Fotografie versus Bild im Okular

Begonnen von kare, März 11, 2018, 20:22:21 NACHMITTAGS

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kare

Hallo!

ich fotografiere an meinem Mikroskop (Euromex bscope Trinokular mit EPlan unendlich korr. Objektive) über den Fototubus mit einer Olympus E-M1. Zur Adaption der Kamera verwende ich einen Univeral SLR Adapter mit 2fach Optik von Euromex AE.5130.

Vergleiche ich nun das Bild das ich über die Okulare sehe mit dem was ich über die Fotografie erhalte ist der Unterschied sehr deutlich. Wenn ich auch mit meinen Fotoergebnissen wirklich nicht unzufrieden bin, ist das Bild durchs Okular wesentlich besser und das würde ich gerne verstehen.
Ich denke klar ist Folgendes. Betrachte ich das Bild in 1:1 Darstellung am Monitor, der etwa 80dpi hat, resultiert daraus eine viel zu starke Vergrößerung. Das kann eigentlich gar nicht richtig scharf werden. Aber auch in der verkleinerten Darstellung, also bei ähnlicher Vergrößerung ist das Okularbild deutlich besser.

Für diesen Effekt könnte ich mir verschiedene Gründe vorstellen...
1) Der Universal Adapter ist nicht genau für meine E-M1 gerechnet, es könnten Ungenauigkeiten im Auflagemaß (...) der Grund sein?
2) Ich habe kein geeignetes Blitzsystem für das Fotografieren am Mikroskop, das führt zu Bewegungsunschärfe beziehungsweise ich muss oft die ISO hoch einstellen. Wobei ich auch bei botanischen Proben die Erfahrung wie oben beschrieben gemacht habe.
3) Das Mikroskop verwendet einen Strahlenteiler das Bild wird also zu den Okularen und dem Fototubus gleichzeitig geleitet. Der optische Weg ist also nicht gleich und könnte daher nicht die gleiche Qualität in der Abbildung haben.
4) Irgend etwas Anderes von dem ich keine Ahnung habe...  :-\

Ach übrigens, die Kamera hat einen digitalen Verschluß den ich auch fürs Fotografieren verwende.

Würde mich freuen wenn mir da jemand etwas Licht ins Dunkel bringen könnte!  :)

Viele Grüße,
Karl

plaenerdd

Hallo Karl,
ein paar Beispielbilder würden helfen, Dir zu helfen.
Da Du noch recht neu im Forum zu sein scheinst: Hier der Hinweis, wie man Bilder einstellt.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

kare

#2
Hallo Gerd,

dann versuch ich das mal mit Bildern zu beschreiben.

Das Bild wurde mit dem EPLi 10x aufgenommen.
Motiv ist ein Samenkorn (Weizen) aus einem Präperatesatz.

Also zunächst ein 100% Ausschnitt (Schnitt sonst keine Bearbeitung)
Das ist dann natürlich zu heftig vergrößert, ich gehe nicht davon aus dass mein 10er die Auflösung für ein scharfes Bild in der Größe liefern kann.


Das ist die Gesamtansicht (Tonwertkorrektur, verkleinert auf 800x600 und geschärft)
In etwa geht das mit der Vergrößerung mit meinen 10fach Okularen überein.


Betrachtet man den im Crop markierten Bereich kann ich da im Mikroskop noch recht scharf Struktur erkennen, auf dem Foto hingegen sind die Grüntöne schon um einiges mehr verwaschen. Auch in der verkleinerten, geschärften Version ist da natürlich nicht mehr als im Crop zu erkennen, woher soll's auch kommen.
Mir gehts vor allem darum zu verstehen ob und wo ich da beim Foto noch was optimieren könnte und wo der Flaschenhals steckt.

Viele Dank schon mal für die Hilfe!

Grüße, Karl

Fahrenheit

Lieber Klaus,

ganz auf die Schnelle: da Du nichts zum Weißabgleich schreibst: vielleicht lässt sich da noch was raus holen.

Andererseits sind auch dünn geschnittene Präparate ocft nicht ganz plan, so dass in "Dellen" oder an "Erhebungen" unscharfe Stellen entstehen. Dies ist auch der Fall, wenn Du keine Plan-Objektive verwendest (Schärfenabfall zum Rand des Gesichtsfeldes hin) oder wenn die Sensorebene der Kamera nicht parallel zur Objektebene liegt (das gibt einen Schärfegradienten ...).
Hier kann Stapeln von Bildern helfen (z-Stacking), z.B. mit dem kostenlosen Programm Picolay, das von Heribert Cypionka hier aus dem Forum betreut und zur Verfügung gestellt wird.

Weitergehende Hinweise sind eigentlich nur möglich, wenn man das Gerät vor sich hat. Schau doch mal nach einer Kolleginn oder einem Kollegen in Deiner Nähe.

Herzliche Grüße
Jörg

Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

sushidelic

Hallo Karl,
sieht doch gar nicht so schlecht aus!
Mal ein bisschen Mathe:
Deine Kamera hat einen Pixel Pitch von 3.72µm, nachdem du ein 10x Objektiv verwendest, und 2x nachvergrößerst (der SLR - Adapter) landest Du bei 0.186µm pro Pixel.
Ich habe Deinem Bild aufgrund Deiner Angaben mal einen Massstab hinzugefügt:



Mit schnellem Nachmessen komme ich auf eine Auflösung der kleineren Details von ca. 1.5 - 2µm.
Dein verwendetes Objektiv hat eine NA von 0.25, das ergibt eine theoretische Maximalauflösung von 1.1µm bei grünem Licht.

Also meines Erachtens: Schärfe fein, der Rest ist Belichtung, Nachbearbeitung etc.

Deswegen war ich auch so frei, und habe deine Bärtierchen einfach mal von den Gradationskurven angepasst und leicht geschärft:



Sieht doch gut aus :)

LG Michael

reblaus

Hallo Karl -

mir geht es oft wie Dir - mir kommt das Bild im Okular oft schärfer vor, auch wenn die objektiven Ursachen, von denen Du einige aufgezählt hast, ausgeschlossen werden können.
Eine weitere Ursache könnte folgendes sein: Das scharfe Gesichtsfeld des Auges ist ja nur ein Punkt und die Bildfläche wird durch Abscannen und kontinuierliches Akkomodieren erfasst, d.h. das Auge versucht dauernd scharfzustellen, wenn es ein flächiges Objekt mit einer gewissen Tiefenausdehnung (Schnitt) abtastet.

Bei einem Digitalfoto, das man auf dem Monitor betrachtet, nutzt die Akkomodationsfähigkeit des Auges nichts, unscharfe Stellen lassen sich nicht nachfokussieren. Außerdem hat die Netzhaut eine gewisse Tiefe während der Sensor einer Kamera absolut flach ist, was auch die Tiefenschärfe beeinträchtig. Diese Beobachtungen konnte man schon bei der Analogfotografie machen, wenn ein etwas empfindlicherer Film mit dickerer Fotoschicht verwendet wurde.

Ob und welchen Einfluss das wirklich hat müsste mal jemand nachrechnen, der von Optik was versteht!

Viele Grüße

Rolf

kare

#6
Hallo!

Der Weissabgleich stand auf Auto, die Farbtemperatur für die LED Beleuchtung müsste sich ja herausfinden lassen.
Vielleicht könnte ich ja einen manuellen Weißabgleich machen, eventuell genügt dafür sogar der bereits eingelegte Weißfilter.

Die Sache dass nicht alles was eben erscheint auch eben ist, ist ein sehr guter Punkt. Mir kam es auch immer so vor als wäre beim Blick durchs Okular die Schärfentiefe größer. Die Erklärung mit der Akkomodationsfähigkeit des Auges erscheint mir in dem Zusammenhang äusserst plausibel.

Und danke auch für die Bestimmung des Maßstabs, die Erklärung und die Bearbeitung der Bärtierchenaufnahme!
Das hilft mir die Qualität der Ergebnisse besser einzuordnen und der Unterschied beim Bärtierchen spricht klar für die überarbeite Variante.

Wenn möglich Stacks erstellen, Weißabgleich kontrollieren, Gradationskurve bearbeiten und unseren angeborenen Sehapparat nicht unterschätzen, da hab ich ja einige Hausaufgaben für's nächste mal! ;)

Also bleibt mir nur mich herzlich zu bedanken, eure Antworten sind durchaus erhellend!

Viele Grüße,
Karl

kare

#7
Hallo!

Entschuldigt wenn ich diesen Thread nochmal ausgrabe, aber ich bin hier im Forum mal wieder auf einen neuen Ansatz gestoßen.

In Jürgens Thread "Allgemeine Fragen eines Anfängers" habe ich die Antwort von Jon bezüglich der sphaerischen Aberration bei hoher NA gelesen. (Siehe hier http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=31119.msg231480#msg231480)
Nun habe ich dementsprechend einfach freihand durchs Okular mit meinem ZD-35 Makro auf der E-M1 fotografiert, am Mikroskop verwendete ich das EPLi 40x Objektiv.
Guck an, schon das hat eine Verbesserung gebracht!
Siehe dazu das Bild im Anhang, es stellt in etwa den gleichen Ausschnitt wie im Beispiel oben dar.
Das kommt dem Bild das ich visuell sehe schon näher auch wenn hier immer noch gewisse Unterschiede auszumachen sind die ich auf die von euch bereits genannten Gründe zurückführe.

NACHTRAG: Mein Vergleich hinkt nicht nur der hat nicht mal mehr Beine! Ich habe hier eine Aufnahme mit dem EPLi 10x mit dem einer Aufnahme des EPLi 40x verglichen. Das ist selbstverständlich unsinnig! Möchte das jetzt aber nicht wieder löschen, daher diese Korrektur.

Nun ist die Frage welche Möglichkeiten bieten sich mir das praktikabel umzusetzten. Eine Möglichkeit wäre ein Reprostativ, das ist unter Anderem platzbedingt nicht so meine Wunschlösung. Lieber wäre mir ein Adapterlösung, kennt da jemand etwas passendes?

Viele Grüße,
Karl

JürgenG.

Servus Karl,
aktuell kann ich leider keine Hilfestellung geben, ist aber irgendwie tröstlich, dass es Leidensgenossen gibt ;)

Grüße Jürgen

kare

#9
Hallo zusammen,

@Jürgen: Ja, die Suche nach der optimalen Lösung, der Weg ist steinig den geht man nicht gerne alleine.  ;)

An der Stelle muss ich jetzt aber Asche auf mein Haupt streuen! Da vergleiche ich oben ja Äpfel mit Birnen, die erste Aufnahme ist ja mit dem EPLi 10x gemacht und die letzte Aufnahme mit dem 40x! Ich vergleiche also die Auflösung des 10ers mit dem des 40ers, klar dass da mehr Details sichtbar werden! :-\
Oh je, da war ich in meiner Euphorie gestern SEHR schlampig, sorry dafür! :-[  Da muss ich erst noch einen vernünftigen Vergleich machen bevor ich meinen Adapter aussondere.

Viele Grüße,
Karl