Foraminifera der Rügener Schreibkreide

Begonnen von plaenerdd, September 24, 2017, 11:07:59 VORMITTAG

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plaenerdd

Hallo,
ich habe mit einen 65µm Sieb gut eingeweichte Kreide geschlämmt und unter dem Bino zahlreiche Foraminiferen ausgelesen. Die Artenfülle ist sehr beachtlich. Wenn ich mir die Seiten auf Foraminifera.eu zu Rügen ansehe, ist die Artenfülle geradezu erschlagent. Hier einige der in meinen Proben auffälligsten Arten, wobei ich mir bei den Gattungen oft schon recht sicher bin, bei den Arten aber eben nicht:





Bei den aufgerollten Formen bin ich mir ganz besonders unsicher.
Für mich kommt generell erschwerend hinzu, dass die Bilder auf Foraminifera.eu i.d.R. Auflichtaufnahmen zeigen, während ich meine Foraminiferen überwiegend in Pleurax eingebettet habe, wodurch die Gehäuse schön durchsichtig werden und die Kammerung sehr schön zu sehen ist, während die vielen im Auflich dargestellten Formen in dieser Hinsicht viel weniger Details zeigen. Oft ist die Schale außen so glatt, dass man kaum eine Kammerung erkennt. Vielleicht kann einer der Foraminiferenspezis aber trotzdem die eine oder andere Gattung abgrenzen.

Mein Tun geht mehr in die ästhetische Richtung. Ich freude mich an den vielen verschiedenen Formen und das Auslesen unter dem Stereomik hat etwas von Am-Strand-liegen-und-im-Sand-nach-Fossilien-suchen. Und zur ästhetischen Erbauung noch zwei weitere Fotos:
1. eine DL-Polaufnahme mit Rot-I-Filter:


und 2. ein schöner Kalzitkristall, der an einer Foraminifere gewachsen ist. Ebenfalls x-Pol, aber entfärbt.:


Viel Freude beim Betrachten wünscht
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

cuwohler

Hallo Gerd,

endlich mal wieder Foraminiferen!
Deinen Beitrag finde ich gut. Da ich mich aber eher mit rezenten
Foraminiferen beschäftige, halte ich mich bei der Bestimmung mal zurück.
Aber vielleicht sieht ein anderer aus der Hamburger Mikropal-Gruppe den
Beitrag und schreibt noch etwas zur Bestimmung.

Viele Grüße
Cai-Uso
www.sandphoto.de

Michael L.

Hallo Gerd,

sehr interessante Ausbeute, kannst Du noch etwas zur Aufbereitung der Proben sagen?

Viele Grüße,

Michael

TPL

Hallo Gerd,

schön, mal wieder Foraminiferen zu sehen! Und Deine runden Bilder gefallen mir sehr gut.

Mit einer Bestimmung der Arten kann es allerdings schwierig werden, denn diese gehen bei vielen Gattungen (besonders den planktonischen, von denen aber wohl nur ein Bild dabei ist) nach der Lage und Form der Öffnung und werden deshalb üblicherweise im Auflicht untersucht.

Ich hatte eine Menge Literatur dazu, aber die ist mir in den letzten Jahren leider... leider abhanden gekommen. Umso mehr freue ich mich über Deine gut gemachten Abbildungen.

Viele Grüße
Thomas

plaenerdd

#4
Hallo,
es freut mich, dass die Bilder gefallen.
Grundanliegen der Präparateherstellung war und ist aber die Herstellung eines Klassensatzes für die Schule, um die Formenvielfalt dieser Lebewesen zu zeigen, von denen Existens man im normalen Bio-Unterricht meist nichts erfährt. Für den Unterricht sind Franke- oder KRANZ-Zellen aber nicht ganz so geeignet. Deshalb der Einschluss in Pleurax

Meine Vorgehensweise war folgende: Naturkreide in kleine Brocken zertrümmern und in Wasser einweichen. Dann wurde das Ganze mit viel fließendem Wasser durch einen Siebsatz (Bodenkunde) geschlämmt. Das feinste Sieb (Maschenweite 65µm wurde extra lange gespült bis das Wasser nicht mehr milchig war. Den Feinsand habe ich getrocknet und dann am Bino die Foraminiferen herausgesucht. Zum Auslesen habe ich ein Schnurrhaar unseres Katers (hat er verlohren - hab ich ihm nicht rausgerissen!) in einen Impfnadelhalter gespannt. Ich arbeite nicht mit einer Ausleseschale sondern habe mit einem Edding einen Schraubdeckel innen geschwärzt. Darauf wird etwas Probenmaterial gestreut. Zuerst habe ich das Haar nass gemacht, um es klebrig zu machen, hatte dann aber oft das Problem die doch sehr kleinen Foras wieder ab zu bekommen. Bienenwachs hat auch nicht so richtig funktioniert. Deshalb habe ich mir ein rundes Deckglas neben die Schale gelegt, auf dem ein Tropfen Pleurax ist. Da stippe ich das Haar kurz ein und es klebt sehr gut. Das ausgesuchte Fossil löst sich auch sehr gut, wenn ich es mit dem Haar in den Tropfen Pleurax tunke. Das Haar ist auch gleich wieder klebrig und so wandern nach und nach die Fossilien in den Pleuraxtropfen. Wenn genug drin sind wird das Deckglas auf einer Heizplatte (Enkaustikeisen) erhitzt, damit der größte Teil des Lösungsmittels verdampft. DG herunternehmen und abkühlen lassen. OT von oben an den Tropfen führen, der jetzt sehr zäh ist, aber immer noch ausreichend klebt. Nochmal kurz auf die Heizplatte und der Tropfen läuft breit. Die eingeschlossenen Foraminiferen sehen ganz anders aus, als die nicht eingeschlossenen. Der hohe Brechungsindex des Pleurax erlaubt es gut in die Gehäuse herein zu sehen.
Aber manchmal kann man auch den eingeschlossenen Foraminiferen aufs Maul schauen
1. Hier lacht Heterohelix

Und hier Globotuncanella;


Das sind auch die mit weitem Abstand häufigsten Arten. Beide lebten planktisch.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Michael L.

Hallo Gerd,

vielen Dank für Deine genaue Methodenbeschreibung ich werde das auch mal so ausprobieren.

Viele Grüße,

Michael