Welches Mikroskop zur Hefe-Beobachtung?

Begonnen von rudi, Januar 16, 2010, 01:08:19 VORMITTAG

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Dr. Jekyll

Hallo Rudi,

richtig, nicht entmutigen lassen;-) . Noch ein Gerät welches für dich geeignet sein könnte (Artikelnummer bei Ebay:250564595909), es wurde heute eingestellt.
Für einfache Labormikroskope braucht man kein Biologie- oder Medizin-Studium um etwas damit anfangen zu können.
Soviel gibt es bei einfachen Mikroskopen auch gar nicht einzustellen. Aber ganz ohne Grundkenntnisse geht es natürlich auch nicht. Da du die Mikrofibel schon bearbeitest, hast du das sicher schnell im Griff.
Aber Vorsicht, Appetit kommt beim Essen. Es ist wie beim Motoradfahren. Anfangs genügt eine kleines Gefährt, irgendwann sitzt man auf der eigenen 1000er- oder 1300er-Maschine.
Ansonsten kann ich mich der Meinung von Peter nur anschließen.

Viele Grüße
               Harald
Beste Grüße
Harald

wilfried48

#16
Hallo,

angeregt durch das Thema wollte ich mal sehen, wie so eine Hefezellkultur in der Kulturschale durch mein umgebautes inverses Tümplermikroskop auf Basis Zeiss Standard Junior aussieht.

Ich hatte vom Herbst noch einen Ansatz mit Reinzucht Portweinhefe und habe daraus einen Tropfen auf 10 ml Wasser in eine kleine Petrischale gegeben.
Nach ca. 5 min sieht man auf dem Kulturschalenboden folgendes Bild:



Es wurde mit einem Zeiss Planachromat 40er durch ein CPL 10x Okular aufgenommen.
Das folgende Bild zeigt nochmal das zum Inversmikroskop umgebaute Standard Junior:


Es wird durch den Zellkulturschalenboden beobachtet. Die Beleuchtung ist eine 3W LED mit Plastikkollektor ohne Kondensor.

Da ich von der Materie wenig Ahnung habe, sind Kommentare, was man da im einzelnen
erkennen kann, sehr willkommen.

viele Grüsse

Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Jürg Braun

Guten Abend

Ich habe es einmal mit einem sehr einfachen Gerät versucht. Einem Leitz Schülermikroskop. Kostenpunkt gebraucht ca. 20€, natürlich nicht auf ebay sondern vom Flohmarkt.

Hier das Gerät:


Und hier das Ergebnis. Freihändig durch das Okular fotografiert. Der Eindruck mit dem Auge ist bedeutend besser. Ich habe frische Bäckerhefe aus dem Supermarkt verwendet.


Gruss

Jürg

Jürgen Boschert

#18
Hallo rudi,

eine weitere Möglichkeit wäre das Kleinmikroskop C vom VEB Carl Zeiss Jena, das als Schülermikroskop weit verbreitet war (wird übrigens von den Rathenower Askania-Werken weitervertrieben). Diese Teile gehen immer wieder in der Bucht für wenige Euronen über den Ladentisch.

Beste Grüße !

JB

Edit: Ich meine dieses hier:
http://www.askania.de/Bilder/kmc.jpg
Beste Grüße !

JB

rudi

Hallo,

Klasse - ihr helft mir sehr weiter.
Die Fotos sind sehr aussagekräftig.

Herr Braun, bei welcher Vergrößerung wurden die Bilder denn gemacht? das würde mich sehr interessieren. 200fach?
Wilfried: das Foto ist super - so genau erwarte ich es gar nicht.. jetzt wo ich es sehe, hätte ich natürlich lust auf so tolle Bilder. Wehe es lacht jemand! das Limit bleibt trotzdem 100 Euro. :)

Bei beiden Fotos handelt es sich wohl um Saccharomyces cerevisae - Bäckerhefe aus dem Supermarket ist auf jeden Fall Sacch. cer., und die Portweinhefe sieht auch ganz danach aus. (Ovale - runde Form).

Bei Wilfrieds Foto kann man die asexuelle Sprossung sehr schön erkennen - das ist soweit ich weiß die häufigste Art der Vermehrung. Man sieht es an den Beulen die einige Mutterzellen aufweisen: hier entsteht grad eine neue Zelle. sehr schön sieht man das an der Zelle links unten (da wo als Bilduntertitel Planachromat steht,  über dem n von "planachromat" - die unscharf abgebildete Zelle, dort trennt sich gerade Mutter- von Tochterzelle.


Ich glaube sogar dass ich bei dem Foto mit dem Schulmikroskop Sprossungen erkennen könnte (obwohl das für mich nicht wichtig ist). ANscheinend findet beim Zeitpunkt der Aufnahme aber keine statt - vielleicht weil Herr Braun die Hefe gerade erst aktiviert hatte und diese noch nicht rehydriert bzw. aktiv war.
Etwas Zucker dazu und ein bischen anwärmen, lüften, nach ein paar minuten sollten Sprossungen erkennbar sein.


Bin mir nicht sicher ob die Interpretationen richtig waren - hab mich da schonmal besser ausgekannt und muss mich erst wieder reinlesen. Sobald ich dann endlich ein Mikroskop gefunden hab.

vielen Dank, ich weiß jetzt glaub ich was mich bei welchem Mikroskop ungefähr erwartet (in der erwähnten Preisspanne).

Schöne Grüße,

Rudi

Florian Stellmacher

Hallo Rudi,

wenn man schaut, was man für 100,- € so alles bekommen könnte, lohnt sich die Suche, gepaart mit etwas Geduld, sicherlich.

Mit diesem Angebot habe ich persönlich absolut nichts zu tun, kann auch zur Qualität des konkret angebotenen Mikroskops nichts sagen, es scheinen aber offensichtlich mehrere baugleiche Mikroskope vorhanden zu sein:

http://completed.shop.ebay.de/eminem_basketball/m.html?LH_Complete=1&_fln=1&_ipg=&_trksid=p3911.c0.m283&_rdc=1

Nur als Denkansatz...

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Peter V.

#21
Lieber Florian,

gib es doch auf!!! Das glaubt uns offenbar ohnehin niemand, dass man mit diesem Gerät mikroskopieren kann. Wir beide haben doch schon einmal bei einem ähnlichen Fragesteller auf dieses Mikroskop hingewiesen, aber es wurde nur angemerkt, dass es eine "schlechte Mechanik" habe. Dieser Mikroskoptyp stand bei bei ebay.co.uk drin, 120 EUR Sofortkauf. Keiner wollte es. Hier stand es vor wenigen Tagen bei ebay.de für 100 EUR Sofortkauf. Keiner wollte es!
Und damit kann man defintiv Hefen ausreichend mikroskopieren!!!! Es ist ein echtes Leitz und kein Br.....
Abr was solls. Da können wir uns die Finger wund schreiben und den Mund fusselig reden....

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Kay Hoerster

Mit freundlichen Grüßen
Kay

Jürg Braun

Guten Abend

Da auf meinen Objektiven HM steht, denke ich, dass es ein Vorgängermodell der angebotenen HM-Lux von Leitz ist. Ich kann mich da nur den Vorrednern anschliessen. Es ist ein vollwertige Gerät aus bestem Hause welches mit wenigen Funktionen, dafür aber mit guter Optik ausgestattet ist.

Das Foto wurde mit dem 45x Objektiv und dem 10x Okular gemacht =450x.

Bevor ich das Leitz hervorgeholt habe, habe ich die Hefe mit dem besagten "Kleinmikroskop B" (1.50€ + Versand) betrachtet. Die Vergrösserung ist dort zu gering. Meines geht nur bis 200x und da erkennt man zu wenig bei der Hefe.

Gruss

Jürg

wilfried48

Hallo,

zu diesem Anlass habe ich mir heute zum Abendessen ein Paulaner Hefeweissbier naturtrüb gegönnt
und den Rest etwas verdünnt in die Petrischale gegeben.

Auf dem Pertrischalenboden sieht es dann so aus (Objektiv Planachromat 40x):



Die Hefezellen haben einen Durchmesser von ca. 5 µm.

Ist schon interessant, was wir so an Leben zu uns nehmen. ;D

viele Grüsse

Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Florian Stellmacher

Hallo Lebendverzehrer!

Da habe ich auch noch etwas beizusteuern:

Wasserkefir - allerdings offenbar nicht nur dieser, wenn man die schwarzen Striche daneben betrachtet! Ich habe, nachdem ich die Kultur unter dem Mikroskop betrachtet hatte, nichts mehr davon getrunken...


LOMO Biolam mit auf CZG umgebauter Köhlerleuchte, Phasenkontrast 900x, eingescanntes Dia

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Ralf Feller

Hallo Rudi und andere Kollegen,
als Mikroskopiker interessiert mich doch was Du an den Hefezellen sehen möchtest? Reinheit der Kultur, Verunreinigungen, Art der Hefe?
In unserem Labor am Hygieneinstitut in Krefeld identifizieren wir täglich Hefepilze, dabei gestattet das mikroskopische Bild in erster Linie die Diagnose "Hefepilz". Die weitere Differenzierung erfolgt aufgrund des Wachstumsverhaltens auf Agarnährböden und anhand von Stoffwechselleistungen der Hefepilze in sog. API-Systemen.

interessierte Grüße, Ralf

rudi

#27
Hallo,

ich möchte ein wenig mit wilden Hefen experimentieren - d.h. z.Bsp. vollreife Früchte sammeln, Saft davon zur spontanen Gärung bringen und wenn diese im vollen Gange ist Proben entnehmen.
Ich habe schon erfolgreich Hefen aus gärigem Bier in Reinzucht gebracht, auf Agar-Agar Nährböden, (was sicher ungleich einfacher ist) und will nun mal kucken was ich in der Natur für gärfähige Hefen finde.
Häufige, wilde, gärfähige Hefen sind beispielsweise Kloeckera Apiculata, Candida Hefen, usw., die unterscheiden sich teilweise schon sehr in ihrer Form dachte ich.. Notfalls möchte ich mir diese kleinen Dinger halt einfach mal aus der Nähe anschauen. :-)
Klingt sicher naiv, aber einen Versuch ist es wert! Ich sollte vielleicht anmerken dass ich keine mikrobiologische Ausbildung habe, jedoch zumindest _etwas_ Ahnung von der Materie. Ich dachte auf Agar-Nährböden wäre es schwieriger zu identifizieren um welche Hefe es sich handelt, abgesehen von roten Rhodutorula-Stämmen oder anderen Extravaganzen.. Ralf, dann werde ich mir wohl noch ein paar mehr Petrischalen zulegen müssen? Vielleicht darf ich dich sogar um Hilfe bitten wenn ich mal nicht weiter weiß....? ;-)

Ich berichte euch dann gerne wie's gelaufen ist, wenns soweit ist...

Florian:
Die großen Runden dinger sind Hefen, das längliche Zeug könnten lactobazillen sein ( die kann man auch im Bier finden.. bei größerer Betrachtung müssten die aussehen wie aneinandergekettete Striche) Beides gehört anscheinend auch in einen Wasserkefir, ruhig weitertrinken! :)


Gruß,

Rudi


reblaus

Hallo -
noch eine Ergänzung: Lactobacillus findet sich auch bisweilen in Wein, weil er dort durch eine Milchsäuregärung die Weinsäure in die weniger sauer  schmeckende Milchsäure umwandeln kann und dadurch manche Weine genießbarer macht. Der Kellermeister hat ihn trotzdem nicht gern, weil er auch Nebenprodukte produziert, die an Quark oder Sauerkraut erinnern und mit Kefir aber nicht mit Wein harmonieren. Für den sog. biologischen Säureabbau hat man deshalb gewisse Kokken wie etwa Oenococcus oenos viel lieber!
Gruß
Rolf