Epigyne von Thenuiphantes tenuis

Begonnen von Carsten Wieczorrek, April 17, 2018, 21:33:30 NACHMITTAGS

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Carsten Wieczorrek

Hallo,

unser neuer Forumskollege Jürgen, der hier https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=31119.0 ein Bild einer Tehnuiphantes Epigyne eingestellt hat, hat mich gebeten, mit dem gleichen Präparat eine Vergleichsaufnahme anzufertigen. Dieser Bitte komme ich nun nach. Dabei kam folgende Technik zum Einsatz:

- die Aufnahme wurde mit dem Vertival angefertigt
Zu meiner großen Freude passt Klausens Magnet-Kugeltisch auch unter das Vertival, jedenfalls, wenn man den Auflicht-Tisch entfernt und den Fuß des Kugeltisches von unten auf eine alte Platine klebt. Auch habe ich eine neue Beleuchtung, genauer, eine neue Weißlicht-LED. Es ist eine Nichia Kaltweiss auf Starplatine, die bei 3,2irgendwas Volt 6 Watt leistet (bei 1800 mA). Dabei hat sie nur einen Emitter, der auch noch überraschend klein ist.

- Fotographiert wurde mit dem unendlich Planachromat 25x/0,50 (0,17 Deckglas) und einen Projektiv PK 3,2
Mit dieser Kombination bildet sich die Epigyne fast formatfüllend auf dem Kamerachip ab. Das Bild ist also weder beschnitten noch gestitched.

- Bildbehandlung
Das Bild ist aus 41 Bildern mit PICOLAY gestackt. Farb-, Helligkeits- und Kontrastkorrektur sowie leichtes Nachschärfen mit Helicon Filter. Entrauscht mit NeatImage. Für das Forum von 6480 Pixle auf 950 Pixel klein gerechnet.

Viels Spaß beim Betarchten,
Carsten



Bild 1 : Epigyne von Thenuiphantes tenuis
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Carsten Wieczorrek

Hallo liebe Kollegen,
ich vergass folgende Informationen:

- a) ja, natürlich ist das Auflicht-Dunkelfeld
- b) ja, ich habe mit 2 Schweden-Fackeln und Jogurtbecher-Diffusor experimentiert
- c) Bild wird mit Schweden-Fackeln nicht besser
-d) gut justiertes Original-Dunkelfeld-Licht ist besser

Gute Nacht,
Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Erich T.

Finde die Anfertigung von Fotos von Epigynen spannend und sinnvoll. Du könntest versuchen sie in Polyvinyl Lactophenol einzuschliesen. Wenn du eher viel Einschlussmedium verwendest, sollte das Präparat auch nicht zu sehr gequetscht werden und die dreidimensionale Struktur erhalten bleiben. Damit könntest du Durchlichtaufnahmen anfertigen, die viel einfacher zu belichten sind. Für Dauerpräparate sollte allerdings weniger Einschlußmittel verwendet werden, da dieses sehr stark schrumpft und längere Zeit immer wieder zugesetzt werden müsste.
Vielleicht ist das ja einen Versuch wert.
Freue mich jedenfalls auf weitere Bilder von dir,
liebe Grüße
Erich

Carsten Wieczorrek

#3
Hallo,
also

ZitatDamit könntest du Durchlichtaufnahmen anfertigen, die viel einfacher zu belichten sind.

Mag sein, aber wofür habe ich denn ein Auflichtmikroskop mit Dunkelfeld?

Ich gebe zu, für Spinnen-Epigynen ist das eher ungewöhnlich, aber anders herum : nichts bildet Oberflächendetails so gut ab, wie Auflicht-Dunkelfeld.

Mein nächstes Projekt wäre die Anfertigung von 3-D Bildern, die könnten bei der Epigynen-Bestimmung bestimmt helfen.

Noch eine Anmerkung, wer Jürgens Bild mit meinem verglichen hat, sollte es bemerkt haben: wir haben beide das SELBE, aber nicht das GLEICHE fotographiert.

Jürgen hat die Vulva fotographiert (und es auch so beschrieben, erkennbar daran, das sich die Spinnen-Haare nach HINTEN weg neigen).

Ich habe die Epigyne fotographiert (erkennbar daran, das sich die Spinnen-Haare nach VORNE weg neigen).

Die Spinnen-Fachleute unterscheiden bei den weiblichen Geschlechtsorgenen zwischen der EPIGYNE, den ÄUSSEREN Geschlechtsorganenn und den inneren Geschlechtsorganen (VULVA).
Beim Menschen ist das ziemlich klar. Bei Spinnen ist es so ziemlich das Gleiche, wenn man es sich mit dem Lichtmikorkop ansieht. Es kommt nur darauf an, ob man sich das Organ "von aussen", also Schnitt auf die Oberfläche der Spinnenhaut, oder von innen, also mikoskopisch die andere Blickrichtung ansieht.

Für uns "native" Mikroskopiker heißt das also nur, einmal den Objektrträger "umdrehen". Dann schaut man auf die andere Seite.  ;D

Was ich hier nicht verstanden habe: Ich habe den Objektträger so in das Vertival eingelegt, dass Jürgens Beschiftung lesbar "oben" war. Und damit die Aussenseite der Spinne fotographiert.


Und nochmal, das ist nicht mein Präparat.

Gute Nacht

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

JürgenG.

Herzlichen Dank dafür Carsten, das Bild ist Klasse!

Als ich das Foto angefertigt habe, lag die Epigyne nur in Milchsäure oder in Wintergreen Oil? und war noch nicht in Euparal eingebettet. Wie du richtig erkannt hast, zeigt meine Aufnahme die Vulva.

Bei der Einbettung in Euparal habe ich sie dann "richtig rum" gedreht, sprich die Oberseite= Epigyne und dann auch so beschriftet. Klasse finde ich, dass man nach der Einbettung beide Seiten anschauen bzw. ablichten kann, wenn man nur den Objektträger dreht.

Der Detailreichtum in deiner Aufnahme ist überwältigend, so eine Qualität wie du hier zeigst ist mein Ziel.

Danke nochmals für deine Bemühungen.

@Erich "Du könntest versuchen sie in Polyvinyl Lactophenol einzuschliesen" hiermit habe keinerlei Erfahrungen, kannst du das vielleicht etwas genauer erklären? Ich kann mir darunter nichts vorstellen.

Grüße
Jürgen

JürgenG.

Noch eine kurze Anmerkung zum Foto.
Man sieht sehr schön in der rechten Bildhälfte, dass ich die Epigyne beim rausoperieren verletzt habe, dadurch wirkt sie etwas unsymetrisch.

Vielleicht interessiert es den einen oder anderen hier, wie die einzelnen Arbeitsschritte bei der Präparation aussehen.

Man legt sich das Tier zurecht, sprich auf den Rücken und versucht mit einer spitzen Nadel, feinen Pinzette die Epigyne aus dem Tier herauszutrennen. Hierbei ist etwas Übung notwendig und manchmachl klappt es auch nicht wirklich, wie bei dieser Präparation.
Eine ruhige Hand ist sehr nützlich, vor allem bei kleinen Tieren. Bei Tieren unter 5 mm Gesamtlänge ist es äußerst Schwierig, da die Epigyne dementsprechend klein ist. Bei Kleinspinnen mit einer Körperlänge von 1-2 mm wird es sehr kniffelig.

Danach legt man die Epigyne in Milchsäure ein, damit die restlichen Hautanhaftungen und Gewebereste weich werden. Mit einem feinen Pinsel entfernt man diese Reste. Je länger man das Präparat in Milchsäure einlegt um so besser funktioniert es. Manche erhitzen auch die Milchsäure um den Prozess zu beschleunigen.
Anschließend fertige ich dann meistens gleich Fotos im Milchsäurebad an, da ich die Epigyne hier noch nach Wunsch plazieren kann.
Beim Einbetten in Euparal mit einem Deckglas braucht man etwas Glück, damit die Epigyne in der richtigen Lage fixiert wird. Bei einer "Fehllagerung" ist das Präparat als Bestimmungspräparat nicht zu gebrauchen.

Grüße
Jürgen