagte bezieht sich natürlich nicht auf Oberflächenspiegel und Prismen, die sich innerhalb eines Gehäuses befinden.
Auch ich habe es schon mal geschafft einen Oberflächenspiegel zu einer einfachen Glasplatte zu zerputzen.

Wolfgang

Detlef Kramer

Lieber Wolfgang,

Zitatdas einzig Harte an ihnen ist die Vergütung.
Das stimmt so nicht. Die modernen Plastik-Linsen haben zusätzlich zu der Vergütung noch eine Quarz-Schicht als sog. Härtung. Dadurch sind sie schon ziemlich strapazierfähig. Das Problem: Quarz ist hart aber spröde, Plasik elastisch. Daher können sich Haarrisse bilden, die normalerweise garnicht wahrgenommen werden. Ich habe meine "Plastikbrille" nun im vierten Jahr und reinige sie mit Klarspüler für die Spülmaschine und nach Abspülen mit Wasser mit einem Kosmetik-Tuch. Das geht alles recht gut und ich habe keine Probleme. Das Problem der Brillenputztücher sind nicht diese, sondern die Gefahr, dass sich auf den Gläsern mineralischer Staub befindet mit dem die Tücher dann natürlich zu Schmirgel-Tüchern werden.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Werner

Das von mir gesagte bezieht sich schon auf Spiegel in einem Gehäuse (Spektrometer).
Erstaunlicherweise sind die in einem durchschnittlichen Labor schon nach einem Jahr so belegt, daß eine Reinigung nötig ist. Warscheinlich spielt der Temperaturwechsel beim morgendlichen Einschalten und feierabendlichem Ausschalten eine Rolle. Nur in einem Reinraum bleibt alles sauber.
Sogar dichte Vakuumspektrometer verschmutzen innen allmählich.

Wenn die Spiegelschicht beim Reinigen abgeht, liegt das aber nicht an der beschriebenen Reinigungsmethode, sondern an mangelhaftem Entfetten des Glases vor dem Aufdampfen. Das passierte schon manchmal.
Einmal hatte ich einen fetten amerikanischen Daumenabdruck deutlich sichtbar auf dem Spiegel. Die Spiegelschicht war genau an den Papillaren weg. In den meisten Fällen löst sich die Schicht fast komplett ab, nur saubere Stellen bleiben erhalten.

Gruß  -   Werner

P.S.: kleine Spinnen finden auch den Weg ins Gehäuse, nur verhungern sie dort...