Unterschiede Auflösung bei Auflicht-/Durchlichtmikroskopen & Rayleigh und Abbe?

Begonnen von Bones, August 07, 2017, 19:15:07 NACHMITTAGS

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Lupus

Hallo Bones,
keine Sorge, die Diskussion hat nichts mit Dir zu tun.....  ;)

Hallo PiusX,
Du hast versprochen, zu dem Thema in der nächsten Zeit nichts mehr zu schreiben.

Zitat
ZitatUnd wenn der Kondensor kein Licht mehr durchlässt wie von Dir angenommen, ist sozusagen auch NAObj.=0 weil kein Licht mehr zur Beugung zur Verfügung steht. Also keine Auflösung mehr, die Formel ist nicht anwendbar.  ;)
Deine obige Aussage ist leider nicht korrekt. Du hattest nicht bedacht, daß es noch das Tageslicht aus der Umgebung des Objektes gibt.
Das ist doch die ganze Zeit der beschriebene Denkfehler.
Wenn das Bild im Mikroskop durch eine andere Lichtquelle (Tageslicht? ???) erzeugt wird dann gilt die Beugungstheorie und zugehörige "Formel" auch für diese Beleuchtung.

Und dass die Kondensorbeleuchtung mit minimaler Aperturblende jetzt plötzlich doch kohärenteres Licht erzeugen kann hast Du wenige "Gedankengänge" vorher verneint:
ZitatNun hattest Du Dir an dieser Stelle vorgestellt, wie sich beim Winkel des Lichtbündels vom Durchlichtkondensor von Null quasi ein Laserstrahl ergeben würde. Diese Vorstellung ist aber nicht korrekt, weil sich in diesem Fall zwar von der Kondensorseite her ein paralleles, jedoch in der Praxis inkohärentes und eben nicht kohärentes Lichbündel wie ein Laserstrahl bildet, welches sich durch das Objekt hindurch in Richtung des Objektives ausbreitet.

Hubert

PiusX

Lieber Lupus,

vielen Dank für diese fruchtbare Diskussion mit Dir.

ZitatDu hast versprochen, zu dem Thema in der nächsten Zeit nichts mehr zu schreiben.
Das ist richtig. Jedoch hatte ich nicht wissen können, was Du in Deiner darauffolgenden Mitteilung an mich schreiben würdest.

ZitatDas ist doch die ganze Zeit der beschriebene Denkfehler.
Jetzt habe ich Dich verstanden, an welcher Stelle ich im Falle des Mikroskops in Durchlichtanordnung ohne aktive Beleuchtung mittels eines Kondensors den Denkfehler begangen hatte ;). An dieser Stelle noch eine Anmerkung zu folgender Teilmitteilung von Dir, eingefügt in diese Mitteilung: Wenn das Bild im Mikroskop durch eine andere Lichtquelle (Tageslicht?  ??? (Anm. meinerseits: Ja, damit hatte ich eine andere Lichtquelle bzw. das in der Umgebung vorhandene und nicht mittels des Objektives auf das Objekt fokussierte Licht (=aktive Beleuchtung mittels eines Objektivs wie im Falle der Auflichtmikroskopie) gemeint)) erzeugt wird, dann gilt die Beugungstheorie und zugehörige "Formel" auch für diese Beleuchtung.

ZitatUnd dass die Kondensorbeleuchtung mit minimaler Aperturblende jetzt plötzlich doch kohärenteres Licht erzeugen kann hast Du wenige "Gedankengänge" vorher verneint:
Zitat

    Nun hattest Du Dir an dieser Stelle vorgestellt, wie sich beim Winkel des Lichtbündels vom Durchlichtkondensor von Null quasi ein Laserstrahl ergeben würde. Diese Vorstellung ist aber nicht korrekt, weil sich in diesem Fall zwar von der Kondensorseite her ein paralleles, jedoch in der Praxis inkohärentes und eben nicht kohärentes Lichbündel wie ein Laserstrahl bildet, welches sich durch das Objekt hindurch in Richtung des Objektives ausbreitet.
Das hatte ich geschrieben, weil sich aus meiner Sicht im Falle des Mikroskopes in Durchlichtanordnung ohne aktive Beleuchtung mittels eines Kondensors im allgemeinen keine ideale, unendlich kleine, punktförmige, sondern nur eine endlich, kleine und folglich flächenhafte Lichtquelle mit einer gewissen Ausdehnung ergeben müßte. Ob diese reale Lichtquelle dann kohärentes Licht abstrahlt, läßt sich mit dem von Dir angegebenen Term "Halbe Lichtwellenlänge*Kondensorbrennweite/Aperturöffnung" (der sog. räumlichen Kohärenzbedingung) überprüfen. Mit diesem Term läßt sich gemäß Deiner Erklärung die Größe des Objektbereiches berechnen, der auch durch eine inkohärente Lichtquelle kohärent beleuchtet wird.

Abschließend kann gesagt werden, daß das Auflösungsvermögen im Falle des Mikroskops in Durchlichtanordnung ohne aktive Beleuchtung mittels eines Kondensors aufgrund der zuvor dargelegten Ausführungen nicht mit der Formel: d=λ/(N.A.Objektiv+N.A.Kondensor) berechnet werden kann bzw. darf.


Lieben Gruß,

PiusX 










Stuessi

#32
Hallo liebe Mikroskopiker,

nach so vielen Beiträgen unterschiedlichster Art versuche ich eine knappe Zusammenfassung:

Bei der Betrachtung des Auflösungsvermögens optischer Instrumente hat man sich im Laufe der Jahrzehnte darauf geeinigt, nach Lord Rayleigh (1842-1919)  zwei Lichtgebirge als getrennt anzusehen, wenn das Maximum des einen auf das erste Minimum des anderen fällt.

Wendet man dieses Kriterium auf die Abbildung selbstleuchtender Objekte mit dem Mikroskop an, erhält man wegen der Beugung des Lichts an der kreisförmigen Blende des Mikroskopobjektivs die Formel

d=0,61 * ?/N.A.Objektiv

Abbe (1840-1905) untersuchte die Abbildung von dunklen, also beleuchteten Objekten mit dem Mikroskop am Beispiel von beleuchteten gitterförmigen Strukturen:
Damit eine einwandfreie Abbildung durch das Mikroskop erzeugt werden kann, müssen nach Abbe möglichst viele der Beugungsmaxima in das Mikroskop eintreten. Beschränkt man sich auf die beiden Maxima erster Ordnung und führt die Berechnung für eine Beleuchtung durch, die nur aus einer ebenen Welle besteht, die auf der optischen Achse einfällt, erhält man

d=?/N.A.Objektiv

Einen gewissen Eindruck der gitterartigen Struktur des Objekts erhält man schon, erkennt aber lediglich den Gitterabstand, keine weiteren Details.

Für die schiefe Beleuchtung gilt als Auflösungsgrenze

d=?/( 2* N.A.Objektiv)

Immer ist die Auflösungsgrenze proportional zur Wellenlänge und umgekehrt proportional zur numerischen Apertur des Objektivs.

Die drei Formeln unterscheiden sich nur durch andere Zahlenfaktoren, die überhaupt ziemlich willkürlich sind und je nach Form des Objekts und der Blende und der Beleuchtungsart verschieden ausfallen.

Viele Grüße
Rolf

Als Anhang einige Bilder, auf 50% verkleinert, umgewandelt in s/w, mit Kontrastanhebung.
Objektiv: Leitz NPL 5x/0.09 DF

d=?/N.A.Objektiv = 7 µm  entspricht Linienbreite 3,5 auf den Bildernm

Leider ist die Bildbeschriftung falsch!

3 bedeutet Linienbreite 3 µm und nicht 300 µm!



3 bedeutet Linienbreite 3 µm und nicht 300 µm!



3 bedeutet Linienbreite 3 µm und nicht 300 µm!



3 bedeutet Linienbreite 3 µm und nicht 300 µm!



3 bedeutet Linienbreite 3 µm und nicht 300 µm!



3 bedeutet Linienbreite 3 µm und nicht 300 µm!



3 bedeutet Linienbreite 3 µm und nicht 300 µm!




Lupus

Hallo,

eine interessante Serie. Soweit ich überschlägig sehe entspricht es etwa den theoretischen Aussagen einschließlich Kohärenzeffekte. Die letzte Dunkelfeldaufnahme hat eine recht geringe Auflösung. Da wurde wohl mit einem sehr schmalen Lichtkegel ausgeleuchtet?

Hubert

PS:  So eine Ergänzung sollte immer als eigener Beitrag erscheinen weil er sonst nicht als neuer Beitrag ausgewiesen und nur durch Zufall gefunden wird.  ;)

PiusX

Lieber Stuessi,

zu Deinen nachträglich eingefügten Bildern habe ich mehrere Fragen:

1.
Zitatd=λ/N.A.Objektiv = 7 µm  entspricht Linienbreite 3,5 auf den Bildern
Jetzt bin ich aufgrund Deiner Angaben zu den Linienbreiten irritiert. Entspricht das Auflösungsvermögen von d=7µm nicht eher dem Zweifachen der Linienbreite 3,5? Und zwar, weil in Deinen Bildbeschriftungen steht, daß die Linienbreite 3 in Deinen Bildern einer Breite von 300µm entsprechen würde. Damit hattest Du jedoch vermutlich gemeint, daß die Linienbreite 3 einer Breite von 3µm entspricht? Hierbei vermute ich, daß hier der Abstand zweier schwarzer Linien als Linienbreite definiert ist?

2. Hattest Du die Bilder (Bild Nummer 1 sei das oberste Bild in Deiner Reihe mit 7 Bildern und die Bildnummer steige mit jedem tiefer liegenden Bild um eine Nummer auf) also bei folgenden Aufbauten aufgenommen?:
Bild 1 bis 3 am Mikroskop in Durchlichtanordnung ohne zusätzliche aktive Auflichtbeleuchtung, Hellfeld mit LED 623nm;
Bild 4 am Mikroskop in Durchlichtanordnung ohne zusätzliche aktive Auflichtbeleuchtung, Hellfeld mit kondensorseitiger Laserdiode 635nm;
Bild 5 am Mikroskop in Durchlichtanordnung mit zusätzlicher aktiver Auflichtbeleuchtung, Hellfeld mit LED 623nm;
Bild 6 am Mikroskop in Durchlichtanordnung mit zusätzlicher aktiver Auflichtbeleuchtung, Hellfeld mit objektiv- und kondensorseitiger Laserdiode 635nm;
Bild 7 am Mikroskop in Durchlichtanordnung ohne zusätzliche aktive Auflichtbeleuchtung, Dunkelfeld mit LED 623nm;

Bitte korrigiere gegebenfalls meine Angaben, falls diese nicht stimmen sollten;

3. Hattest Du bei der Aufnahme Deiner Bilderreihe LED und/oder Laserdiode nach Hiller'schem Aufbau verwendet?

4. Was hattest Du als Objekt zur Bestimmung des Auflösungsvermögen bei der jeweiligen Mikroskopanordnung verwendet? Wo kann dieses Teil gekauft werden?


Über die Beantwortung aller meiner Fragen würde ich mich freuen.


Lieben Gruß,

PiusX 

Piper

Hallo in die Runde, und ganz speziell lieber Timm (Treinisch),

üblicherweise halte ich mich aus ,,Scharmützeln" heraus, habe auch lange überlegt, ob ich mich überhaupt äußern soll, aber man kann und  darf nicht immer ,,wegsehen", und daher mein Kommentar zu den jenseits der hier ursprünglich gestellten ,,Auflösungsfrage" liegenden Statements einiger ,,Repräsentanten" (?)  der Mikroskopie.

Mit Deinem kurzen lateinischen Hinweis ,,sub omni canone" hast Du mir, lieber Timm,  aus dem Herzen gesprochen, und so möchte ich einige lateinische Fortführungen Deines Gedankens beifügen.

Wir nennen uns als Spezies immerhin hochtrabend, um nicht zu sagen arrogant ,,Homo sapiens", und ich frage mich gerade, in wieweit das überhaupt stimmt, zumal dann, wenn ich mich selbst betrachte, bin ich ja nur ein akademisch und wissenschaftlich unterpriviligierter ,,Mediziner", und  weder ein erlauchter Physiker, noch ein scheinbar schon weniger erlauchter Ingenieur, ja noch nicht einmal ein verpfuschter ,,Physik-Ingenieur".

Mich ,,hochziehen" und wieder zu ein wenig Selbstachtung gelangen kann ich angesichts dieses Dilemmas nur dann, wenn ich  mir die ,,Erkenntnis" vergegenwärtige, dass die intelligenteren und klügeren Menschen im Allgemeinen die höheren Abschlüsse machen - und so was habe ich ja Gott sei Dank wenigstens zustande gebracht, wenn auch ,,nur" außerhalb der Physik.

Jede Spezies hat aber ihre Spielarten. Und so  wir kennen ja  nicht  nur den Homo sapiens, sondern noch einige andere Hominiden:
den Homo faber, den Homo ludens, den Homo westphalicus muensteranicus, den Homo baiuvaris octoberfesticus, ganz neu den Homo trumpicus americanus –  und schließlich auch noch als spezielle Art den Homo miroscopicus, wobei sich der  letztere bekanntermaßen in zwei unterschiedliche Subspezies, den Homo microscopicucs hobbiensis und den Homo microscopicus professionalis untergliedern lässt.

Und wenn ich das lese, was mich jetzt gerade nicht  schlafen lässt und mich dazu animiert, noch mal aufzustehen , den PC anzuwerfen und das hier zu schreiben, mache ich mir große Sorgen, ob wir uns mit Ruhm bekleckern, wenn wir versuchen, diese letztere Spezies des Homo microscopicus noch  weiter zu charakterisieren und zu unterteilen. Offenbar gibt es nämlich auch hier noch neue ,,Subspezies" zu entdecken.

Wir alle kennen einige vertraute Spielarten des  Homo microscopicus, so zum Beispiel den weit verbreiteten Homo microscopicus modestus, aber auch den ubiquitären Homo microscopicus studiosus, den Homo microscopicus observator aeternus und den Homo microscopicus photographiens. Aktuell wurden aber noch einige andere Spielarten neueren Datums entdeckt, die weniger zur Freude gereichen und noch weiterer Beobachtung und taxonomischer Einordnung bedürfen, weshalb die folgenden Artbezeichnungen noch als vorläufig zu betrachten sind: Homo microscopicus superbus, Homo microscopicus physicalis magnificus und als Kreuzung beider Varianten schließlich der Homo microscopicus superbus physicalis magnificus. Es bleibt mit Spannung abzuwarten, was die weitere Beobachtung und Erforschung letzterer interessanter und außergewöhnlicher Spezies noch zutage befördert.

Jenseits dieser sicherlich noch spannenden Forschungsfelder sollten wir uns die folgenden fundamentalen Sachverhalte im ,,deutschen Klartext" vergegenwärtigen:

Es gibt auf JEDEM Gebiet und in JEDER Disziplin Koryphäen, Dünnbrettbohrer und viele irgendwo dazwischen liegende ,,Spezies". Und je näher die jeweiligen ,,Spezies" den Koryphäen stehen, desto bescheidener werden sie in aller Regel sein.

Folgerichtig gibt es auch in der Physik Koryphäen und Dünnbrettbohrer. Für letztere einige praktische Beispiele aus der Mikroskopie. Ein promivierter Physiker (mit PhD!!) aus dem angelsächsischen Bereich - , wo ja alles wissenschaftlich "besser" sein soll -, schrieb mir allen Ernstes zur Frage der lateralen und vertikalen Auflösung in der Lichtmikroskopie, dass beide Parameter ,,ausschließlich von der Apertur des Objektivs bestimmt" würden ( ,,They are solely determined by the objective´s numerical aperture"). Gleichzeitig fügte er hinzu, dass die Apertur des Kondensors hier keine Rolle spiele; zudem gäbe es auch keinen Phasenkontrast-Kondensor mit einer integrierten Irisblende. Dieser PhD der Physik ist zu allem Überfluss ,,Editor-in-Chief" einer englischsprachigen Fachzeitschrift für Mikroskopie. Ich habe ihm damals geantwortet, dass seine technischen und physikalischen Statements nicht ,,according to the literature" sind, habe mein zugehöriges Manuskript zurückgezogen und anderweitig eingreicht – und ihm nie mehr etwas geschickt. 

Ein anderer Physiker, seines  Zeichens ,,Peer" einer renommiert verlegten englischen Physik-Zeitschrift mit Schwerpunkt ,,Optik",  kritisierte einmal  ein meinerseits mit einem Artikel eingereichtes  Mikrofoto einer Foraminifere, aufgenommen in einer speziellen Beleuchtungsvariante als technisches Demo-Objekt mit Trockenobjektiv 10, NA 0,25. Er bemängelte, dass man bei der gegebenen hohen Vergrößerung in der abgebildeten ,,länglichen Bakterienzelle" die dort vorhandenen ,,Poren" nicht in idealer Weise in der Z-Achse ihrer jeweiligen exakten Raumposition zuordnen könne.

Dieser Physiker hatte folgerichtig ,,profunde Unkenntnisse", nicht nur in der Physik und Mikroskopie, sondern auch in der Biologie,  und er ,,wirkte" gleichzeitig als optischer Physik-Experte für diese Fachzeitschrift. Oder wäre treffender zu sagen, dass er dort sein "Unwesen" trieb? Ich hatte  dem Chefherausgeber daraufhin humorig geschrieben, dass ich mein Manuskript wahrscheinlich nicht ihm, sondern eher der ,,Nature" oder ,,Science" geschickt hätte, falls es mir gelungen wäre, wie von seinem Peer vermutet, mit einem 10-fachen Trockenobjektiv tatsächlich eine Bakterienzelle formatfüllend und mit allen vorhandenen und nicht vorhandenen ,,Poren"  in gleicher Weise abzubilden, wie es mit einer zig-fach größeren Foraminifere gelingt. 

Und jetzt zu den Ingenieuren versus Physikern. Seit wann ist das Ingenieurswesen weniger anspruchsvoll als die Physik?  Ingenieure wenden die Erkenntnisse der Physik wenigstens an und denken sie weiter zu Ende, setzen sie im Fall der ,,Entwicklungsingenieure" um in weiterführende  technische Errungenschaften – zu unserer aller Nutzen.  Wie kann es denn sein, dass bei der hier mit Erstaunen zu lesenden angeblichen Überlegenheit der Physiker ein Ingenieur, den wir alle kennen und schätzen, bei einer optisch führenden Weltfirma als Konzernforschungsleiter fugiert, obwohl er ,,nur" ein Ingenieur (Dipl. Ing), aber kein "erlauchter" Physiker ist? Kann das überhaupt gut gehen und funktionieren? Und wenn ja, wie lange noch?????

Und warum hat Herr Prof. Hell, eine wirkliche physikalische Koryphäe,  seinen Nobelpreis für die Erfindung des STED-Mikroskops in Chemie erhalten, und nicht in Physik?  War zufällig in der Chemie noch ein "Platz frei"?  Oder war die Chemie womöglich ,,würdiger"?? Gerade dieses Beispiel sollte zeigen, dass es letztlich egal ist, in welcher Schublade man abgelegt wird und aus welcher Schublade man ursprünglich kommt. Das Ergebnis zählt, und bei den wahren Koryphäen zählt zusätzlich die Genialität, die sich wahrscheinlich ohnehin nicht in eine Schublade zwängen lässt.

Es wäre zusammenfassend wünschenswert, wenn die neu entdeckten Exemplare der Spezies Homo micoscopicus superbus, und speziell des Homo microscopicus physicalis magnificus nebst Kreuzungsprodukten  die hohen Wipfel ihres akademischen Elfenbeinturms als bevorzugtes Biotop verlassen würden, und wenn ihnen Beine und Füße wachsen würden, mit denen Sie lernen könnten, auf dem Boden zu stehen und dort zu bleiben.

Zuletzt auch noch Klartext zu dem ebenso fragwürden Statement, dass in der Regel die klügsten und intelligentesten Menschen die höchsten Abschlüsse erlangen würden.

Es gibt genug ,,Flachpfeiffen", die ihr Abitur schaffen, und  auch  noch irgendein Studium, weil sie aus wohlhabendem Hause kommen und jegliche Förderung erhielten, die sie brauchten. Und es gibt andere hochintelligente Menschen, die dies  nicht schaffen, weil sie aus ärmlichen Verhältnissen stammen, sich seit ihrer Geburt weitgehend selbst überlassen waren, womöglich noch frühkindliche Traumata  zu verarbeiten hatten, später in der  Jugend womöglich vergewaltigt oder sonstig misshandelt wurden und vieles mehr. Hier darf ich jetzt mal aus meiner beruflichen Erfahrung sprechen; denn ich  kenne genug Patienten aus diesen Schubladen mit solchen Schicksalen, die alles andere als dumm sind und die bei anderen Start- und Rahmenbedingungen durchaus ihre passablen Hochschulabschlüsse geschafft hätten, ja vielleicht auch sogar ein Physik-Studium. Die Frau mit dem seinerzeit höchsten  gemessenen IQ in den USA war vor einigen Jahrzehnten eine Nackttänzerin, die jeden Abend an der Stange stand und sich räkelte. Das war ihr Beruf, trotz ihrer überragenden Intelligenz, die damals in der Presse mit über 200 angegeben wurde, also noch einige Portionen  über der angenommenen von Einstein lag. Warum wohl war diese Frau keine begnadete Physikerin geworden?? Sicherlich nicht, weil sie ,,zu blöd dazu" war, sondern  weil ihre Start-und Rahmenbedingungen ,,ungünstig" waren.

Ich selbst kenne eine  Hartz IV-Patientin mit handwerklicher Berufsausbildung ohne Prüfungsabschluss (Prüfungsangt!), die emsig Heilpraktiker-Lehrlehrbücher liest, weil  sie sich schon immer für die Medizin interessiert hatte und irgendwann in Eigeninitiative aus dem Hartz IV herauskommen will. Sie schrieb mir, 14 Tage, nachdem sie begonnen hatte, das erste Buch darüber zu lesen, sie habe gerade ein kleines Kapitel zur Zellteilung durchgesehen und dabei sei ihr sofort eine Idee gekommen, wie man den Krebs vielleicht besiegen könnte. Man solle doch mal einen Telomerase-Blocker entwickeln. Ich war sehr verdutzt, habe erst einmal selbst recherchiert und dieser Dame dann dazu gratuliert, dass sie im Vorbeigehen eine Idee hatte, die etwa 10 Jahre früher eine Arbeitsgruppe an der ehrwürdigen Stanford-Universität auch hatte und damit knapp am Nobelpreis verbeigeschrubbt war. So viel zu Intelligenz und guten oder schlechten Start- und Rahmenbedingungen. Ich verneige mich jedenfalls vor dieser Patientin!

Unter diesen Aspekten schäme ich mich auch für die mangelhafte soziale Kompetenz des Homo microscopicus superbus und seiner vorerwähnten Verwandten.

Sage jetzt ,,Gute Nacht" und haue mich aufs Ohr, aber das musste mal einfach ,,raus".

Viele Grüße
Jörg

Peter V.

Lieber Herr Piper,

sollte man derartige Verhaltensweisen und Äußerungen, wie sie in diesem Thread an den Tag gelegt wurden und - um es mal mit der heutigen Diktion zu benennen - einfach nur "zum Fremdschämen" sind, überhaupt mit einer solchen Aufmerksamkeit belegen?
Einem sehr guten Freund von mir (Physiker, echter!!) habe ich gestern auf einer gemeinsamen Fahrradtour von den Ergüssen in diesem Thread erzählt, speziell von Herabqualifizierung der "Mogel-Physiker".  Diese Arroganz hat ihn nur zu ungläubigem Kopfschütteln veranlasst. Allerdings hat sich mein Freund nach dem hervorragend abgeschlossenen Studium auch in die Niederungen der Medizin begeben und arbeitet "nur" als Medizinphysiker in der Strahlentherapie.  ;)

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Piper

Lieber Herr Voigt,

Ihre Frage, ob man die hier gezeigten Äußerungen und Verhaltensweisen überhaupt mit einer solchen Aufmerksamkeit belegen sollte, ist sicherlich berechtigt; daher hatte ich ja auch sehr lange überlegt, ob ich mich überhaupt dazu "hinreißen" lassen sollte, oder vielleicht besser daran getan hätte, "nichts zu tun".

Ich deute meine geschenkte  Aufmerksamkeit mit einem "Übertragungs-Phänomen" , wie es m.W. die Verhaltensforscher nennen, war nämlich in einem gänzlich anderen Kontext einmal mit ähnlichen "Ergüssen" eines Physikers konfrontiert, und diese standen mir beim Lesen dieses Threads  einfach so lebhaft vor Augen, dass es für mich ein Akt des "Stress-Abbaus" war, jetzt so zu reagieren, wie ich es getan habe.

Und dann hatte ich auch durchaus etwas Spaß an meinen natürlich satirisch gemeinten "Erfindungen" der verschiedenen "Spielarten" des "Homo sapiens". Hatte beim Schreiben geschmunzelt und wollte auch andere an diesem Schmunzeln teilhaben lassen. Daher dachte ich mir: Schreib´s mal zu Ende". Auch wenn es dann letztlich eine Art "offener Brief" wurde. Aber so etwas hatten wir ja auch schon mal in unserem Forum.  :-))

Ganz herzliche Grüße zurück

Jörg


PiusX

Lieber Stuessi,

zu Deinen nachträglich eingefügten Bildern habe ich mehrere Fragen:

1.
Zitatd=λ/N.A.Objektiv = 7 µm  entspricht Linienbreite 3,5 auf den Bildern
Jetzt bin ich aufgrund Deiner Angaben zu den Linienbreiten irritiert. Entspricht das Auflösungsvermögen von d=7µm nicht eher dem Zweifachen der Linienbreite 3,5? Und zwar, weil in Deinen Bildbeschriftungen steht, daß die Linienbreite 3 in Deinen Bildern einer Breite von 300µm entsprechen würde. Damit hattest Du jedoch vermutlich gemeint, daß die Linienbreite 3 einer Breite von 3µm entspricht? Hierbei vermute ich, daß hier der Abstand zweier schwarzer Linien als Linienbreite definiert ist?

2. Hattest Du die Bilder (Bild Nummer 1 sei das oberste Bild in Deiner Reihe mit 7 Bildern und die Bildnummer steige mit jedem tiefer liegenden Bild um eine Nummer auf) also bei folgenden Aufbauten aufgenommen?:
Bild 1 bis 3 am Mikroskop in Durchlichtanordnung ohne zusätzliche aktive Auflichtbeleuchtung, Hellfeld mit LED 623nm;
Bild 4 am Mikroskop in Durchlichtanordnung ohne zusätzliche aktive Auflichtbeleuchtung, Hellfeld mit kondensorseitiger Laserdiode 635nm;
Bild 5 am Mikroskop in Durchlichtanordnung mit zusätzlicher aktiver Auflichtbeleuchtung, Hellfeld mit LED 623nm;
Bild 6 am Mikroskop in Durchlichtanordnung mit zusätzlicher aktiver Auflichtbeleuchtung, Hellfeld mit objektiv- und kondensorseitiger Laserdiode 635nm;
Bild 7 am Mikroskop in Durchlichtanordnung ohne zusätzliche aktive Auflichtbeleuchtung, Dunkelfeld mit LED 623nm;

Bitte korrigiere gegebenfalls meine Angaben, falls diese nicht stimmen sollten;

3. Hattest Du bei der Aufnahme Deiner Bilderreihe LED und/oder Laserdiode nach Hiller'schem Aufbau verwendet?

4. Was hattest Du als Objekt zur Bestimmung des Auflösungsvermögen bei der jeweiligen Mikroskopanordnung verwendet? Wo kann dieses Teil gekauft werden?


Über die Beantwortung aller meiner Fragen würde ich mich freuen.


Lieben Gruß,

PiusX

Stuessi

Hallo PiusX,

danke für den Hinweis auf meinen Beschriftungsfehler. Natürlich bedeutet 3 eine Linienbreite von 3 µm.

Für die Bilder 1 bis 3 habe ich Halogenbeleuchtung und ein Interferenzfilter 623 nm verwendet.
Bild 4 entstand mit divergentem Licht einer Laserdiode 635 nm , die am Platz des Kondensors befestigt war.

Bei den anderen Bildern wurde nur die Auflichtbeleuchtung durch das HD-Objektiv verwendet.

Gruß
Rolf