Olympus-Objektive an Zeiss-Mikroskop?

Begonnen von MikroMicha, Oktober 30, 2017, 11:21:21 VORMITTAG

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MikroMicha

Hallo liebe Foristinnen und Foristen,
ich habe hier mal eine Frage, die mich eigentlich schon längere Zeit beschäftigt. Es geht darum, ob es möglich ist, Olympus-Objektive der neueren Generation mit Unendlich-Optik auch an ein 2 Jahre altes Zeiss-Gerät (Axiolab A1), ebenfalls Unendlich-System, anzuschließen? Zeiss hat ein M27-Gewinde, Olympus ein RMS-Gewinde (W20.32×0.706 (RMS). Das Objektiv, welches ich mir ausgesucht habe, ist das Olympus-Phasenkontrastobjektiv LUCPLFLN 60XPH. Einen entsprechenden Adapter-Ring habe ich, so wie glaube, auch bereits gefunden:

https://www.thorlabs.com/thorproduct.cfm?partnumber=RMSA3

Mit meinem jetzigen Phasenobjektiv (63x, trocken) bin nicht wirklich zufrieden (extreme Farbsäume). Ein 63er Oil-Objektiv habe ich auch, das ist super. Ich möchte jedoch in dieser Vergrößerungsklasse auch mal "trocken" beobachten".

Das einzige, worum ich mir Gedanken mache  ist die Frage, ob ein Zeiss-Phasenkontrastkondensor mit diesem Objektiv kompatibel ist, sprich, ob die entsprechenden  Ringblenden im Zeiss-Kondensor mit den Phasenringen in Olympus-Objektiven zusammenpassen und in Deckung zu bringen sind, damit ein optimaler Phasenkontrast entsteht.

Hat jemand von Euch damit Erfahrungen? Ich würde mich über jeden Tipp/über jede Hiflestellung von Euch freuen und sage schon jetzt DANKE.
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

Bob

Hallo Micha,
ich halte es für eher unwahrscheinlich, dass Du da eine parfokale Lösung mit guter Bildqualität hinbekommst. An Deiner Stelle würde ich erstmal versuchen, herauszufinden, ob Dein Zeiss-Objektiv in Ordung ist. Extreme Farbsäume kann ich mir bei einem planmäßig eingesetzten Zeiss-Objektiv eigentlich nicht recht vorstellen. Vielleicht ist es einfach defekt?

Viele Grüße,

Bob

wilfried48

#2
Hallo Micha,

Zeiss und Olympus sind wegen der unterschiedlichen Kompensation in der Tubuslinse nicht kompatibel, auch wenn man sie mechanisch adaptiert bekommt.

Aber was ist denn das für ein 63er Trockenobjektiv das "extreme Farbsäume erzeugt", etwa das Original Zeiss ?
Dann muss es defekt sein und ich würde es reklamieren.
Eine Ursache könnte auch noch sein, dass die Deckglasdicke mit dem Korrekturring nicht abgeglichen wurde oder nicht abgeglichen werden kann, aber das müsstest du dann auch an mangelnder Schärfe und Kontrast sehen.

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

MikroMicha

Hallo Bob,
hallo Wilfried,

vielen Dank für Eure Einschätzungen.

@Bob: Ich hatte mir so etwas fast gedacht, dass Olympus und Zeiss nicht zusammen harmoniert. Schade eigentlich, da die Objektive von Olympus ja auch nicht schlecht sein sollen. Ich hatte auch schon ein anderes 63er Objektiv gleicher Bauart von Zeiss, da war der gleiche Effekt mit den "Farbsäumen".

@Wilfried: Kann es sein, dass Olympus die Unendlichoptik im Tubus verbaut und Zeiss die Linse im Mikroskopfuß, als Kollektorlinse sozusagen? Und einen Korrekturring besitzt mein Objektiv nicht, es ist auf 0,17 mm Deckglasdicke gerechnet. Diese Vorgabe halte ich auch ein, da ich die Deckgläser direkt von Zeiss beziehe.

Nun zu den Farbsäumen: Bei dem besagten Objektiv handelt es sich um ein Objektiv aus der "A-Plan-Klasse", ein Archromat also. Es ist ein Phasenobjektiv mit einer nummerischen Apertur von 0,8, für ein Trockenobjektiv also schon eine recht hohe Apertur. Es ist für eine Deckglasdicke von 0,17 mm gerechnet. Die halte ich auch ein, da ich diese Deckgläser direkt von Zeiss beziehe. Das Objektiv ist nicht schlecht, die Schärfe z. B. stimmt. Der Abbe-Kondensor ist sauber zentriert und alles ist "geköhlert." Damit Ihr seht, was ich mit den "Farbsäumen" meine, habe ich in meine Claud mal zwei Bilder für Euch hochgeladen, die ich auf die Schnelle gemacht habe. Bitte verzeiht mir deshalb die Unschärfe, ich wollte halt nur den Farbsaumeffet demonstrieren. Ich finde sie halt alle ein wenig "zu bunt" aufgrund der Farbsäume:

https://www.magentacloud.de/share/rwc43cee-w

Vielleicht klage ich ja auch auf hohem Niveau und bei diesen Objektiven ist es nicht besser machbar. Trotzdem würde mich eine Meinung von Euch interessieren.

Ich danke schon jetzt für einen Ratschlag und ein kurzes Feedback von Euch.
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

Klaus Herrmann

Hallo Michael,

das ist PH-Kontrast, bei dickeren Objekten sehen die Halos des PH halt so aus.
Verstehe ich dich richtig A-Plan CZ unendlich an AxioLab?

Richtig schlecht würde es wohl mit Oly-Objektiven!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

MikroMicha

Hallo Klaus,

die Schichtdicke war hier zugegeben noch nicht ganz optimal, das stimmt.

Ja, es handelt sich um ein 63er A-Plan-Objektiv, Unendlich-Optik in Phasenkontrastausführung. Vielleicht bin ich einfach ein wenig durch meine Neofluare "verwöhnt", aber ich möchte halt auch nicht immer mit Öl hantieren. Aber ich glaube, ich bin hier halt schon in einem Grenzbereich, was mit Trockenobjektiven im Phasenkontrast machbar ist.
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

cabo

Zitat von: MikroMicha in November 01, 2017, 19:27:25 NACHMITTAGS
es ist auf 0,17 mm Deckglasdicke gerechnet. Diese Vorgabe halte ich auch ein, da ich die Deckgläser direkt von Zeiss beziehe.

Hallo Micha,

ich habe auch ein trockenes 60er (aber mit Korrekturring) und ich muss immer mit einer extrem dünnen Wasserschicht arbeiten. Meine Deckgläser haben im Schnitt sogar nur 0,15 mm (das messe ich nach). Auf deinem ersten Bild liegen zwei Rädertiere sogar übereinander. Das spricht für eine dicke Wasserschicht. Wenn das Objekt da nicht direkt an der Deckglasunterseite liegt kann man das Ganze fast vergessen. Zumindest mit meinem Olympus Objektiv (mit einer n.A. von 0.90).

Gruß

Christian


reblaus

Christian hat gerade schon in etwa das Gleiche gesagt - aber weil ich das schon getippt hatte hier nochmals leicht variiert:

Hallo Michael -

es mag sein, dass du die Deckglasdicke 0,17 mm eingehalten hast - aber damit kriegst du bei einem so starken Objektiv nur Objekte sauber abgebildet, die ohne weiteren Zwischenraum direkt am Deckglas anliegen - in deinem Fall hast du ein relativ dickes Objekt, das vermutlich noch durch etwas Wasser vom Deckglas getrennt ist. Diese Bildfehler addieren sich sozusagen zu den Beugungsrändern, die für Phasenkontrast charakteristisch sind.
Bei einem Immersionsobjektiv mit Öl über dem Deckglas und einer dünnen Wasserschicht daraunter ist diese Effekt aus optischen Gründen weit geringer.

Gruß

Rolf



Bob

Hallo Micha,

an Plankton hatte ich bei Deiner Frage gar nicht gedacht. Hat Dein 63er Ölimmersionsobjektiv auch bei Plankton den guten Eindruck gemacht?


Viele Grüße,

Bob

MikroMicha

#9
Hallo Bob,

ich bin eigentlich ein typischer "Tümpler" und das Leben im Wassertropfen interessiert mich. Das besagte A-Plan 63x (Trockenobjektiv) macht wie gesagt Farbsäume, die aber wohl zum größten Teil mit der Wasserschichtdicke zusammenhängen. D. h., ich muss das Wasser unter dem Deckgläschen auch für dieses Objektiv sehr weit verdunsten lassen, bis die Objekte der Begierde unmittelbar oder so nah wie möglich direkt unter dem Deckglas anliegen. Ansonsten werden die "Säume" arg verstärkt, die man halt im Phasenkontrast hat. Mein EC-Plan-Neofluar 63x Oil mit der nummerischen Apertur von 1,25 macht sehr klare und schöne Bilder und zeigt so gut wie keinen Farbfehler mehr. Aber das Objekt darunter (in meinem Fall die Wasserprobe aus einem Teich, etc.) muss auch hauchdünn sein. Das muss man echt üben, bis man das hinbekommt, vor allem wenn noch gröbere, größere Partikel (winzige Steinchen, etc.) in der Probe sind. Die müssen möglichst raus, geht aber nicht immer vollständig. Dann muss man vorsichtig mit Saugpapier Wasser absaugen, bis das Deckgläschen ganz eben und gleichmäßig am Objektträger anliegt und hoffen, dass man die interessanten Objekte nicht mit weggesaugt hat. Damit sind mir viele gute Aufnahmen gelungen und dann funktioniert das auch bei Plankton. Noch ganz wichtig: Man benötigt ganz dünnflüssiges (geringe Viskosität) Immersionsöl, sonst bewegt man das Deckgläschen beim Verfahren des Objektführers oder durch die Auf- und Abbewegungen des Fokustriebes mit. Dann fegt man das Objekt der Begierde schnell aus dem Bildfeld. Ölimmersionen bei Wasserorganismen sind nicht ohne, das muss man üben. Es hat zwischenzeitlich Situationen gegeben, da hätte ich das 63er-Ölobjektiv am liebsten an die Wand geworfen  >:(. Gut, dass ich es dann doch nicht getan habe  ;) Schau doch mal auf meiner YouTube-Seite (klick auf das Globus-Symbol neben meinen Namen). Mit dem Objektiv sind inzwischen viele schöne Aufnahmen entstanden. Es geht also  :)
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

Detlef Kramer

Hallo,

ZitatKann es sein, dass Olympus die Unendlichoptik im Tubus verbaut und Zeiss die Linse im Mikroskopfuß, als Kollektorlinse sozusagen? Und einen Korrekturring besitzt mein Objektiv nicht, es ist auf 0,17 mm Deckglasdicke gerechnet. Diese Vorgabe halte ich auch ein, da ich die Deckgläser direkt von Zeiss beziehe.
Nein, macht überhaupt keinen Sinn, denn die Tubuslinse muss im Abbildungsstrahlengang sitzen. Sie bedeutet, technisch gesehen, das Ende des Unendlichraums.

Gruß, Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

wilfried48

Lieber Detlef,

ich glaube das hast du missverstanden, mit Mikroskopiefuss meint er das Mikroskopstativ sonst macht es wirklich keinen Sinn. Viele neuere Zeissmikroskope haben die Tubuslinse nicht mehr im Tubus unten eingeschraubt sondern im Mikroskopstativ unter dem Tubus. Es gibt sogar Tubuslinsenwechsler mit verschiedenen Vergrösserungen so wie früher beim Optovar.

Ob das Axiolab 1A auch so ist kann ich nicht sagen. Aber die unendlich Olympus Mikroskope BX... haben die Tubuslinse noch im Tubus.
Aber das ist nicht der Punkt, für die Nichtkompatibilität der beiden Systeme sondern es ist die verschiedenen CVD Kompensation der Tubuslinsen.
Ich habe mal das umgekehrte ausprobiert ein Zeiss 20 er  unendlich Objektiv am Olympus Mikroskop.
Ergebnis, es gibt ein Bild aber mit deutlicher CVD.

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

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Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

JB

Zitat von: MikroMicha in November 01, 2017, 22:26:06 NACHMITTAGS
Das besagte A-Plan 63x (Trockenobjektiv) macht wie gesagt Farbsäume, die aber wohl zum größten Teil mit der Wasserschichtdicke zusammenhängen. D. h., ich muss das Wasser unter dem Deckgläschen auch für dieses Objektiv sehr weit verdunsten lassen, bis die Objekte der Begierde unmittelbar oder so nah wie möglich direkt unter dem Deckglas anliegen. Ansonsten werden die "Säume" arg verstärkt, die man halt im Phasenkontrast hat. Mein EC-Plan-Neofluar 63x Oil mit der nummerischen Apertur von 1,25 macht sehr klare und schöne Bilder und zeigt so gut wie keinen Farbfehler mehr. Aber das Objekt darunter (in meinem Fall die Wasserprobe aus einem Teich, etc.) muss auch hauchdünn sein.

Hallo,

Das sieht nach einem kombinierten Effekt aus; Planachromat statt Plan-Neofluar und fehlender Korrekturring bei hoher NA (0.80).

Mit dem Olympus-Objektiv (60x/0.70) sind Sie auf der richtigen Spur; bei Zeiss gaebe es da ein LD Plan-Neofluar 63x/0.75 Corr Ph2 mit aehnlicher Leistung und ein Plan-Apochromat 40x/0.95 Corr Ph3 als Optionen https://www.micro-shop.zeiss.com/index.php?p=us&f=o

Beste Gruesse,

Jon

Christian Linkenheld

Hallo,

abgesehen von der CVD haben die Tubuslinsen von Zeiss und Olympus natürlich auch noch unterschiedliche Brennweiten, wodurch die Objektivvergrößerung auch nicht mehr stimmen würde.
Die A-Plane von Zeiss können natürlich nicht mit den höher korrigierten Objektiven, wie den EC-Plan-Neofluaren mithalten. Allerdings kann man ja im Phasenkontrast oft auf Farbe verzichten. Man kann dann ein grünes Interferenzfilter nehmen (die einfachen Glasfilter taugen in der Regel nichts) und bewegt sich nun in dem Spektralbereich, für den diese Objektive sehr gut korrigiert sind. Verwendet man eine Monochromkamera (oder eine Farbkamera mit Monochrommodus), so erhält man sehr scharfe Bilder, die man dann ggf. nachträglich wieder "einfärben" kann. Beispiele findest du in meinem Newsblog (http://www.mikroskopie.de/?page_id=1369 - Beitrag vom 12/10/17 "Monochrom für mehr Schärfe" und ein Video mit "eingefärbter" Amöbe dann auch hier: http://www.mikroskopie.de/?page_id=225 im Register "Beispielbilder und -Videos" ganz unten.

viele Grüße

Christian