Frullania dilatata; ein Wassersackmoos mit Octosporella erythrostigma

Begonnen von A. Büschlen, November 17, 2017, 07:59:40 VORMITTAG

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A. Büschlen

Hallo,

das Wassersackmoos Frullania dilatata gehört zu den beblätterten Lebermoosen. F. dilatata wächst epiphytisch an verschiedensten Trägerbäumen die bevorzugt an eher luftfeuchten Standorten stehen.

Innerhalb der beblätterten Lebermoosen zeigen die Frullaniaceae eine Besonderheit:
Unter den grossen runden Oberblättern liegen wechselständig am Stämmchen angeordnet, Wassersäcke.

Und ebenfalls besonders ist die Anordnung der Elateren in der Sporenkapsel: sie sind wie Spiralfedern gebaut und bleiben mit einem Ende an der Innenfläche der geöffneten Kapsel festverbunden.
Zur Funktion der Elateren gibt es hier:
http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/elateren/20682

https://www.anbg.gov.au/bryophyte/elaters-liverworts.html

weiterführende Info's.

Nun einige Bilder zu Frullania dilatata:

F. dilatata wächst hier auf der Rinde einer Esche.



Die  Wassersäcke sind unter den grossen, runden Oberblätter sichtbar. In diesen Wassersäcken können auch Rädertiere gefunden werden.



Die geöffnete Kapsel von der Innenseite betrachtet. Die Elateren sind mit einem Ende an der Innenseite der Kapselwand befestigt. Durch ihre federnde Schwingungen schleudern sie beim öffnen der Kapsel die Sporen aus der Kapsel.



Links im Bild sieht man die papillösen Strukturen auf der Oberfläche der Sporen in drei verschiedenen Schnittebenen; rechts im Bild ein Elater als spiralige Feder mit einer feinen Membrane umhüllt; li: Durchlicht / Hellfeld; re: Durchlicht / Phasenkontrast



Gruss Arnold Büschlen


Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Heiko

Wunderschöne Präsentation, Arnold.

Grüße, Heiko

Michael Plewka

Hallo Arnold,

ich schließe mich an: eine sehr schöne Dokuentation! Vielen Dank dafür!
(ich hoffe, ich kann demnächst auch mal die ,,Wassersäcke" (und deren Inhalt) begutachten...


Da das Stichwort ,,Elateren" hier im Forum offenbar noch nicht so häufig thematisiert worden ist (zumindest nach der internen Forums-Suche): hier der Hinweis auf einen Beitrag über  Elateren an einem Lebermoos, das sich bei hier uns in der Gegend finden lässt:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=1660.0

beste Grüße
Michael Plewka

A. Büschlen

Hallo Heiko und Michael,

danke für eure Reaktionen!

Den Elateren ähnliche Strukturen kommen auch bei den Myxomyceten vor. Hier spricht man vom Capillitium. Es kann auch fadenförmig ausgebildet sein. Hier dazu ein Beispiel:



Wir möchten aber noch bei Frullania dilatata bleiben. Bald folgt hier eine interessante Ergänzung!

Gruss Arnold
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A. Büschlen

Hallo,

hier nun noch ein Bild als Ergänzung mit:

- Das Oberblatt von Frullania dilatata
- Die Oelkörper in den Laminazellen des Oberblattes
- Ein Querschnitt des Stängels

Das Oberblatt zeigt mit seinen kräftigen Farbtönen etwas von der Schönheit der beblätterten Lebermoose die sich am Stereomikroskop und am Mikroskop besonders eindrücklich zeigt.
Die Oelkörper sind eine Besonderheit der beblätterten Lebermoose. Ihr Anzahl, ihre Grösse und ihre Ausformung sind wichtige Bestimmungsmerkmale.



Und nun kommt noch eine Doku zu einem Parasit auf F. dilatata.

Gruss Arnold
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A. Büschlen

#5
Hallo

hier nun die angekündigte Doku zu Octosporella erythrostigma als Parasit auf Frullania dilatata.

Dieser kleine Ascomycet parasitiert F. dilatata Die Fruchtkörper treten zwischen den Oberblättern hervor. Die Infektionsstellen liegen auf den Blättern. Siehe dazu die Links am Schluss.



Siehe dazu auch:

http://www.mycocharentes.fr/pdf1/2249.pdf
http://www.sysbot.biologie.uni-muenchen.de/en/people/doebbeler/hyphal_and_ascospore_features.html
http://ascomycete.org/2000Pezizales/TaxonView/tabid/129/ArticleId/306/language/en-US/Octosporella-erythrostigma.aspx?mapid=158

Gruss Arnold
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Heiko

Hallo Arnold,

die Art hatte ich vor ein paar Jahren auch schon einmal unter'm Objektiv, konnte die Strukturen aber nicht zuordnen:



Danke für die Aufklärung.

Und die Octosporella ist natürlich eine Wucht. Schon der Blick auf die Verbreitungskarte spricht Bände: http://www.pilze-deutschland.de/organismen/octosporella-erythrostigma-mont-d%C3%B6bbeler-2004-1

Viele Grüße,
Heiko

Heiko

Hallo Arnold,

Gratulation.
Ich muss gestehen, dieses Foto im preisverdächtigen Sinne übersehen gehabt zu haben – es stechen andere Deiner hervorragenden Aufnahmen mehr in's Auge. Kompliment deshalb an die Auszeichnenden, die – so unterstelle ich – auch die Exklusivität des Abgebildeten honorieren.

Viele Grüße,
Heiko

rhamvossen

Hallo Arnold,

Sehr schöne und interessante Doku. Beste Grüsse,

Rolf

koestlfr

Hallo Arnold!

Ich komme erst jetzt zum Lesen ....

SENSATIONELL! Spannend, super Fotos!
Liebe Grüße
Franz

A. Büschlen

Hallo,

ich danke euch ganz herzlich für die ermutigenden Worte!

Ich möchte mit dieser Doku zeigen, wie schön und interessant mikroskopieren sein kann. Wie ausgiebig Objekte von "fast vor der Haustüre" sind. Alle nötigen Präparate waren Frischpräparate die mit Wasser eingedeckt wurden.

Gruss Arnold
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A. Büschlen

#11
Hallo,

ich möchte diese Doku hervorholen um sie mit einigen weiteren Details zu Octosporella erythrostigma (Mont.) Döbbeler zu ergänzen.
Pilze nehmen wir fast nur über ihre Fruchtkörper war. Das fruchttragende Mycel ist in der Regel unserer Wahrnehmung verborgen. In den vergangenen Monaten habe ich mich verstärkt mit Ascomyceten beschäftigt, die als Parasiten mit Laub- und Lebermoosen leben. Ich schreibe bewusst mit, denn in vielen Fällen führt dieses parasitische Leben nicht zum Tod der Wirte.
Wie schon weiter oben dargestellt, lebt O. erythrostigma auf dem Lebermoos Frullania dilatata. Seine Fruchtkörperchen sind klein und leuchten als orange Tüpfchen zwischen den Oberblättern hervor. Das Mycel liegt locker zwischen den Ober- und Unterblätter und breitet sich am Stängel der Wirtspflanze von den Fruchtkörpern an auf und abwärts. Am Mycel bilden sich Appressorien. Appressorien sind Haftorgane. Auf der Oberfläche des Wirtes "hält" sich damit das Mycel fest und aus dem Appressorium bildet sich eine Infektionshyphe die in die Wirtszelle eindringt.

In den folgenden Bildern sehen wir:

- Das Mycel und seine Fruchtkörper. Das Mycel ist in Baumwollblau- Lactophenol gefärbt.
- Die Ausbreitung der Hyphen auf einem Oberblatt des Wirtes. Die Hyphen liegen auf der Ober-und Unterseite des Blattes.
- Einzelne Appressorien an deren Seitenhyphen.
Gefärbt wurde mit Baumwollblau- Lactophenol, eingedeckt in Glycerin.
Der Massbalken in Bild 2 beträgt 100µm, der in Bild 3 beträgt 20µm.

Gruss Arnold Büschlen
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
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Heiko

Lieber Arnold,

eine fulminante Fortsetzung Deines Beitrags – glasklare instruktive Aufnahmen!
Den Wirt beobachte ich seither ja ebenfalls, hier eine Elatere von diesem Frühjahr, konnte den Parasiten aber noch nicht finden.



Viele Grüße,
Heiko