Fossile Weihnachtsplätzchen

Begonnen von ludo, Dezember 27, 2009, 14:32:17 NACHMITTAGS

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ludo

Dank der Rezepte und Tipps von "Felix" und "Peter H." konnte ich aus einer Miozänen Mergelprobe etliche Navicula und Pinnularia isolieren, aber bei folgenden Objekten bin ich völlig ratlos. Wohlgemerkt die Objekte sind ausreichend in HCL und H2O2 gekocht worden, dass sie keinen Kalk oder anderes leicht Lösliches enthalten.

die ersten vier Bilder sind massenweise auftretende Plätzchen mit eine Breite von knapp 20 µm mit "Backenzahnreihen rechts und links. von der Seite gesehen haben sie viereckige Löcher (siehe Bild 4)









Jetzt ein Plätzchen mit Picolay aufgemotzt:



Jetzt ein Plätzchen mit dreieckigen Löchern:



und dann noch etwas wie ein Seestern:




außerdem suche ich Informationen zu Diatomeen als Leitfossilien (falls es sowas überhaupt gibt)

bin dankbar für jeden Tipp
und grüße herzlich

ludwig

bini

Hallo Ludwig,

bin zwar noch neu hier, aber könnte es sich beim letzten Bild um ein Trichom handeln?

Lieber Gruß
Sabine

ludo

Hallo Sabine,

Trichom habe ich noch nie gehört. Und was ich jetzt in Wikipedia darüber lese, ist das Trichom so ein System von Drüsenhaaren. Insofern nehem ich eher nicht an, dass es so etwas Zartes wie Drüsenhaare ist. Schließlich lag das Objekt über Jahrmillionen buchstäblich im "Dreck" eingeschlossen und wurde ja dann von mir mit Säuren bearbeitet.

Trotzdem herzlichen Dank für Deinen Hinweis ! Man lernt ja immer dazu

liebe Grüße

ludwig

liftboy

Hallo Ludwig,
wie verhält sich der "Seestern" bei Polarisation?
Möchte sein, dass es sich doch um ein Blatthaar handelt, dem im Laufe der Zeit die organische Substanz abhanden gekommen und durch ein Silikat ersetzt worden ist.
Zu den anderen Bildern könnte ich meinen, dass es sich um Bryozooa oder Reste von Korallenstöcken handelt; immer vorausgesetzt, dass organisches Material oder Kalk durch andere Materialien ersetzt wurden (s.a. Steinholz)
Gruß
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Klaus Herrmann

Hallo Sabine,

auch wenn Du neu bist liegst Du mit dem "uralten" Zeugs sicher richtig!  ;)

Ich wusste gar nicht, dass es fossile Trichome gibt und dann auch noch so schön erhalten. Ich meine, dass Jörg aus unserer Lieblingsnadel  von Sciadopitys verticillata welche isoliert hat, die sehr ähnlich aussehen.
Ich hab hier von der Sommerlinde welche von der Blattunterseite.

Auf dem nächsten Bild sieht man sie in der AL-Fluoreszenz wenigstens angedeutet. Bei dem Bild gings eher um die versteckten Stomata





Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Klaus Herrmann

Ergänzung:

hier sind die Trichome der sciadopitys v. noch besser drauf:

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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TPL

Zitat von: ludo in Dezember 27, 2009, 14:32:17 NACHMITTAGSaußerdem suche ich Informationen zu Diatomeen als Leitfossilien (falls es sowas überhaupt gibt)

Hallo Ludwig,
bevor jetzt die rezente Botanik wieder die Oberhand bekommt:
natürlich gibt es dazu Information. Z.B. das (immer noch) Standardwerk: Bolli, H.M.; Saunders, J.B. & Perch-Nielsen, K. (1985): Plankton Stratigraphy, Vol. 2, Cambridge University Press. Es wurde ein Nachdruck aufgelegt, der (für ein gut bebildertes wissenschaftliches Buch) nicht zu teuer ist.

Daneben empfehle ich ganz besonders, in der extrem umfangreichen Literatur des Deep Sea Drilling Project (DSDP http://www.deepseadrilling.org/i_reports.htm), des Ocean Drilling Program (ODP http://www-odp.tamu.edu/publications/pubs.htm) und des Integrated Ocean Drilling Program (ODP http://www.iodp.org/scientific-publications/) zu stöbern. Besonders in den Initial Reports des DSDP gibt es sehr viele Taxonomie-Klassiker. Und das Alles kostet.....nix!

bini

Guten Abend Klaus,

Zitat von: Klaus Herrmann in Dezember 27, 2009, 23:20:55 NACHMITTAGS
Hallo Sabine,
auch wenn Du neu bist liegst Du mit dem "uralten" Zeugs sicher richtig!  ;)
das freut mich ungemein.

Lieber Gruß
Sabine

ludo

Hallo Wolfgang,

Herzlichen Dank für Deine Hinweise ! Polarisation kann ich leider (noch) nicht. Deiner Vermutung auf Bryozoa bzw. Korallenstöcke werde ich jetzt nachgehen. Aber das würde bedeuten, dass der Kalk durch andere säurefestere Materialen ersetzt worden ist. Das gibt es ja bei anderen Fossilien auch (aber schon im Miozän ?). Das werde ich weiter verfolgen.

vielen Dank nochmal und viele Grüße

ludwig

 

ludo

Hallo Klaus,

Herzlichen Dank für Deine Trichom-Bilder ! Das erste Bild zeigt schon sehr deutlich, dass Sabine Recht hat (Alter hin oder her). Mein letztes Bild war ein Trichom.

viele Grüße

ludwig   

Klaus Herrmann

#10
Hallo Ludwig,

Man könnte auch mal ganz vorsichtig an was Rezentes denken. Du kannst am ehesten abschätzen, ob die Probe wirklich reinrassig miozän ist, oder ob nicht eine Kontamination mit Material aus der heutigen Zeit möglich sein könnte. Schon manches geheimnisvolle runde Schwebeteil aus dem Meer war Plastik! ;D
Dafür wäre tatsächlich eine Polaufnahme hilfreich - oder alternativ eine Färbung mit Fuchsin.

Edit: die rezenten Trichome würden eine HCl-Säure-Behandlung sicher überstehen, beim H2O2 wäre ich allerdings schon skeptisch

Zitat...Sabine Recht hat (Alter hin oder her)
na soooo alt sieht sie dann wirklich nicht aus - das dunkle Bild täuscht! ;)

# Sabine:
Zitatdas freut mich ungemein.

freut mich, dass es Dich freut und herzlich willkommen im Club, Du hast Dich ja schon hochqualitativ eingeführt - na bei dem Mentor und der "Erstausrüstung" kein großes Wunder! Von nix kommt nix! :)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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ludo

Hallo Klaus und Sabine

Danke für Eure Tipps !

das habe ich jetzt auch vermutet, dass das Trichom vielleicht doch rezent in meine Probe gelangt ist. Wenn ich es auf dem Objektträger finde, werde ich es mit Schwefelsäure bearbeiten. Oder widersteht es der auch ?

viele Grüße

ludwig


ludo

Hallo Thomas,

für Deine Hinweise danke ich Dir sehr. Sie eröffnen ja ganze Bibliotheksschätze ! Ich werde versuchen Dir eine PN zu schicken.

Herzliche Grüße

ludwig

Eckhard

Hallo Ludwig,

eine Behandlung mit H2O2 oder H2SO4 sollte rezentes Material nicht überstehen.

Herzlicher Gruss
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

ludo

Hallo Eckhard,

vielen Dank für Deinen Tipp. Allerdings habe ich jetzt das Problem, das Trichom auf den Objektträgern wiederzufinden. Meinst Du denn, dass fossile Trichome dem H2O2 und H2SO4 widerstehen ?

Gruß
ludwig