Botanik: Knäuel-Binse (Juncus conglomeratus) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, März 01, 2010, 19:00:00 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Hallo zusammen,
Die Binsen (Juncus) sind die namengebende Gattung der Binsengewächse (Juncaceae), die mit weltweit etwa 300 Arten, in Deutschland 29 Arten, verbreitet ist. Kennzeichnendes Merkmal dieser ausdauernden Gräser sind die starren, rundlichen und borstlich zugespitzten Blattspreiten. Diese sind meist hohl oder mit einem schwammartigen, sogenannten Sternparenchym (Durchlüftungsgewebe, Aerenchym) erfüllt, welcher der Versorgung mit Sauerstoff dient. Die röhrigen, mit Mark gefüllten Stängel wachsen starr aufrecht und tragen feine Längsrippenerenchym.

Bild 1

Knäuel-Binse (Juncus conglomeratus)
Bild 2

Illustration

Präparation:
-  Fixierung in AFE I - Gemisch für 12 Stunden
-  Härten in Ethanol 70 %
-  Schnitt mit Reichert Jung Schlittenmikrotom Hn 40, Schnittdicke 20 µm

Färbung:
-  Etzold blau
-  In 100 % Isopropylalkohol sorgfältig entwässern

Einschluss:
-  Euparal

Technik:

-   Nikon Coolpix 995 mit Leitz Periplan 10*/18 Brille M


Beim Schneiden gab es Probleme. Bei einer Schnittdicke unter 20 µm blieb von dem Sternparenchymzellen kaum etwas übrig.
Bild 3

Stängel Querschnitt ,Objektiv 6,3 *,Okular 12,5 *,Optovar 1,6 *  

Bild 4

Sternparenchymzellen im Phasenkontrast
In der Beobachtungsebene liegen meist 6, bisweilen aber auch 5 oder 7 Fortsätze. Man kann an günstigen Stellen einzelne nach unten und oben aus der Ebene herauslaufende , im Umriss etwa kreisförmig erscheinend Fortsätze erkennen.
Bild 5

Sternparenchymzellen im polarisierendem Licht
Referenzen :
Nultsch Wilhelm (1995): Mikroskopisch-Botanisches Praktikum, 10. Auflage,  Thieme Verlag Stuttgart
Wikipedia Die freie Enzyklopädie: http://de.wikipedia.org/wiki/Kn%C3%A4uel-Binse



Herzliche Grüße
Hans-Jürgen






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Gerne per "Du"

Rolf-Dieter Müller

Hallo Herr Koch,

ein schöner und mit seiner Fülle an Informationen auch richtig lesenswerter Beitrag. Mir gefällt er.

Erlauben Sie mir aber noch ein paar Anmerkungen:


  • Zum Härten würde ich 80% Ethanol nehmen. Also, nach dem Fixieren das AFE in 70% Ethanol auswaschen und dann für ca. 24 Stunden in 80% Ethanol härten.
  • Die Binse kann ruhig etwas dicker geschnitten werden, denn umso mehr Sternparenchym verbleibt im Schnitt. Ich meine Klaus Herrmann hat das mal im alten Forum an einem sehr schönen Schnitt gezeigt.
  • Das Rot ist mit Tendenz zur Überfärbung aufgezogen.

Je nachdem welches Etzold Sie verwenden, könnte ich Ihnen noch ein Tipp nachreichen. Zwischenzeitlich gibt es ja schon drei Etzold-Varianten, nämlich Etzold FSA, Etzold FCA und Etzold grün. Je nach Variante sind die darin enthaltenen Farbstoffe verschieden. Ich habe zwar eine Vermutung, aber einfacher ist wenn Sie angeben, welches Etzold Sie verwendet haben.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller

Hans-Jürgen Koch

Hallo Herr Müller,

Danke für die Anmerkungen.
Zum Färben habe ich Etzold-FSA mit den Farbstoffen Fuchsin, Safranin und Astrablau verwendet.

Gruß
Hans-Jürgen

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Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für Deine schöne Dokumentation zur Knäulbinse!

Die Probleme mit dem ausreißenden Mark hatte ich bei meinen Handschnitten vom Papyrusstängel seinerzeit ebenfalls. Wenn das interessante Mark mit seinen Sternzellen komplett erhalten war, war das übrige Gewebe so dick, dass keine schönen Photos mehr möglich waren.

Ah, Du hast mit Etzold FSA gefärbt - aber ich möchte Rolf-Dieter nicht vorgreifen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Rolf-Dieter Müller

Zitat von: Fahrenheit in März 01, 2010, 20:41:04 NACHMITTAGS
...
Ah, Du hast mit Etzold FSA gefärbt - aber ich möchte Rolf-Dieter nicht vorgreifen.
...

Nicht doch Jörg, hättest Du doch antworten können. Jetzt muss ich meine neue Farbserie unterbrechen.

@Herr Koch,

ja, genau Etzold FSA habe ich vermutet. Sie erhalten eine bessere Färbung, wenn Sie den Schnitt vor dem Entwässern differenzieren. Safranin überfärbt nämlich alles und entfalltet nur seine Schönheit, wenn Sie den Schnitt in 70% Ethanol oder besser, in Salzsäurealkohol differenzieren. Die Rezeptur hat Jörg Weiß (Fahrenheit) in einem seiner letzten Beiträge angegeben.

So wie Sie präpariert haben verabeitet man nur Etzold FCA und Etzold grün. Das kann man selbst anmischen, ist aber auch von Klaus Herrmann beziehbar.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller

Klaus Herrmann

Hallo Hans-Jürgen,

die Binse ist ein lohnendes Objekt und sie lässt sich sogar frisch schön schneiden. Hab das mal in der Schule gemacht. Daher auch die Bilder, die ich hier gezeigt hatte.

Problem ist das Arenchym, das sehr attraktiv aussieht, bei richtiger Schnittdicke (kleiner 30 µm) aber schon weitgehend verloren geht, trotzdem werden die Randbereiche dann schon sehr dick!

Nach dem Färben vielleicht etwas mehr differenzieren, ich würde es erst mal mit 70%igem Ethanol versuchen. Mikroskopkontrolle!

Wenn das Etzold von mir ist, dann ist es sicher AFC also Chrysoidin und nicht Safranin. Damit sollte die Differenzierung mit Ethanol eigentlich ganz gut gehen.

Schön die Polaufnahme des Sternparenchyms!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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