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Dünnschliff Amphibolit

Begonnen von Florian D., März 26, 2018, 09:23:35 VORMITTAG

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Florian D.

Hier Ausschnitt 2:
Mittig wohl der Kristalle desselben Amphibols mit verschiedener Orientierung. Von den Farben (Dichroismus) her vielleicht Hornblende (Pargasit?) oder Ferroaktinolith? Mittig oben vielleicht ein heller Biotit (Phlogopit)?

Florian D.

Letzter Ausschnitt:
Vielleicht wieder Biotit (oder Chlorit?) in verschiedenen Schnittlagen.
Freue mich auf Eure Interpretationen!

Gruss,
Florian

olaf.med

Lieber Florian,

nun wag' ich es doch mal, aber Du weißt ja hoffentlich, dass Ferndiagnosen ausschließlich aufgrund fotografischer Darstellungen auch falsch sein können!

Im Bild Nummer 1 könnte der farblose Kristall sehr wohl ein Quarz sein, der aufgrund zu hohen Schleifdrucks in dieser Form zerbröselt ist. Das umgebende Mineral ist eindeutig ein Schichtsilikat, wahrscheinlich ein ehemaliger Biotit der chloritisiert ist. Die hellen "Entmischungen" sind ebenfalls Schichtsilikate, möglicherweise Relikte des ehemaligen höher doppelbrechenden Biotits - da sollte man aber einen deutlichen Pleochroismus Braun-Farblos beobachten können. Die kleinen hoch lichtbrechenden Kristalle könnten Titanit sein, der bei der Umwandlung von Titan-haltigem Biotit zu Titan-freiem Chlorit gebildet wird. Aber auch Epidot wäre möglich, aber das ist in diesem Bild nicht unterscheidbar.

Im zweiten Bild erkenne ich lediglich Amphibol und Quarz, keinen Biotit. Eine genauere Eingrenzung der Amphibole ist nur sehr schwierig. Dazu muss man verschiedene optische Parameter einbeziehen. Ich würde es hier bei dem Oberbegriff belassen.

Im dritten Bild ist der bei gekreuzten Polarisatoren blau erscheinende Kristall tatsächlich Biotit, die anderen sind Amphibole.

Darf ich zu den Bildern und dem Dünnschliff noch einen Kommentar abgeben:


  • Bei den Bildern fällt eine sehr starke Vignettierung zum Rande hin unangenehm auf. Entweder ist die Aperturblende zu weit zugezogen, oder aber an der Justierung der Beleuchtung stimmt etwas grundsätzlich nicht. Spiele doch einmal mit dem Lampenkondensor und der Klapplinse im Stativfuß ob es nicht besser hinzubekommen ist.
  • Bei der Auswahl des Materials würde ich mich zunächst auf frische Gesteine beschränken, bei denen die Mineraldiagnose wesentlich einfacher und angenehmer ist. Magmatische Gesteine, wie z.B. Gabbros oder Basalte sind da gute Kandidaten. Metamorphite, und dann noch stark angewitterte wie in Deinem Fall, sind schon etwas für Fortgeschrittenen.
Mit herzlichen Grüßen,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Florian D.

Vielen Dank Olaf,

ja, das mit den Vignettierungen ist mir schon aufgefallen. An der Aperturblende liegt es nicht, aber die Lampe muss ich wieder überprüfen. Leider ist mein Urlaub vorbei und die Arbeit hat mich wieder fest im Griff, so dass ich da nur langsam vorankomme.

Ich werde Deinem Rat folgen und mich den magmatischen Gesteinen zuwenden. Trotzdem war es für mich schon ein riesen Erfolgserlebnis, mal einen Amphibol eindeutig als solchen ansprechen zu können. Und auch zu sehen, warum Metamorphite schwieriger zu Interpretieren sind, ist an und für sich ja schon interessant.
Das mit dem zerbröselten Quarz wundert mich dennoch. Ich dachte, Quarz hätte keine Spaltbarkeiten und schon gar nicht unter fast rechten Winkeln.

Viele Grüsse,
Florian