Botanik: Mongolische Hasel Corylus heterophylla *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, April 21, 2018, 17:17:05 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

die Mongolische Hasel Corylus heterophylla ist ein großer Strauch aus der Familie der Birkengewächse.
Aus dieser Gattung gibt es etwa zehn Arten.
Das Verbreitungsgebiet liegt in der gemäßigten Zone Asiens, im südlichen Sibirien und im Amur-Gebiet in Russland, in der Mongolei, in zahlreichen Provinzen Chinas, auf der Koreanischen Halbinsel und auf den japanischen Inseln Hokkaid?, Honsh? und Kyushu. Dort wächst sie in artenarmen Wäldern in Höhen von 400 bis 2500 Metern auf mäßig trockenen bis feuchten, schwach sauren bis schwach alkalischen, kiesig- oder sandig-lehmigen Böden an sonnigen Standorten.

Bild 01 Mongolische Hasel Corylus heterophylla

Foto: Kristina Koch

Dieser große Strauch steht im Exotenwald Bad Grund im Harz.
Das Arboretum ist einzigartig. Mitten in der Harzer Waldlandschaft sind inzwischen tausende Baumarten, Gehölze und Gewächse aus aller Welt heimisch geworden.
Die Proben haben wir am 13. Juni 2017 gesammelt, Aufbewahrung in AFE III.
Die Mongolische Hasel Corylus heterophylla ist eine Art aus der Gattung der Haseln Corylus in der Familie der Birkengewächse Betulaceae. Sie wird der Sektion Corylus der Untersektion Corylus zugeordnet. Sie wurde 1844 von Ernst Rudolph von Trautvetter erstbeschrieben und der Name Friedrich Ernst Ludwig von Fischer zugewiesen.
Ernst Rudolph Trautvetter und Friedrich Ernst Ludwig von Fischer waren russlanddeutsche Botaniker.

Systematik :
Ordnung: Buchenartige (Fagales)
Familie: Birkengewächse (Betulaceae)
Unterfamilie: Haselnussgewächse (Coryloideae)
Gattung: Hasel (Corylus)
Art: Mongolische Hasel
Wissenschaftlicher Name: Corylus heterophylla
Volkstümliche Bezeichnung: Mongolische Haselnuss
Englischer Name: Mongolian hazelnut

Die Mongolische Hasel ist ein bis zu 7 Meter hoher Strauch oder kleiner Baum mit grauer Borke und dicht drüsig behaarten, mit Korkporen bedeckten Zweigen.

Bild 02 Blätter, Mongolische Hasel Corylus heterophylla

Quelle: KENPEI's photo, Urheber: KENPEI

Die Blätter haben einen dünnen, 1 bis 2 Zentimeter, leicht behaarten Stiel. Die Blattspreite ist 4 bis 13 Zentimeter lang und 2,5 bis 10 Zentimeter breit, verkehrt eiförmig bis eiförmig rundlich, plötzlich kurz zugespitzt mit abgerundeter oder herzförmiger Basis und unregelmäßig gesägtem, mehr oder weniger gelapptem Blattrand. Es werden drei bis sieben Nervenpaare gebildet. Die Nerven der Blattunterseite sind behaart, die Blattoberseite ist kahl.
Die einhäusigen Pflanzen bilden männliche Blüten in schlanken, hangenden Kätzchen. Sie verbreiten die Pollen noch vor dem Blattaustrieb.
Die weiblichen Blüten bilden an den Triebspitzen unscheinbare kleine grüne Büschel, aus denen später die auffälligen Haselnüsse entstehen, die im Sommer reifen.
Die männlichen Kätzchen sind in Gruppen von vier bis fünf angeordnet. Sie sind etwa 4 Zentimeter lang, dünn und haben rötlich braune, verkehrt eiförmige und dicht behaarte Tragblätter. Die weiblichen Blüten stehen in Gruppen von zwei bis sechs und haben 1,5 bis 2,5 Zentimeter große, glockenförmige, dicht behaarte Tragblätter.
Die Nüsse sind eiförmig-kugelig. Sie haben Durchmesser von 0,7 bis 1,5 Zentimeter und sind von einer etwas längeren, gestreiften, samtig behaarten Hülle bedeckt, die tief in sechs bis neun dreieckige Lappen mit glatten Rändern geteilt ist.
Die Art blüht von Mai bis Juni, die Nüsse reifen von Juli bis August.
Die Mongolische Hasel wird nur sehr selten forstwirtschaftlich genutzt. Sie wird wegen ihrer Früchte als Zierpflanze verwendet und dient auch als Bienenweide.

Teil 1 Spross, Querschnitt, 25 µm, W-3A-Färbung nach Wacker

Zunächst einmal fünf Bilder von ungefärbten Schnitten.

Bild 03 Übersicht, Mongolische Hasel Corylus heterophylla


Bild 04 Vergrößerung, Mongolische Hasel Corylus heterophylla


Bild 05 Abschlussgewebe, Mongolische Hasel Corylus heterophylla

Die Hasel bildet keine Borke aus. Ihr Abschlussgewebe auch auf alten Zweigen ist eine glatte, glänzend graubraune Rinde. Auf ihr sitzen querstehende, helle Lentizellen. Im Alter bekommt die Rinde Längsrisse.

Bild 06 Dunkelfeld, Mongolische Hasel Corylus heterophylla


Bild 07 Dunkelfeld, Mongolische Hasel Corylus heterophylla


W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :
1. Schnitte liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung  6 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis  4 : 1
verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Einschluss in Euparal.
Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000.

Bild 08  Übersicht, Mongolische Hasel Corylus heterophylla

Das Holz der Hasel ist mäßig hart, zäh, aber wenig dauerhaft. Es besitzt eine rötlich-weiße Farbe, wobei zwischen Splint- und Kernholz kein Unterschied besteht.

Bild 09 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Mongolische Hasel Corylus heterophylla

MP = Markparenchym, XY = Xylem, T = Trachee, JRG = Jahresringgrenze, RP = Rindenparenchym, TR =
Trichom, SK = Sklerenchym, PH Phloem

Bild 10 Vergrößerung mit Beschriftung, Mongolische Hasel Corylus heterophylla

XY = Xylem, ST = Strahl, K = Kambium, Ph = Phloem, SK = Sklerenchym

Bild 11 Vergrößerung, Mongolische Hasel Corylus heterophylla


Bild 12 Vergrößerung mit Beschriftung, Mongolische Hasel Corylus heterophylla

MP = Markparenchym, PXY = Protoxylem, T = Trachee, XY = Xylem

Bild 13 Farbfehler, Mongolische Hasel Corylus hetero phylla

Das Astrablau hat sich hier im Xylem angelagert, trotz intensiver Spülung mit dest. Wasser konnte ich hier die Farbe nicht entfernen.
Evtl. habe ich den Spross auch zu kräftig eingespannt; Quetschung .

Bild 14 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Mongolische Hasel Corylus heterophylla

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Bild 15 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Mongolische Hasel Corylus heterophylla

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Bild 16 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Mongolische Hasel Corylus heterophylla

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Teil 2 Spross Längsschnitt, 25 µm, W-3A-Färbung nach Wacker

Zuerst vier Bilder von ungefärbten Schnitten.

Bild 17 Übersicht, Mongolische Hasel Corylus heterophylla


Bild 18 Übersicht, Mongolische Hasel Corylus heterophylla


Bild 19 Vergrößerung, Abschlussgewebe mit vielen Haaren, Mongolische Hasel Corylus heterophylla


Bild 20 Vergrößerung, Markparenchym, Mongolische Hasel Corylus heterophylla

Parenchymzellen, die über Tüpfel miteinander verbunden sind.

W-3A-Färbung nach Wacker

Bild 21 Übersicht, Mongolische Hasel Corylus heterophylla


Bild 22 Vergrößerung, Mongolische Hasel Corylus heterophylla


Bild 23 Vergrößerung, Markparenchym, Mongolische Hasel Corylus heterophylla


Bild 24 Vergrößerung, Mongolische Hasel Corylus heterophylla

Eigelagerter Calciumoxalat - Kristall im Markparenchym, wird nur durch Salzsäure gelöst, und zwar ohne Gasentwicklung.

Bild 25 Vertikale Gefäße mit leiterförmigen Durchbrechungen, Mongolische Hasel Corylus heterophylla

G = Gefäß, LDF = Leiterförmige Durchbrechung

Bild 26  Dunkelfeld, Mongolische Hasel Corylus heterophylla


Bild 27  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Mongolische Hasel Corylus heterophylla

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Bild 28  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Vergrößerung,  Mongolische Hasel Corylus heterophylla

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Quellen und weiterführende Informationen:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie
Botanika, ISBN: 3-8290-0868-6
Bernd Miggel: Holzbestimmung mit dem Mikroskop, ISBN 978-930167-81-4

Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen
zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen. Texte werden
anschließend individuell von mir selbst verfasst.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.
Doch zunächst einmal wünsche ich viel Freude beim Lesen.

Hans-Jürgen


Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

knipser009

hallo Hans-Jürgen

es ist mir immer ein großes Vergnügen Deine wunderbaren Beiträge zu lesen
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

kare

Hallo Hans-Jürgen,

grade als Anfänger kann ich nur für solche Berichte danken!
Schnitte, Färbungen ... tja, was soll man da sagen, ich sehs mal als Ansporn, da gibts noch so einiges für mich zu lernen und üben bis ich da ähnliche Ergebnisse erzielen kann.

Viele Grüße,
Karl

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für den schönen Artikel zur Mongolischen Hasel, den ich natürlich gelistet habe.

Die Leitertracheide in Bild 25 ist sehr gut getroffen. so habe ich die noch nicht gesehen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Guten Tag Wolfgang, Karl und Jörg,

ich danke für Euer Interesse und die wohlwollenden Worte.

Ich wünsche allen noch einen schönen Sonntag

Hans-Jürgen

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Gerne per "Du"

Rawfoto

Guten Abend Hans-Jürgen

Wieder toll geworden ;)

Kann es sein das die Blaue Farbe, die Du nicht ausgewaschen bekommst, mit der Anatomie des Holzes zu tun hat. So etwas hatten wir einmal vor vielen Jahren von Leo. Da ging es um eine Reaktion auf Druck wenn ich das laienhaft wiedergeben darf ...

Ich hoffe das einer unserer Spezialisten dazu etwas sagen kann ==> das würde mich sehr interessieren

Liebe Grüße

Gerhard

PS: ich hatte so ein Phänomen auch schon und dachte das es da einen Zusammenhang von Leos Beitrag gibt (der muss so 5 bis 7 Jahre alt sein) ...
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Fahrenheit

#6
Lieber Hans-Jürgen, lieber Gerhard,

die Anmerkung zu Bild 13 habe ich doch glatt übersehen. M.E. handelt es sich um Belastungsholz, die Zellen haben innen auf der lignifizierten Wand weiteres Material (Cellulose?) abgelagert, um eine erhöhte Belastung durch Druck oder Zug (z.B. bei einer Astbiegung oder wegen Windlast) auf zu fangen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Gerhard
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Hans-Jürgen Koch

Guten Tag,

ich danke Euch, dass Ihr auf mein Problem (Bild 13) geantwortet habt.
Deine Erklärung Jörg ist einleuchtend, danke.

Gruß

Hans-Jürgen
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