Reinigung von Radiolarien mit einem kostengünstigen, sanften Ultraschall Gerät

Begonnen von bernd552, Oktober 12, 2017, 17:53:26 NACHMITTAGS

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bernd552

Hallo Diatomisten,

nach dem mir hier im Forum bei meinen Fragen und Begehren bezüglich Kieselalgen so schnell und fachlich kompetent geholfen wurde, möchte ich hier etwas in Form einer Information zurückgeben. Ich finde, so etwas gehört als Belebung auch in ein lebendes Forum hinein.

Als leider gnadenloser Tüftler habe ich in vielen unterschiedlichsten Versuchen - Verunreinigungen, die an Kieselagen anhaften zu entfernen - nun ein recht gutes Verfahren herausgefunden.
Es mag sein, dass diese Info mehr den wenigen REM Nutzern hier nutzt als den Lichtmikroskopikern, denn was im optischen Mikroskop evtl. nicht sichtbar ist oder stört, sieht im REM gnadenlos unschön aus.

Ich habe herausgefunden, dass Beauty Ultraschallgeräte gut geeignet sind, um den an Radiolarien anhaftenden Schmutz abzulösen, ohne dass die filigransten Strukturen von großen und kleinen Exemplaren verletzt oder zerstört werden. Sogar in kugelförmigen Radiolarien eingeschlossene Verunreinigungen wurden bei diesen Test völlig entfernt!
Als Beispiel: http://www.ebay.de/itm/Ultraschall-Massagegerat-Ultraschallgerat-Gesichtsmassagegerat-Massage-NEU-G72-/162437974222?hash=item25d20ec8ce:g:jbIAAOSwHMJYIu0j



Diese Geräte haben 1-3 MHz und eine Leistung von ca. 1 W / qcm

Mein Versuchsaufbau:
Eine Suspension von ausgesuchten, intakten Radiolarien in 1% Triton x-100 (Quelle Radiolarien: Fa. Krantz, Radiolarienmergel von mir nach Göcke aufbereitet) wurden in einem modifizierten Glasrohr mit 13 mm Durchmesser auf dem Schallgeber (mit einigen Topfen Wasser als Schwingungsüberträger) im pulsierenden Gegestrom ca. 10 min lang beschallt.
Diese Apparatur lag mir von den anderen Versuchen vor, deshalb dieser Aufbau aber sicherlich geht es auch einfach mit Spüli als Detergenz und einem 10-30 ml Glasfläschen mit Flachboden mit mehrfachen abwechselndem Beschallen, Sedimentieren und Dekantieren. Vorteilhaft könnte auch eine Zugabe von Pyrophosphat, Citrat usw. sein, die aufgrund der internen Ladungen die Trennung von Schmutz und Kiesealge aufrecht erhalten.
Die Beurteilung der Ergebnisse erfolgte per REM Aufnahmen, durch Vergleich von behandelten und unbehandelten R.

Dieser Versuch wurde (noch) nicht mehrmals verifiziert und Diatomeen habe ich noch nicht getestet, es soll auch keine endgültige Anleitung sondern nur eine Anregung für eigene Ideen sein.

Vielleicht hilft diese Info irgend wann irgend jemanden.

Viel Spaß an alle Tüftler, Bastler und Perfektionisten!

LG
Bernd

Bob

Hallo Bernd,

vielen Dank für den Tipp. Ich finde es sehr nützlich, wenn solche Hinweise hier gegeben werden. Auch wenn das Verfahren noch nicht bis in alle Tiefen erprobt ist, zeigen Deine Versuche ja schon, dass es grundsätzlich gut funktioniert. Ein Bröckchen von dem Material habe ich auch noch da....

Meine Erfahrungen mit einem kräftigeren Ultraschallbad für allgemeine Reinigungszwecke sind gemischt. Für mich und meine Anwendungen ist das Gerät gerade so seinen Preis und seine Stellfläche wert. Deine Erfahrung mit den Radiolarien deckt sich mit meinen Erfahrungen aus der Teilereinigung: Harte Verkrustungen zählen zu den besser lösbaren Verunreinigungen. Ich vermute, dass der organische Glibsch an frischen Radiolarien oder Diatomeen deutlich schlechter per US zu entfernen ist. Mit Deinem REM hast Du auf jeden Fall das richtige Werkzeug, um solche Verfahren zu testen. Ich glaube, dass die Schwächen einiger Diatomeen-Reinigungsverfahren durch die wohlwollend begrenzte Auflösung der Lichtmikroskope kaschiert werden.

Viele Grüße,

Bob

güntherdorn

#2
ich hab ein brillen-ultraschall-reinigungs-bad.
da müsste man doch auch diatomeen (in einem kleinen mit wasser gefüllten behälter) "reinigen" können.
hat das schonmal jemand versucht?

bernd, danke.
bei gelegenheit werd´ ich´s mal probieren und hier berichten.
- gerne per du -
günther dorn
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=444.0
www.mikroskopie-gruppe-bodensee.de
gildus-d@gmx.de

bernd552

Hallo Günter,

vorsicht, diese - wie auch die Laborgeräte - haben 40kHz, es könnte auch an der Resonanzfrequenz liegen, warum gewisse Feinstrukturen leiden, auch bei weniger Leistung. Bei mir gabs jedenfall viel Bruch / Risse bei 40 kHz.
Die Beauty-Dinger schwingen im MHz Bereich, wo anscheinend der Dreck mehr mitschwingt als die gläsernen Mikrostrukturen.


LG
Bernd

Bob

Hallo Günter,

die Wahrscheinlichkeit ist recht groß, dass die Diatomeen Schaden nehmen. Wichtig wäre es daher, die Wirkung durch paralleles Untersuchen von behandeltem/unbehandeltem Material bei hoher Auflösung zu überprüfen. Die Ergebnisse würden mich auf jeden Fall sehr interessieren. In welchem Zustand befindet sich denn das Material, dass Du ins Auge gefasst hast?

Ich sehe in Diatomeen-Material oft Bruchstücke sehr großer Diatomeen. Vermutlich sind das die ersten, die kaputt gehen.

Viele Grüße,

Bob