ZEISS Standard 25: Federstift am Kondensorträger reinigen

Begonnen von Paavo Bergmann, April 05, 2018, 16:33:43 NACHMITTAGS

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Paavo Bergmann

Hallo allerseits!
Ich heiße Paavo und arbeite in der Mikroskopie (Elektronenmikroskopie) an der Uni Konstanz. Ich würde die hier versammelte geballte Fachkenntnis gerne um eine kleine technische Hilfestellung bitten:
Ich habe hier ein Zeiss Standard 25 zum Durchmustern von Semidünnschnitten, und bin damit sehr zufrieden, es ist auch wunderbar in Schuss, nur ging beim Köhlern das Blendenbild nur noch schwer und ruppig zu bewegen. Diagnose: Total vergraddelt. Also hurtig die Stellschrauben rausgedreht, von der betonharten Zeiss-spezial-Schmonze aus altem Fett und Messingabrieb befreit (Orangenschalenöl aka Roti-Histol/HistoClear wirkt Wunder!), schön trocken und sauber gewischt, neu gefettet, und ab dafür.
Nun das Problem: Der eingesetzte Kondensor lässt sich immer noch nicht köhlern, weil er gegen die Stellschrauben keine Federspannung bekommt. Ich denke mal, der Federstift (roter Pfeil) ist in eingedrücktem Zustand festgeklebt. Ich könnte jetzt natürlich einfach reichlich Lösemittel draufträufeln, sobald die Schmonze weich wird, sollte er ja von selber wieder kommen. Damit wäre das Problem ja aber nur vertagt. Ich würde ihn gerne "ordentlich" sauber machen.
Bei anderen Modellen sitzt dieser Federstift ja in einer Schraube, die nach vorne frei zugänglich ist, und an einem Knopf rausgedreht werden kann (kenn ich auch. Dazu gibt es hier ja auch tolle Anleitungen. bei dieser Gelegenheit an alle ein großes Dankeschön für die vielen tollen, sehr detaillierten und reich bebilderten Anleitungen!). Nun ist es ja aber so, dass bei diesem Modell der Federstift nach hinten, zur Zahnstange hin angebracht ist, und von einem kleinen Metallplättchen, das wohl die Feder zurückhält, gehalten wird.



Jetzt die Frage: Kann ich die Fassung/Überwurfmutter oder was das um die konische Spitze herum ist, vorne, also in der Öffnung des Kondensorträgers, mit einer Zange packen und losdrehen?
Oder muss ich den Kondensorträger abmontieren, und mich von hinten, von der Zahnstangenseite, des Problems annehmen? So wie ich die Konstruktion verstehe, und wie die Anschläge angebracht sind, müsste ich dazu erst den Kreuztisch abmachen, dann dessen Träger vom Stativ trennen, um dann unten an der Zahnstange die Anschlagschraube zu lösen, damit ich dann den Kondensorträger nach unten abziehen kann?  Stimmt das (wer  baut denn sowas?)? Oder geht das auch einfacher?

Für einen Ratschlag, wie ich ohne Flurschaden den Federstift wieder gängig bekomme, wäre ich sehr dankbar!
Viele Grüße in die Runde
Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien (Oscar Wilde)

Klaus Herrmann

Willkommen im Club Paavo,
einen solchen Vornamen bekommt man nur im hohen Norden Europas?.

Diese neue Konstruktion ist eigentlich sehr bedienfreundlich, weil die Stellschrauben jetzt nach vorne zeigen, aber - Kehrseite - sehr serviceunfreundlich, weil der Federpin nicht einfach ausgebaut werden kann.

Bei diesem Standard kann der Fuß ja nicht abgebaut werden und dann der Kondensorträger nach unten rausgezogen werden. Folglich müsste es nach oben gehen. Der Tisch ist leicht abzunehmen 4 Schrauben von unten zugänglich (vorher Kondensor raus nehmen und alle Objektive entfernen) nun die obere Schraube der Zahnstange rausschrauben und den Kondensorträger nach oben rausfahren. Soweit meine Theorie. Das geht nur, wenn der Platz nach oben ausreicht.
Bei den alten Standards geht das nicht, da reicht der Platz nach oben nicht.
Bevor du aber los legst zeig bitte noch Bilder von dem Bereich unter dem Tisch. oder ein anderer Kollege hat das 25 und kann zuverlässig helfen.
Notlösung ohne Aufwand: Mit Lömi gängig machen, das hält schon eine Weile.
Wir besuchen demnächst unseren Sohn in KN der dort studiert da könnte ich vorbei kommen mit meinem Werkzeugkoffer.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Paavo Bergmann

Hallo Klaus,

Vielen Dank für die schnelle Antwort.
Tatsächlich habe ich den Vornamen in Neckargartach bekommen ;-) Aber stimmt schon, die ausgeprägte Fennophilie meiner Eltern hat da sicher Einfluß gehabt...
Ich hatte mit den nach hinten stehenden Stellschrauben eigentlich nie Probleme, nur Kursteilnehmer hatten gelegentlich beim Köhlern zu ihrem Entsetzen den Kondensor in der Hand....Aber von dieser Erfahrung her dachte ich "Ach ja, das ist einfach"....nunja.....beim 25 hatte ich das noch nicht versucht.
Hier noch ein Bild von der Konstruktion der Fokus- und Kondensortriebe.
Die Schraube der Zahnstange verschwindet tatsächlich in der Nut des Kondensorträgers. Dafür schlägt dieser nach oben an einem Vorsprung des weißen Kreuztischträgers an (schwarzer Pfeil). Insofern hilft es wohl nicht, nur den schwarzen Kreuztisch selber abzumachen. Nach unten schlägt der Kondensorträger an der kleinen, außermittigen Schraube auf der Trägerplatte der Zahnstange an (schwarzer Stern). Nun ist der Kondensorträger 50mm hoch, und von der Unterkante der Zahnstange zur Oberseite des Stativfußes sind es 40mm....eine großartige Konstruktion! So hält man effektiv Unbefugte von Reparaturversuchen ab....
Meine nächste Idee wäre, an der Zahnstange oben und unten beide Schrauben zu lösen, in der Hoffnung, sie so von ihrer Trägerplatte am Kreuztischträger loszubekommen. Dann könnte ich die Zahnstange samt Kondensorträger nach vorne herausziehen, die Stange in ihrer Nut nach unten schieben und mich um den Federstift kümmern...*seufz*...der Vergaser am Opel Rekord war übersichtlich dagegen.....
Vielen Dank nochmal für die Erläuterungen, und vor allem für das Angebot mit dem Werkzeugkoffer! Wenn ich nicht weiterkomme, würde ich da glatt darauf zurückkommen. Falls ich vorher eine Lösung errreiche, melde ich mich. Ansonsten halt viel LöMi (wahrscheinlich am besten Petrolether), und dann weitersehen.
viele Grüße
Paavo
Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien (Oscar Wilde)

Klaus Herrmann

#3
Hallo Paavo,
Nurmi war der berühmteste... ;) Das einzige aber sehr wichtige finnische Wort, das ich kenne: kippis ;D

Eine Möglichkeit noch die du angedeutet hast: beide Schrauben der Zahnstange abschrauben, aber ich fürchte in der Mitte sitzt noch eine. Aber irgendwie muss das Teil ja mal montiert worden sein, also muss es eine Möglichkeit geben... Ich hatte das 25 von vielen Jahren mal, aber das Problem hatte ich nicht. Ist nicht sehr verbreitet, aber vielleicht meldet sich doch ein Kundiger.
In meinem Werkzeugkasten ist auch ein Fäustel und eine Rohrzange 8) ;D 8)

Edit: wenn du die Anschlagschraube unten * rausschraubst und dann ganz nach unten fährst kommst du vielleicht an die mittlere Schraube der Zahnstange?

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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wilfried48

#4
Hallo Paavo und Klaus,

nein das Standard 25 weicht da von den klassischen Standards ab.

Die Zahnstange ist länger und deckt die Schraube der Schwalbenführung ab, sodass zuerst die Zahnstange raus muss um an diese Schrauben heranzukommen.

Paavo gehe bitte also wie folgt vor:

Erst das kleine Anschlagsschräubchen herausdrehen, sodass du den Kondensor ganz herunterfahren kannst.
Dann den Kondensor ganz nach oben fahren und das kleine Zahnstangenbefestigungsschräubchen unten herausdrehen.
Dann den Kondensor ganz nach unten fahren.
Dann die grosse obere Befestigungsschraube der Zahnstange oben herausdrehen und die Zahnstange nach oben herausziehen.
Dann wird leider nur die obere Befestigungsschraube der Schwalbenführung freigegeben. Diese nun herausdrehen.
An die untere Befestigungsschraube der Schwalbenführung kommt man leider nicht heran auch wenn man den Kondensor ganz nach oben schiebt.
Aber man kann nun die Schwalbenführung samt der Kondensorhalterung nach links wegdrehen und die Kondensorhalterung seitlich aus der Führung herausziehen.
Der Zusammenbau geht dann in umgekehrter Reihenfolge.

viel Erfolg
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Klaus Herrmann

#5
Hallo Wilfried,
das war doch das, was ich mit meinem Edit noch ergänzt habe. Aber der Trick dann das Ganze um die mittlere nicht zugängliche Schraube zu drehen ist genial. Wenn das tatsächlich der originale Montageablauf ist dann sollte der Konstrukteur aber geteert und gefedert werden!

Es ist ja nicht die Zahnstange alleine sondern die Trapezgleitschiene muss mitgedreht werden.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Klaus Herrmann

Hallo Paavo,
im Traum ist mir noch eingefallen: wenn du alle ereichbaren Schrauben oben und unten rausgedreht hast sollte sich das Ganze nach Wilfrieds genialem Hinweis um die nicht zugängliche Schraubverbindung in der Mitte drehen lassen. Dabei, so meine Überlegung, wäre es wichtig nach links zu drehen, denn wenn man nach rechts dreht könnte die mittlere Schraube noch stärker angezogen werden und dadurch das Drehen erschwert.

Mach auf jeden Fall eine Fotodok!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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wilfried48

Hallo,

ja genau aus diesem Grund habe ich doch geschrieben "nach links wegdrehen".
Die Schraube ist übrigens nicht in der Mitte sondern fast unten an der Schwalbenführung, aber gerade so, dass man sowohl in unterer Stellung der Kondensorhalterung als auch in oberer Stellung gerade nicht herankommt. Also blöder hät man es kaum machen können. Schon ein Loch in der Kondensorhalterung hätte geholfen.
Aber vielleicht sind auch wir die Blöden und verstehen die geniale Konstruktion nicht. ;D

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

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Klaus Herrmann

Zitatja genau aus diesem Grund habe ich doch geschrieben "nach links wegdrehen".

Du hast natürlich Recht Wilfried, es war alles schon gesagt, aber nicht von mir. ;) Ich habe eben nur noch begründet, warum nicht nach rechts.

ZitatAlso blöder hät man es kaum machen können.
Damit hast du übrigens wirklich sehr Recht! Und ich glaube kaum, dass wir zu blöd sind.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Paavo Bergmann

Hallo,
Wow, vielen, vielen Dank für die ausführliche Erläuterung euch beiden!
Das war der Grund, warum ich zuerst fragte, bevor ich den Schraubenzieher ansetze...mir schwante sowas...

Oookaay....alles dreht sich (im Wortsinne) um eine Schraube, die verdeckt ist, die man nicht sieht, und an die man auch nicht dran kommt.....ich werd porös.

Gut, nachdem ich jetzt weiss, was mich wirklich hinter dem Kondensorträger erwartet, leg ich mal los, wie von euch beschrieben, und dokumentiere, was ich mache, und wie es da aussieht.
Wenn irgendwas ganz anders ist, meld ich mich nochmal.

viele Grüße
Paavo
Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien (Oscar Wilde)

Klaus Schloter

Hallo Paavo,
bevor Du die große Demontage beginnst,wäre zu erwägen,sofern sich keine Kunststoffteile in der Nähe befinden ,dem Passstift mit Lösungsmittel und dezenter Wärmeanwendung(z.B.Lötkolben)zu Leibe zu rücken.
Oft löst sich das verharzte Fett unter der Wärme.
Aber natürlich nicht zu heiss machen,der Kondensorträger sollte gerade noch mit dem Finger berührbar sein.
Viel Glück
Klaus

Paavo Bergmann

Hallo zusammen,

da ich irgendwie das Bedürfnis hatte, Die harzige Klebe gründlich loszuwerden, habe ich mich heute zur großen Aktion entschlossen.
Vielen Dank für die Hilfestellungen!
Wenn man weiss, was einen erwartet ist es tatsächlich garnicht so schlimm. Ein bisschen unverhätnismäßig um einen absehbar verharzenden Federstift sauber zu kriegen, aber ok....Ohne die Vorabinfo wäre ich aber höchstwahrscheinlich schon beim Versuch, den Kondensorträger zu demontieren verzweifelt gescheitert.
Hier wie versprochen mein Ablauf mit Bebilderung

Zuerst den Kondensor abnehmen, und den Kondensorträger ganz nach oben an den Anschlag drehen. Dann kommen unten zwei Schrauben zum Vorschein: Der Anschlagstift rechts unten (auf dem Bild schon raus), und die kleine Schraube am unteren Ende der Zahnstange. Die kommen beide raus
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Paavo Bergmann

#12
Dann den Kondensor bis auf den Stativfuß runterdrehen, die große Schraube am oberen Ende der Zahnstange rausmachen, und die Zahnstange nach oben aus dem Schlitz ziehen.
Dadurch kommt die entscheidende Schraube zum Vorschein, die die Trapezführung festhält, in die die Zahnstange eingelassen ist (...die aus Plastik ist, das war mir garnicht klar...meh...).
Auf den Bildern sieht man schon (im Vergleich mit unten), dass der Federstift eingedrückt festklebt.
Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien (Oscar Wilde)

Paavo Bergmann

Die Schraube am oberen Ende kann man dann auch rausdrehen (sitzt ziemlich fest), und dann um die untere Schraube die Trapezführung samt Kondensorträger nach links drehen
Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien (Oscar Wilde)

Paavo Bergmann

Den Kondensorträger kann man jetzt abziehen, und in der Nut für die Trapezführung findet man die Platte, die die Feder hält.
Jetzt wirds kurz heikel.
Die Feder ist ziemlich stramm, und man muss sie mit irgendwasfesthalten/in den Stift drücken, während man die Platte nach oben aus ihrem Schlitz zieht, sonst springt sie einem sofort ins Gesicht und verschwindet unter dem Schrank.
Dabei natürlich aufpassen, dass man nichts in der Nut verkratzt.
Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien (Oscar Wilde)