Ergebnisse Radiolarienreinigung in Bildern

Begonnen von bernd552, Oktober 17, 2017, 17:25:22 NACHMITTAGS

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bernd552

Hallo Diatomisten,

um das Thema "Aufarbeitung und Reinigung" hier nicht zu sehr auszudehnen, hier zum Abschluß meine Ergebnisse.

Der von mir eingesetzter Mergel wurde zunächst mit etwas HCl behandelt - es war (fast) kein Karbonat enthalten - aufgeweicht und gereinigt in einer Lösung von NaOH (wegen pH), mit SDS (Detergenz) und Titriplex III (Komplexbildner), das feinschlämmige Produkt dann im Labor-Ultraschallbad! 10 min durch zwei aufeinander gesezte Siebe 100+30µ unter Schall gesiebt (ging so sehr schnell) und ebenfalls mit der o.a. Lösung gewaschen, zum Schluß mit E-Wasser. In Vorversuchen hatte ich die Eignung des "brutalen" US-Bades getestet (Behandlung erfolgte neben und nicht über den Schallköpfen). Eine Entfernung organischer Bestandteile wurde nicht durchgeführt.

Ergebnis im Stemi 50x (sorry für die Qualität, meine Ausrüstung und Können reicht nicht annähernd an die Eurige heran)



und per REM (auch quick and dirty Aufnahmen)
















Nach einmaliger Reinigung sind die R. für REM Bilder rel. gut sauber, wie man sieht handelt es sich jedoch um sehr robuste Bauformen, deshalb konnte die quick and dirty Methode nicht viel Schaden anrichten. Interessant wäre es für mich zu wissen, ob z.B. die abgebrochenen "Stachelenden" von meiner Brutalmethode herrühren oder ob die 2 Mio Jahre am Werk waren.

Nun habe ich Unmengen dieser "0815" Radiolarien, falls jemand welche möchte dann einfach melden.


LG
Bernd

anne

Hallo Bernd,
welchen pH-Wert hast Du den über die NaOH eingestellt?
Falls Du im leicht basischen Bereich bist, hat dies einen gravierenden Einfluss auf die Reinigung.

Für mich sehen die Bilder erst mal genauso aus wie mit der klassischen Reinigung, filigrane Teile sind abgebrochen.
Bei der Methode die ich verwende, kann dies nur durch den Prozess des Siebens passieren, ansonsten gibt es keine mechanische Beanspruchung.
Das Aufweichen durch die Gefrrierzyklen könnte natürlich auch noch einen Einfluss haben, dies mache ich auch, allerdings nicht so komfortabel wie Du.
Allerdings kenne ich auch aus Schilderungen die Erfahrung bei denen mittels Ultraschallbad sämtliche Radiolarien klein geschrottet wurden.
Fürs REM und das was Du willst sicherlich eine gute Alternative, ich meide diese Art Beanspruchung, bei mir wird nicht mal zentrifugiert um die Diatomeen nicht zu schädigen.

lg
anne

bernd552

Hallo Anne,

gut dass Du wegen der NaOH fragst, hätte sonst meinen Schreibfehler nicht bemerkt!

NaOH nehme ich um den pH der HCl wieder zu erhöhen, meine Waschlösung enthält nicht NaOH sondern Na2CO3 zum alkalisch stellen, damit das Detergenz (braucht pH ca. 10) überhaupt wirken kann (das Na2CO3 sollte den leichten NaOH Überschuß abpuffern). Das Na2CO3 sollte in der kurzen Einwirkzeit das SiO2 Gerüst nicht merklich anätzen.

Mir fiel übrigens bei allen fossilien Kieselalgen, die ich bisher unter dem REM hatte (waren eigentlich nur die Proben von Dir, Fa. Krantz und die von mir aufgearbeiteten) auf, dass das Quarzgerüst immer stark porös war, bei nativen Diatomeen war dies bei weitem nicht so ausgeprägt.

So konnte ich wahrscheinlich nachweisen, dass der Zahn der Zeit sehr sehr klein ist und erst nach einer Nagzeit von über 20 Mio. Jahren nur im REM sichtbare Spuren an den Radiolarien hinterläßt...... ich glaube, dass der Zahn der Zeit der an uns nagt, wesentlich effektiver ist ;)  >:(

LG
Bernd

bernd552

...... Nachtrag

nur noch als Anmerkung,

ich habe in die Kieselalgenaufarbeitung "reingeschnuppert" um diese mal gemacht zu haben, sie auch zu verstehen um evtl. mal mitreden zu können und im Forum nicht dauernd nach von Euch mühsam aufgearbeiteten Material nachfragen zu müssen.
Du Anne und viele andere hier, haben sicherlich x Jahre Erfahrung mit den unterschiedlichsten Formen und Typen an Material, in dieses Feld will ich mich gar nicht begeben.

Meine Intention ist weiterhin die eigentliche REMerei, die an sich genug Arbeit in der Probenvorbereitung abverlangt.

Da ich nun wieder einen subtilen, aber deutlichen Hinweis auf den "Zahn der Zeit" bekommen habe, bleibe ich bei meiner Intention und bin ich deshalb weiterhin für alle hier offen, von schönen (bereits aufgearbeiteten) Kieselalgen ansprechende "Bilder" anzufertigen.

LG
Bernd

anne

Hallo Bernd,
ich finde es toll, daß Du es verstehen willst!
Natürlich werden wir Dich sicherlich weiterhin gut versorgen, Deine Bilder möchte ich nicht missen.

Die porösen Diatomeen machen mir auch Kopfzerbrechen, dazu schreibe ich mal an, evtl. könnten wir  mal eine Gegenprobe machen, ob es nun wirklich der "Zahn der Zeit" ist.

lg
anne

bernd552

Hallo Anne,

Zitat von: anne in Oktober 18, 2017, 10:19:19 VORMITTAG
Natürlich werden wir Dich sicherlich weiterhin gut versorgen

danke!!

Ich warte noch bis Mitte nächster Woche, bis die meisten Probenwünsche durch sind und versende dann auch eine Probe an Dich.
Da kannst Du bei Interesse als Reinigungs-, und-, und-, und .. -Experin selber einen Vergleich machen, meine Radiolarien haben keine Oxidationsmittel, starke Säuren oder einen Kochvorgang erlebt, sie wurden nur mechanisch "durchgeprügelt".

Die Porösität bei den alten Radiolarien finde ich übrigens nicht schlecht, man soll ihnen ruhig ihr hohes Alter ansehen, das ist authentisch.

LG
Bernd

Rene

Sehr, sehr schon Bernd, thanks for showing.
Are there alternatives for the use of SDS in alkaline conditions? And what exactly does the Titriplex (EDTA?) do, does it remove stuff that even in the alkaline SDS mixture does not go in solution?

Thanks,
René


bernd552

Hallo Rene,

wenn man es wissenschaftlich exakt machen wollte, müßte man die elektrische Ladungen der Verunreinigungen bestimmen um das passende Detergenz und pH auszuwählen.
Da ich dies im Heimlabor nicht kann, habe ich es wie die Pharmaindustrie bei den Breitband-Antibiotikas gemacht, nicht einen Wirkstoff gegen einen Keim (den man ja vorher bestimmen müsste), sondern viele gegen alle wahrscheinlich vorkommenden Keime.

Ich hatte kein Calgon oder Pyrophosphat da aber SDS und EDTA. SDS ist ein starkes Detergenz und EDTA als Komplexbildner komplexiert oder löst evtl. vorhandene Verunreinigungen (wie unlösliche Metallsalze), die mit EDTA und nicht mit Detergentien reagieren.

LG
Bernd

Dr. Jekyll

Hi Bernd,

Was sind denn Antibiotikas👨🏻‍🎓💊💊💊💊💊💊?
🙂
Beste Grüße
Harald

Rene

Klar Bernd, danke! Would you mind telling me what concentrations you use? From my molecular biology background I'm used to working in the mM range, but I guess you're using it in a rather harsher regime?

René

Rawfoto

Hallo Bernd

Die birnenförmige Radularie finde ich spitze 😁

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

bernd552

Hallo René,

Zitat von: Rene in Oktober 19, 2017, 16:47:09 NACHMITTAGS
Would you mind telling me what concentrations you use?

hier kannst Du eigentlich nichts falsch machen wenn Du zu viel Chemikalien einsetzt, es ist wie beim Händewaschen, sind diese besonders verschmutzt, dann nimmst Du auch mehr Seife oder  wenn Du öfters wäscht entsprechend weniger. Theoretisch könntest Du auch Textilwaschmittel oder Handwaschmittel nehmen, früher wurde von den Diatomisten laut Literatur Kernseife genommen.
Wichtig ist nur, dass das "Waschmittel" von Anfang bis zur endgültigen Reinigung der Kieselalgen immer present ist, also nicht zwischendurch mit Wasser waschen!
Ich gebe es bereits nach der HCl Behandlung und Neutralisation in den Mergel bei (das alkalische Detergenz hat quasi Schmiereigenschaften, die beim mechanischen Aufweichprozess durch die Eiskristalle /Volumenveränderung sicher vorteilhaft sind).

Ich arbeite im 1-5% Bereich für SDS / Na2CO3 und ca. 1-2% EDTA.

LG
Bernd

anne

Hallo Bernd,
noch eine Frage.
ich habe vor kurzem erst auch dieses Material gereinigt.
Bei mir fanden sich viele sehr schöne Diatomeen darin.
Zum Beispiel diese im Beitrag hier und noch etliche andere Species.
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=29555.msg220061#msg220061

Größenmäßig müssten die bei Dir auch noch vorhanden sein, zumindest in der Fraktion >30µm.
War da noch was da?
Oder sind diese durch Ultraschall nun wirklich zerschreddert?

lg
anne

bernd552

Hallo Anne,

Du hast recht, das sind wirklich schöne Diatomeen in Deiner Aufarbeitung!

Ich schätze aber, dass ich eine andere Charge (meine Chargennummer ist "F 64") als Du bekommen habe, denn diese Diatomeen waren in meiner Probe nicht (oder sehr selten und ich habe sie im Streupräparat - vor dem Ultraschalltest - übersehen) vertreten.
Ich schicke Dir mal zwei aufgearbeitete Proben  "F64", einmal die Siebung >30 bis <100µ und > 100µ, da kannst Du Dir selber einen Überblick machen.

Ich schätze mal, je kleiner eine Kieselalge ist, um so - tendentiell - mechanisch stabiler ist diese (da können die Physiker hier bestimmt genaueres dazu sagen), so dass eher die großen, bei mir "kleingeschallt" werden müßten??
Ich hatte US mit 40 KHz 50W abs.  und 1 MHz 1W/qcm < 10 min  im Einsatz und die KA. mit >100µ Größe zeigten - nach Beschallung und erneuter 100µ Siebung -  im Filtrat subjektiv beurteilt nicht auffällig viele Trümmer.

Im Bild 4 siehst Du die Hauptvertreter der Siebfraktion > 100 µ, wie schon geschrieben, sind diese von der Struktur her eher mechanisch robust.

Braucht Du denn die evtl. riskante "Intensivreinigung" mit Ultraschall für die Lichtmikroskoper überhaupt oder gibt es da auch einen Bedarf oder Wunsch?
Ich habe mich hier an die Hardcore-Reinigung experimentell herangewagt, weil mich im REM Verunreinigungen stören, die im Lichtmikroskop nie auffallen würden.

LG
Bernd

anne

Hallo Bernd,
danke für die schnelle Antwort.
Ich persönlich komme mit den klassichen Reinigunsverfahren klar.
Aber es gibt schon sehr schwierige Proben, dass muss ich zugeben, an denen man verzweifeln könnte.

Bestimmt würden sich viele Diatomeenfreunde wünschen die Reinigung mit einem Ultraschallgerät anstatt der unangenehmen Säurerreinigung durchführen zu können, damit würde die Aufarbeitung "Küchentauglich" werden und somit für viele machbar.

Ich sollte Dir mal eine der ganz fürchterlichen fossilen Proben schicken, falls Du Interesse hast.

lg
anne