Versilberung von Paramecium bursaria

Begonnen von paramecium, September 10, 2017, 00:41:06 VORMITTAG

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paramecium

Hallo!

Auf dem Dörnberg haben wir heuer fleißig Ciliaten versilbert. Das hier gezeigte Präparat hatte Gertraud im praktischen Teils meines Vortrags erstellt und mich gebeten ihr das Foto zu schicken. Nun haben wir beschlossen Euch diese Aufnahme eines Paramecium bursaria nicht vorzuenthalten. Das Bild zeigt, dass die Durchführung der Präparation zur Versilberung nach Foissner (1991) tatsächlich recht einfach, schnell zu lernen ist und ohne weiteres reproduzierbar gelingt. Die Kultur hatte übrigens Wolfgang mitgebracht.

Die Versilberung zeigt arttypische Strukturen unter der Cuticula entlang der Cilienreihen. Welche Teile der Zelle das Silber an diesen Stellen reduzieren, an denen es nach anschließender Belichtung und "Filmentwicklung" ausfällt, ist noch weitgehend unklar. Das Klein'sche Silberliniensystem welches Foissner später zur Artbestimmung systematisierte, wurde früher für eine Art Nervensystem der einzelnen Zelle gehalten, da auch Nervenzellen das Silber reduzieren.

Um die versilberte Cuticula der Ciliaten über die Zelloberfläche gleichmäßig scharf abzubilden, muss bei großen Ciliaten generell gestackt werden. Hier geschehen durch Verwendung von 17 Aufnahmen unterschiedlicher Fokuslage.

Die hier abgebildete, schwarz versilberte Struktur ist für die Gattung Paramecium typisch und sowohl bei Paramecium bursaria, als auch bei P. caudatum oder P. aurelia zu finden. Bemerkenswert an diesem hübschen, noch frischen Präparat sind die in P. bursaria symbiontisch eingelagerten Zoochlorellen, welche noch sehr schön zu erkennen sind. Die Flecken darum herum sind unvermeidlich, für die Präparation typisch und stammen von dem auf dem Objektträger als Träger aufgebrachten Eiweiß, an welchem die Ciliaten nach Trocknung und weiterer Versilberung anhaften werden.

Derartige Präparate können zu Dokumentationszwecken zu Dauerpräparaten weiter verarbeitet werden. Entgegen der von Foissner vorgeschlagenen Methode direkt in Ethanol 96% zu entwässern, entwässert man besser langsam in aufsteigender Alkoholreihe beginnend bei Ethanol 30% bis Ethanol 95%. Diese schonende Entwässerung erhält die Zellstrukturen der empfindlichen Ciliaten besser. Dann überführt man über Isopropanol 99% nach Xylol und deckt in Kanadabalsam ein. Weitere Hinweise zur Herstellung solcher Dauerpräparate von Protozoen ist bei Max Mayer, Kultur und Präparation der Protozoen (1981) zu finden.

Den bei Foissner (1991) gelesenen Hinweis, nämlich Isopropanol nicht zu verwenden, weil das Vergällungsmittel zu Verfärbungen der Versilberung führe, kann man getrost ignorieren. Im Skript von Foissner war wohl der vergällte Brennspiritus gemeint - nicht jedoch das reine Isopropanol.

Methode: Trockene Versilberung nach Foissner (1991). Fotografie mit Zeiss AxioLab.A1, Plan-Neofluar 40x/0.75 und Canon EOS 77D.

Literatur:
Foissner, W., Blatterer, H., Berger, H., Kohmann, F., 1991. Taxonomische und ökologische Revision der Ciliaten des Saprobiensystems, Informationsberichte des Bayer. Landesamtes für Wasserwirtschaft, München. ISSN 0176-4317
Mayer, M., 1981. Kultur und Präparation der Protozoen. Franckh`sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., Stuttgart. ISBN 3-440-02807-0




Detailausschnitt einer Einzelaufnahme:



Bernhard Lebeda

Zitat von: paramecium in September 10, 2017, 00:41:06 VORMITTAG
Hallo!

Auf dem Dörnberg haben wir heuer fleißig Ciliaten versilbert. Das hier gezeigte Präparat hatte Gertraud im praktischen Teils meines Vortrags erstellt und mich gebeten ihr das Foto zu schicken. Nun haben wir beschlossen Euch diese Aufnahme eines Paramecium bursaria nicht vorzuenthalten. Das Bild zeigt, dass die Durchführung der Präparation zur Versilberung nach Foissner (1991) tatsächlich recht einfach, schnell zu lernen ist und ohne weiteres reproduzierbar gelingt. Die Kultur hatte übrigens Wolfgang mitgebracht.


Hallo Thilo

danke für den Beitrag. Das ermuntert zu Eigenversuchen, denn das Versilbern von Ciliaten steht schon lange auf meiner to do Liste!
Könntest Du bitte den Workflow und insbesondere die verwendeten Chemikalien einmal genau darstellen?

Viele Mikrogrüße

Bernhard
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Bernhard Lebeda

Zitat von: paramecium in September 10, 2017, 21:50:27 NACHMITTAGS
Hallo Bernhard,

Der erste Band des Ciliatenatlas (Foissner, 1991), in dem das ursprüngliche Rezept abgedruckt ist, ist kostenlos im Netz zu haben. Darin ist die Originalrezeptur ausführlich beschrieben.

Moin Thilo

das weiß ich schon und der Foissner liegt mir auch vor. Das "Originalrezept" verwendet eine ziemlich komplexe Entwicklerlösung, deren Komponenten mir nicht im Einzelnen zugänglich sind. Ich hatte gehofft, daß ihr da was vereinfacht habt. Ich habe hier eine Flasche Rollei RHS (=Rollei High Speed) Feinkornentwickler. Würde der reichen? Oder lassen sich die anderen Komponenten als fertige Lösungen kaufen?

Soweit meine Fragen dazu.

Viele Mikrogrüße

Bernhard
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Klaus

Hallo Bernhard,

ich habe mit folgendem Reduktionsgemisch erfolgreich versilbert:

20 ml Ultrafin 1:10,
0,5 ml Dokumol unverdünnt,
0,5 ml 10%ige NaOH. 30 s einwirken lassen, mit Leitungswasser abspülen.


Die beiden Entwickler sollten nicht zu alt sein, insbesondere, wenn die Flaschen geöffnet sind.

Gruß

Klaus

Bernhard Lebeda

Danke Klaus!!

Dann aber schon noch fixiert mit Natriumthiosulfat?

Viele Mikrogrüße

Bernhard
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Bernhard Lebeda

...nochmal nachgefragt: warum müssen die Reduktionsmittel hier eigentlich so komplex sein? Silbernitrat ließe sich doch auch mit Ascorbinsäure reduzieren.

Viele Mikrogrüße

Bernhard
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Klaus

Hallo Bernhard,

es geht sicher auch mit anderen Reduktionsmitteln, aber dann müssen eventuell Belichtung und Entwicklungszeit angepasst werden, das habe ich nie versucht.

Es muss nicht fixiert werden, man spült nur mit Leitungswasser nach und kann, wenn eingeschlossen werden soll, mit Isopropanol trocknen. Dauerpräparate mit Euparal sind dann gut herzustellen.

Eine ausführlichere Anleitung findest Du hier: http://www.mikrohamburg.de/Programm/Vorschau_20161015.pdf

Gruß. Klaus

Bernhard Lebeda

Besten Dank, hier wird einem immer geholfen!!

Viele versilberte Mikrogrüße

Bernhard
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