Okular - verbogenes Rohr richten - aber wie?

Begonnen von u_welle, November 19, 2017, 20:28:06 NACHMITTAGS

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u_welle

Liebe Experten/innen,
wie lassen sich leicht verbogene Rohre bei Okularen reparieren.
Hier im Bild ein Zeiss mit eingeschraubtem Retikel, das entfernt werden soll.
Vielen Dank für eure Hilfe
Viele Grüße
Wolfgang



Bob

Hallo Wolfgang,

bei Filtergewinden von Foto-Objektiven gibt es die klassische Hosenbügel-Methode:
Ein Hosenbügel hat am Ende einen Radius von 20-25mm. Wenn man das Objektiv so über eine Tischkante hält, dass der eingebeulte Teil übersteht, man an dieser Stelle den halbierten Hosenbügel ansetzt und mit dem Hammer auf das Ende schlägt, haut man die Beule raus. Hier bräuchtest Du halt einen kleineren Radius und vermutlich auch einen härteren Schlag.

Es geht hier ja darum, dass nach außen nichts übersteht. Deshalb würde ich zurückhaltend ausbeulen, und außen etwas Material mit Feile, Schleifstein oder Schleifpapier abtragen.

Viele Grüße,

Bob


Bob

Hallo Kay,

danke für die links! Eine tolle Zange hat der sich gebaut. Wobei ein Leben ohne Nervenkitzel ja auch nichts ist...

Bob

Rawfoto

Guten Morgen

Wenn es nur um das Entfernen geht würde ich die Proxon Trennscheibe verwenden und ein Stück abtrennen, dann sollte der Einsatz leicht zum Herausdrehen gehen. Wenn das Okular noch verwendet werden soll ist das natürlich etwas völlig anderes ...

Tolle Zange, da muss einer ja oft das Problem haben ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Hugo Halfmann

In Wolfgangs Fall würde ich einen Buchenholz-Rundstab in den Schraubstock spannen und die Beule mit einem kleinen Gummihammer richten. Die paar hundertstel, die danach fehlen, richtet das Gewinde der Schlitzmutter beim Herausdrehen.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Holger x

#6
Hall Hugo,

man soll sich seinen Optimismus bewahren, aber meine Erfahrungen widersprechen deinem Vorschlag .

Ich hab gelegentlich eingedellte Innengewinde an Rohrhülsen gerichtet. Das hat bislang immer geklappt. Über eine Tischkannte würde ich allerdings auch nie richten. Das führt schnell zu einen neuem Abdruck der Tischkannte am Werkstück und umgekehrt. Außerdem eiert das runde Werkstück unfixiert in der Gegend rum und eine dritte wenn nicht vierte Hand fehlen auch.

Ich verwende meist einen passend ausgeschliffenen Holzklotz (Powerfeile) den ich im Schraubstock fest einspanne, um dann mit einem vorn leicht schräg, abgerundeten Hartholzstab (nicht zu schlank) die Delle wieder auszubeulen. Das Werkstück sollte man fixieren – manchmal reicht Klebeband. Ich taste mich dabei in mehreren kleinen Schritten an den Endzustand heran, bis das Gewinde wieder passte. Ein nicht zu kleiner Hammer ist empfehlenswert, damit man gefühlvoll mit Schmackes zuschlagen kann. Auf Rundlauf kontrolliere ich mehrfach mit einer elektronischen Schieblehre (1/100 mm).

Bei den Spezialzangen würde ich nicht davon ausgehen, dass die die Delle zu 100 % richten, ohne dass auf der heilen Seite eine weitere Verformung entsteht (kann auch unbedeutend sein – hab ich keine Erfahrung). Jede Metallverformung setzte sich immer aus einen plastischen (bleibend) und einem elastischen (stellt sich zurück) Anteil zusammen. Um den eingedellten Rand also wieder in den Ursprungszustand zurückzudrücken muss man den Bereich geringfügig überdrücken. Vorteil bei Messing ist, dass der elastische Verformungsanteil deutlich geringer als bei Stahl ist.

Eine Spezialzangen würde ich eventuell anwenden, wenn eine Glaslinse in direkter Nähe sitzt (wie bei dem bewussten Okular) die bei schockartigen Schlägen Schaden nehmen könnte. Das notwendige Überdrücken könnte man bei den Spezialzangen eventuell durch Einlegen eines beidseitig ausgeschärften Hartholzspanes erreichen. Ähnlich ließe sich die Auflagerfläche auf der Gegenseite anpassen/vergrößern.

Wenn es sich um ein ganz wertvolles Teile handelt, kann man einen unten abgerundeten Messingklotz für den oberen Rand des Okulars ausnehmen und in einer Knebelpresse die Delle gegen eine ausgerundete Matrize ausdrücken. Am Gewinde eine Hartholzspan (Kunststoff) mit ein bis zwei mm dicke zwischenlegen. Die Matrize unterhalb der Delle für das Überdrücken geringfügig ausnehmen (2 bis 3/10 mm). Mit einer Knebelpresse inkl. Mikrometeruhr lassen sich grade Bauteile (meine Erfahrung) meist bis auf zwei/drei Hundertstel (auf 20 cm Länge) wieder in den Ursprungszustand zurückdrücken. Leider sind die Vorbereitungen dann meist etwas aufwendiger und man braucht entsprechende Messeinrichtungen (z.B. eine plane Granitplatte, Mikrometeruhr, Distanzstücke zum Auflagern etc.) Als Granitplatte für genaues Messen hab ich von einem Fliesenleger mal eine polierte Granitstufe mit 3 cm Dicke bekommen – die ist erstaunlich plan.

Freundlichen Gruß Holger

u_welle

Hallo und besten Dank an die Forum-Mitglieder für die vielen und ausführlichen Kommentare.
Werde vom Fortgang der Reparatur berichten.
Viele Grüße
Wolfgang